Hallo,
am letzten Wochenende ging es kurzentschlossen mit meiner Frau auf Tagesausflug nach Rheinsberg. Mein letzter Besuch dort ist nun schon 32 Jahre her, als ich mit meinen Eltern 1989 im FDGB-Urlaub in Flecken Zechlin war. Die Erinnerungen daran sind nahezu Null.
Da wir kein Auto haben, erfolgte der Ausflug natürlich mit dem Zug. Auf der Bahnstrecke von Löwenberg nach Rheinsberg scheint die Zeit stillzustehen. Herzberg (Mark) und Rheinsberg (Mark) haben noch Formsignale, in Herzberg kommt sogar noch der Fahrdienstleiter raus und gibt mit der Kelle Zp9, da der Bahnhof keine Ausfahrsignale hat. Der moderne Pesa-Triebzug der NEB schwankt und quietscht über das teils noch in Sandbettung liegende Gleis im gemütlichen Tempo. Die Bahnsteige bestehen noch aus grasbewachsenen Kiesaufschüttungen mit Steinkante. Einfach herrlich!
Die Kleinbahnstrecke nach Rheinsberg (Mark) wurde in Etappen 1896 - 1899 eröffnet und 1928 bis Flecken Zechlin erweitert. Der letzte Abschnitt hatte kein langes Leben und wurde 1945 als Reparationsleistung abgebaut. Der noch in Betrieb befindliche Abschnitt ging 1950 in den Besitz der Deutschen Reichsbahn über. 2008 wurde der reguläre Verkehr abbestellt, nur in den Sommermonaten fuhren Ausflugszüge. Seit 2018 verkehren die Züge wieder ganzjährig und täglich. Seit 2012 gehört die Infrastruktur der Regio Infra Gesellschaft RIG, der Zugverkehr ist seit 2015 bei der Niederbarnimer Eisenbahn NEB bestellt. In Rheinsberg zweigt die Strecke nach Stechlinsee ab, einst der Standort des Kernkraftwerks Rheinsberg. An den Sommerferienwochenenden führt die NEB dort ein eigenwirtschaftliches Zugpaar für den Ausflugsverkehr.
Angekommen in Rheinsberg (Mark).
Die Gleise im Bahnhof, wie auch große Teile der Strecke, liegen in Sand-/Kiesbettung und sind noch komplett vorhanden. Links die ehemalige Lokeinsatzstelle mit Lokschuppen und Behandlungsanlagen. Hier befindet sich ein kleines Eisenbahnmuseum, das allerdings nur dienstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet hat.
Der Zug fährt nun weiter nach Flecken Zechlin ... nein, natürlich nicht, das geht ja seit 1945 nicht mehr. Der Mittagszug hat hier eine längere Pause, dafür fährt der Lokführer den Zug ans Streckenende. An den Sommerferienwochenenden wird die Pause dazu genutzt, um ein eigenwirtschaftliches Zugpaar nach Stechlinsee zu fahren.
Beeindruckenstes Bauwerk in Rheinsberg ist das Schloß im Rokoko-Stil. Es diente als Vorbild für das Schloß Sanssouci.
Das Schloß Rheinsberg liegt malerisch am Grienericksee.
Im angrenzenden Schloßpark und Lustgarten kann man wunderbar spazieren gehen.
Der Grienericksee. Wer Zeit und Lust hat, kann hier mit dem Linienschiff eine 5-Seen-Rundfahrt bis hoch nach Prebelow machen.
Am Besuchstag fand auch der Rheinsberger Töpfermarkt statt, dazu wird die ganze Innenstadt von Rheinsberg abgesperrt. 95 Keramikmanufakturen haben ihre Ware angeboten, immerhin 15.000 Besucher kamen dieses Jahr unter 3G-Coronabedingungen, nachdem das Fest letztes Jahr ausfallen mußte. In den Jahren zuvor waren es teils über 25.000 Besucher.
Ich hoffe, der Ausflug hat euch gefallen und dient manchem vielleicht sogar zur Anregung. Nicht immer muß die Eisenbahn im Vordergrund stehen.
Viele Grüße
Toralf