Die Selketalbahn vor einigen Jahren.....

  • Hallo Tobias und Armin,

    danke Euch für Eure Antworten, für die Literaturrecherche und die grandiosen weiteren Bilder. Hatte auch schon überlegt, mal die Literatur zu Rate zu ziehen und kam nur noch nicht dazu - vielleicht am Wochenende. Wobei die hier vorliegenden Bücher wahrscheinlich in diesem Punkt ohnehin nicht so ins Detail gehen wie Dirk Endisch. Und was Du da recherchiert hast, Armin, beantwortet ja schon fast alle Fragen. 😃

    An den wunderbaren Selketalbildern aus dieser Epoche kann ich mich einfach nicht sattsehen. Wahnsinn! 😇

    Die herrlichen Altbaugarnituren, die Mallets und auch einfach das Flair des Betriebs von damals… Und die heute relativ „freigeräumte“ S-Kurve oberhalb von Haferfeld gefällt mir zwar durchaus auch als Fotomotiv, aber mit dem blühenden Weißdornbusch und den Zaunfragmenten sieht es sehr reizvoll aus.

    Toll, dass man hier solche Genüsse und auch noch die interessanten Informationen dazu geboten bekommt. An die 6102 habe ich von damals leider keine sehr konkreten Erinnerungen (ich war 7!), bin mir aber sehr sicher, dass sie während meines ersten Urlaubsbesuchs im Selketal gefahren sein muss, denn außer der 6001 hatte ich 1985 noch eine weitere Maschine im Einsatz erlebt, jedoch die Mallets mit ihrer sehr markanten Erscheinung definitiv erst beim zweiten Mal 1986 bewusst wahrgenommen. Erst später wurde mir klar, dass die zweite Lok im 1985er-Urlaub die 6102 gewesen sein muss. Umso mehr freute ich mich, sie später nach ihrer Reaktivierung einige Male im Sonderzug- und auch im Plandienst erleben zu können.

    Die bestens gepflegte und verzierte Reko-50er in der Ausfahrt Gernrode ist übrigens auch ein Knüller, neben all den schönen Schmalspurmotiven.

    Beste Grüße aus Berlin

    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)

  • Ja. klar... die Selketalbahn war immer etwas besonderes, eben weil sie abseits der großen Verkehrs- und Touristenströme lag, vor allem, als die Lücke zwischen Stiege und Strassberg noch nicht geschlossen war. Das war wirklich Bimmelbahn der alten Zeit.

    Ich war 1979 zum ersten Mal dort.

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    Dort in Alexisbad sah ich die Mallets zum ersten Mal.

    die 99 5901 im alten Outfit...

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    Die 5902 noch im Reichsbahn-Look

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    sie fuhr dann aus, Richtung Straßberg.

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    In Straßberg war damals die Welt noch zu Ende.

    Ich nutzte dort die Gelegenheit und tat damals etwas vermutlich gar nicht Erlaubtes: Ich drückte dem Ehemann meiner Cousine den Autoschlüssel in die Hand und schickte sie allein nach Alexisbad zurück...

    Und ich besorgte mir eine Mitfahrgelegenheit im GmP:

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    der sich dann weiter Richtung Gernrode verdrückte.

    Als ich 1988, neun Jahre später, nach dem Rechten schaute, sah vieles anders aus: Die geschlossene Lücke ließ auch Neubauloks auf die Selketal gelangen, hier auf der Zweigstrecke nach Harzgerode:

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    Es gab verstärkt Güterverkehr:

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    vor allem über die originelle Wendeschleife in Stiege gewendet:

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    Daneben aber auch Mallets im Personenzugdienst:

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    Es war noch immer eindrucksvoll, wenn auch schon wieder etwas anders...

    Seither habe ich noch zweimal Kurzurlaube in Alexisbad gemacht. Es war immer noch was vom alten Charme zu spüren, aber Nostalgie ist eben auch nicht mehr das, was es mal war...

    Ein Betrieb wie damals wäre heute nicht mehr machbar und aus ökonomischer, wie ökologischer Sicht und nicht zuletzt mit Rücksicht auf die Arbeitsbedingungen auch gar nicht mehr wünschenswert. Aber, die Erinnerung, die dürfen wir pflegen. Gerne auch mal mit echtem Dampf um die Nase.

    Das, gerade in Verbindung mit schönen, noch relativ unberührten Landschaft, macht den besonderen Reiz aus.

    Hoffen wir, dass man die Chancen sieht.

    Einmal editiert, zuletzt von opus (24. Juli 2021 um 16:11) aus folgendem Grund: Ortsangabe korrigiert

  • Guten Abend,

    da sind ja tolle Zeitzeugen zusammen gekommen, vielen Dank dafür!

    Anzumerken wäre noch,ich hoffe, ich liege richtig, noch folgendes zu dem Bild in # 1 Eisfelder Talmühle.

    Dort sind drei Züge scheinbar nach Nordhausen unterwegs, was natürlich nicht hinhaut. Auf Gleis 2 steht der Zug Lrv 14412 Eisfelder Talmühle, der gleich nach Nordhausen starten wird und vor dem 14401 auf Gleis 1 fährt. Er ist praktisch die Rückleistung des 14412 Nordhausen-Eisfelder Talmühle, der z. Bsp im Fahrplan 1985/86 den Zubringer aus Richtung Nordhausen zum Anschluss nach Gernrode darstellte und zwar Sa+S und im Juli und August täglich!.

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    Nach dem Umsetzen der Lok ging es sofort zurück und zwar ohne Halt (Lrv), die Kollegen aus Hasselfelde hatten diese Leistung zu fahren und da ich dort auch mitfahren durfte, war es etwas gewöhnungsbedürftig, in Ilfeld zum Beispiel von Fdl Stralla am Bahnsteig stehend die "Fliegenklatsche" gezeigt zu bekommen, sobald man über die Weichen am Lokschuppen donnerte.Dort wartete dann auch der 67792 auf unsere Durchfahrt. # 1,Bild 1 ! Der 14401 folgte sozusagen auf dem Fuße und na klar, ganz rechts steht der grad angekommenen 14431 aus Gernrode, der nach dem Umsetzen, wieder zurück über Hasselfelde fuhr.

    # 28: Bild mit doppelt bespannten Güterzug in Eisfelder Talmühle, das ist der 67792, bis Stiege mit Vorspann morgens gegen 09:30, siehe Sonnenstand/Schatten. Die vordere Lok steht schon in der Abzweigweiche nach Stiege, die Zuglok genießt noch einen anständigen Schluck, denn ab Unterberg bis Birkenmoor wurde es ernst.

    #45: Die 99 5901 bekam 1974 zum Jubiläum "75 Jahre Harzquerbahn" (ohne Brocken) ein grünes "Kleid" übergezogen im " historisierenden " Grün mit Verzierungen und wurde so vor dem damaligen historischen Zug 4 Wochen lang auf der Harzquerbahn eingesetzt. So war sie lange Zeit mit dem Traditionszug zwischen Wernigerode und Benneckenstein unterwegs, da dieser Zug an den FDGB verchartert war.

    Ich glaube, erst nach dem missglückten Freiflug von Harzgerode bekam sie wieder die DR-Farben Schwarz und Rot, nachdem sie in Görlitz in der Klinik war.

    Ich hoffe, meine Erinnerungen haben mich nicht im Stich gelassen.

    Euch ein schönes Wochenende

    Grüße Winfried

    Buchfahrplan: eigene Sammlung

    Hallo , ich erlaube mir mal, die Antwort vom ex-Dresdner und mir hier einfach um zukopieren.

    Hallo Winfried,

    danke für Deine sehr interessanten Ausführungen. Herrlich, Deine Schilderung von der Lr-Leistung. 😃 Könnte es sein, dass Du diese Antwort eigentlich in den Selketalbahn-Beitragsbaum einfügen wolltest, weil sie sich auf die Fotos von Thomas bezieht?

    Inhaltlich noch eine Frage: Bist Du sicher, dass die 99 5901 nach ihrem Unfall auf der Harzgeröder Strecke noch einmal schwarz lackiert wurde? Aus der Literatur hatte ich es bisher so wahrgenommen, dass 1974 zuerst die 99 5903 grün wurde (wahrscheinlich weil sie als einzige noch den originalen Schornstein hat?), dann später die 99 5901 hinzukam (1979?, eventuell nach der Unfallreparatur?) und beide dann bis nach der Wende durchgehend grün blieben, nur mit wechselnden Grüntönen und Verzierungen. Es gibt ja von beiden Maschinen auch aus den 1980er-Jahren Fotos in grün, und zumindest die 5903 habe ich damals auch selbst so erlebt.

    Viele Grüße,

    Stefan

    PS - @Admins: Mein Beitrag kann gerne in den Selketalbahnthread (mit-)verschoben werden, falls es von Winfried so gedacht war. 🙃



    Die „dienstälteren“ Forumsnutzer erinnern sich möglicherweise noch dunkel an mich, seit einigen Jahren vor allem stummer Leser hier... ;)


    Guten Abend ex-Dresdner, da stand wohl eine geistige Weiche falsch bei mir,Danke für den Hinweis. Ja, da passt es wohl thematisch besser hin, liebe Admins, also bitte verschieben.Danke.

    Mit der Farbgebung könntest Du recht haben, das weiß ich nicht mehr genau, war eben öfter im Selketal zu dieser Zeit

    Winfried

  • N‘Ahmd,

    danke an Reiner für die weitere Recherche zum Neubaulokeinsatz im Selketal und an Wolfgang für den Bilderreigen. Schön, dass hier so viele Nutzer in ihren Archiven kramen und uns an den Raritäten teilhaben lassen. 😃

    Viele Grüße

    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)

  • Ich hab mein Beitrag Nr.31 noch mal editiert.

    Danke, dass du nochmal nachgeschaut hast. In Jörg Bauers* "100 Jahre Harzquer- und Brockenbahn" stehts ebenfalls ganz genauso.


    *Der heute als rüstiger Rentner auch zum Bahnhofsfest "30 Jahre FK Selketalbahn" in Gernrode vorbei geschaut hat. :)

  • Herzlichen Dank auch von mir für das Einstellen dieser vielen sehenswerten Bilder insbesondere auch vom Güterverkehr im oberen Bereich der Selketalbahn! Aber auch die textlichen Ergänzungen und Anekdoten fand ich informativ und habe sie gerne gelesen!

    [...] Achso, der Anschluss ans Heizwerk, der Grund für den Wiederaufbau des fehlenden Zwischenstücks. Ja, davon gibts auffallend wenig Fotos, auch in der Literatur kaum welche. Haben sich wohl nur wenige getraut, dort zu fotografieren. [...]

    Auch wenn die Bilder selten sind, so gibt es sie zumindest. Aber wie sieht es den z.B. mit Fotos von der Bedienung des Sägewerks in Hasselfelde aus und für die Harzquerbahn mit dem Bremsenwerk in Benneckenstein? Und da sind noch mehr! Zu dem Ersten gab es vor Jahrzehnten hier im Forum mal eines zu sehen.

  • Guten Tag,

    für das Sägewerk ehemals Buchholz in Hasselfelde könnte ich ein wenig helfen.

    Am 22.03.1985 kam hier grad die Bedienfahrt vom Anschluss Buchholz herunter gefahren. Der W 50 dahinter befährt grad den Bahnübergang, der bei Fahrten von und ins Sägewerk von einer Mitarbeiterin per Fahne gesichert werden musste. Dieses kurze, aber mit 4 % steile Stück auf etwa 400 m in einem Viertelkreis nach rechts veraufend endete recht abrupt am oberen Bahnhübergang, der schon waagrecht verlief und dann stand nur noch ein Lattenzaun (eventuell) und etwa 3,5 Wagenlängen bis zum Gleisende bevor, das an drei Seiten von wuchtigen Betonmauern umgeben, und ein garantiert einmaliges Ende einer Rangierfahrt markierte. Als Schaffner auf den Nordhäuser Güterzügen hatte man seinen Platz auf dem Rangierertritt des ersten aufgerollten Regelspurwagen und somit den besten und aussichtsreichsten Platz der ganzen Besatzung. Mit dem Lokführer optisch direkt verbunden, hieß es Nerven bewahren, ich erinnere mich an meine erste Bedienungsfahrt allein da vorn drauf, was mir da alles durch den Kopf ging....

    Gestartet wurde im Bahnhof, mäßigen Schrittes ging es zum ersten BÜ, die Dame mit Fahne gab ein Zeichen, alles frei, der Meister schob den Regler auf und mit anständiger Beschleunigung ging es in den engen 65-m-Bogen und die Steigung. Vorher hatten die Bahnhofsmitarbeiter, zumindest einer davon, drei Gleissperren ab zulegen, da musste man schon vorallem bei der mittleren, ein Auge drauf haben. Direkt werksseitig des Tores war die 3. Gleissperre angelegt, bis kurz davor schob die Lok die Fuhre mit gutem Tempo nach oben, der Regler wurde geschlossen und sofort gebremst, die beiden Kollegen des Werkes an den beiden Torflügel nahmen stramme Haltung an(vermutlich liefen Wetten, hält der Meister rechtzeitig oder doch nicht), ich hatte vor dem Tor ab zuspringen und dem Meister die verbleibenden Längen an zuzeigen. 3 aufgerollte Regelspur-E-Wagen passten genau in den Stummel. Gleissperre auflegen und verschließen, Lok abkuppeln, damals noch Vakuumschlauch und die Kuppelstange aushängen, drauf auf den Rangierertritt der Lok und der Schwerkraft folgend runter in den Bahnhof, das u.Umständen zweimal, erst Vollwagen abholen und Leerwagen aus dem BHG-Anschluss ins Sägewerk bringen.

    Die tollste Ladestelle befand sich unterhalb des oberen BÜs mitten im Gefälle. Auf dem zweiten Fotos ist rechts ein Betonfundament angeschnitten. Dort war ein wenigstens 5 cm dickes Stahlseil befestigt, das andere Ende bestand aus einer etwa halbmeter langen Schlaufe, die neben dem Geis lag. Diese Ladestelle habe ich 4x bedient, da fuhr sogar der Zugführer mit und schaute, das alles seinen Gang ging. Der zu beladene aufgerollte E-Wagen wurde von der Lok wie gehabt in die Steigung geschoben, bis er hinter der mittleren Gleissperre stand. Am hinteren Ende des Rollwagens wurde nun das Stahlseil mit dem Bolzen in der Trichterkupplung fixiert und gesichert. War das erledigt, ließ der Lokführer ganz langsam die Lok und den Rollwagen abwärts rollen, Stück für Stück, bis das Stahlseil wie eine Gitarrenseite gestrafft war. Auch hier war es sehr wichtig, die Entfernung dem Lokfüher zu zurufen, er musste sofort anhalten.Ein klein wenig nach rückwärts aufgedrückt, der Bolzen gab (eventuell nach mehreren Versuchen) die Kuppelstange frei, wurde vom Zugführer die Handbremses des Rollwagens fest angezogen (deren Betriebstauglichkeit schon morgens in Nordhausen vom zuständigen Wagenmeister höchst dero selbst überprüft wurde!!), die Gleissperre wurde aufgelegt und so verschlossen und ab in den Bahnhof zu neuen Taten. Die Abholung verlief natürlich umgekehrt und alle waren froh, wenn sich bei Stellen des Wagens derselbe nicht die Verfolgung aufnehmen wollte. Seit diesen Tagen weiß ich, das solche Stahltrossen mit gutem Gewicht belastet durchaus anfangen können, singende Geräusche von sich zu geben.

    Auf dem oberen Bild diese Ladestelle mal mit Abstand, man sieht das Stück Führungsschwelle links im Gleis, gegenüber die aufgelegte Gleissperre, das Tor zum Platz, wo die Holzkisten gestapelt wurden und der Lichtmast mit den 3 Lampen, dahinter nochmal eine weitere Beleuchtung.

    Zum Schluß nochmal ein Blick von unten in die Steigung, eine Rangierabteilung kommt gerade die Steigung in Richtung Bahnhof Hasselfelde herab gerollt.

    Nun ist zumindest in diese Anschlussbedienung etwas Licht gefallen.

    Einen angenehmen Restsonntag Winfried