Ziegeleibahnzüge im nördlichen Brandenburg

  • Etwas abseits der heutigen Museums- und Touristikeisenbahnen liegt nördlich von Berlin das kleine Örtchen Mildenberg. Die Lage in der unmittelbaren Nähe von Berlin ist daher besoders wichtig, da fast alle dort verbauten Ziegel aus dem Zehdenicker Revier stammen. So war es bis zur Währungsunion anno 1990, wo mit einem Mal alle dortigen Ziegelwerke nach und nach zum Sterben verurteilt waren. Die letzte Investition noch zu DDR-Zeiten war das Steinwerk in Zehdenick das die bisher ungenutzen feinen Sandschichten in der Grube Burgwall für die Produktion von Porenbeton nutzen konnte. Aber auch dort endete der Feldbahnbetrieb im Jahre 1997 endgültig und wenn man danach sucht findet man auch heute noch die alten Felbahngleise.

    Bereits kurz nach dem Niedergang der dortigen Ziegeleiindustrie begann man als Verein "Technische Denkmale Gransee eV." mit der Schaffung eines Mseumsparkes in Mildenberg der neben der Geschichtsvermittlung über die dortige Ziegeleiindustrie auch den Erhalt einiger Strecken als Touristikeisenbahn vorsah. Nach den ehrgeizigen Plänen des Vereins sollte man später in umgebauten Kipploren von Gransee nach Mildenberg auf 750mm Spur reisen können, dann auf 630mm-Spur nach Burgwall und von dort weiter nach Zehdenick. Doch der Verein hatte sich mit diesem gewaltigen Projekt übernommen und so übernahm der dortige Landkreis das Projekt Ziegeleipark und dessen Feldbahnen. Als einzige Strecke ist daher derzeitig nur die Verbindung des Museumsparkes nach Burgwall verwirklicht worden.

    Im Ziegeleipark selber soll dem Besucher die Geschichte der Ziegeleiwerke vermittelt werden. Die Feldbahn hat daher hier nur untergeordnete Bedeutung und nur wenige Besucher finden den Weg zur Feldbahnaustellung. Im Außengelände entwickelt sich der Park mehr zu einem Freizeit- und Spielepark, wo ab und zu noch ein paar technische Geräte aus der Vergangenheit herumstehen...

    Mehr über den Ziegeleipark hier: http://www.dampfspektakel.de

    Die vollständig auf den Tourismus augelegte Zielsetzung hat natürlich heute nichts mehr mit dem alten Feldbahncharakter zu tun und so war schon recht früh der Wunsch aufgekommen, die Zeit zu nutzen um noch einmal etwas von dem alten Feldbahnflair wieder aufleben zu lassen. Auch an dieser Region geht nun mal die Zeit nicht vorbei!
    Wichtigstes Ziel war es, zwei authentische Züge zu bilden, vovon einer mit der LOWA-Dampflok bespannt wurde. Der andere Zug wurde mit der Ns3 des Ziegleiparks gefahren, die nach Ihrer Wiederinbetriebnahme jedoch eigentlich überhaupt nicht eingsetzt werden kann. Wie wir bei der Probefahrt feststellen mussten, passt sie aufgrund ihres breiten Rahmens nicht an den Bahnsteig. Aua!


    "Der Wurzener" in seinem Element: Erst einmal die Loren für den zweiten Zug im weitläufigen Park zusammensuchen!


    Wir beschränken uns daher auf Aktivitäten außerhalb des Museumspark. Kurz nach Verlassen des Parkgeländes überquert der Leerzug die kleine Anliegerstraße nach Burgwall. Neben den beidseitigen Rampen zur Havelbrücke ist es die einzige kleine Steigung auf dieser Strecke.


    An dieser Stelle ist noch schön zu erkennen wie die 630mm-Neubaustrecke auf das alte Planum der ehemaligen 750mm-Bahn nach Trottheide einschwenkt. Die alte Trassenführung führte bis 1988 gerade aus durch dem Wald und kam somit auf der anderen Seite in das dortige Ziegeleiwerk 3.1 hinein.


    Bei ehemaligen Mögelinstich, wurde das Ausweichgleis für unsere Zugüberholung reaktiviert. Im normalen Fahrbetrieb ist jedoch meist nur ein Zug auf der Strecke so wird dieses Gleis nicht mehr genutzt. Von hier aus heisst es dann immer, Anlauf nehmen für die anschließende Steigung zur Havelbrücke.


    Die Havelbrücke wurde bis vor ein paar Jahren noch als kombinierte Eienbahn- und Straßenbrücke genutzt. Der Straßenverkehr wurde mit einer einfachen Rotlichtanlage gesichert. Erst ein Neubau der Straßenbrücke nebenan beendete dieses Bild entgültig. Die alte Brücke wird seit dem nur noch von der Feldbahn genutzt. Die Brücke war jedoch schon seit Inbetriebnahme nicht für Züge mit der schweren V10c ausgelegt, so das die langen Züge meist von jeder Seite mit einer Lok bespannt waren. So konnte der Zug von jeder Seite ohne Lok hinüber geschoben werden und die V10c fuhr dann allein über die Brücke. Heute ist das auch als wichtigster Grund anzusehen, warum man im Ziegeleipark seine eigene V10c nicht mehr reaktivieren möchte.


    hinter dem Haltepunkt Grube Burgwall gibt es im derzeitigen Endpunkt noch eine Ausweiche zum Umlaufen der Lokomotiven. Hier an dieser Stelle war jedoch früher die Einfahrt zur Grube als Gleisdreieck ausgeführt. Nach Ende des Sandverkehrs war die Einfahrt von Zehdenick jedoch bedeutungslos geworden und somit baute man daraus eine einfache Umfahrung. Die Grube ist seit dem nicht mehr angeschlossen. Das Gleis nach Zehdenick liegt jedoch noch, ist jedoch im Laufe der Jahre ziemlich zugewachsen. Unser Vollzug fährt hier wieder nach Mildenberg zurück.


    Auch wenn das Wetter im September 2008 nicht ganz so mitgespielt hatte, war unser Fototag dennoch ein Erfolg. Die LOWA hatte mit den 10 beladenen Kipploren ziemlich viel zu tun. So konnte die Steigung zur Havelbrücke erst nach mehreren Anläufen geschafft werden. Ansonsten ist hier die Region von vielen aufgelassenen Tonstichen gekennzeichnet die schon zu DDR-Zeiten geflutet wurden und somit eine wunderschöne Seenlandschaft bilden. Hier fährt unser Fotozug an ein paar alten Siedlungshäusern dieser verlassenen Gruben vorbei.

    Trotz aller Widrigkeiten habe ich mich entschlossen noch einmal am 19.September 2010 einen Fototag in Mildenberg zu veranstalten. Jedoch muss wegen dem nachlassnden Interesse der zweite Zug ausfallen. Auch die finzielle Absicherung dieser Fotozüge durch die bisherigen Einzahlungen der Teilnehmer ist bisher nicht volltständig gesichert. Eine am gleichen Wochenende stattfindende Dampfveranstaltung auf der polnischen Seite der Ostbahn tut sein weiteres, das das Interesse an dem Ziegleibahndampf sich im beschulichen Rahmen hält. Es ist für mich jedoch Anlass einzusehen, das weitere solche Fotoaktionen dort von mir nicht mehr vorgesehen sind. Es ist also die letzte Möglichkeit dort noch einmal einen realistische Fotozug fahren zu lassen.

    Weitere Informationen zur Veranstaltung hier: http://www.bremerbahn.de/3.html

    Grüße aus dem Bremer Exil

    Jan

    Einmal editiert, zuletzt von bremerbahn (23. Juni 2010 um 21:40)

  • Nach zehn Jahren habe ich am 22. Mai wieder Mildenberg besucht. Schön, daß mittlerweile die Dampflok fährt, weniger schön, daß die Kombibrücke, das frühere Topmotiv der Strecke, inzwischen verdorben ist. Angenehm aber auch, daß sonst nur Ns2 über die Brücke fahren dürfen, denn eine V10C ist auf dieser Strecke ziemlich unpassend.

    :cheers:

  • Guten Morgen Ludger,

    entschuldige bitte meine Frage, aber wozu sind die "Dächer" auf der Muldenkippern auf den 2 und 3 Bild? Sollten diese die Ladung vor Nässe schützen?

    Gruß

    Torsten

  • Hallo Torsten
    Die "Dächer" sind ganz nützlich, wenn so komisches flüssiges Zeugs von oben kommt und der Zug mit den Touristen mitten auf Strecke ist, deswegen kippen auch diese Mulden"kipper" nicht mehr, man will ja die Passagiere nicht verlieren.
    Micha

  • Hallo Ludger,

    ich muß dich korrigieren, auf den Fotos sind eindeutig Ns3 Maschinen zu sehen.

    Bei der Brücke muß ich dir zustimmen, es war ein sehr beeindruckendes Fotomotiv.

    Mit freundlichen Grüssen

    H.Firle

    http://www.feldbahnmuseum-herrenleite.de
    http://www.zoje.de, http://www.bahnhof-bertsdorf.de

    Mit freundlichen Grüßen
    H.Firle

    Immer wieder schön, eine Fahrt mit der Zittauer Schmalspurbahn
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    http://www.zoje.de , http://www.bahnhof-bertsdorf.de

  • Ich hatte übersehen, daß es eine Ns3 ist. Ich kannte auf der großen Spur immer nur Ns2. Aber: Um welche Ns3 handelt es sich? Vor 10 Jahren war die LKM 249218 die einzige Ns3, aber die war 750mm-spurig. Hat man sie umgespurt oder sich eine andere Ns3 zugelegt?

    Zu den Dächern: Für Schüttgut würden sich die Loren leider nicht mehr eignen, denn auf einer Seite sind sie aufgeschnitten, damit die lebendige Ladung hineingelangen kann. Verschlossen wird das Loch nur mit einer Kette.

  • Hallo!
    Ein sehr informativer Bericht!Die Fotos sind Toll.Da machen einige wenige viel Arbeit und Mühe.Was Leider nicht genug honoriert wird.Das ist sehr Schade.