Hallo Leute,
es ist heute leider Realität, dass eine rauchende Dampflok nicht mehr uneingeschränkten Applaus einbringt. Nicht einmal in dampfgeführten Zügen. Selbst dort halten sich viele Leute heutzutage demonstrativ die Nase zu. Ob sie Frittenbude lieber riechen, wage ich zu bezweifeln. Aber jeder Schritt in Richtung Reduzierung des CO²-Ausstoßes wird die Akzeptanz erhöhen. Ich halte einen Umbau auf eine Ölhauptfeuerung bei Dampfloks zumindest für realistischer, als die Studien im Harz zum Wasserstoff. Aber dafür sind es Studien. Sie werden irgend ein Ergebnis bringen, das wir erwarten, oder auch nicht.
Gleichwohl dürfen wir die allgemeine Preisentwicklung bei Kohle schon heute nicht außer Acht lassen und mit einer irgendwann erwartbaren Reduzierung der europäischen/weltweiten Kohleförderung wird sich die Preisschraube noch schneller drehen. Außerdem müssen wir den logistischen Aufwand der Kohlebeschaffung und dessen Sinnhaftigkeit mit in unsere Überlegungen einbeziehen. Was nützt es, wenn am anderen Ende der Welt noch irgendwo verwendbare Steinkohle (nicht jede Kohle taugt für die Dampflok - siehe oben) abgebaut wird, wenn wir den Transport um die Welt weder bezahlen, noch verantworten können.
Ob eine Leichtölfeuerung für jede der noch unterhaltenen Dampfloks eine Lösung darstellt, bezweifle ich zwar, aber man muss die Entwicklung dort einmal abwarten. Vorerst beschäftigt man sich mit der 99 787, die auf Grund ihrer großen Feuerbüchse (große Strahlungsheizfläche), der üppigen Platzverhältnisse unter dem heutigen Rost (Luftzufuhr und Brennereinbau) und dem großen Kohlenkasten (Ölbunker) vergleichsweise günstige Voraussetzungen mitbringt.
Gleiches dürfte für die Harzer Neubauloks und sicher auch noch für die Einheitsloks der BR 99.73-76 und 99 222 gelten.
Ob das aber auf einer x-beliebigen Museumslok funktioniert und von deren Betreiber auch finanzierbar ist, vermag ich nicht zu sagen. Wir müssen da schon abwarten, was die Kollegen in Zittau und Winterthur da entwickeln/weiterentwickeln.
Die Schweizer Leichtölfeuerung aus den 1990ern ist allerdings alles andere als rauchfrei, auch wenn sie damals schon recht bedienerfreundlich und automatisch wirkend konstruiert wurde.
Diese Lok der Schafbergbahn wird mit Leichtölfeuerung betrieben und wurde erst 1995 gebaut. Also rauchfrei sieht anders aus!
Wir dürfen aber unsere Liebhaberei für die Dampftraktion - nicht umsonst nenne ich mich Dampfachim - nicht zum alleinigen Maßstab erklären. Es geht auch nicht nur um die Sinnhaftigkeit des Umbaus zum Klimaschutz. Es geht eben auch um die Akzeptanz in der Bevölkerung, die auf liebgewonnene Dinge zugunsten des Klimaschutzes bitte verzichten soll, während wir ungeniert weiter rauchen dürfen. Wir agieren in einer sensibilisierten Gesellschaft, die tagtäglich in allen Medien vom Klimawandel hört und entsprechende Umweltkatastrophen erlebt.
Das ist ein schwieriges Thema und warten wir einmal ab, wie sich die Studien und Zittau und im Harz entwickeln.
Viele Grüße
Dampfachim