Die Eisenbahntechnische Schauanlage Neudorf

  • Glück Auf werte Eisenbahnfreunde,

    Heute etwas in eigener Sache.
    In den letzten beiden Jahren entstand bei mir auf dem Grundstück Am Steig 30 in 09465 Sehmatal-Neudorf, unmittelbar am km 5,0 der Schmalspurbahn Cranzahl- Kurort Oberwiesenthal gelegen, eine kleine eisenbahntechnische Schauanlage.

    Da man die Dampflokomotiven nebst Wagen ja in unmittelbarer Nähe zur Genüge vorbeischnaufen sieht, riecht und hört, bezieht sich die "Technik" hier natürlich auf mein Steckenpferd Sicherungs- und Fernmeldewesen  :)



    Was gibt es zu sehen? Eigentlich von allem etwas, was zur historischen Strecken- bzw. Bahnhofsinfrastruktur gehört(e), nämlich:
    Ein zweiflügliges Hauptsignal mit Gittermast und elektrischem Antrieb, bedienbar von einem kleinen mechanischen Stellwerk, die restaurierte und wieder betriebsfähig hergerichtete Warnlichtanlage vom Wegübergang Reichs-/Fern-/Bundesstraße 95 zwischen Unter- und Oberwiesenthal (in Betrieb von 1940 bis 2005; hier im Forum schon vorgestellt), ein kurzes Gleisstück der Spurweite 750 mm, dessen beide Holzschwellen von der CW und WCd stammen, daran montiert ein Schienenstromschließer "Neptun", wie er u.a. zum zugbewirkten Einschalten von Warnlichtanlagen benutzt wurde, eine Holzeisenbahn für die jüngsten Besucher und eine originale "Fernsprechbude mit innerer Holzverschalung", einst für den Bf Cranzahl beschafft, nebst authentischer Inneneinrichtung mit funktionsfähigem Fernsprecher OB 33 sowie eine noch im Aufbau befindliche Freileitung, welche mit dem eingangs erwähnten Stellwerk verbunden werden soll. Dort kommt dann ein Feldfernsprecher FF 63 zum Einsatz, um mit der Sprechstelle in der F-Bude zu kommunizieren.

    Dem ein oder anderen Hobbykollege ist die Anlage vielleicht während einer Mitfahrt im Zug oder beim Wandern auf dem direkt vorbeiführenden "Erlebnispfad Bimmelbahn" schon aufgefallen.
    Ich möchte explizit darauf Hinweisen, das die Schauanlage selbstverständlich gern besucht und von Jedermann bedient und benutzt werden darf (unter Beachtung der an den betreffenden Einrichtungen gegebenen Hinweise)! Eintritt wird nicht verlangt, wer möchte kann eine kleine Spende zum Erhalt der Technik hinterlassen.

    An allen Exponaten sind Informationstafeln angebracht, die nähere Hinweise zur Funktion und Bedienung geben. Sollte ich selbst vor Ort sein, was aus beruflichen Gründen nicht immer möglich ist, stehe ich selbstverständlich für Gespräche gern zur Verfügung. Auch eine vorherige kurze Anmeldung per Mail unter mike.robeck(ät)gmx.de ist möglich. In solchen Fällen sind dann auch Einblicke in das Innenleben des elektrischen Signalantriebs oder der Warnlichtanlage möglich - denn gerade bei diesen Meisterwerken der Ingenieurskunst kommt es auf die "inneren Werte" an!

    Zum Schluss noch ein Hinweis auf den an gleicher Adresse angesiedelten Alpaka-Hof:
    alpakas-fichtelbergbahn.de
    Auch dieser kann nach Voranmeldung (Kontaktdaten auf der Homepage) gern besucht werden, vielleicht auch in Verbindung mit der Eisenbahntechnischen Schauanlage Neudorf  ;)

    Ausdrücklich empfohlen wird die Anreise per Zug (http://www.fichtelbergbahn.de) in Verbindung mit einem kurzen Fußmarsch vom Bf Neudorf, da die sehr begrenzt vorhandenen Parkplätze vordringlich für die Besucher der Alpakas bzw. für 2 Wohnmobile reserviert sind.

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und beste Grüße

    Mike Robeck-Jokisch

    StellwerksBahnMeisterei

    Eisenbahngeschichte & Eisenbahntechnik

    Am Steig 30, 09465 Sehmatal-Neudorf

  • Hallo Mike,

    mehrfach schon habe ich Dein Anwesen per Zug passiert und habe den Aufbau Deiner Ausstellung in Abständen zur Kenntnis genommen. Persönlich besucht habe ich Dich noch nicht, aber besten Dank für den Tip und die Bereitschaft dazu. Ich finde es sehr schön, daß Du das machst und der Standort ist ziemlich ideal, finde ich.


    Vielen Dank für Deine Initiative

    217 055

    Gruuß

    217 055

  • Hallo

    Vielen Dank für solche Initiative.Ich weis aus eigener Erfahrung die Leute sind wissbegierig und Erläuterungen Erklärungen hinweise werden dankend aufgenommen.Und Tiipps werden gegeben und fragen werden gestellt die in der einen oder anderen form in die gezeigten Objekte und Exponate mit eingearbeitet werden.

    Viel Erfolg weiterhin und nochmals vielen dank.

    Gruß
    Harald a.F.

  • Neues von der Eisenbahntechnischen Schauanlage Neudorf

    Glück Auf,
    Im Spätsommer/Frühherbst hat sich noch einiges in der Eisenbahntechnischen Schauanlage Neudorf getan. Die folgenden Bilder sollen die Neuerungen untermalen:


    Zwischen Stellwerk und Fernsprechbude wurde eine Freileitung in Betrieb genommen. Somit ist es nun möglich, zwischen Fernsprechbude und Stellwerk zu kommunizieren.

    Während die F-Bude mit einem klassischen OB 33-Fernsprecher ausgerüstet ist, steht im Stellwerk ein Feldfernsprecher FF 63 zur Verfügung. Der Querträger samt Isolatoren am Stellwerk stammt von der WCd-Linie, geborgen im Streckenabschnitt Rothenkirchen - Stützengrün, welcher vor einigen Jahren zum Radweg ausgebaut worden ist.


    Zum 1. Oktober hat das Formhauptsignal "T" seine elektrische Beleuchtung erhalten. Signal Hp 2 erscheint dabei in seiner bis zum 20. April 1953 gültigen Form "grün/grün". Es kommt dabei keine LED-Beleuchtung zum Einsatz, sondern klassische bahntypische Glühlampen (220 V). Auf den Ersatzstromkreis wurde jedoch verzichtet.
    Das Hauptsignal ist dem Einfahrsignal T des Bahnhofs Zwönitz nachempfunden, welches bis 1947 die Einfahrt aus Richtung Scheibenberg sicherte.



    Auch die am kurzen Gleisstück montierte Weichenlaterne ist neuerdings mit originalem Kosmos-Brennereinsatz beleuchtet. Bedienung und Wartung erfolgt gemäß Anlage 8 der Vorschriften für den Block- und Stellwerksdienst (soweit es die anderen dienstlichen und privaten Verpflichtungen zulassen).


    An dieser Stelle möchte ich gerne einen schönen zeitgenössischen Text aus der Reichsbahnzeit einschalten, der mich sehr fasziniert:
    "Die Wichtigkeit der Signale im Eisenbahnbetrieb, die dem Führer der fahrenden Lokomotive Fahrt-, Geschwindigkeits- und Haltebefehle von der Strecke her kundgeben, ist auch dem Laien bekannt. Es bedarf sorgfältiger Pflege und vieler fleißiger Hände, diese Signale in Betrieb zu halten. Ein Mann fällt uns da abends im Dämmerlicht auf, der geschäftig, oft mehrere Laternen tragend, den Bahnkörper entlang eilt und jedes Signal rechtzeitig mit dem notwendigen Licht versieht. Ebenso gewissenhaft, wie der Lampenwärter abends um einwandfreies Brennen jeder Flamme besorgt ist, beeilt er sich morgens, wenn die Sonne ihren Sieg über die Dunkelheit davongetragen hat, alle Lampen wieder zu löschen, damit kein Brennstoff vergeudet wird."


    Unmittelbar neben der Fernsprechbude hat ein kleines Lichtsperrsignal seinen Platz gefunden. Nun kann man sich streiten, ob selbiges zum Ensemble passt. Ich meine schon, denn zum Einen ist auch diese Bauform inzwischen "historisch" und zum Anderen habe ich einen persönlichen Bezug dazu.


    Bei dem Sperrsignal handelt es sich um jene Bauform der Deutschen Bundesbahn, welche auf dem Gebiet der ehemaligen Deutschen Reichsbahn eingebaut worden sind. Der Unterschied liegt im Detail, denn bei den Lichtsperrsignalen der Bundesbahn leuchteten für das dortige Signal Sh 0 zwei rote Lichter. Da man für den Einbau der Sperrsignale auf dem Gebiet der ehemaligen DR aber nur 1 rotes Licht für den absoluten Haltbegriff benötigt, wurde die linke Rotlampe - die auf Grund schaltungstechnischer Zwangspunkte weiterhin leuchtet - einfach abgeblendet. Lichtsperrsignale in Neuanlagen werden grundsätzlich nur noch mit 1 Rotlampe ausgerüstet. Mein Sperrsignal besitzt selbstredend die linke abgeblendete Rotlampe, jedoch habe ich zur Einsparung der raren Leuchtmittel auf die tatsächliche Beleuchtung verzichtet. Das Sperrsignal stand einst im Bahnhof Magdeburg-Sudenburg, der bis vor einigen Jahren zu meinem Aufgabengebiet als Fahrdienstleiter gehörte. Bedient werden kann das Signal über einen Schalter in der Fernsprechbude, dort sind auch das Mastschild und die Kreisscheibe erklärt. Die Stromversorgung 24 V DC erfolgt über ein parallel zur Freileitung aufgehängtes Luftkabel.


    Schließlich gibt es noch zwei kleine Neuerungen an der Warnlichtanlage. Zum einen betrifft dies die beiden Schuten an den Signallaternen am Warnsignalmast. Durch den Umbau der Überwachungssignale der EBÜT-Halbschrankenanlage Neudorf (Ersatz der gelben Kennlichter durch Rückstrahlscheiben) wurden die beiden langen Schuten frei und mir freundlicherweise von der SDG zur Verfügung gestellt (Danke!! ;)). Beide Schuten haben nun an meiner Warnlichtanlage ein neues Einsatzgebiet:-)
    Die zweite Änderung betrifft die Schaltung an sich und ist äußerlich nicht erkennbar. Ich möchte dennoch für den technisch interessierten Eisenbahnfreund darauf eingehen: Bedingt durch den Umstand, dass die Warnlichtanlage bei mir stets von Hand ein- bzw. richtigerweise umgeschaltet wird, ist ein vollständiger Schaltungsablauf wie bei einer Zugfahrt bisher nicht möglich gewesen. Konkret betrifft dies die Umschaltung von Rot- auf Weißlicht nach Befahren des Überganges durch den Zug nach der letzten Achse. Seit ihrer Inbetriebnahme am 1. Februar 1940 bis zur Außerbetriebnahme 2005 war zu diesem Zweck im Wegübergang ein Gleisstromkreis eingebaut. Der Magnetschalter R2, welcher früher die Umschaltung von Rot- auf Weißlicht und und im letzten Bauzustand ("Andreaskreuz mit integriertem Blinkicht") die Ausschaltung des roten Blinklichtes herbeiführte, konnte nur abfallen und wieder anziehen, wenn der Zug den isolierten Gleisabschnitt befahren und mit der letzten Achse wieder verlassen hatte. Das wurde nun durch das Einfügen eines simplen Schalters wieder darstellbar. Damit ist nun auch die relaistechnische Sperrstellung der Anlage wieder möglich, welche das erneute Einschalten des roten Warnlichtes beim Befahren der Gegeneinschaltkontakte unterband. Die Simulation des vollständigen Ablaufes ist allerdings nur bei offenem Schaltschrank möglich, der meine Anwesenheit voraussetzt.


    Schließlich weist ein am Wohnhaus angebrachtes Banner sowohl auf unsere Alpakas als auch auf die Schauanlage hin ;)

    Sämtliche Anlagen dürfen unter Beachtung der dort gegebenen Hinweise bedient werden. Geöffnet ist in der Regel ab 9 Uhr bis nach dem letzten Personenzug nach Oberwiesenthal. Frühere Schließzeiten aus betrieblichen oder privaten Gründen bleiben vorbehalten. Eintritt frei.


    In diesem Sinne grüßt und freut sich auf eine eventuelle Begegnung

    Mike Robeck-Jokisch

    StellwerksBahnMeisterei

    Eisenbahngeschichte & Eisenbahntechnik

    Am Steig 30, 09465 Sehmatal-Neudorf

  • Hallo Mike,

    wirklich klasse, was Du da in privater Initiative und mit unglaublicher Akribie aufgebaut hast! Und nicht minder lobenswert finde ich es, dass Du diese liebevoll gestaltete und historisch wertvolle Schauanlage der Öffentlichkeit zugänglich machst, und das sogar kostenlos. 🙃

    Viele Grüße

    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)

  • Finde ich interessant, was Du da machst. Ich habe noch 2 Schrankenbäume einer HS60b nebst den Andreaskreuzen, ein Formvorsignal und ein wenig anderen Krempel. Unter Anderem eine Pilzleuchte. Leider ohne Mast. HL-Signalschirm, ziemlich komplett bestückt. DKW-Signal, Läutewerk einer mechanischen Schranke... Und so weiter. Interesse? Du bräuchtest aber einen großen Anhänger und ein paar Leute, die beim Laden helfen...

    Gruß

    KWer

  • Neues von der Eisenbahntechnischen Schauanlage Neudorf

    Glück Auf,

    im vergangenen ersten Halbjahr 2023 hat sich wieder etwas in Neudorf getan.

    Am 13. April ging am Formhauptsignal "T" das Ersatzsignal (Signal Ve 5) in Betrieb (Ausführungen zu Signalbildern gemäß Signalbuch (DV 301) Ausgabe 1935).

    Am 1. April 1935 in die Gruppe der Fahrverbot- und Fahrerlaubnissignale im Signalbuch aufgenommen, bedeuten die 3 weißen Lichter in Form eines A: "Am Halt zeigenden Hauptsignal ohne schriftlichen Befehl vorbeifahren".

    Eine Kreuztafel (Kennzeichen K 16) kam am 28. April zur Aufstellung.

    Die Kreuztafel zeigt bei fehlendem Vorsignal oder fehlender Deckungsvorscheibe an, daß ein Hauptsignal oder eine Deckungsscheibe zu erwarten ist.

    Heute schließlich wurde in den Schaltschrank der Warnlichtanlage ein Sichtfenster eingebaut, welches dem interessierten Besucher nun ständig die Möglichkeit bietet, ins Innere des Schrankes von Deutschlands wohl letzter betriebsfähiger Warnlichtanlage nach Schaltung V 298 zu schauen. Auch an eine Schrankbeleuchtung wurde selbstverständlich gedacht.

    Beste Grüße

    Mike Robeck-Jokisch

    StellwerksBahnMeisterei

    Eisenbahngeschichte & Eisenbahntechnik

    Am Steig 30, 09465 Sehmatal-Neudorf

  • Im Rahmen meines Besuches im Erzgebirge konnte ich mir nun endlich auch Mikes Schauanlage ansehen. Es ist herrlich, wie man die Signale ausprobieren kann und alles richtig funktioniert. Für die (eisenbahnuninteressierten) Familienmitglieder gibt es knuffige Alpakas zu sehen. Schade, Mike, dass wir uns nicht getroffen haben und ich wahrscheinlich auch andere Mitglieder unseres Forums dort getroffen habe, ohne es zu wissen.

    Viele Grüße
    Eckhard

  • Muß mal schauen das ich es am Mittwoch mal nach Neudorf schaffe wenn ich in Annaberg bin.. Mike ist Cranzahl hoch zu dir frei?

    Der Sächsische Bahnhofsblock hat übrigens auch eine Bimmel...
    Also völlig Bimmelbahnkonform... :-D