Hallo zusammen,
nachdem ich die letzten Monate als mehr oder weniger stiller Mitleser hier im Forum aktiv war, möchte ich heute einmal meine kleine Anlage vorstellen.
Es fing an vor etwas mehr als einem Jahr, als sich die Frage stellte, was denn als Thema einer Regalanlage geeignet wäre. Ich habe damals viel hin und her überlegt und war von den Entwürfen in Normalspur, die ich mir bisher ausgearbeitet hatte, nicht vollends überzeugt. Um auch nur halbwegs anständige, wenn auch spärliche Gleisanlagen zustande zu bekommen, wäre eine Anlagenbreite von mindestens 50 Zentimetern notwendig gewesen. Eigentlich nicht viel, aber da die Anlage den Raum nicht für sich allein hat, zu viel.
Irgendwann kam mir dann die zündende Idee: Warum nicht Schmalspur? Mehr oder weniger zufällig entdeckte ich einen sehr gut sortierten Modellbahnhändler, der zu meinem Erstaunen sogar Produkte in H0e hatte. Und wie das dann so ist: Wenn man in ein Geschäft geht mit dem Vorsatz, "nur mal zu gucken", wird's gefährlich. Jedenfalls bei mir.
Infolgedessen kam mir nämlich die Idee, meinen Lieblingsbahnhof Göhren vom Rasenden Roland in H0e nachzubauen. Im Nachhinein die goldrichtige Entscheidung. Es macht schon besonders viel Freude, einen Bahnhof nachzubauen, den man in echt kennt. Und Göhren hat es mir besonders angetan. Irgendwie hat dieser Bahnhof, besonders in den Abendstunden, eine besonders gemütliche Atmosphäre. Das genieße ich jedesmal im Urlaub ganz besonders.
Der entscheidende Vorteil bei Schmalspur-Anlagen: Auf 30 Zentimetern Anlagenbreite lässt sich ein ziemlich anständiger Bahnhof unterbringen. Und das ohne, dass man das Gefühl hat, groß "quetschen" zu müssen. Engere Radien sind auch nicht so schlimm, weil vorbildgerecht.
Trotzdem müssen natürlich Kompromisse eingegangen werden. So habe ich die Gleisanlagen in der Breite doch etwas zurechtstutzen müssen, anderenfalls wären bei der Gestaltung größere Abstriche vonnöten gewesen. Details dazu liefere ich bei Interesse vielleicht in einem späteren Beitrag.
Auch wird auf meiner Anlage kein bestimmter Zustand des Bahnhofs dargestellt, sondern ich versuche, einen Kompromiss zu finden, sodass möglichst viele verschiedene Epochen des Betriebs einigermaßen darstellbar sind.
Beispielsweise liegen die Gleise bei mir, anders als heute im Original, noch in der alten Kiesbettung, die Ladestraße existiert noch als solche und ist nicht dem Parkplatz gewichen und der Lokschuppen ist ebenfalls der Vorgänger des heutigen Schuppens.
Andererseits befindet sich die Terrasse der Bahnhofsgaststätte ungefähr im heutigen Zustand, draußen wird gegrillt und beim Public Viewing Fußball geguckt. Zumindest Letzteres dürfte zu DDR-Zeiten recht selten gewesen sein ;).
Aktuell sind die Gleisbauarbeiten mit Ausnahme von kleineren Nachbessserungen am Gleisbett abgeschlossen, der Lokschuppen geht der Fertigstellung entgegen und für den Betrieb stehen mit 99 4652 (Roco, HF 110 C) und 99 783 (Bemo, VII K neu) zwei Loks zur Verfügung. Der Wagenpark ist noch ziemlich ausbaufähig, bisher habe ich nur fünf Rü.K.B.-Zweiachser von Roco (1 Gw, 1 Ow, 3 Personenwagen) und einen weiteren grünen DR-Zweiachser zur Verfügung. Zudem habe ich mir den alten Schlackewagen (beim Vorbild damals von der Pferdebahn Klockow-Pasewalk gekommen) selbst gebaut. Für eine große Neubaulok natürlich viel zu wenig und zeitlich nicht passend, aber die bestellten RüBB-Vierachser lassen auf sich warten.
Hier mal eine kleine Fotostrecke vom gestrigen Betrieb:
Ein ganz normaler Nachmittag in Göhren. 99 783 ist vor einigen Minuten mit ihrem Personenzug aus Putbus angekommen, hat den Zug umfahren und wird gerade restauriert. Bevor es wieder zurück geht, muss noch rangiert werden. Bauer Kurt (vorne rechts im Bild) und seine Gattin Erna (auf dem Wagen sitzend) erwarten eine Ladung Muttererde.
Es wird Zeit. Die Lok ist versorgt und macht sich auf den Weg Richtung Bahnhofsausfahrt,...
...um wenige Augenblicke später rückwärts an dem Ochsengespann vorbei Richtung Zuganfang zu rangieren.
Da ist die Ladung! Jetzt zügig ankuppeln, Wagen vom Zug abkuppeln nicht vergessen...
...und den Ow zum Ladegleis bringen.
In der Eile ist dem Lokpersonal nicht einmal die gigantische Pipette aufgefallen, die im Hintergrund direkt am Gleis liegt.
Das Warten hat ein Ende für Bäuerin Erna und Hofhund Kalle, der gehorsam und geduldig neben Frauchen auf dem Wagen sitzt. Jetzt wird die ganze Ladung nach Hause gebracht. "Wie kriegen wir das denn jetzt alles mit?", mag sich die Bäuerin fragen.
Unterdessen ist 99 783 schon wieder auf dem Weg zurück an ihren Zug. In wenigen Minuten ist Abfahrt.
Also schnell vorbei an der momentan abgestellten Kollegin 99 4652 und ran an den Zug! Bremsprobe erfolgreich, Abfahrt! Nächster Halt: Baabe.
Der Zug verschwindet im dunklen Kiefernwald (im Modell noch unsichtbar) und wird in gut einer Stunde am Ziel in Putbus sein. Bis dahin müssen Personal und Maschine kräftig ackern, bevor die nächste wohlverdiente Pause folgt.
Das mal als erster Eindruck von meiner kleinen Regalanlage. Ich hoffe, es war einigermaßen kurzweilig. Eine Übersicht über die Anlage und Bauberichte etc. folgen eventuell später.
Wie gesagt, eine große Neubaulok mit ein paar winzigen Zweiachsern aus der Kaiserzeit sieht natürlich seltsam aus. Hoffen wir mal, dass die Vierachser nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Die 4652 wäre natürlich noch etwas passender gewesen, aber die Große war halt gerade warm.
Das wär's erstmal von mir. Ich hoffe, es gefällt. Für Vorschläge bin ich natürlich immer offen.
Herzliche Grüße
Michel