Es war ein wolkenverhangener Freitagnachmittag, wie viele andere auch in der sächsischen Hauptstadt. Die Schrecken der fünf zurückliegenden Frühdienste in Folge trug die sachte Brise über der Elbe hinfort, deren Ufer ich entlang flanierte, voller Vorfreude mit einer Spur von Müdigkeit auf das wohlverdiente Wochenende. Die Trümmer der zusammengeklappten Carolabrücke begutachtend in tiefen Gedanken sinnierend schoben sich mir die wichtigen Fragen des Lebens auf... wie es wohl sein musste den Weltfrieden wieder herzustellen... oder einen Traglastenwagen Epoche IV der Firma PMT/Technomodell zu besitzen - was würde wohl eher geschehen? Wahrscheinlich Ersteres bei dieser aussichtslosen Lage... bodenlose Unzufriedenheit unter der wartenden Kundschaft, das Meckertum bis zum Sanktnimmerleinstag, der leergefegte Markt in den Ladengeschäften, die aberwitzig-verrückten Preise im Internet, wenn doch einmal etwas Rares auftaucht - ja, das sind wahrhaftig spannenden Zeiten um ein Modellbahner mit Fabel für H0e-Modelle aus dem Hause Thyrow zu sein!
Ein vertrautes Geräusch riss mich aus dem Grübeln, die Melodie von E.A.S.-CZ, der Klingelton meines Mobiltelefons. Eine bekannte Nummer, der Name eines Kontaktes steht angeschrieben, ich nehme das Gespräch entgegen: "Hallo. Lange nichts mehr von dir gehört."
"Guten Tag.", hallt es aus dem Lautsprecher, "ja, es ist eine Weile her. Ich habe ein Angebot für dich, das du nicht ablehnen kannst."
Die übliche Aufmachung, so kenne ich ihn, dererlei Scherze treibt er zu gerne, meine Skepsis spricht Bände: "Lass hören."
"Die Entscheidung ist endgültig: Ich habe den Stoff."
"Das ist nicht wahr!", entfuhr es mir vor fassungsloser Ungläubigkeit, "sag mir, dass du dir einen makaberen Scherz erlaubst! Du würdest niemals... nein, so weit geht keiner! Nicht einmal du Wahnsinniger!"
"Die Würfel sind gefallen!", verkündete er feierlich, "komm zum Hauptbahnhof, es wird dir nicht zum Schlechten sein!"
* * *
Der Portikus der mächtigen Station erhebt sich vor mir, ehrfürchtig betrete ich das Tor zur weiten Welt. Es herrscht der normale Trubel zu dieser Stunde, alles möchte so rasch wie möglich zur preferierten Destination reisen, fahren, laufen, hasten, sprinten, rollen. Hier wird gedrängelt, da geschubst, dort gemault, beim Bäcker geflucht, so richtig entspannt sind hier die wenigsten, und die zeigen es nicht. Es ist der Einblick in diese Gesamtheit, welcher fasziniert: Ein jeder von ihnen hält seine eigenen Vorstellungen, Wert und Normen inne, alle möchten sie dafür anerkannt werden ihren bescheidenen Beitrag zum Großen und Ganzen zu leisten, und doch sind Lob und Anerkennung rar gesät in der Kälte dieser Welt. Ja, es ist wahrlich einfacher zu kritisieren und zu schimpfen als sich einmal selbst den Spiegel vorzuhalten... ich bedauere solche Leute, sie sind arm dran. Warum sind denn die meisten so unentspannt? Das Leben ist doch eigentlich sehr einfach, und bei vielen Dingen liegt die Kraft in der Ruhe und Geduld... der Blick über den Tellerrand ist ein guter Schritt hin zur Besserung. Sieh nicht alles so eng, respektiere die Meinung des anderen, und du wirst selbst für voll genommen. Inmitten all der Hektik ruhe ich, schweife ab, das tue ich gerne, ein bisschen perplex und unsicher der Dinge, die da kommen mögen, aufgeregt und erwartungsvoll. Hunderte geschäftiger Reisende nehmen nicht fürwahr welch unglaubliche Szene ihnen allen kurz bevorsteht! Er erwartet mich an unserer vertraulichen Stelle, direkt vor der Dönerbude unter den Gleise Eins und Zwei: "Hier ist es."
Feierlich überreicht er mir die verschlossene Pappschachtel, ich kann vor lauter Spannung kaum zufassen, öffne mit zitternden Fingern den Deckel - und da ist er in maßstäblicher Lebensgröße aus Plastik und Metall! "Das ist unglaublich! Wie ist das möglich?"
"Ich habe meinen Fokus verändert, das kommt vor. Meine neue große Liebe gilt nun der KS-Zeit, ich möchte die Strecke von Herrnhut nach Bernstadt originalgetreu nachbauen. Ich liebe diese Linie einfach, sie ist so unbekannt und unscheinbar, ein verborgenes Juwel inmitten einer stillen Landschaft am Ende der Welt. Soll ich dir noch etwas verraten?"
"Wie kann dieses Geschäft denn besser werden, mit Scharfenbergkupplungen vielleicht? Obwohl ich diese ja eigentlich gar nicht unbedingt benötige..."
"Oh nein, ich verdopple den Einsatz!", ein zweiter Karton zaubert sich aus den Untiefen seines Gepäckes, das ist doch nicht die Möglichkeit... doch, ja, gar zwei an der Zahl! "Mhm, ich dachte mir schon das gefällt dir. Nur was die Beheimatung angeht..."
"Die Wagennummer ist mir sowas von völlig egal!", schwöre ich im Brustton der Überzeugung, "was tut sie schon zur Sache! Bei diesem kleinen Maßstab braucht man ohnehin eine Lupe um das recht zu entziffern!"
"Na umso besser...", seine Worte klingen gefährlich, wie eine stille Bedrohung, "es ist, wie es ist. Wir alle schreiten mit der Zeit, und wir alle sind Menschen dabei. Es liegt an uns das zu bleiben."
"Das mit Sicherheit!", ich halte sie in meinen Händen, die Büchsen der Pandora, einer gleich dem anderen im hellen Dunkelgrün, die Bedruckung gestochen scharf, etwas Staub auf dem Dach: "Danke dir, tausend Dank mein Bester. Was schulde ich dir?"
"Das übliche.", lächelt er mild, "ein Bier und eine Bratwurst, so wie wir es stets zu tun pflegen. Und bitte bitte, gern geschehen. Ansonsten, wenn du vielleicht mal irgendwann an den Gaskesselwagen kommst..."
"... wird der selbstverständlich organisiert, das kriegen wir hin! Na los, ab zum Kiosk!"
* * *
In der Prager Straße genießen wir Imbiss und Umtrunk: "Sag mal, woher kommt dein unerwarteter Sinneswandel? Das muss ja schon eine größere Entscheidung gewesen sein!"
"Einfach so!", gesteht er frohen Mutes, "ich habe mich nicht abhalten lassen, ein bisschen um die Ecke geguckt und bin so auf dem Eigen gelandet! Eine tolle Ecke, da solltest du hin!"
"Ja, muss ich wahrscheinlich mal tun...", die Zeit des Abschieds ist bald gekommen, ein zufriedenes "Auf Wiedersehen!", ein jeder zieht seines Weges. Die Dämmerung bricht herein, der Abend ruft, ich gehe nach Hause. Hier sitze ich nun auf meinem Drehstuhl vor der Modelleisenbahn, völlig hingerissen von den unbeschreiblichen Ereignissen der letzten Stunden, sehe und staune. Ein Erinnerungsfoto ist schnell gemacht. Mich weilt die Lust an dieses in einem Eisenbahnforum zu posten, in dem ich schon lange keinen Beitrag mehr verfasst habe... ja, da gibt es auch den passenden Diskussionsfaden dazu!
Mal schauen, was die anderen sagen, auch ohne viele Worte.
Aktuell schönster Neuzugang im Modell (offener Dauer-Thread)
-
-
-
Hallo Malvin,
mal ein kleiner Hinweis, ein zweiachsiger Personenwagen war nicht mit 970-xxx beschriftet, sondern mit 971-xxx ! Wie sagte mir mal ein guter Modellbahnfreund, mit lackieren und beschriften kannst Du das schönste Modell versauen .....
Grüße vom Harzkamel
-
Als Gattung steht deshalb auch KB4 dran, mit KE-Bremse . ..
-
Hallo Harzkamel199,
da ist mir ein Fehler unterlaufen passiert wenn man nicht aufpasst
bin halt ein Mensch keine Maschine.
Sieht doch trotzdem 1000 Mal besser aus als nur ein grüner wagen
.
Das ist was zählt!
Gruß
Melvin
-
Hallo Zusammen,
Letztes Wochenende zur Ausstellung in Gera konnte ich ein sehr schönes Modell ergattern.
Es war nicht nur eine Ausstellungen mit erlesenen tollen Anlagen, sondern auch die angebotenen Waren hatten Topniveau.
Als Händler sollte man da Modellbau Schildhauer, RTS und Modellbauwerkstatt Halle nennen.
Mein Modell habe ich jedoch von einem guten Bekannten angeboten bekommen.
Diese Version der NS 4 passt sehr gut in meine Kleindiesel Sammlung.
Nachdem ich letztens in KüBo eine schwarze NS 4 bekam, lief jetzt die orange Version zu mir über.
-
-
Hallo Jens,
ich Gratuliere zum Erwerb. Schöne Reihe!
Gruß Lutz
-
-
Guten Morgen,
mittlerweile habe ich herausgefunden, dass es mal einen Kleinserien-Umbausatz gab - somit ist das tatsächlich ein Einzelstück. Umso schöner. Das Laufen muss ich ihr noch beibringen, das Getriebe ist ganz gut, aber der Motor ist leider etwas zu laut. Mal schauen, was ich da so finde.
Falls jemand einen Glockenankermotor rumfliegen hat, der nicht mehr 100%ig ist, gerne melden
Viele Grüße,Lenni
-