[H] Die staatliche Waldeisenbahn von Felsőtárkány August 1987

  • Bei unserer ersten Schmalspurexkursion 1983 nach Ungarn, war es uns leider nicht gelungen die Waldeisenbahn von Felsőtárkány zu „erfahren“,

    da es fahrplanmäßig nicht passend war.

    Aber im August 1987 konnte dies nachgeholt werden.

    Diese damals staatliche Waldbahn befindet sich im Norden Ungarns am Fuße des Bükk-Gebirges unweit von der historischen Stadt Eger.

    Dazu ein kleiner historischer Abriss.

    In der Näher des Dorfes Felsőtárkány wurden die ersten Waldbahnen 1915 vom Bistum Eger gegründet. Die am Anfang mit Pferden betriebenen Bahnen hatten die Aufgabe die umliegenden Ortschaften sich einander näher zu bringen. Später von 1920/21 an in der sogenannten Faßfabrikzeit (die Fa. Kromberger Matthias & Co. Wurde vereinigt mit der Wald – und Holzindustrie AG Eger zur Faßfabrik von Felnémet) war eine Erweiterung des Eisenbahnbetriebes zu verzeichnen. I n dieser Zeit wurde die Schmalspurbahn neben der Landstraße zwischen

    Felsőtárkány und Felnémet gebaut, zuerst nur bis Felnémet, später dann ganz bis zum Holzlager von Eger. Der Bau der Waldbahn wurde fortgesetzt entlang in den Waldtälern bis zum Vöröskőtal, mit der Linie von Petres nach Esztárkő und die Seitenlinie bis Határlápá. An die letztere wurde eine Werkbahn mit Pferdebetrieb, die sog. Ringbahn angebunden. Weitere Seitenlinien wurden zum Bervatal 1938 und zum Mellértal 1942 in Betrieb genommen. Im Bervatal zentralisierten sich neue Betriebe wie Steinbrüche und Kalkbrennereinen. Im Jahre 1946 wurde dann der staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Eger der neue Besitzer der Waldeisenbahnen. In den Jahren 1946-49 verringerte sich das Holztransportaufkommen aber der Abtransport des gebrochenen Kalksteines nahm in größerem Maße zu, so dass aus wirtschaftlichen Gründen der Steinbruch auf Drahtseiltransport umgestellt wurde. Das bedeutete, dass der Bahnbetreiber Verluste in Millionen Forint hinnehmen musste. In dieser Zeit wurde aber in Várhegy ein Dolomitsteinbruch mit einer Aufbereitungsanlage erschlossen, an welche sich 1969 eine neue Seitenline anschloss. Bei Inspektionen in den Jahren 1960 und 1976 wurde festgestellt, dass die Strecken veraltet, unwirtschaftlich und teilweise unsicher sind. Daraufhin wurde angeordnet den Verkehr ins Mellértal und nach Barátrét einzustellen. Einzig durch den Steintransport und den noch notwendigen Personenverkehr konnte sich eine Strecke bis 1984 erhalten.

    1985 endete dann endgültig aller Transport und der Verkehr wurde bis auf den zum Glück erhaltenen Touristenbetrieb an den Wochenenden eingestellt.

    (Übersetzt aus einem Ungarischen Prospekt).

    Heute wird die Touristikbahn von der Egererdő zrt betrieben und unterhalten. Sie verkehrt an den Wochenenden 2x von Felsőtárkány nach Stimeczház für Wanderausflüge in das Bükk-Gebirge.

    Hierzu eine kleine Skizze von dem einstigen Streckennetz und was heute noch befahren wird.


    Für den letzten planmäßigen Personenverkehr habe ich in einem ungarischen Kursbuch diesen Fahrplan entdeckt.

    Unser Zug stand noch im Heizhaus und wurde an den Bahnsteig zur Abfahrt vorgezogen.

    Damals existierte noch dieses nostalgische Eingangsschild mit dem Fahrplan auf einer Blechtafel daneben.

    Wie es halt meistens so ist, vor der Abfahrt steht man halt noch auf einen kleinen Plausch zusammen.

    Kurz nach der Ausfahrt neben dem Heizhausgelände verzweigt sich die Strecke mit einem ca. 1 km Stichgleis nach rechts zur Station Felsőtárkány- Sziklaforrás, welche früher weiter führte in das Barát- und das Oldaltal. Diese wird heute auch nicht mehr befahren.

    Ein einfach gehaltener Bahnsteig mit einer Bank und nicht mal ein Stationsschild.

    Gleich danach wird dann die örtliche Hauptstraße, welche durch das Bükkgebirge weiter nach Lillafüred führt, unter Zuhilfenahme der Absperrung durch den Zugführer überquert.

    Ein ganzes Stück hinter dem Ortsausgang führt die Strecke neben einer Landstraße entlang, wobei mir die Beschilderung für den Straßenverkehr Rätsel aufgab.


    Die Endstation Stimeczház endet ebenfalls in einem Stumpfgleis.

    Von hier aus kann man zu Fuß die Berge erwandern, oder gleich mit dem Zug nach kurzem Aufenthalt wieder zurück fahren.

    Während des Aufenthaltes habe ich mal das historische Wagengefährt mal etwas genauer betrachtet.

    Das neue Stationsgebäude befand sich noch in der Bauphase kurz vor der Fertigstellung.

    Die stillen Örtchen waren schon zur Benutzung frei gegeben, aber auch etwas abseits.

    Wir nutzten also nicht den ganzen Aufenthalt bis zum Nachmittag sondern fuhren ebenfalls gleich wieder mit zurück und konnten das Umsetzen der Lok auf der etwas abgelegenen Ausweiche an der Strecke mit auf das Bild bannen. Während an der oberen Weiche der Zugführer noch die Weiche umstellte . . .

    . . . besorgte das die Lok an der unteren Weiche mit ihrem Gewicht, nach Art einer Rückfallweiche.

    Zurück an den Zug musste allerdings der Zugführer das ankuppeln wieder selbst übernehmen.

    Kurz danach begann die Rückfahrt mit weiteren fotografischen Erlebnissen welche gleich im Anhang weiter geht.

    es folgt eine Fortsetzung.

  • Ein paar Bilder von der Strecke bei der Rückfahrt . Mal geht es schnurgerade, mal schlängelt sich die Trasse kurvenreich durch das Waldgebiet.

    Mitten im Wald dann noch eine kleine Vorführung wie Holzkohle hergestellt wird. Hier ist ein Meiler schon fast fertig für den Brennvorgang.

    Das Bükk-Gebirge ist ja überwiegend mit (Bükk)Buchenwald bestanden, also bietet sich dieses Holz bestens zur Herstellung von Holzkohle an. Hier wird ein neuer Meiler eingeschichtet.

    Ein weiterer ist schon fertig geschichtet und dazwischen liegen die abgepackten Holzkohlesäcke. Diese wurden damals ebenfalls mit der Bahn abtransportiert.

    Weiter geht die Fahrt gerade hinunter bis zur Station Egeresvölgy-Varróház.

    Links am Bildrand sind noch die Trasse und ein paar Gleisreste der ehem. Strecke in das Mellér- und Hidegtal.

    Außerhalb von Felsőtárkány befindet sich ein Gleisanschluss in Lagerhalle für die im Wald gebrannte Holzkohle.

    Bei einem Zug gibt es doch immer was hinterher zu winken.

    Nach der Rückkunft in Felsőtárkány bot sich dann die Gelegenheit sich im Depot mal umzuschauen.

    Auf einem Gleis standen noch der abgestellte C 50.

    Neben der zugewachsenen Tankstelle auf einem Nebengleis noch 3 aus alten Zeiten vorhandene Reisezugwagen mit einer C 50 davor.

    Hinter dem Verwaltungsgebäude, stand eben noch so übliches, nicht mehr unbedingt gebrauchtes Fahrzeuggerümpel herum.

    Eine Rarität allerdings war diese Draisine mit Trabantmotorantrieb.

    Danach bin ich den noch vorhandenen Streckenteil in die andere Richtung mal entlang gelaufen und fand die Anschlussweiche an die noch existierende Wagenhalle. Das vom Berg kommende Gleis hatte eine Schutzweiche mit einem Gleisabschluss.

    1987 waren fast alle Gleise zum Wagenschuppen auch noch gut befahren.


    Bei einem späteren besuch 2004 stand das Gebäude noch, aber die Gleise waren schon alle demontiert.

    Und dieses kleine Kerlchen welches uns damals im Depot begegnete wird wohl inzwischen auch im Hundehimmel sein.

    Inzwischen hat sich auch dort vieles getan, freiwillige Helfer sind auch dort zu Gange um die Strecke und die Fahrzeuge zu pflegen. Wenn dann die Möglichkeiten wieder gegeben sind, werde ich dort wieder mal eine Stippvisite machen. Ich hoffe der Beitrag fand gefallen.

    Bis zum nächsten mal. Viele Grüße Rudi.