Stand neuer Bahnhof Baabe RüBB

  • ich werde es nie begreifen, und wenn ich noch drei Leben hätte!

    Lenz-Bahn for ever!

    Klaus-Matthias

    Zum Glück bleibt uns und unseren nachfolgenden Generationen das erspart, Miesepeter gibt es schon zu genüge!

    Gruß Michael

    PS.: Mir gefällt das Baaber EG

    Einmal editiert, zuletzt von Stubentiger202 (13. Januar 2022 um 20:59)

  • Moin,

    Eisenbahn und Eisenbahnanlagen unterliegen seit ihrer Entstehung immer wieder Veränderungen. Keine Bahnanlage sieht noch so aus wie zu ihrer Entstehung (Ausnahmen, wie Museumsbahnen, bestätigen die Regel). Und Eisenbahnanlagen die der täglichen Benutzung dienen werden immer wieder erneuert. Das Geheule mancher hier ist langsam nervig (auch nur meine rein persönliche Meinung).

    Da gibt sich ein Unternehmen, welches speziell diese Bahn aus der Misere geholt hat, Mühe etwas Ansehnliches hinzustellen, und trotzdem muß manch einer hier herummäkeln.

    Der geringste Teil einer Bahnstrecke besteht aus Bahnhöfen und Haltepunkten, sondern aus Landschaft. Und diese kann auch auf Rügen nicht umgebaut werden. Genießt die Mitfahrt auf der hinteren Plattform, bewundert die Telegrafenmasten die wieder aufgebaut wurden und die herrliche Hügellandschaft zwischen Putbus und Binz, die Wälder der Granitz und die Baaber Heide! Gerade im Winter.

    Sorry, mußte mal raus.


    In diesem Sinne noch viel Spaß auf Rügen!

    Carsten

  • Der geringste Teil einer Bahnstrecke besteht aus Bahnhöfen und Haltepunkten, sondern aus Landschaft. Und diese kann auch auf Rügen nicht umgebaut werden. Genießt die Mitfahrt auf der hinteren Plattform, bewundert die Telegrafenmasten die wieder aufgebaut wurden und die herrliche Hügellandschaft zwischen Putbus und Binz, die Wälder der Granitz und die Baaber Heide! Gerade im Winter.

    Sorry, mußte mal raus.

    Hallo Carsten!

    Ich glaube Du brauchst Dich für solch Hinweis nicht entschuldigen. Denn wo sollte die "Schuld" liegen?

    Die heutige RüBB ist eben genauso wie die "Lenzbahn" die Summe an Eindrücken, jeweils durch die Brille der Zeit betrachtet. Und diese ist nun heute ganz anders als vor hundert Jahren. Oder konnten unsere Urgroßväter damals auch schon so einfach und weltumspannend über ihre Urlaubserlebnisse kommunizieren? Diese Vorteile der heutigen Zeit werden gern angenommen, andere dafür verdammt. Das erscheint mir etwas ungerecht...

    Unabhängig von dieser Diskussion noch eine rein praktische Frage: Entsteht da im Obergeschoß eine (Ferien-)Wohnung?

    Eine solche könnte nämlich den "Spaß auf Rügen" noch um einiges erhöhen. 8)

    Gruß von Niels

  • ich werde es nie begreifen, und wenn ich noch drei Leben hätte!

    Naja, wenn in den drei Leben (ich gehe mal davon aus, dass Du die drei Leben nacheinander führen wölltest) das Bahnhofsgebäude immernoch so steht, dann sollte es im 3. Leben auch schon 100 Jahre alt sein und zumindest ist es dann historisch korrekt.

    Angenommen, ich hätte 3 Leben, könnte ich mich dann in 99 Jahren auch darüber aufregen, dass das Gebäude nicht historisch korrekt ist, weil vor 100 Jahren wäre es ja eine Ruine gewesen - und ich möchte gern die Ruine sehen.

    Was ist eigentlich historisch korrekt? Also welchen Zeitpunkt bestimmt das? Ist das, was vor 5 Minuten war, jetzt schon wieder historisch? Falls ja, dann wäre es ja doch wieder historisch korrekt. Oder bedeutet historisch korrekt, dass es den ersten Tag des Betriebes der Bahn exakt wiederspiegeln muss?


    Sorry! Manches werde ich eben nicht verstehen. Ich bin froh, dass das Gebäude wieder im neuen Glanz erstrahlt und architekurell auf die Insel paßt!

    Kurze Geschichte nebenbei: Also ich vor 2 Jahren mit meinem Sohn (5 Jahre) da lang gefahren bin, hat er mich gefragt, ob es hier mal Krieg gab, oder warum das Gebäude so zerstört aussieht. Ich habe gesagt, es wird gerade neu aufgebaut.... er dann: Wo sind die Arbeiter? Ich: die sind gerade Baden.... somit konnte ich das Gespräch noch sinnvoll beenden... Aber ein Schandfleck war es allemal - daher ist der Neubau ein gewaltiger Fortschritt!

    Gruß Tilo


    PS: Ich weiß nicht, wie es mittlerweile in Philippshagen aussieht. Vielleicht wär das ja mal ein Projekt für Dich, um zu beweisen, was ein historisch korrekter (Wieder)Aufbau ist.

  • Hallo zusammen,

    meinen Vorrednern möchte ich mich anschließen. Auch ich finde das neue EG in Baabe durchaus gelungen. Die Zugeständnisse an eine sinnvolle und wirtschaftlich tragfähige Nutzbarkeit unter heutigen Bedingungen sind aus meiner Sicht moderat.

    Und ich freue mich sehr, dass ich heute wieder regelmäßig zu ausgewählten Terminen die Möglichkeit habe, in Regelzügen den Fahrkomfort eines Altbauwagens zu genießen, in einem mit einer Mh bespannten Zug, während draußen die Telegrafenleitung und die wunderbare Insellandschaft vorbeizieht.

    Außerdem noch eine kleine, fast philosophische Überlegung: Die alte RüKB der Vor- und Zwischenkriegszeit und die Firma Lenz waren privatwirtschaftlich agierende Unternehmen. Wie würde die Schmalspurbahn auf Rügen heute wohl aussehen, wenn sie nicht verstaatlicht und später reprivatisiert (und schließlich in die Hände der PRESS gelangt), sondern bis heute durchgängig im Eigentum der RüKB verblieben wäre?

    Viele Grüße

    Stefan,

    der sich schon sehr auf seinen nächsten Rügen-Urlaub freut

    Früher war alles damals ... ;)

  • Hallo Leute,

    Wumms! Das ging ja diesmal schnell! So viele Beiträge, die mich über meine ewige Gestrigkeit aufklären, und mit was für einer Entschiedenheit! Bravo!

    Besonders über das typische Totschlagargument "Es ist keine Museumsbahn!" habe ich mich gefreut. Eigentlich fehlt noch der Hinweis "Sei doch froh, dass überhaupt noch etwas fährt!", naja, kommt vielleicht noch.

    Schade, wirklich verstanden hat mich keiner. Natürlich wäre eine "Lenz-Bahn", wie sie 1930 war, heute nicht mehr existenzfähig. Und selbst ein "Hardcore-Lenz-Bahn-Fan" wie ich musste (schweren Herzens) einsehen, dass es ohne erhöhte Bahnsteigkanten und Schotterbett heute nicht mehr geht (Dampfachim hat mich da freundlich aufgeklärt). Aber wenigstens die Bahnhochbauten könnte man ja wohl äußerlich unverändert lassen bzw. in äußerlich alter Form wieder aufbauen.

    Warum ich die Entwicklung bei der heutigen RüBB nicht verstehe liegt auch darin begründet, weil es gute 100 km (Luftlinie) weiter westlich, im selben Bundesland (!) ganz anders funktioniert hat. Bei der Mecklenburgischen Bäderbahn Molli (m. W. auch keine Museumsbahn) hat man die Balance zwischen dem Erhalt historischer Hochbauten und deren zeitgemäßer Nutzung einersets und der technischen Modernisierung der Bahnanlagen und Werkstätten andererseits beinahe perfekt hinbekommen und das typische Erscheinungsbild dieser Bahn damit erhalten.

    Und noch etwas. Natürlich sieht das neue EG in Baabe gut aus. Und natürlich hätte alles auch viel schlimmer kommen können (Betonklotz). Es hätte aber auch äußerlich genau dem alten EG entsprechen können. Das hätte einer zeitgemäßen Ausstattung und Raumaufteilung im Inneren keinen Abbruch getan und wäre nicht teurer geworden. Leider hatte ich in meiner Naivität genau darauf gehofft. Deshalb meine Enttäuschung.

    Schönen Gruß

    Klaus-Matthias

  • Hallo

    Ob einem was gefällt oder nicht ist die Meinung von jedem Einzigen und sollte erstmal so respektiert werden. Ich finde , daß das Gebäude recht gelungen aussieht und man einen Spagat zwischen Geldbeutel und Historie gemacht hat ,der die große Menge der Besucher erfreuen wird .

    Weiter so

    Glück auf

    Armin Ahlsdorf

  • Hallo Leute,

    aus aktuellen Dingen möchte ich mich ja bekanntlich heraushalten, darum äußere ich mich hier einfach nur mal zum historischen Kontext.

    1. Baabe wurde im Oktober 1899 erstmals planmäßig per Zug erreicht, als der Abschnitt Sellin Ost - Göhren in Betrieb ging.

    Bauausführendes Unternehmen und bis 1910 Betriebsführer war die GmbH Lenz & Co aus Stettin, Eigentümer die Rügensche Kleinbahnen AG. In Baabe wurde ein kleiner Bahnhof eingeweiht, in der Ausführung ähnlich der in den sogenannten Lenz-Normalien favorisierten Anlage, also mit einem beidseitig angeschlossenen Ladegleis und einer Wellblechbude. Die Station befand sich ungefähr an Stelle der heutigen Haltestelle der RüBB, aber viel dichter an der Straße (heute B 196).

    2. Die Rügenschen Kleinbahnen bekamen 1910 einen neuen Betriebsführer. Siehe auch hier: http://ruegensche-baederbahn.de/geschichte.html

    Damit war die vielgepriesene Lenz-Zeit hier schon wieder vorüber. Lenz & Co hatte die Betriebsführung planmäßig, wie schon 1895 vertraglich vereinbart, abgegeben. Heute wird diese kurze Epoche in der über 125jähigen Geschichte der Rügenschen Kleinbahnen zwar immer wieder von einigen Eisenbahnfreunden gepriesen, aber wir dürfen davon ausgehen, dass sie die wirklich auf Lenz zurückgehenden Details gar nicht meinen und oft auch gar nicht kennen.

    3. Im Jahr 1912 wurde der Bf. Baabe verlegt. Ein durchgehendes Hauptgleis, ein beidseitig angebundenes Ladegleis und ein Stumpfgleis vor dem Güterboden lagen nun deutlich weiter von der Straße entfernt, denn zwischen Gleis und Straße fand nun noch ein neues Empfangsgebäude mit Güterschuppen (später nochmals verlängert) Platz. Dieser Bau folgte einem auf verschiedenen pommerschen Kleinbahnen ab dieser Zeit errichteten Typ mit Krüppelwalmdach und quer zur Gleisachse angeordnetem Hauptgebäude zuzüglich längs angebautem Güterschuppen. Etwas in Richtung Sellin versetzt entstand ein dazugehöriges Wirtschaftsgebäude mit Stall und Abort. An Stelle der ursprünglichen Gleisanlage in Richtung Göhren entstand ein Vorplatz für wartende Fuhrwerke usw.

    4. Die Gebäude in Baabe wurden im Laufe der Jahre mehrmals verändert. Zuletzt wurde zu DDR-Zeiten an Stelle der originalen Holzverkleidung des Obergeschosses eine hässliche Plastikverkleidung angebracht. Im Erdgeschoss wurde auf der Gleisseite ein Fenster zugemauert.

    Rein rechtlich war die Deutsche Reichsbahn und die DB AG nie Eigentümer. Es wurde bis 1995 noch für den Fahrkartenverkauf genutzt. Im Obergeschoss wohnte ein Eisenbahner. Der bauliche Zustand verschlechterte sich schon in den 1980ern immer mehr.

    1996 wurde es an den Landkreis Rügen übergeben und verfiel ohne Nutzung und ohne jegliche Sicherung durch den damaligen Eigentümer.

    5. Dann kam die PRESS...

    Über alle anderen Dinge möchte ich mich nicht äußern.

    Grundsätzlich darf ja jeder gern seine Meinung haben und hier äußern. Aber er sollte dabei nicht seine hoffentlich gute Erziehung vergessen und gerecht urteilen.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • :gruebel: Beim Bild von JB und der nachfolgenden Kritik habe ich mich erst gefragt, was den gemeint sein soll :nixw: denn der Neubau schaut schon so aus wie "immer schon da gewesen". :-D

    Ich hab mir die Mühe gemacht und nach alten Bildern von Baabe gesucht und siehe da, die Kubatur ist ja annähernd gleich und daher passt sich der Neubau gut ein und den Allermeisten wird es gar nicht auffallen, dass hier kein Stein auf den anderen geblieben ist. :zwink:

    Das Projekt ist also gelungen. :ok: Und Schwibbogen im Fenster. :love:

    mit besten Grüßen

    Metis

  • Hallo Metis, hallo die Anderen,

    das ist es, ihr seht es gar nicht. Natürlich ist nicht zu übersehen, dass das originale EG nachempfunden wurde. Möglicherweise stimmen auch die Abmessungen mit dem alten Gebäude überein und vieles an dem Neubau ist, zugegeben, gut gelungen. Was mir aber sofort ins Auge viel und mich so enttäuscht hat, ist dieser bescheuerte Balkon, der die gesamte Gebäudeansicht von der Gleisseite verunziert. Da wurde so viel Geld ausgegeben und sich, wie hier von anderer Seite bemerkt, sichtlich Mühe gegeben, um dann durch so einen "kleinen Kompromiss" (wie es viele hier wohl nennen würden) alles wieder in Frage zu stellen. Schade, eine weitere Chance vertan.

    Der Reiz einer Dampfschmalspurbahn besteht nicht darin, dass sie "modern" und "zeitgemäß" ist, sondern dass sie Traditionen wahrt. Wer natürlich den Bahnhof Baabe erst mit halb abgerissenem EG kennengelernt hat, wird froh sein, dass jetzt wieder alles heil und ordentlich ist. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass das EG Baabe der letzte seiner ursprünglichen Bestimmung dienende Vertreter einer bei den Pommerschen Lenz-Bahnen mehrfach vorhanden gewesenen und wie ich meine architektonisch sehr gelungenen Typenbauten war. Eine Erhaltung in der ursprünglichen Form wäre schon deshalb wünschenswert gewesen.

    Schönen Gruß

    Klaus-Matthias