[BG] 4. Diesellok der Rhodopenbahn überholt

  • Die Tu7 aus Kambarka passt gut dazu, aber die schafft auch weit, weit schlechtere Gleislagen...

    Die Gleislage sehe ich in den dortigen Abstellgleisen noch als das geringste Problem - eher schon die zerfallenden Stahlbetonsteher des Grubengleises und daneben die offene Grube mit herausstehenden Stahlbolzen. Aber ist ja immer noch gutgegangen 8o...

    Danke für den Gleisplan, gibts da noch weitere? Die bulgarischen Schmalspurbahnen sind leider spärlichst dokumentiert, doch wenn man die spärlichen Informationen kennt, dann war dort vor dem Zusammenbruch extrem viel Betrieb, die ganzen abgestellten Güterwagen zeigen das ja auch. Wie anderswo heute eben nur noch ein bescheidener Rest. So ein schwerer Güterzug über den Pass muss schon interessant gewesen sein.

    Mir sind keine bekannt außer dem recht übersichtlichen Plan von Cepina... Es wäre aber durchaus möglich, dass in den Fahrdienstleitungen oder Stellwerken entlang der Strecke noch ähnliche Pläne hängen - da müsste man sich mal durch"fragen" ;) (den Plan von Septemvri zu finden war auch ein voller Zufall und dem recht freundlichen Stellwerker zu verdanken!).
    Wenn man die ganzen, unzähligen Güterwagen in den 70-80er Jahren durchaus mal gebraucht hat, dann muss das Verkehrsvolumen wirklich mal sehr beachtlich gewesen sein (siehe auch der Bildfahrplan von 1968 hier: RE: [BG] 4. Diesellok der Rhodopenbahn überholt), besonders zwischen Septemvri/Pazardschik und Velingrad. Neben den Öl und Laugen-Transporten zur Papierfabrik in Razlog natürlich einiges an Holzverkehr, Uranerz von General Kovachev und auch der Stückgutverkehr wurde durch unzählige, aber eigentlich schon nicht mehr zeitgemäße gedeckte Wagen (mit recht kleinen Toren) ermöglicht. Zusätzlich dann noch die Containertragwagen für 6m-Container, zu denen es die Mariazellerbahn nie geschafft hat, trotz einiger Versuche und Vorarbeiten (vom Profil her war es weitgehend problemlos möglich).
    Auf einer bulgarischen Seite habe ich mal einige Angaben zur Belastung der 75/77er gefunden:

    • 0‰ 900 Tonnen
    • 5‰ 750 Tonnen
    • 10‰ 600 Tonnen
    • 15‰ 430 Tonnen
    • 20‰ 325 Tonnen
    • 25‰ 260 Tonnen
    • 30‰ 210 Tonnen
    • 33‰ 180 Tonnen

    Anscheinend gehörten die Erzzüge zu den schwereren Zügen und wurden deshalb wohl oft mit Vorspann bis Avramovo befördert (bis 340 Tonnen, 33‰ zwischen Cherna Mesta und der Passhöhe). In Velingrad (viele Anschlußgleise zur örtlichen Industrie) und Kostandovo (Holzverlad, früher gab es dort auch einen Portalkran dafür) wurden diese Güterzüge dann weiter ausgelastet und verkehrten mit bis zu 24 Wagen (400-450 Tonnen, bis 220 Meter) nach Septemvri. Die entsprechend recht langen Kreuzungsbahnhöfe verlängern wegen der notwendigen Fußmärsche zu Signal und Weichen auch heute noch die Aufenthalte... Nicht umsonst hat Velingrad immer noch zwei Weichenwärter, der dortige Bahnhöfe ist wohl einer der längsten mit einer Nutzlänge von ca. 450 m! Razlog ist auch in dieser Größenordnung, die anderen Bahnhöfe sind/waren ca. 250 bis 300 m lang.

    Konkret hier nur im Vergleich mit den 10-20 Jahre später gebauten Lokomotiven in Rumänien, die allesamt nicht mehr fahren, sind sie wohl definitiv besser.

    Naja, die unterirdische "Qualität" rumänischen Maschinenbaus ist ja hinlänglich bekannt :rolleyes:... Zumindest bei etwas feinfühligeren und hochbelasteten Bauteilen hatte man dort wohl nicht so das richtige Händchen dafür. Nach 60 Jahren Betriebsdauer hängt der Weiterbetrieb aber schon eher von einigermaßen ausreichender Wartung und verfügbaren Ersatzteilen ab - und man fährt zwar noch mit den Henschels, aber eben nicht gerade besonders zuverlässig...

    In dieser Hinsicht konnten die um/neugebauten 77.1 in der heurigen Saison allerdings auch nicht gerade überzeugen, dazu habe ich mittlerweile noch weiteres erfahren:

    Die 77.102 ist seit dem 26.07. wegen Wasserschlag des Motors in der Werkstatt abgestellt, zuvor war sie etwa 3 Wochen lang mit Wasser im Öl und ohne (?? - eher mit veringerter/eingeschränkter) Kühlung gefahren worden. Durch Überhitzung wurde eine Dichtung (am Zylinderkopf ?) defekt und dadurch konnte Kühlwasser ins Schmieröl gelangen. Man gibt an, dass dabei keine allzu großen Schäden entstanden sind. Da hat man also wohl noch richtig Glück gehabt - bei einem Wasserschlag im Verbrennungsraum entstehen ja doch meistens große Schäden. Der Motor ist aktuell immer noch zur Reparatur bei Eltrak in Sofia (offizieller Händler von CAT in Bulgarien).

    Die Überhitzung des Motors wurde durch ein Fahren mit zu hoher Getriebeöltemperatur verursacht, offenbar 140°C über mehrere Stunden hinweg. Dadurch kam das Kühlwasser teilweise ins Kochen und den Temperaturfühler erreichte nur mehr Dampf, wodurch dann die Hitze nicht richtig erfasst wurde. Normalerweise würde die Motorsteuerung ab 105° die Leistung reduzieren und ab 120° abschalten.

    Soviel dazu - ist wohl eine Kombination aus schwerwiegender Fehlbedienung und nicht ausreichender Leittechnik, um solches Handeln zu unterbinden...

    Viele Grüße,
    Andreas

  • Während man im abgelaufenen Jahr etwa 20-mal mittlere bis größere Verspätungen durch vor Ort behebbare techn. Probleme hatte, 30 Züge wegen eines Schadens unterwegs zum Teil ohne Busersatz ausgefallen sind und über 40 Züge zzgl. ihrer Folgezüge* wegen Lok- oder Wagenmangels gleich gar nicht geführt wurden (auch teilweise ohne Ersatzverkehr), hat man nun große Pläne:

    Man hat also etwas hochfliegende Ideen, die angesichts des realen Zustands vor Ort aber doch "ein bisschen" utopisch anmuten... Denn zusätzlich zu den techn. Problemen bei den Lokomotiven ergaben sich durch Anschlussverspätungen und andere Betriebsprobleme unzählige Verspätungen, die sich durch die wenigen verbliebenen Kreuzungsbahnhöfe dann meist in einen Bereich von 70 - 80 Minuten aufschaukeln, oft auch noch mehr.


    Insofern wären betriebssichere Lokomotiven und Wagen, einige zusätzliche Kreuzungsstellen (in ehemaligen und beim Bau geplanten Bahnhöfen -> in Zukunft unbesetzt und mit Rückfallweichen ?) und ein ausreichender Freischnitt und Felssicherung sicher dringlichere Aufgaben... Denn was nützen Panoramawagen, wenn man in weiten Bereichen nur durch die "grüne Hölle" fährt? Vom teilweise grenzwertigen Schienen-, Schwellen- und Weichenzustand mal ganz abgesehen...

    Und die Aufarbeitung des Triebwagens "für Attraktionszwecke"? Also ich weiß ja nicht, ob dafür das große Potential besteht - wenn man schon mit der Dampflok nur ein paar Mal pro Jahr fährt. Und die zieht sicher mehr Fahrgäste an als ein alter Triebwagen - den meisten Fahrgästen wird es nämlich ziemlich egal sein, dass er einer der wenigen noch existierenden GANZ-Triebwagen auf 760 mm ist...
    Theoretisch hätte er ja einen täglichen Verwendungszweck beim 16220 und 223 statt der "leicht" übermotorisierten Führung mit 1100 PS und einem Wagen 8o - aber ob sich dafür die Aufarbeitung und Inbetriebhaltung des Einzelgängers lohnt? Jedenfalls konnte er in den vergangen Jahren schon mal die Werkstatt in Septemvri ausgiebig von außen betrachten, mehr aber auch nicht! Für einen regelmäßigen Einsatz wäre ein Austausch der Antriebsanlage auf zeitgemäße Technik aber wohl unabdingbar - ob allerdings eine Nachfrage nach zusätzlichen Pendelfahrten bis Velingrad besteht (wie vor Jahrzehnten noch üblich), ist wieder eine andere Frage. Bei den aktuellen Fahrzeiten wohl nicht unbedingt und durch die Auflassung von Cepina und Drenov dol bleiben dafür auch nicht wirklich viele Fahrplantrassen - von einem Taktfahrplan reden wir ohnehin nicht :D...

    Fahrplanmäßig bleibt jedenfalls fast alles beim Alten - lediglich der 16101 fährt erst um 3:31 ab Septemvri, der 16220 entsprechend nur mehr ab Cvetino. Ob die nächtliche fast-Leerfahrt trotz einem neuen Anschluss aus Richtung Burgas dadurch mehr Fahrgäste bekommt? Würde ich mal eher bezweifeln und die gar nicht soooo geringe Nutzung ab Jakoruda erfährt dadurch womöglich eine ziemliche Änderung (das sah bisher teilweise durchaus nach Pendler-Verkehr aus)...

    Naja, schau ma mal, was wirklich passiert...


    * etwa 90 Züge wurden als Bus geführt, ca. 16 mal wurde online auf den "nächsten Zug" verwiesen - was angesichts der "Verkehrsdichte" glatter Hohn ist!

    Viele Grüße,
    Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Hattori (8. Dezember 2023 um 18:37)

  • Seit gestern gibt es nach Ende November schon wieder schwere Schneefälle zwischen Cvetino und Cherna Mesta und durch eine Unmenge an umgestürzten Bäumen gab es gestern bei Zug 16105 und 16106 bis über 3 Stunden Verspätung.
    Der 16101 heute Morgen sammelte zwischen Cvetino und Avramovo 330 (!) Minuten an und wurde in Avramovo dann wegen Lokschaden aufgegeben. Der 16102 hatte ebenfalls bereits 158' bis Avramovo angesammelt und musste dann auf den Gegenzug warten - aktueller Stand +258' in Cvetino. Dort wartet der 1661 auch bereits seit fast 3 Stunden...
    Einige Impressionen von gestern und heute - die Eisenbahner sind bei dem Wetter nicht zu beneiden:

    https://www.facebook.com/100000575837593/videos/889040926095389

    https://www.facebook.com/100000575837593/videos/1434690027088153

    https://www.facebook.com/tesnolineika/p…KUEYRq8YvbrGjul

    Allerdings wäre es vlt. auch hilfreich, wenn die vielen Streckengeher im Sommer nicht nur bloß eine Axt dabei hätten. Und einen Schneepflug hat man ja auch nicht...
    Bei dem Wetter ist das Zugpersonal nicht zu beneiden, wenn es sich Baum für Baum den Weg freischneiden muss!

    Viele Grüße,
    Andreas

  • Jetzt hat man ja schon länger zwei neu aufgebaute Lokomotiven, aber diese sind immer noch nicht dauerhaft einsetzbar und so fährt wieder der Bus:

    Родопската теснолинейка
    От днес до 19.01.24 г.се удължава отмяната на влак "Марица" в 10:50 от Септември за Велинград (12:25) и Аврамово, и обратно в 14:05, от Велинград в 15:20 ч.…
    www.facebook.com
  • Die 77.102 ist mWn. immer noch in Reparatur nach ihrem Motorschaden, von der 109 gab es zuletzt aber immer wieder Einsatzbilder. Der Mittagszug 16221/222 nach Avramovo fiel in den letzten Wochen recht häufig aus, womit man dann nur 3 Loks brauchte.

    Am Sonntag Abend dürfte dann aber der 16105 in Jakoruda untauglich geworden sein (die Verspätungsmeldung war etwas kryptisch) und gestern war dann gleich nur mehr eine Lok einsatzfähig. Gefahren wurde damit 16101 bis Cvetino, dann der 16220, 1661/62, der 16223 wegen übernommener Verspätung und der kurzen Wende mit +45' ab Septemvri und ab Velingrad dann noch der 16106 retour - der Rest als SEV.
    Die Gründe dafür wurden variabel angegeben mit "is canceled due to lack of available locomotive", "is canceled due to malfunction of the locomotive" oder "is canceled due to ongoing planned maintenance of the railroad" - zum Teil im selben Umlauf unterschiedlich...

    Das Chaos nimmt also seinen Lauf - für heute gibt es dieselbe Vorraussage mit nur einem Umlauf (heute allerdings wegen "lack of available wagons or multiple-unit train" - damit wären dann mal fast alle Varianten angegeben :D).


    Interessant ist dazu aber folgende Meldung:

    Für den Betrieb der Züge auf der Schmalspurstrecke werden derzeit zwei weitere Lokomotiven repariert und umgebaut, die bis Ende März für den regulären Betrieb bereitstehen sollen.

    Nachdem das Verhältnis mit Express Service in Ruse ja nicht (mehr) sooooo gut ist, probiert man wohl wieder mal entsprechende Experimente in Septemvri - hat bei den 76ern für Argentinien ja auch schon "gut" geklappt :D! Die 76-05 ist immer noch in BG, weil sie trotz mehrerer Versuche nicht übernommen wurde.

    In den letzten Jahren war der Betrieb wenigstens im Winter einigermaßen stabil (die vielen Ausfälle waren zu einem großen Teil im Sommer), jetzt nicht mal mehr das :rolleyes:...

    Viele Grüße,
    Andreas

  • der Link macht wenig Sinn bei einer privaten Facebook-Gruppe :(

    Anmeldung und Bestätigung haben nicht mal 5 Minuten gebraucht ;)...

    konkret werden offenbar die in Velingrad abgestellten gedeckten Wagen zerschnitten (wobei diese Wagen angesichts des Baus in den 80ern ohnehin eine völlige Fehlplanung waren - da gab's schon lange Schiebewandwagen und arg kurz sind die Dinger auch).
    In Kostandovo, Varvara und Septemvri gäbe es dann auch noch viiiiel Rohstoff für den bedeutendsten bulgarischen Wirtschaftszweig 8o! Bleibt aber mehr als zweifelhaft, ob dadurch die Verfügbarkeit der Dieselloks besser wird - die liegt weiterhin oft genug bei nur 3 statt mindestens 4 von 7 :rolleyes:...

    Viele Grüße,
    Andreas