Zeitreise mit der Feldbahn (HFD Feldbahnmuseum Herrenleite, 2013)

  • Ein freundliches Hallo in die Runde,

    mehrfach wurde ich mittlerweile darauf angesprochen, ob ich nicht meine alten Berichte aus dem Feldbahnmuseum Herrenleite wieder sichtbar machen könnte. Der alte Bilderhoster von damals ist längst verschwunden und mit ihm die Bilder. So möchte ich diese Wünsche erfüllen und baue diese Beiträge neu auf. Und wer sie damals noch nicht gesehen hat, freut sich vielleicht ebenfalls darüber.

    Auch lässt sich so gut vergleichen, was seitdem im Museum schon wieder alles geschaffen wurde und was sich verändert hat.

    Zuerst geht es um eine Film-/Fotoaktion aus dem Oktober 2013, die aus zwei Hauptthemen bestand: Kies mit Ns2f und Blechkisten mit UNIO LDI-45N (folgt später).

    Wir begeben uns auf 600 mm Spurweite in die Welt der Feldbahnen. Mit Ausnahme weniger Betriebe sind diese einst so verbreiteten Bahnen heute größtenteils nur noch im Museum zu bestaunen. Eines der schönsten ist für mich das Feldbahnmuseum Herrenleite (bei Pirna). Hier findet man keine "sterile Vitrinensammlung". Ganz im Gegenteil, man will dem Besucher die Atmosphäre des einst nicht geschonten, sondern eher geschundenen Betriebsmittels näherbringen. Dazu gehören u. a. Fahrzeuge im letzten Einsatzzustand, genauso wie Gegenstände aus dem Umfeld der einstigen Betriebe.

    Die neugebauten Gleisanlagen fügen sich harmonisch in das Areal des früheren Mineralölwerkes ein. Alles macht den Eindruck eines planmäßig genutzten, funktionierenden Feldbahnbetriebes.

    Im Oktober 2013 fanden in dem Gelände Filmarbeiten statt. Dabei waren auch ein paar Nebenfotos möglich.

    Besonderer Dank gilt allen an der Organisation und Durchführung beteiligten Vereinsmitglieder!

    Weitere Informationen zum Museum finden sich hier: LINK

    Doch nun genug der Vorrede. Begeben wir uns ein wenig auf Zeitreise...

    Am Morgen erscheint der Bremser mit seinem Trabant 500 auf Arbeit. In einem so überschaubaren Betrieb kennt man sich, der Pförtner läßt ihn freundlich grüßend passieren.


    Aufgrund der herbstlichen Streckenverhältnisse geht zunächst eine Ns1b (260053/1958, ex. Dresden Lockwitz) auf "Sandfahrt". Weichen umlegen ist auch eine Art Morgensport...


    Der Lokführer genießt den herrlichen Morgen. Bei solchem Wetter macht auch die Arbeit auf dem "Cabrio" Spaß. Streß sieht irgendwie anders aus... Die Boxhandschuhe an der Lok sind somit nicht zur Frustbewältigung gedacht und werden dem Vernehmen nach auch nicht gegen das Fotoverbot mißachtende "Werksspione" eingesetzt. :hot:


    Im Lokschuppen wird derweil an der nächsten Lok gewerkelt. Ns2f 248529/1954 verbrachte - wie auch der Lokschuppen - ihre Dienstzeit in Demitz-Thumitz


    Doch es gibt Probleme: Die Batterie ist tot! Aber Hilfe naht. Ist der Handwagen damit ein Akku-Fahrzeug? :lol:


    Die Starthilfe hat funktioniert. Die Ns2f rollt aus dem Lokschuppen und macht sich auf den Weg zur Arbeit in den oberen Bruch. Bemerkenswert sind sowohl der authentische Zustand der Lok als auch die improvisierte Holztür. Der originale Führerstand der frühen Ns2f-Auslieferungen war sehr zugig, so daß in vielen Betrieben an einer Abhilfe gebastelt wurde. Spätere Serien erhielten kleinere Seitenöffnungen, das Problem wurde aber erst mit dem geschlossenen Führerhaus der Ns2h behoben.


    Ns2f und Kipploren - so sah es auf vielen Feldbahnen der DDR aus. Es ist kaum zu glauben, daß das Foto im Jahre 2013 entstanden ist!


    Der Kiesvollzug wird umrangiert, da das Material zur Stabilisierung des Oberbaus genutzt werden soll.


    Eine Länge --- h a l b e --- HALT!!!


    Auch unser Bericht macht erst einmal eine kleine Pause, da das Werkzeug zum Entladen der Loren noch nicht da ist.

    Viele Grüße, Jörg

  • Herzlich willkommen zur Fortsetzung!

    Nach Eintreffen der Ns1b mit der Werkzeuglore kann der Kies abgekippt werden.


    Die Loren werden langsam vorgezogen. Dabei wird das noch in den Kippmulden verbliebene Ladegut herausgekratzt.


    Danach kann der Kies zur Stabilisierung des Gleisbettes breitgezogen werden.


    Nach soviel Arbeit ist erst einmal eine kleine Stärkung nötig. Zur Mittagspause im Bruch lassen sich die Arbeiter ihr Coschützer Pilsner schmecken. Wenn das der Chef sieht...


    ...dann raucht es im Karton, äh in der Lore! Die Dampfschwaden deuten darauf hin, daß es im Verlauf des schönen Herbsttages deutlich wärmer geworden ist.


    Die schönste Mittagspause geht einmal zu Ende. Doch wie man am "Akku-Wagen" am linken Bildrand sieht, wollte auch die Ns2f noch nicht weiterarbeiten. Es war wieder einmal Starthilfe für die schwache Batterie notwendig.


    Der Bagger der Bauart T 174-2 wartet derweil bereits an der Beladestelle. Wie auch die Ns2f waren die T 174 weit verbreitete Standardfahrzeuge in der DDR. Der T 174-2 verfügt im Gegensatz zu seinen Vorgängern bereits über eine hydraulische Abstützung.


    Das Kippen der Loren ist immer wieder eine spannende Angelegenheit, bei der sich die entlastete Seite des Fahrgestells deutlich vom Gleis heben kann. Dank der Verbindung zu den anderen Wagen ist ein Umkippen der Lore aber selten. Um dies sicher zu verhindern, stellt sich das Personal z. T. auch auf das Fahrgestell. In einigen Betrieben konnte man an der (regelmäßigen) Entladestelle auch eine Sperre aufklappen, die die entlastete Fahrwerkseite am Aufsteigen hinderte. Feldbahnmaterial musste robust sein...


    Viele Grüße, Jörg

  • Ein freundliches Hallo in die Runde,

    hier gibt es den nächsten wiederhergestellten alten Bericht aus dem Feldbahnmuseum Herrenleite.

    Am frühen Morgen, als das Sonnenlicht noch kaum den Talgrund erreicht, hobelt eine Unio LDI-45N über das Gelände.


    Die aus Rumänien importierte Baureihe erfreute sich in den meisten Betrieben keiner sonderlichen Beliebtheit. Neben ihren technischen "Eigenheiten" trug dazu auch die Entgleisungsfreudigkeit auf der häufig schlechten Feldbahngleislage bei. Daran schuld war der lange Überhang (oder die nicht zur Lok passende Gleislage - je nach Sichtweise). Man sieht der langen und sehr schmalen Konstruktion ihre Ableitung aus einer Grubenlok an.


    Auf dem folgenden Bild ist die sehr schmale Bauweise besonders gut zu erkennen.


    Auch im direkten Vergleich zur Ns2f wird dies deutlich. In der Herrenleite funktioniert die LDI-45N zuverlässig (die Gleislage ist ja auch gut) und sie ist recht beliebt. Mit ihren 45 PS Motorleistung macht sie sich häufig im innerbetrieblichen Verschub oder vor den Besucherzügen nützlich.


    Der Herbst bietet dem Fotografen förmlich an, mit Gegenlicht, Streiflicht, Farben und Stimmungen zu spielen. Der Zug wird im bunten Herbstlaub schon fast zur Nebensache.

    Die Lok (F.-Nr. 1481/1980) war früher beim Kalkwerk Ludwigsdorf (bei Görlitz) im Einsatz. Die Strecke führte am Normalspurbahnhof Charlottenhof entlang.


    Am Haken hat die Lok vierachsige Stirnbordwagen. Sie stammen ebenfalls aus dem Ludwigsdorfer Kalkwerk. Wir können somit eine sehr stimmige Zuggarnitur beobachten. Ich muß zugeben, daß die LDI-45N früher nie zu meinen Lieblingsmaschinen gezählt hat. Aber vor den langen Wagen und im zur Lokfarbe passenden Herbst gefällt sie mir mittlerweile immer besser...


    Die Stirnbordwagen werden mit Hilfe eines fast schon "fossilen" Gabelstaplers der Bauart DFG 1 RS 09 mit Blechkisten beladen. Die Werkatmosphäre ist genial...


    Der Gabelstapler ist mit seinem großen Raddurchmesser hervorragend geländegängig und trotzdem sehr wendig. Das macht ihn zum idealen Fahrzeug auf dem Gelände.

    Früher fuhr auf den Wagen der in Säcken verpackte Kalk zur DR-Verladung in Charlottenhof. Falls also jemand noch ausreichende Mengen an zeitgenössischer Sackware für die Beladung finden sollte...


    Aber auch die Blechkisten machen auf dem Zug eine gute Figur. Mit diesem Motiv in der langsam untergehenden Sonne verabschieden wir uns aus der Herrenleite.


    Der Tag hat viel Spaß gemacht. Danke noch einmal an alle Beteiligten!

    Auch im "Normalprogramm" ist das Feldbahnmuseum in jedem Fall einen Besuch wert. Informationen finden sich unter LINK oder auch im Gesichtsbuch: LINK.

    (Demnächst stelle ich auch die Beiträge aus dem Jahr 2014 wieder her.)

    Viele Grüße, Jörg

    Admin: Themen zusammengeführt

    Einmal editiert, zuletzt von 99 3312 (13. Juli 2021 um 13:27)

  • Hallo Jörg,

    das sind ja traumhaft schöne Bilder. Die Laubfärbung ist wirklich herrlich. Vielleicht schaffe ich es irgendwann mal, auch an so einer Veranstaltung teilzunehmen. Wenn es nur nicht sooo weit wäre ...

    Viele Grüße

    Toralf

  • Hallo Jörg,

    da machst du einem ganz schön den Mund wässrig mit diesen wunderschönen Impressionen. Wenn man dann dazu schon in den Genuss deiner "Bewegtbilder" gekommen ist, was will man mehr :)

    VG Martin

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