Frage zu den BN 60 H der ehemaligen Pioniereisenbahn Berlin

  • Hallo in die Runde,

    Im April 1966 erhielt die PE Berlin zwei fabrikneue Lokomotiven des Types BN 60 H des tschechischen Herstellers „Turcianske Strojarne, n. p., Martin – Zavod Lucenec“ (TSM-L).

    Diese hatten die Herstellerdaten 1965/008 und 1965/009. Eine Maschine hatte orange Aufbauten und einen orangen Rahmen. Die andere hatte grün/silberne Aufbauten mit schwarzen "Zierstreifen" und einen grauen Rahmen. Die zweitgenannte Lokomotive hatte teilweise verchromte Armaturen und Bedienelemente im Führerhaus und auf dem Führerpult.

    "Alte" Pioniereisenbahner erzählten mir, das diese Lokomotive immer die "Messe-Lok" genannt wurde, weil sie vorher auf einer Messe (welcher?) präsentiert wurde.

    Kann dies irgendein Forist bestätigen? Genauso wenig ist bekannt, warum gerade diese Loktype zur PE B kam. Mit hydraulischen Getrieben kannte man sich in Berlin ja nun wirklich nicht aus. Hat da jemand eine Vermutung?

    Mit schönen Grüßen aus dem Bw verbleibt der Peter B.

    Einmal editiert, zuletzt von Peter Bauchwitz (28. Januar 2022 um 13:20) aus folgendem Grund: Farbangaben korrigiert

  • Hallo,

    Martin und Lucenec sind slowakische Städte. Und 1966 war „Turcianske Strojarne, n. p., Martin – Zavod Lucenec“ ein tschechoslowakischer Hersteller.

    Zur eigentlichen Frage kann ich leider nichts beitragen.

    Viele Grüße

    Manfred

  • Hallo Manfred,

    danke für Deine Reaktion. Die Firmenbezeichnung hatte ich mir schon vor einiger Zeit "zusammengebosselt". War übrigens auch ein großer Rüstungsproduzent. Irgendwo habe ich auch noch die deutsche Übersetzung und einen Firmenprospekt bezüglich der Lokomotiven auf meinem Rechner verbuddelt ... . ;)

    Grüße aus dem Bw sendet der Peter B.

  • Hallo "wxdf",

    ich habe die BB-Scanns beider Loks und auch schon mit den Kollegen in Gera Kontakt gehabt. Leider Fehlanzeige. Es sind übrigens beide Berliner Loks nach Gera gegangen. Die "üblichen Verdächtigen" bei Kipplore konnten mir leider auch nicht weiter helfen.

    Grüße aus dem Bw sendet der Peter B.

  • "Alte" Pioniereisenbahner erzählten mir, das diese Lokomotive immer die "Messe-Lok" genannt wurde, weil sie vorher auf einer Messe (welcher?) präsentiert wurde.

    Kann dies irgendein Forist bestätigen? Genauso wenig ist bekannt, warum gerade diese Loktype zur PE B kam. Mit hydraulischen Getrieben kannte man sich in Berlin ja nun wirklich nicht aus. Hat da jemand eine Vermutung?

    Wie sah es damals mit der DDR-Fahrzeugindustrie aus? Waren Dieselloks mit solcher Größe und Leistung für 600 mm gar gebaut? Und auch wenn ja, in einer entsprechenden Stückzahl? Oder reihten sich diese Ansprüche an Ende, da andere Vorrang genossen?

    In diesem Fall haben sich die Ostblock-Länder häufig zueinander gewendet, um fehlende Gattungen bzw. Menge derart zu beschaffen. Hinzu noch hat Export auch innerhalb von RGW eine Art von Prestige bedeutet... daneben auch Devisen-Rubel und Reisemöglichkeit für die Mitarbeitern.

    Firmen vertrauten aber wohl nicht alleine auf Mangelwirtschaft, es muß auch gezeigt werden, wozu sie fähig sind. Wo hat aber jemand die besten Chancen Produkten für DDR-Export zu präsentieren?! Natürlich an der berühmtesten Messe in Leipzig. Man sollte die dortigen Archiven durchstöbern, wer und was damals ausstellte.

    Da kamen auch die zuständigen Kadern gewiß hin, und sahen diese Lok, oder evtl. gleich zwei davon. Es kam ab und zu vor, daß Ausstellungsstücke nicht mehr heimkehrten, sondern gleich da verblieben. Haben sie dann vielleicht gedacht, die Testen auf wackeligen Gleisen vor vollbeladenen Loren nicht so zielführend wären als auf dieser gut gepflegten "Schaufensterbahn" mit ihren leichten Personenwagen, wohin auch andere Kadern einfacher mitzunehmen sind, als in eine ferne Ziegelei, Torfabbau, was immer. (Das kann natürlich aber auch schlimmer schief gehen, wenn sie mit den Pionieren gefüllten Zügen häufig liegenbleiben.)

    Und daß sie in der Wuhlheide als Fremdtechnik galten? Über solche Kleinigkeiten wurden Betreiber nur selten hingefragt...

    Das ist aber, wie gesagt, nur die Vermutung von...

    Péter

    ...der zwar anderswo und nur innerhalb in letzter Phase von Sozialismus lebte, sollte daß es aber nicht heißen daß er komplett Unrecht habe.

  • Hallo Peter,

    recht herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich gebe Dir in allen Deinen Ausführungen völlig recht! Genau diese Gedanken habe ich mir auch schon gemacht.

    Meine Theorie: die PE Berlin brauchte aufgrund des verschlissenen Zustandes der Lokomotiven der ersten Generation dringend Ersatz, LKM konnte aufgrund totaler Auslastung aber nichts liefern. Der damalige Betriebsleiter der PE Berlin, Horst Schobel (eigenem Anspruch nach wohl Leiter aller Pioniereisenbahnen der DDR), hatte gute Verbindungen zu Margot Honecker und konnte dadurch auf die Valuta für den Ankauf zweier "Fremd-" Lokomotiven zurückgreifen. Moderne Lokomotiven, da es ja sein erklärtes Ziel war die PE Berlin zur modernsten PE innerhalb der DDR zu machen.

    Ist wie geschrieben eine Theorie von mir. Die Fragen bleiben: welche Messe (in Bezug auf die Leipziger Messen 1964 bis 1966 habe ich noch nichts gefunden) und woher kam der finale Kaufbeschluss? Wer hat die Lokomotiven bezahlt? Wohl nicht der stehts "klamme" Magistrat von Groß Berlin. Kam das Geld aus Margots Ministerium?

    Es bleiben Fragen über Fragen.

    Grüße aus dem Bw sendet der Peter B.