Hallo,
vor einiger Zeit bekam ich eine aus der DDR-Zeit stammende Broschüre in die Hände "41 1132- Von Haale nach Eisleben".
Nanu, dachte ich, was ist denn das? Das es zu einzelnen Museumslokomotiven Broschüren gab, wie zur 89 1004 die heute
in Halle steht, war mir ja geläufig, aber 41 1132 ? Nie gehört !
Auf der ersten Seite, dann die Erklärung, "die lange Zeit in der Rbd Madgeburg beheimatete Lok 41 1132-4 wurde ausgewählt um den
"Traditionslokpark" in Eilsleben zu erweitern. Die Überführung von Oebisfelde nach Eilsleben erfolgte am 15. April 1981."
Weiter unten steht noch und das versetzte mich auch in Erstaunen:
"Der Erlös dieser Broschüre dient der weiteren Erhaltung der Lok 41 1132-4".
Naja, dachte ich mir, hat dann wohl doch nicht geklappt wie man sich das gedacht hat, damals in Eilsleben.
Da druckt 1981 jemand sogar eine Broschüre (Papier war in der DDR ja für so etwas ja sehr kostbar) und es musste natürlich
dafür ein Papierkontigent bewilligt werden, eine Druckgenehmigung beantragt werden und dann müsste noch eine Druckerei
gefunden werden die Kapazitäten hatte. Alles in allem schon ein großer Aufwand für eine 12-seitige Broschüre.
Bleibt aber immer noch die Frage, warum sie denn doch noch " in den Schrott gegangen ist" ?
So einfach ist das auch nicht, ich nahm mir das Buch vom Endisch-Verlag "Das Bahnbetriebswerk Eilsleben" zur Hand (ich muss dazu anmerken,
ich sammle Literatur zu Bahnbetriebswerken und Raw's) und da fand ich dann schon bald die Geschichte dazu, damit die Sache rund wurde.
Kurz zusammengefasst:
Mit dem ausklingen der Dampftraktion in der Rbd Magdeburg, suchte einige Eisenbahner, auch in den höheren Etagen einen geeigneten Ort
um "Historisch wertvolle Fahrzeuge" für die Nachwelt zentral zu erhalten. Hier konnte unter anderem, der seit 1980 neu amtierende Leiter
Ernst Dich der Einsatzstelle Eilsleben gefunden werden, der sich der Sache annahm. Dort war es möglich in geeigneter Lage und ausreichend Platz
(16-ständiger Ringlokschuppen und eine 23-Meter Drehscheibe) Dampfloks stilgerecht unterzubringen. Als erstes traf die 03 117
(nicht betriebsfähig) im Oktober 1980 ein, im April 1981 die bereits angesprochene 41 1132 (Kesselfristablauf November 1980).
Von Februar bis Mai 1982 war die betriebsfähige 44 1623 auch in Eilsleben anzutreffen, sie würde aber bald an die Einsatzstelle
Staßfurt weitergereicht. Im gleichen Zeitraum kam auch die betriebsfähige 44 1488, die offizell Reserveheizlok war, bis zu ihrer Abgabe
knapp ein Jahr später im Februar 1983. Im August 1982 kam die 50 3548 dazu, damit war "Startpackung" des Traditions-Bw's erst einmal
fertig. Parallel dazu verfügte man selbst noch über eine Heizlok die ab und zu wechselte und einige Reko 50er mit denen man selbst noch
Planleistungen fuhr, dies aufzuzählen würde zu weit führen. 1982 kam kam noch als offizell historisches Fahrzeug die 01 005 ( nicht
betriebsfähig) und die 65 1049 (betriebsfähig) dazu. Im September 1982 gelang der "große Fang": die Schnellzuglok 01 512 ! Offiziell
natürlich als Heizlok, wo sogar noch eine Kesselfristverlängerung gelang. Mit Restfristen und einer Sondergenehmigung schaffte man
es sogar noch im September 1984 mit der 01 512 und der 65 1049 eine vielbeachtete DMV-Sonderfahrt zu veranstalten.
Und da war auch noch 41 1137, die von 1983 bis 1986 auch in Eilsleben war, offiziell als Heizlok für die Est. Rothensee.
Richtig Glück hatte auf einmal die 1132, ihre "z" Stellung wurde aufgehoben, sie die wurde ins RAW Meiningen geschickt, wieder
aufgearbeitet fuhr sie dann noch von Juli 1982 bis bis Juni 1986 beim Bw Güsten/Est. Staßfurt. Der Rest ist schnell erzählt,
im Oktober ausgemustert und im November 1986 verschrottet im Raw Halberstadt.
Fahrzeugportrait der 41er: [https://www.dampflokomotivarchiv.de/index.php?nav=…action=portrait]
Sie wieder als "Traditionslok" nach Eilsleben zu stellen !?! Daran hatte damals leider niemand mehr Interesse gehabt, denn die
Bedingungen hatte sich geändert. Mit dem Fristablauf der Kessel, konnte man auch sich vor den vorgesetzten Dienststellen nicht mehr
rechtfertigen, was man mit den ganzen Loks noch wollte. Solange es ging, versuchte man die Loks sinnvoll zu nutzen, veranstaltete
einige Sondereinsätze mit ihnen, bespannte Regel- und Sonderzüge und veranstaltete Lokausstellungen mit ihnen. So zum Beispiel
noch im Sommer 1985 wurde die 01 512 bei einer Ausstellung in Magdeburg gezeigt. Nach einem Kesselschaden konnte man
selbst ihre Restfristen des Kessels für das Heizen nicht mehr nutzen. Es kam wie es kommen musste, die mustergültig gepflegte
Lok, die erst kurz zuvor wieder mühevoll hergerichtet worden war, wurde, "z" gestellt, ausgemustert und im Dezember 1985 im
Raw Engelsdorf verschrottet! Man konnte ja nichts machen, sie war ja nur inoffizell " ein "technisches Schaustück".
Der engagierte Leiter der Dienststelle in Eilsleben war inzwischen auch nicht mehr auf seinem angestammten Posten.
Nicht viel besser als der 01, erging es der 03 117: Umbau zum Dampfspender im August 1985 im Raw Meiningen, Heizlok in
Quedlinburg bis 1988 und dann im Oktober 1988 in Meiningen zerlegt. 44 1488 war zu dem Zeitpunkt schon lange weg, sie heizte
in Blankenburg und wurde 1986 im Raw Meiningen zerlegt. 50 3548 wurde im September 1985 nach Karl- Marx-Stadt Hilbersdorf
abgegeben, wo sie bis April 1987 fuhr, dann abgestellt wegen Kesselschäden und 1989 vor Ort zerlegt. Naja, Glück hatte wohl die
41 1137, sie überlebte in Staßfurt als Dampfspender, blieb aber glücklicherweise vollständig und steht heute in Hermeskeil und
wartet auf die Dinge die da kommen werden.
Nach dem ganzen Fahrzeugabgängen in Eilsleben hatte man vor Ort vermutlich "die Schnauze voll" von Traditionslokomotiven.
Im täglichen Betrieb waren ja noch die Reko-50er im Dienst und als Heizloks im Einsatz. Im Februar 1987 wurde dann die betriebsfähige
offizielle Traditionslok 65 1049 an die Einsatzstelle Staßfurt abgegeben, was inzwischen so etwas wie als "kommendes Traditions-Bw"
gesehen wurde. Die 01 005 folgte ein Jahr später.
Bis September 1985 fuhr man noch Züge mit Dampf, dann war Schluß und die letzter Dampfer heizten nur noch in Rothensee
und Eilsleben. Der Heizlokeinsatz diverser Reko-50er ging unterdessen weiter, es wurden trotzdem immer weniger und endete in
Eilsleben erst mit der 50 3564 im Frühjahr 1992, sie wurde nach Holland verkauft. Später konnte sie dort betriebsfähig aufgearbeitet
werden und wieder einige Jahre später, friemelte man sie zur "Altbaulok 50 307" um.
Interessiert hat das dann in Eilsleben keinen mehr, denn da waren im Juni 1993 schon lange die "Lichter aus gegangen und die Messen gelesen"
in der kleinen Dienststelle, mit der Gemeinde mit seinen damals vielleicht 2400 Einwohnern, zwischen Magdeburg und Braunschweig gelegen.
Die Personale und die Loks waren weg, Gleise und Gebäude abgerissen, die Drehscheibe zerlegt und der erst in den 1960er Jahren
erbaute Wasserturm abgerissen. Nur der Lokschuppen ist heute noch als Ruine vorhanden. Ich besichtigte ihn selbst schon Ende
der 90er Jahre.
50 3564, die letzte Dampflok der Einsatzstelle Eilsleben: [https://www.dampflokomotivarchiv.de/index.php?nav=…action=portrait]
Um es mit den angepassten Worten von Jochen Kretzschmann zu sagen "Vom Bw Eilsleben redet heute kein Mensch mehr".
Nur der alte Wasserturm hat überlebt, am anderen Ende des Bahnhofs. Er wurde bereits in den 1960er Jahren stillgelegt und ist heute
restauriert und kann an bestimmten Tagen besichtigt werden. [de.m.wikipedia.org]
MfG TRO.