Vor 31 Jahren: Rasender Roland 1990

    Moin zusammen,

    danke, Achim, für die schönen Bilder und interessanten Informationen zur 112 651. 👍🏻 Das wusste ich tatsächlich noch nicht, dass die Est. Putbus damals auch für die Regelspur zuständig war und eine „eigene“ V100 beheimatete. (Also quasi eigentlich alles fast wie heute.) Bisher hatte ich immer angenommen, dass Bergen - Lauterbach von Stralsund aus bedient worden wäre.

    Und ja, auch ich finde es bei solchen Gelegenheiten immer mal reizvoll, auf V100-online nachzusehen, was aus den „Mädels“ geworden ist - und freue mich, wenn sie noch immer im Einsatz sind. 😃

    Viele Grüße

    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)

    Hallo in diese Runde,

    leider war nach der Wende so viel Neues abzuarbeiten, so dass meine Ausflüge nach Rügen zu der Zeit bis auf ungefähr einmal im Jahr ausblieben. Meist beschränkte sich das nur auf meine Informationen über "Buschfunk" , dass mal wieder eine von den "kleinen Loks" fahren solle. Heute wäre ich in dieser Zeit lieber öfter dorthin gefahren.Schade eigentlich...

    Grüße aus dem Bremer Exil

    Jan

    Hallo Jan,

    genau so war es. Die beiden Vulcan-Lokomotiven standen damals bei uns Eisenbahnfreunden auf der Wunschliste ganz oben. Kein Wunder, war doch ihr Betriebseinsatz von offizieller Stelle gar nicht mehr vorgesehen. Die beiden Loks sollten seit 1984 eigentlich nur noch für Sonderzüge eingesetzt werden und auch das erstmal nur vorübergehend. Die offizielle Planung sah den Einsatz von Neubauloks und zunächst als Reserve die 99 4801/02 vor. Aber immer wieder auftretende Engpässe zwangen die Einsatzstelle Putbus zum Einsatz der D-Kuppler. So versuchten wir alle, sie zu erwischen und freuten uns über jedes Foto von ihren Einsätzen.

    Wer ahnte schon, dass sie 2021 noch immer zum Betriebsbestand zählen würden.

    Dein Foto zeigt allerdings keine Situation aus dem Jahr 1990, sondern es dürfte 1989 aufgenommen worden sein. 99 4801 hat noch die tief liegenden Heizhähne und 99 4632 ist offensichtlich noch nicht lange von einer L 5 aus Görlitz zurück. Dort war es nämlich üblich, nicht mehr lesbare Untersuchungsdaten an den Pufferbohlen wieder anzuschreiben, indem ein entsprechender Teil der Pufferbohle mit rotem Nitrolack (über den Dreck geschmiert) bepinselt wurde, worauf dann das Datum kam. Bei den Vulcan-Loks bot sich dafür dieses kleine Blech mittig über der Pufferhülse an. Außerdem wurden Luftabsperrhähne und Halter jeweils auch rot angepinselt.

    Die 99 4632 wurde, wie schon berichtet, vor der Veranstaltung im Oktober 1989 neu lackiert, so dass dieses etwas scheckige Bild danach nicht mehr bestand.

    99 4801 bekam anlässlich ihrer oben erwähnten L 5 Anfang 1990 die höher gesetzten Heizhähne. Auf meinem zweiten Foto im Beitrag 14 kann man sogar den abgebrannten Rest der vorherigen Halterung für die Heizhähne erkennen. Das Raw Görlitz hatte sie nicht verschliffen.

    99 4802 hatte die höher angeordneten Heizhähne schon anlässlich ihrer L 7 im August 1989 erhalten.

    Viele Grüße

    Dampfachim

    Das ist wieder so ein Thread, der genau nach meinem Geschmack ist. Exakt wegen solchen Themen bin ich dem Forum beigetreten. Es liest sich auch einfach wunderbar und ich kann in ein Land vor meiner Zeit eintauchen. (Meine hierbei das Leben damals im Jahre 1990, nicht etwa die DDR. Gab's ja damals bereits nicht mehr.)

    Dampfachim : Man merkt mal wieder deutlich die Autorenqualitäten. Liest sich wie ein guter Roman, aber mit viel Wissenserwerb.

    Wenn ihr Interesse habt und auch noch genug Erinnerungen, würde ich auch mit großem Vergnügen Themen zu anderen Jahren lesen.

    MfG, Philipp

    Zitat von Oderbruchbahner

    (Meine hierbei das Leben damals im Jahre 1990, nicht etwa die DDR. Gab's ja damals bereits nicht mehr.)

    Hallo Philipp,

    da musst Du nochmal in Deinem Geschichtsbuch nachschlagen. Natürlich gab es die DDR 1990 noch. Der Beitritt der unmittelbar gegründeten 5 neuen Bundesländer zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, allgemein als Wiedervereinigung bezeichnet, erfolgte nämlich erst zum 3. Oktober 1990. Folglich erlebten wir die meiste Zeit des Jahres in der DDR.

    Ich gebe mir Mühe, Dich auch zukünftig nicht zu enttäuschen.

    Viele Grüße

    Dampfachim

    Guten Tag,

    während ich die Schmalspurbahnen im Harz und in Sachsen alle noch vor der Grenzöffnung kennengelernt habe, dauerte es bei den beiden Bahnen an der Ostsee bis ins Jahr 1990 bis zum ersten Besuch. Achim schrieb: „Von West nach Ost fanden damals noch wenige den Weg zum Urlaub auf Rügen. Das war zu unbekannt und Urlaub in der DDR war für die meisten Westdeutschen undenkbar.“ Ja, da waren wir dann wohl die Ausnahme, obwohl der Weg von Karlsruhe bzw. Heilbronn dorthin wirklich weit war. Das erste Mal auf Rügen war ich nach Ostern 1990 bei einem Tagesausflug von Kühlungsborn aus. 99 1784 bespannte die Züge zwischen Putbus und Göhren und Insel und Bahn begeisterten uns. So kamen wir bereits nach Pfingsten ein zweites Mal und fanden (noch vor der Währungsunion) ein Quartier für einige Tage in Sellin. Diesmal waren 99 1782 und 99 4802 im Einsatz. Damals habe ich intensiv gefilmt und nur wenig fotografiert, so dass nur wenige Dias entstanden sind, von denen ich im Folgenden einige zeige.


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    Bild 1: Die erste Überraschung für mich gab es bereits in Stralsund, wo ich 03 1090 erblickte und fotografierte. Die Noch-Existenz dieser Lok war mir bis dahin unbekannt.


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    Bild 2: Hier begegnet uns 99 4802 in Posewald. Wie schon beschrieben gab es planmäßige Zugkreuzungen in Posewald und in Seelvitz (alles nur gefilmt).


    kb08984kopie5gkch.jpg

    Bild 3: Einige Wagen in Putbus.


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    Bild 4: 99 1782 in Göhren, gut zu erkennen das schief montierte Schild an der Rauchkammer


    kb08990kopiedekqq.jpg

    Bild 5: 99 4802 hat fast Göhren erreicht


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    Bild 6: Damals deutlich als aufgelassener Haltepunkt zu erkennen und heute längst wieder in Betrieb. 99 4802 in Sellin West.


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    Bild 7: Interessant sind aus heutiger Sicht m.E. auch Aufnahmen, die nicht nur Eisenbahn zeigen. Hier der Strand in Binz. Keine Seebrücke, die Gebäude unsaniert und der charakteristische Turm für die Badeaufsicht ist wohl heute ein ganzes Stück (nach links) versetzt worden.


    ne0118kopie50kr4.jpg

    Bild 8: Schließlich noch der Klassiker: die Kreidefelsen. Den rechts schwach zu erkennenden hölzernen Turm gibt es heute so wohl nicht mehr (?) und man konnte damals meiner Erinnerung nach unmittelbar am Königsstuhl parken. Der Eintritt auf den Aussichtspunkt kostete ca. 10 Pf.

    Erst unmittelbar nach Abschluss meines Studiums habe ich es dann 1994 wieder nach Rügen geschafft, dann folgte eine lange Pause bis 2009 und seitdem häufige Besuche. Von Berlin ist es dorthin auch nicht mehr so weit wie von Karlsruhe

    Gruß

    UvW

    Einmal editiert, zuletzt von UvW (24. Oktober 2021 um 18:46) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

    Hallo UvW, kurze Ergänzung zu BILD 7: Den futuristischen Bademeisterturm aus Beton gab es 2x. Es sind dies kleine Bauwerke des bedeutenden rüganer Baumeisters Ulrich Müther. Leider schon verstorben. Er war DER Schalenbauingenieur in der DDR. Der gezeigte Turm vor dem Kurhaus wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Seebrücke entfernt, der andere steht östlich und ist mittlerweile saniert. Ich glaube, dass man heute in dem Teil heiraten kann.

    Aber vielen Dank für die Bilder und viele Grüße Matthias

    Hallo Utz,

    recht herzlichen Dank für Deine Ergänzung. Hier sind wieder tolle Vergleiche zur Jetztzeit möglich.

    Bild 1 lässt sich heute natürlich nicht mehr wiederholen, weil das Bw Stralsund nicht mehr existiert. Dafür ist die Lok in Schwerin erhalten und wird im dortigen Museum gepflegt. Kämpften wir 1990 noch darum, dass die Lok nicht verschrottet wird, drohte schon 1991 der Verkauf ins Ausland. Heute gehört sie dem DB-Museum.

    Bild 2 zeigt eine ländliche Idylle in Posewald, die heute dank einer Leitplanke und sanierter Straßen nicht mehr ganz so ursprünglich wirkt. Aber 99 4802-7 dampfte auch heute über diesen Bahnübergang.


    Das Reich der Wagenmeister in Putbus (Bild 3) ist heute mit moderneren Hebern und einem sanierten Untersuchungskanal noch an gleicher Stelle zu finden. Güterwagen stehen zur Zeit nicht dort abgestellt, aber gestern waren einige von ihnen zum Fantag unterwegs. Ganz im Hintergrund ist die alte Wellblech-Güterhalle zu sehen.

    Das schiefe Schild (Bild 4) wird aus "alter Tradition" auch heute noch an 99 782 gezeigt. Auch sie war heute im Einsatz, vor 31 Jahren kaum zu glauben.

    Sieht aus, wie mitten im Wald (Bild 5), war aber auch damals die Zufahrt zum Göhrener Campingplatz. Hier ist heute kaum etwas wie 1990.

    Bild 6 wirkt wirklich so, als passiere der Zug den Haltepunkt Sellin West. Heute weiter bebaut, hält der Zug bei Bedarf wieder in Sellin West, allerdings auf der anderen Seite des Bahnübergangs.

    Bild 7 - Matthias hat recht. Im zweiten Rettungsturm vom Herrn Müther kann man heute heiraten.

    Bild 8 - An Königstuhl wird bald eine futuristische Hängebrücke den Zugang zum eigentlichen Kreidefelsen unmöglich machen. Die Bauarbeiten laufen schon.

    Viele Grüße

    Dampfachim

    Hallo Achim :)

    Danke für Deinen tollen Bericht!

    Vielleicht solltest Du einen 3.Teil von " Die Kleinbahnreise über die Insel Rügen" herausbringen, mit Bildern, Erlebnissen und Anekdoten der Personale beim Rasenden Roland. 8) :thumbup: Bitte weiter so.

    Vg Erik