Admin: Von Meine Modelleisenbahn abgetrennt
Tolle Fotos und Schilderungen, die in mir schöne Erinnerungen an meine Kindheit und die meiner Kinder wecken!
Nun für euch eine, meine kleine (Modelleisenbahn-) Vorweihnachtsgeschichte.
In meinem Elternhaus war es üblich, das die Modelleisenbahnanlage meines größeren Bruders und die von mir erst zur Adventszeit aus der elterlichen "Aservatenkammer", sprich s. g. Bodenkammer, heute sagt man wohl Abstellraum, geholt wurden.
In Elternhaus war zum Glück verhältnismäßig viel Platz dafür, das die Anlagen meines Bruders und die von mir für die Vor- und Nachweihnachtszeit, so ca. für 2 Monate aufgerüstet auf einem nicht ständig gebrauchten Tisch, einer nicht ständig gebrauchten Komode stehen konnte. Es war jedoch dann zu unserem Leidwesen auch wieder nicht so viel Platz, das die Anlage das ganze Jahr über hätte stehen können. Erst später, als meine größeren Geschwister eigene Familien gründeten und auszogen konnte ich endlich mein lang ersehntes eigenes Zimmer nur für mich, dazu voll und ganz "beschlagnahmen". Da konn dann über viele Jahre auch meine Anlage das ganze Jahr über stehen bleiben.
Damit waren irgendwie dann aber auch unweigerlich die familiär- geschwisterlich tolle Episode einer schönen und unbeschwerten Kindheit mit viel weihnachtlicher Vorfreude und dem damals üblichen bescheideneren, nicht nur noch auf weihnachtlichen Konsum gertrimmten heutigen Drumherum unwiederbringlich vorbei. Man hat es damals nicht so wahrgenommen - wie sollte man auch!
Es ist wohl das Phänomen des Älterwerdens, was einen heute schon öfter mal, dankbar für diese schönen Erlebnisse einholt und gedanklich in diese Zeit zurücktauchen läßt. Manch einer hegt sogar den Wunsch - ich übrings auch- die Uhr mal nur für eine Stunde... eine halbe Stunde oder gar nur 10 Minuten um all diese vielen Jahre zurückdrehen zu können. Sich wiederfindend in dieser eimaligen, aber doch unwiederbringlichen Atmosphäre von damals. In und mit diesen damalig wie einmaligen weihnachtlichen Vorfreuden, Freuden, Erlebnissen und nicht zu letzt auch Düften. Vom Weihnachtsgebäck aus Omis oder Mamas Backofen .... Dampflokgeruch und noch richtige(!) Eisenbahnatmoshäre pur bei Einkaufsfahrten in die Kreisstadt Wernigerode oder anderwo hin.
Die inzwischen nicht mehr existenten Eltern, Großeltern, Angehörige noch einmal in die Arme nehmen zu dürfen. Sich für die tollen Geschenke, besonders die für die eigene Modelleisenbahn bedanken zu können ..., aber halt auch nicht nur für die!
Die damals, besonders in der ehemaligen DDR, nicht immer so leicht zu bekommen waren. War halt keine Überflußgesellschaft wie heute - eher eine ausgesprochene Mangelwiirtschaft. Auch bei Modelleisenbahnartikeln. Zudem, damals wie heute, auch ein ziemlich kostenintensives Hobby!
Was wiederum aber damals den Freueffekt, inclusive Dankbarkeit wesentlich vergrößerte. Klingt komisch - war aber so!
Dabei erinnere mich auch heute noch gut an den HO- Modellbahnladen in Wernigerode in der Breiten Straße, kurz vor der Ecke Burgstraße, nach der Wende noch bis etwa Mitte der 90-er dort existent. Heute (leider) ein Eiscafé. Wo wir uns an den Schaufenstern, eines zur Straßenseite, eins im langgezogenen Hauseingang die Nasen platt drückten und unseren heimlichen Wünschen sehnsüchtig freien Lauf ließen!
Mancher Wunsch ging ja dann auch in Erfüllung, per Geschenk oder vom eigenen Taschengeld, bei Kartoffellese & Co, bei Ferienjob eigens verdientem Geld. Oder Altpapier, Flaschen & Co gesammelt, die bestens gehütete Spardose geplündert.
Wenn ich heute dort vorbei komme, halte ich in diiesen einmalig schönen Gedanken und Erinnerungen immer kurz inne, im Sommer bei einem Eis auch gern mal etwas länger. Sehe dann in meiner Fantasie die Abdrücke der plattgedrückten, Kindernasen am Schaufenster...
Auch das vertreibt mir Ärger und Frust, Streß,Traurigkeit und negative Gedanken der heutigen Zeit...!
Schon allein die Fahrt nach Wernigerode war damals ein kindliches Erlebnis!
Mit Auto?
Fehlanzeige!
Dafür mit Bus oder Bahn. Wir Kiddis wollten natürlich immer mit der Bahn fahren! Uns an dampfdominierenden regen Eisenbahnbetrieb satt sehen! Uns zum Leidwesen unserer Mutter in die eine oder andere Wolke aus der Dampflokesse einhüllen lassen, nur, um diesen Duft zu schnuppern! Ich höre noch ihre Worte: "da stinken deine Sachen tagelang oder werden schmutzig!" Ätsch, liebe Mama - was anderes wollten wir doch gar niicht!
Wir bewunderten die Männer in schwarz und frönten unausgesprochen schon unseren späteren Berufswünschen ...!
Ohne in der damals kindlichen Naivität nur ansatzweise zu ahnen, was für ein zwar auf den erstn Blick schöner, aber um so schwerer und entbehrungsreicher Beruf das ist, das sein kann! Ncht nur für einen Tag, ein Wochenende..., nein. Ein ganzes Berufsleben.
Oder nur der damalige Wunsch, nur einmal auf die Dampflok steigen zu dürfen! Was damals leider so gut wie unmöglich war!
Obwohl eine Zugfahrt damals wesentlich länger dauerte, der Bahnhof weiter von zu Haus weg, Zugfolge Fahrtzeiten üngünstig, ellenlang, mit heute nicht ansatzweise vergleichbar waren. Ilsenburg - Wernigerode damals 25 bis 30 Minuten! Heute, auch wenn es die HP Wahrberg und Bf Drübeck net mehr gibt, im Schnitt noch maximal 10 Minuten- kaum zu glauben! Aber wir schafften es schon, unsere Mutter hier und da mal zu überzeugen. Oder gar auszutricksen. So lange rumzumähren, zu bummeln, zu bocken ..., "zivilen" Ungehorsam" zu praktizieren,. Selbst auf auf die Gefahr hin, eine kleine körperliche Züchtigung zu "kassieren"..., bis der Bus (endlich) weg war, dann blieb nur noch der Zug!
War es nicht so?
Wer von uns älteren kennt das so oder ähnlich nicht?
Wer "bockt" heute noch gern mal, wenn Frauchen meckert, weil der "Alte" zu sehr seinem (Eisenbahn-) Hobby fröhnt?
Denn: Leider kann ich jetzt auch nicht bocken, meine Hilfe in der Küche ist gefragt. Sonst hängt heute der Adventskranz noch schief!
Viele vorweihnachtliche Grüße aus dem Harz - bleibt alle schön gesund!
Fortsetzung folgt.
Versprochen.
josy95