Liebe Eisenbahnfreunde,
diesmal möchte ich mich dem Bahnbetriebswerk Brandenburg widmen, der Dienststelle in meiner Wahlheimat.
Brandenburg war lange bekannt als Stahlwerkerstadt, aber es ist auch eine Eisenbahnerstadt. Denn im Stadtteil Kirchmöser befand sich das Raw, weitere Bahnspezifische Bereiche und vor 1945 war in Kirchmöser eines der größten deutschen Reichsbahnausbesserungswerke. Und auch heute ist die Bahn mit Forschungsbereichen, dem Weichenwerk, Produzenten von Bahnkomponenten und Arbeitsfahrzeugen dominant in diesem Wirtschaftsbereich.
Die 72.000 Einwohnerstadt ist etwas in grobe Stadtteile gerupft und wird von Havel, Kanälen und sehen voneinander getrennt.
Der kleine Straßenbahnbetrieb gehört seit über 100 Jahren zur Stadt und endlich hatte sich auch die Politik zum Weiterbetrieb bekannt.
Denn die alten KT4D müssen endlich durch Neubaufahrzeuge ersetzt werden.
Ich besuchte Brandenburg ab 1985. In den 80ern war Brandenburg dafür bekannt, dass hier die größte Reko 52er Flotte beheimatet war und auch tüchtig eingesetzt wurde. Brandenburger Loks waren nach Magdeburg-Rothensee, nach Seddin, nach Rathenow, nach Roßlau über Belzig und im Pendelverkehr zw. Brandenburg Hauptbahnhof und Brandenburg Altstadt/ Anschluss Stahlwerk im Einsatz. Sogar Personenzüge gehörten noch bis fast dampfende zum Fahrplan, vor allem in Richtung Rathenow / Neustadt Dosse zogen diese Berufsverkehrszüge oft in Form von Dbv Doppelstockeinheiten.
Das Bahnbetriebswerk Brandenburg war dabei keine große Anlage, es gab einen Betriebsteil am Hauptbahnhof mit einem kleineren Ringlokschuppen und Lokbehandlungsanlagen und es gab den betriebsteil Altstadt, welcher einst zur Städtebahn gehörte, wo auch die Werkstatt zu finden war. Im Betriebsteil Altstadt konnte man nachvollziehen, wie man durch An und Vorbauten die einst bescheidenen Anlagen immer weiter ausbaute. Heute ist hier alles Platt und man findet nichts mehr von den BW Anlagen.
Neben den 52er prägten vor allem 118er beider Bauarten den Bestand des Bahnbetriebswerkes.
Das Dampfende sollte schon 1987 eintreten, aber Brandenburg hatte als Ersatz für die 52.8 nur 110er bekommen, welche in Doppeltraktion (Ponys) eingesetzt werden sollten, aber kein guter Ersatz für die 52er waren. So zog sich das Dampfende lange hin und es wurden Altpersonale kurz vor dem Ruhestand auf die Dampfer gesetzt.
Ein Besuch im Bw Brandenburg zum Zwecke der Eisenbahnfotografie war eher schwierig.
Der Brandenburger Bürger ist eher etwas raubeinig und grob und so wurde unser Ansinnen oft nicht nur abgelehnt, sondern im lauten Ton wurden wir der Lokleitung verwiesen. Zum Glück konnte man an den Bahnsteigen fotografieren bzw. ging man eben heimlich ins Betriebsgelände und lichtete die Lokomotiven ab.
Anfang der 90er Jahre folgte die Elektrifizierung und damit einhergehend wurden die Gleise kräftig durchrationalisiert – sprich reduziert. Die Angebote und Zugziele änderten sich und die Bedeutung als Eisenbahnknoten sank ebenso. Die Bahnbetriebswerke wurden geschlossen.
Auch die lange Zeit als unantastbar geltende Städtebahn war 2004 nun endgültig den Abschnitt Brandenburg – Belzig los. Aktuell gibt es zwar politisch Diskussionen um eine Reaktivierung, da aber zahlreiche Streckenabschnitte in Privat verkauft wurden, hat es kaum Chancen zur Verwirklichung.
Das Bahnhofsgebäude wurde ab 2014 von der Stadt erworben und kräftig umgebaut und ist heute mit Geschäften und einem Reisezentrum ein vorzeigbarer Ort. leider gelang es damals nicht, die Tram Zentralhaltestelle direkt wieder vor das EG zu verlegen, die ehemaligen Verantwortlichen hatten da zu viele Argumente an den Haaren herbeigezogen, dass es nicht gelingen konnte.
Heute hält vor allem das Elektrostahl Werk den Güterverkehr auf hohem Niveau und Brandenburg hat immer noch einen guten Orts- und Anschlussgüterverkehr.
Das Bahnbetriebswerk wird aktuell beräumt und hier soll neben Wohnen auch in den alten Bahngebäuden Gewerbe einziehen.
Lassen wir uns überraschen.
Mit einem Nahgüterzug stampfte 52 8156 aus dem Bahnhof Genthin in Richtung Magdeburg. Die Brandenburger hatten einen ziemlich festen Grandbestand an Lokomotiven. So lange wie hier habe ich selten Stammloks in Bahnbetriebswerken erlebt. leider war der Pflegezustand nicht so super, dass zeigt aber auch, dass noch viel zu fahren war und die Loks echt Arbeit hatten.
Vom Bahnsteig aus konnte man die gepflegten Betriebswerksanlagen sehen und die Loks beobachten. Stand ein Reisezug am gleis 4, dann musste man aus dem Fenster fotografieren. Hier sehen wir eine alte Brandenburgerin, die 52 8171 mit einem Gipfel aus Steinkohle auf dem Tender.
Brandenburg hatte auch mehrere Heizloks im Bestand, hierfür kamen diejenigen Loks zum Einsatz, wo es Defekte am Fahrwerk oder rahmen gab.
Hier wird die verunfallte 52 8127 im Betriebsteil Hbf rangiert.
52 8167 kam lz aus der Altstadt und rollt nun ins Bw Hbf ein.
Auch 52 8182 war eine Brandenburger Stammlok. Der Güterverkehr war dominierend in den Umläufen der Brandenburger Dampfloks, aber vor allem die Schichtzüge nach Premnitz, Kirchmöser bzw. für das Stahlwerk gehörten ebenfalls zum Fahrtenprogramm.
Und wieder eine Stammlok, auch 528181 gehörte gefühlt schon immer zum Bw Bn. Interessant war eine Bildunterschrift im Buch "Reisen mit der Dampfbahn", dass die Brandenburger 52er so häufig Lz auf den Strecken unterwegs waren, weil sie nach "Arbeit" suchten....
Mit einer ordentlichen Fuhre verlässt ein Kesselwagenzug den Bahnhof Belzig mit ziel Roßlau.
In Kirchmöser wurde als Erinnerung an diesen Eisenbahner Ort eine Denkmallok aufgestellt.
Leider ist es keine echte Brandenburger 52er, aber davon gibt es ja noch genügend. 52 8017 war zuletzt in Schöneweide zuhause.
Im Stadtgebiet von Brandenburg findet man das 1911 errichtete alte Straßenbahndepot. Dieses wurde inzwischen an Privat verkauft und wurde vorbildlich restauriert, leider fehlt es noch an Nutzungskonzepten. Die Idee einer Museumsinsel wurde politisch zerredet.
Hier sehen wir den Lowa Museumswagen und einen Gothazug, in der Mitte ein Traktor der Bauart Pionier, welche in Brandenburg produziert wurden.
Die modernisierten KTNF6 bildeten noch heute den Schwerpunkt im Bestand. Hier sind sie an der Zentralhaltestelle am Hauptbahnhof, noch im nichtmodernisrten Zustand.
Für die BUGA 2015 wurde die Zentralhaltestelle erheblich modernisiert. Aber auch der Fahrzeugbestand KT4D und KTNF6 und 4 DUEWAG Triebwagen muss erneuert werden. Mit guten Beziehungen konnte man die Prototypen aus Halle ordern und diese sind seitdem in alten Hallenser Farben im Einsatz.
So sah Brandenburg vor dem großen Umbau aus. Die 118er fuhren mit ihren RB die Vorläuferzüge des heutigen RE 1 in Richtung Potsdam.
Kurz vor der Elektrifizierung gab es nochmals Plandampf, hier 03 1010 bei der Ausfahrt Brandenburg.
Vor dem Lokschuppen des Bw Brandenburg Hbf sonnten sich 1992 eine Gruppe 112er
Auf der anderen Seite der Drehscheibe stand eine Hand voll 118er.
der Güterbahnhof wird durch den in den 50er Jahren errichteten Wasserturm dominiert.
In den 90ern füllten sich die Abstellgleise, hier fand man die überzähligen Fahrzeuge. Einsatzstelle Altstadt
Dort wo früher Heizlok ihren Dienst taten oder auf Ausbesserung warteten, standen arbeitslose 118er
Kurz vor dem langsamen Abbruch der baulichen Anlagen, präsentierte sich die EST Altstadt noch komplett, 2004
heute ist es nicht mehr üblich, Lokomotiven in Betriebswerken abzustellen. Noch immer übernehmen Loks das Pendeln von Zügen für das Stahlwerk. Diese kommen oft von den Ostseehäfen mit schrottbeladen und Ellokbespannung. dann übernimmt eine Diesellok diese Züge. In diesem Fall sind es seit einigen Monaten eine 221. Aber Brandenburg bekommt recht bunten Besuch.