Hallo zusammen,
ehrlicherweise habe ich auf den Verweis auf Crich schon fast gewartet. Das ist für die dortigen Erfordernisse zweifelsohne eine interessante und praktikable Lösung. Die Konstruktionspläne des Hublifts im dortigen Rekowagen werden aber für die Gothawagen in Woltersdorf nichts nützen… 😉
Davon mal abgesehen, hat der 223 006 den Hublift an genau einer Tür. In Woltersdorf bräuchte man aber eine paarige Ausrüstung beidseitig an der selben Plattform, wegen der wechselnden Bahnsteigseiten. Ob der Einbauraum unter der Plattform und der Platzbedarf der Hubliftanlage das zulassen, keine Ahnung.
Ja, das Filmchen ist ungefähr 50 Sekunden lang. Es zeigt aber auch nicht den kompletten Vorgang. Es fehlt das vorherige Ausklappen des Hublifts und der Zeitbedarf für das Aus- und Einsteigen des Fahrers, so dass man am Ende schätzungsweise bei 1:15-1:30min landen wird. Das klingt nicht viel, aber bei planmäßigen (und in aller Regel auch ausreichenden) Haltezeiten von 20-30s ist das schon eine Menge - zumal es dann ja innerhalb einer Fahrt auch zweimal fällig würde, der mobilitätseingeschränkte Fahrgast möchte ja auch wieder aussteigen. Macht rund 2:30-3:00min. In Fahrtrichtung Rahnsdorf wäre damit schon mal der S-Bahn-Anschluss für die Fahrgäste dieser Fahrt kaum mehr erreichbar.
Und es fragt sich auch, wie stabil und zuverlässig solche Hublifte unter den Einsatzbedingungen eines täglichen Betriebs von Früh bis Spät bei jedem Wetter wären. Das ist doch etwas anderes als der Museumsbetrieb in Crich, wo der Wagen alle paar Tage mal einige Runden dreht. Der Strausberger Tatra T6C5 hatte solche Hublifte, als er aus New Orleans nach Strausberg kam. Die wurden m.W. ziemlich schnell stillgelegt, weil sie einfach zu störanfällig waren.
Und schlussendlich würde selbst eine praktikable Hubliftlösung das Problem nicht lösen, dass die Wagen nicht jünger werden. Selbst wenn sie heute noch mit vertretbarem Aufwand in Gang zu halten sein mögen - wird das in 10 oder 15 Jahren immer noch so sein? Ob aber dann die Randbedingungen immer noch eine Neufahrzeugbeschaffung für diesen Kleinstbetrieb realisierbar erscheinen lassen, wer will das heute wissen? Deshalb wäre es fahrlässig, diese Möglichkeit, wenn sie denn aktuell besteht, nicht zu nutzen.
Gebrauchte NF-Wagen sind leider auch keine Lösung. Wer in die Ausschreibung schaut, sieht, dass die Wagen maximal 15 Meter lang sein dürfen - sicher den beengten Verhältnissen im Betriebshof geschuldet. So etwas, und dann auch noch als Zweirichtungswagen, wird auf dem Gebrauchtmarkt kaum zu finden sein.
Damit wäre auch die hier ebenfalls gestellte Kapazitätsfrage beantwortet. Die Neuwagen werden gar nicht so viel größer als die Gothawagen sein. Und diese leichte Mehrkapazität ist allemal angebracht, wenn man die heute in den Hauptverkehrszeiten schon gut ausgelasteten Wagen sieht und sich überlegt, dass mit der viel zitierten Mobilitätswende noch mehr Fahrgäste in den ÖPNV gelockt werden sollen.
Viele Grüße
Stefan