Putbus im Jahr 2006

  • Hallo Bimmelbahnfreunde,

    Korrigiert, jetzt sollten die Fotos zu sehen sein.

    Ende Oktober 2006 verbrachte ich eine Woche Urlaub auf Rügen und natürlich mußte auch dem Rasenden Roland ein Besuch abgestattet werden. Im Bhf Putbus standen reichlich Fahrzeuge die ich hier zeigen möchte.

    Beginnen wir mit 99 4603, Eine Bt-n2 , 1935 gebaut von Henschel. 2005 wurde sie in Rumänien umgebaut und in Details an die ehemalige Henschel 11347/ 1912 - DR "99 4603" angeglichen.

    Seit 2015 steht sie in Magdeburgerforth.


    Unmittelbar davor stand ein D-Kuppler, gebaut in Resita (Reschitza) Rumänien. Es handelt sich um eine ehem. Waldbahnlokomotive der CFF,Baujahr 1954. 2014 kehrte sie in ihre Heimat zurück und wird bei der "Wusch" nahe Sibiu eingesetzt.


    99 4802 1938 von Henschel für die Kleinbahn Jerichower Land gebaut, kam nach Einstellung des dortigen Betriebes nach Rügen. Sie mußte mehrere Umbauten über sich ergehen lassen, mal mit, mal ohne Vorlaufachse.

    53 Mh alias 99 4633, 1925 von Vulcan in Stettin gebaut, stand ebenfalls kalt in der Reihe. Sie erhielt ab 2019 eine HU und steht seit Oktober 2020 wieder im Einsatz

    Die "Nicki-Frank-S" hat auch ein bewegtes Leben hinter sich. Sie ist eine HF 110-C und heute bei der Dampf Kleinbahn Mühlenstrotht zu Hause.

    Rahmen der "Aquarius C"

    Der dazu gehörige Tender. Sie ist eine Heeresfeldbahnlokomotive, gebaut von Borsig 1939 und kann ebenfalls auf eine wechselhafte Geschichte zurück blicken.

    2016 wurde sie an den Club 760 nach Österreich verkauft und verkehrt nun als Nr 22 auf der Taurach Bahn .

    Ich gehe davon aus, dass dies der Kessel dazu ist.

    Dies dürften die Achsen dazu sein.

    An 99 4801 standen Arbeiten in der Rauchkammer an.


    Wenn gewünscht, gibt es noch ein Teil 2 dazu.

    Grüße, Mike.

    Einmal editiert, zuletzt von MHY (19. September 2021 um 19:25)

  • Hallo Mike,

    die in Hauptbaugruppen zerlegte Aquarius C zeigt mal ein interessantes Detail. Im drittletzten Foto sind die 2 Hohlachsen schön zu sehen. Obwohl die Achse selbst starr bleibt, kann sich Radsatz radial einstellen. Ich tippe mal auf die Bauart Klien- Lindner, die in Sachsen in Normalspur- und Schmalspurlokomotiven Verwendung fanden. Auf einen zweiten Teil darf man gespannt sein.

    MfG

    Helmut

  • Wie angekündigt hier nunTeil 2

    Bleiben wir noch in Putbus

    hier ein weiteres Foto der Achsen und der Kuppelstangen

    Rauchkammer von 99 4632-8

    Sie verweilte im Schuppen

    99 784 stand ohne Treibstangen da.

    Kö 6003 hatte derweil 99 4801 umrangiert

    99 4652 stand im Nördlichen Bahnhofsvorfeld mit dem Museumszug

    V 51 901 machte wohl Pause

    auch an Wagen KB 970-811 standen Arbeiten an

    Für eine Kleinbahn ein imposanter Anblick

    Ausfahrt 99 782 mit dem Regelzug nach Göhren

    99 783 hat Göhren erreicht und wird zum umsetzen abgekuppelt.

    Vielleicht erkennt sich der flinke Eisenbahner ja...

  • Hallo Mike,

    Sehr schöne Bilder hast du uns da jetzt gezeigt. Das ist mittlerweile auch schon wieder historisch, obwohl es noch nicht lange her ist. Eine vergangene Epoche des Rasenden Roland's könnte man sagen. Interessant, wie es damals dort aussah und welche Loks dort so zu sehen waren.

    Auffällig ist auch die Menge an abgestellten Loks auf dem "Rand". Damals war sicherlich zu dem Zeitpunkt bei der RüKB nicht mehr alles in Butter. Vielleicht kann der flinke Eisenbahner Dampfachim etwas zur damaligen Loksituation auf Rügen sagen, sofern er das nicht schon früher in einem anderen Thread getan hat.

    MfG, Philipp

    MfG, Philipp

  • Hallo Mike,

    vielen Dank für die vielen Fotos aus einer scheinbar so fernen Zeit. Da bin ich Dir ja tatsächlich auch noch durch's Bild gehuscht.

    Philipp: Vermutlich habe ich die Loksituation damals ausführlich geschildert, aber ich suche jetzt nicht danach.

    Darum wiederhole ich es einfach noch einmal.

    Die Situation 2006 war schon einmal eine völlig andere. Vom 1.1.1996 - 31.12.2007 war die Rügensche Kleinbahn GmbH & Co KG Betreiber des Rasenden Roland. Sie gehörte von ihrer Gründung 1995 bis zum 10.3.2004 und dann nochmals von 21.5. - 30.11.2004 zur Unternehmensgruppe van Engelen, der auch die ziemlich bekannte "Karsdorfer Eisenbahn GmbH KEG", die kleine Eisenbahn-Reparaturfirma "Mainische Feldbahn" und "Waggonbau Brüninghaus" gehörte. Die RüKB war dabei eine Schwesterfirma innerhalb dieser Unternehmensgruppe und daher de jure von der Insolvenz der KEG nicht betroffen. Gleichwohl hatte der Geschäftsführer Bernhard van Engelen zur Finanzierung der Verluste der KEG immer mehr Geld der RüKB verwendet, so dass die Kleinbahn mit hohen Außenständen ebenfalls am Rande der Insolvenz stand.

    Am 10.3. verkaufte van Engelen seine sämtlichen Geschäftsanteile (100 %) an Ludger Guttwein bzw. seine Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Rügen. Es begannen desaströse Wochen für den Rasenden Roland mit Streckensperrung, vorbereiteten Kündigungen (die allerdings nicht ausgesprochen wurden) fast aller Mitarbeiter und der Umsetzung zweier Lokomotiven ins Betriebsgelände Guttweins nach Prora. Auf Druck aus Politik und der Belegschaft wickelte van Engelen den im März geschlossenen Kaufvertrag am 21.5.2004 zurück ab, was zwar erst einmal einen Betrieb der Bahn über den Sommer 2004 ermöglichte, an der finanziellen Schieflage des Unternehmens aber kaum etwas änderte.

    Im Herbst 2004 wurden die Finanzen wiederum unbeherrschbar, zumal das Land Mecklenburg-Vorpommern nach nicht erfolgreichen Versuchen, van Engelen zu mehr Transparenz zu bewegen, ab September begann, zurückzuzahlende Fördermittel (eine Baumaßnahme war zwar gefördert worden, aber nie begonnen worden) mit den monatlichen Abschlägen aus dem Verkehrsvertrag zu verrechnen.

    Am 30.11.2004 verkaufte Bernhard van Engelen nun ein zweites Mal in diesem Jahr seine Firma. Diesmal an Hermann Schöntag, der einerseits ein Bauunternehmen führte, andererseits in der Bahnszene als ehemaliger Betreiber des Öchsle bekannt war und zu dieser Zeit mit seinem Modelleisenbahner-Verlag Herausgeber der gleichnamigen Monatszeitschrift war. Später übernahm er die Gartenbahnfirma Ernst-Paul Lehmann Patentwerk, also LGB.

    Schöntag schaffte es auch, das Unternehmen in etwas ruhigeres Fahrwasser zu bringen und so waren wir zu den Feiern zum 110jährigen Jubiläum der RüKB am 10./11.9.2005 auch optimistisch, das Schlimmste überstanden zu haben.

    Ab Anfang 2006 sollte sich das aber auch wieder als Seifenblase herausstellen.

    Zunächst einmal viele neue Fahrzeuge...

    Hermann Schöntag hatte 2005 begonnen, zusätzliche Fahrzeuge nach Rügen umzusetzen. Da kam zunächst die oben gezeigte Resita 764-431 nach Putbus. Sie war kurz zuvor in Rumänien hauptuntersucht worden. Da es für diese Baureihe in Deutschland noch keinerlei Zulassungen gab und Schöntag der Landesbahnaufsicht ohnehin kaum aussagekräftige Unterlagen zu dieser Lok vorlegen konnte, wurde sie hier nie in Betrieb genommen. Höhepunkt für sie war lediglich ihre Präsentation im Rahmen des 110jährigen Jubiläums als kaltes Ausstellungsstück. Bis 2014 stand sie in Putbus abgestellt und gelangte dann in ihre alte Heimat, wo sie innerhalb kürzester Zeit wieder in Betrieb genommen wurde.

    Hier ihr öffentlicher Auftritt im Rahmen des Jubiläums. An der Kupplung hat sie einen Kesselwagen unbekannter Herkunft, für den es "natürlich" auch keinerlei Unterlagen und keine Zulassung gab. Er gelangte 2014 sogar noch in das Eigentum der PRESS, blieb aber mangels Bedarf und mangels Zulassungsmöglichkeiten nicht erhalten.

    Unmittelbar vor dem Jubiläum kam ein winziger B-Kuppler in Putbus an. Die Krauss-Baulok war zunächst als 99 4603, später 99 4604 ausschließlich in Putbus abgestellt und verließ Putbus 2006 über eine Messe zur weiteren Abstellung im privaten Bereich Schöntags.

    Hier als 99 4603 kurz nach der Ankunft in Putbus. Sie war zuvor in Rumänien untersucht worden, aber auch für sie gab es keine Bauartzulassung und keine Unterlagen. Es handelte sich schließlich um eine Baulok und nicht um eine nach ESBO zugelassene Maschine.

    Dieser Personenwagen österreichischer Anmutung war ein in Rumänien entstandener Neubau. Ohne Unterlagen und ohne Zulassung kam er nie in Dienst und gelangte ebenfalls in die private Sammlung Schöntags.

    Im April 2006 kam dann die oben bereits gezeigte Henschel 99 4603 ebenfalls von der Aufarbeitung nach Putbus. Die Idee, diese Lok gemeinsam mit Zweiachsern im Stile der Nordstrecke einsetzen zu können, konnte aus bereits wiederholt geschilderten Zulassungsproblemen nicht realisiert werden. Auch sie war eine Baulok und nie nach ESBO zugelassen. Sie blieb gemeinsam mit der oben gezeigten Resita ebenfalls bis 2014 in Putbus abgestellt.

    Für diese 2014 in das Eigentum der PRESS gelangte Lok, ergaben sich durch den Weiterverkauf an den Verein KJI in Magdeburgerforth neue Möglichkeiten. Dort arbeitet man sie als 99 4721 derzeit auf und kümmert sich natürlich auch im eine Zulassung.

    Zuletzt wurde dann am 21.9.2006 die 99 594 von der Untersuchung in Rumänien angeliefert.

    Hier bestand zumindest nicht die Gefahr, eine in Deutschland nicht zugelassene Bauart zu erhalten. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung wurden auch umfangreiche Unterlagen erstellt, aber Schöntag konnte aus damals nicht ersichtlichen Gründen das Betriebsbuch der Lok nicht vorlegen. So blieb auch diese Lok ohne Abnahme und stand ebenfalls bis 2014 in Putbus abgestellt. Heute dampft sie wieder auf der Preßnitztalbahn. Das Betriebsbuch hat sich natürlich auch "angefunden".

    Soweit zu den "Exoten", die bald in Putbus Rost ansetzen sollten.

    Nachdem 2005 als zunächst letzte Lok die 99 784 eine HU in Meiningen erhalten hatte, investierte Hermann Schöntag nichts weiter in den betriebsfähigen Erhalt der RüKB-Fahrzeuge. Seine Ideen wurden immer unrealistischer, so dass z.B. 99 782 im Winter 2006/2007 in Putbus schon mal im Hinblick auf eine Aufarbeitung (nicht vorbereitet und nicht irgendwo in Auftrag gegeben) in ihre Hauptbaugruppen zerlegt vor sich hinrostete. Schöntags Vorstellungen waren immer kruder geworden. Hinter immer mehr Untersuchungsdaten von Loks und Wagen war jetzt eine Verlängerung der Frist zu finden, ohne dass noch Untersuchungen am RüKB-Fahrzeugpark durchgeführt wurden. Entsprechend schwieriger wurde es für die Werkstatt, die Fahrzeuge einsatzklar zu halten.

    Im Frühjahr 2006 war Hermann Schöntag über 3 Monate völlig von der Bildfläche verschwunden und saß in U-Haft. Die Vorwürfe hatten mit der RüKB aber nichts zu tun. Ich weiß auch nicht, wie das dann ausging.

    Jedenfalls führte dies zum Streit mit seinem engsten Berater, der noch immer etwas Ordnung in seine wirren Gedanken gebracht hatte.

    Ab 2006 ging es dann unübersehbar in allen Bereichen nur noch bergab.

    Nein, es ging sogar bergauf!!! Nachdem Schöntag einfach so den Entsorgungsvertrag für die Lokomotivschlacke mit einem Rügener Entsorger gekündigt hatte und sich um keinen Ersatz bemühte, türmte sich auf den Schlackecontainern ein riesiger Berg Schlacke, den witzige Kleinbahner sogar mit einem Schild Biosphärenreservat und später mit einem Rodelschlitten mitsamt Plüschtier garnierten. Nachdem sich sogar die örtliche Presse darüber lustig gemacht hatte, handelte Schöntag dann mit dem schon vorher beauftragen Entsorger einen neuen Vertrag zu deutlich schlechteren Konditionen (1/3 teurer + Eigentransport) aus.

    Gleichzeitig hatte der Lieferant per Oktober 2006 den Preis für die Steinkohle erhöht. Schöntag war eingeschnappt und bestellte einfach nicht mehr. So ging uns die Kohle aus und unsere Dampfloks konnten nur noch eingeschränkt fahren. Ein Umlauf musste von der Diesellok übernommen werden. Das ging wirklich von Stunde zu Stunde. Wir bangten bei der Abfahrt in Putbus, ob wir für das nächste Zugpaar noch Brennstoff bekommen würden. Die Kohlereste aus den gerade nicht gebrauchten Loks waren da längst ausgeladen und verbraucht. Um wenigstens noch eine Lok "am Leben" zu halten, holte man mit einem Kleintransporter sogar eine Tonne Kohle vom Molli!!! Der Kohlenkasten der oben gezeigten 99 4801 bspw. fasst 1,2 t!!!

    Natürlich musste er am Ende doch die teure Kohle kaufen. Den Lieferanten hatte diese Posse wohl eher amüsiert. Und weil das Land Dampfbetrieb bestellt hatte, nun aber für mehrere Tage die Diesellok fuhr, wurde auch noch Geld von den Bestellerentgelten abgezogen.

    So wurde 2006 vom Land und dem Landkreis auch beschlossen, den bis 31.12.2007 geschlossenen Betreibervertrag und den Verkehrsvertrag nicht zu verlängern, sondern neu auszuschreiben. Es gab in den Verträgen nämlich eine automatische Verlängerungsoption, sofern sie nicht mit 1 Jahr Frist zum Vertragsende gekündigt worden wären. Die RüKB war am Ende!!!

    Im Beitrag oben ist die Aquarius C zu sehen. Die Privatlok von Walter Seidensticker erhielt in Putbus von 2005 - 2007 eine Hauptuntersuchung. Die Kesselarbeiten übernahmen Mitarbeiter der MaLoWa. Der Rest wurde von den Putbuser Schlossern ausgeführt, wenn Zeit war. So zog sich das Projekt dann hin.

    Helmut hat es richtig erkannt. Die Lok besitzt Deichsel-geführte Klien-Lindner-Hohlachsen. In diesem Fall ist sie Deichsel so ausgeführt, dass die benachbarte Achse, ähnlich eines Krauss-Helmholtz-Lenkgestells, mit angelenkt wird.

    Hier sieht man die vordere Hohlachsdeichsel. In Bildmitte der Drehpunkt der Deichsel. Oben die Anlenkung der 2. Achse mit zwei Halbschalen um diese Lagerschalen. Im Hintergrund die massive Hohlachse mit ihrer Lagerung in der Deichsel. Der nach unten zeigende Rechteckflansch der Hohlachse ermöglicht deren Wartung und Kontrolle. Im Inneren befindet sich die durchgehende Achswelle und zwei starke Rückstellfedern.

    Die Schmierung der ganzen Konstruktion übernimmt eine auf der Heizerseite befindliche Schmierpumpe über Ölleitungen und Flexschläuche zu den beweglichen Deichsellagern.

    Am 12.12.2007 konnte die Hauptuntersuchung der Lok mit einer Probefahrt abgeschlossen werden.

    Hier die Ausfahrt aus Sellin West bei schlechtem Wetter als Vorspann vor 99 4801.

    Das war es dann auch fast mit der RüKB.

    Am 31.12.2007 hieß es dann "RüKB - ADE".

    Wir starteten zwar zunächst in einige unschöne Monate, aber ab Betriebsaufnahme der RüBB am 18.3.2008 ging es unaufhaltsam bergauf.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    vielen Dank zu den weiteren Erläuterung zur Aquarius C. Auf den ersten Fotos war schon zusehen, dass die 2. und 4. Kuppelachse seitenverschiebbar ist. Das man aber diese Achsen noch mit den Hohlachsen verbunden hat war mir auch nicht klar. Für den Feldbahnbetrieb braucht man halt auch eine "Gummilok" ohne festen Achsstand, dazu kommt noch die Treibachse ohne Spurkranz.

    MfG

    Helmut