Von Hunten und Stollen - Bergbaudenkmäler im Erzgebirge

  • Hallo Freunde,

    in den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester 2022 war ich mal wieder in meiner alten Heimat Erzgebirge und habe meine Eltern besucht. Bei Ausflügen habe ich diesmal ein paar mehr oder weniger bekannte Bergbau-Denkmäler besucht, die ich euch hier gerne in mehreren Teilen vorstellen möchte. Den Schwerpunkt möchte ich hierbei auf das Thema Grubenbahn legen, nicht daß ich hier noch disqualifiziert werde. Vielleicht dienen meine Beiträge aber zur Anregung, selbst mal auf Entdeckungstour am Rande einer Bimmelbahn-Tour zu gehen. Denn was wäre das Erzgebirge ohne seine reiche Heimat- und Bergbaugeschichte?

    Besucherstollen Kupferberg / Měděnec

    Die erste Erwähnung Kupferbergs geht auf das Jahr 1449 zurück, 1558 wurde das Stadtrecht verliehen. Bereits seit dem 10. Jahrhundert wurde am Fuße des 910m hohen Kupferhübels Bergbau betrieben, gefördert wurde überwiegend Kupfer, Pyrit und Eisen. An diesen Altbergbau erinnern zwei kleine, aber feine Besucherstollen, die aber leider geschlossen waren. Ab 06.05.2023 soll dann wieder geöffnet sein.

    Am Eingang des Besucherstollens wurde ein typischer Grubenhunt aufgestellt.

    Ganz oben auf dem 910m hohen Kupferhübel (Mědník) steht ein runde Kapelle, die 1674 errichtet wurde. Das ehemalige Berggasthaus ist 1924 vollständig niedergebrannt.

    Blick von der Halde auf Kupferberg und ins Egertal, dahinter das Duppauer Gebirge.

    Bergwerk Kupferberg / Měděnec

    In den 1950er Jahren wurden große Magnetit-Vorkommen (Magneteisengestein) entdeckt. Das neu errichtete Bergwerk direkt an der Bahnstrecke Komotau - Weipert nahm 1968 die Förderung auf und erhielt eine Anschlußbahn, deren Betrieb ich aus meiner Jugendzeit selbst noch kenne. Wegen Auserzung der Lagerstätten wurde das Bergwerk 1992 stillgelegt. Ein privates Unternehmen nahm das Bergwerk 1994 wieder in Betrieb und baute dort Glimmerschiefer ab. Der Einbruch der Weltmarktpreise mußte die Förderung jedoch bereits 1996 wieder eingestellt werden.

    Von den großen Bergwerksanlagen steht nach der Sprengung des Hauptförderturms am 16.09.2022 nur noch das kleine Fördergerüst. Alle anderen Gebäude wurde abgerissen, überall liegen Trümmer und große Bauschutthalden.

    Das ist alles, was vom großen Bergwerk übrig ist. Auf der ebenen Fläche im Vordergrund lagen einst die Gleise der Anschlußbahn, das Bergwerk hatte eine eigene Werklok. Im Hintergrund ist der Große Spitzberg (965m) zu sehen.

    Der Blick aus dem Zugfenster wird wohl nie wieder der selbe sein. Was wohl aus dem Fördergerüst werden wird?

    Fortsetzung folgt ...

    Viele Grüße

    Toralf

    2 Mal editiert, zuletzt von Toralf750 (4. Januar 2023 um 18:40) aus folgendem Grund: Ein paar "f" ergänzt.

  • Grubenbahn-Ausstellung in Kupferberg / Měděnec

    Zur Blütezeit um 1880 hatte Kupferberg etwa 1200 Einwohner, heute sind es gerade mal noch etwa 80, der Ort ist mittlerweile nahezu ausgestorben.

    Am Marktplatz schräg gegenüber der Kirche gibt es eine schöne Ausstellung von Grubenbahnfahrzeugen. In der Gaststätte gleich nebenan kann man Mineralien anschauen.

    Die Kirche Maria Geburt aus dem Jahr 1814 auf dem Marktplatz von Kupferberg. Direkt hinter mir befindet sich die sehr sehenswerte Grubenbahn-Ausstellung.

    Am Eingang zur Ausstellung steht der letzte Hunt aus dem Magnetit-Bergwerk, gefördert am 31.07.1992.

    Elektrische Fahrdrahtlokomotive

    Akku-Lok

    Loren und Hunte für verschiedenste Zwecke.

    Verschiedene Hunte, vorn ein Wurfschaufellader, im Hintergrund die Kirche der "Geisterstadt".

    Nicht nur Grubenbahnfahrzeuge sind ausgestellt, auch weitere Bergbautechnik ist zu sehen.

    Mit einem herzlichen "Glück Auf" verabschiede ich mich aus Kupferberg, im Hintergrund ist die Kapelle auf dem Kupferhübel zu erkennen.

    Wer sich tiefgründiger mit der Geschichte des Bergbaus in Kupferberg befassen möchte, dem lege ich diese Seite mit vielen historischen Aufnahmen ans Herz:

    Nachbarliches - Kupferberg in Böhmen

    Fortsetzung folgt ...

    Viele Grüße

    Toralf

  • Hallo Toralf,

    da hat die K-10 seit 2017 schon wieder ordentlich Farbe gelassen ?( .

    Bei meinem Besuch am 11.06.2017 sah sie etwas frischer aus.

    Das kleine Fördergerüst des ehemaligen Bergwerkes soll als eine Art Denkmal erhalten bleiben.

    Gruß Sven H.

  • da hat die K-10 seit 2017 schon wieder ordentlich Farbe gelassen ?( .

    Hallo Sven,

    nicht nur das, sie hat auch ordentliche Schräglage angenommen. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, daß da niemand mehr da ist, der sich darum kümmert. Bei der diesjährigen Bergparade in Annaberg fehlte auch auch die Abordnung aus Kupferberg, wie meine Eltern berichteten.

    Viele Grüße

    Toralf

  • Hallo

    Die Seite von Kupferberg ist wirklich spannend.

    Was für edle Sachen in so manchen Stein stecken kann man hier erfahren.

    Denn unser Erzgebirge hat seinen Namen zu Recht bekommen.Das Silber hat den Glanz gebracht aber den waren Reichtum brachten die anderen Erze.

    Lange plane ich schon mit den hervorragenden Modellen der Firma Busch zum Thema Bergbau was"zu machen".

    Pläne hatte ich im Krankenhaus ausgedacht aber dazu später irgend wann ein paar Zeilen mehr.

    Gruß
    Harald a.F.

  • Hallo,

    heute stelle ich euch zwei Bergbau-Objekte vor, die selbst Einheimischen trotz ihrer Größe nahezu unbekannt sein dürften. Es wird ausnahmsweise ein Beitrag ohne Grubenbahn, aber die Bauwerke verdienen es einfach, erwähnt zu werden.

    Bergwerk Schmiedeberg / Kovářská

    Etwa 2km östlich der Stadt Schmiedeberg stehen mitten im Wald die Überreste der Magnetit-Grube. Das Bergwerk wurde 1956 in Betrieb genommen, kam aber nie über einen Versuchsabbau hinaus. Daher blieben auch die Tagesanlagen sehr überschaubar. Bereits 1965 wurde das Bergwerk wieder geschlossen und die Grube geflutet. Heute dient der Schacht als Tiefbrunnen der Wasserwirtschaft.

    Auf den Höhen des Erzgebirges führt dieser Waldweg zu den Ruinen des Bergwerks.

    Das Fördergerüst des Bergwerks.

    Die Ruinen der Trafostation und des Büros.

  • Mist ... bin versehentlich auf den Antworten-Button gekommen und hab den Beitrag abgeschickt, obwohl er noch gar nicht fertig war. Hier also die Fortsetzung.

    Kalkwerk Schmiedeberg / Kovářská

    Etwa 1km südwestlich des Bahnhofs Schmiedeberg findet sich ebenfalls mitten im Wald das Technische Denkmal Kalkwerk Schmiedeberg. Das Kalkwerk wurde 1851 bis 1856 erbaut. 1873 wurde ein 3. Ofen errichtet. Dieser wurde aber bereits 1910 wieder stillgelegt, heute existieren davon nur noch die Fundamente. Die beiden erhaltenen Öfen waren hingegen bis 1924 bzw. 1929 in Betrieb. Leider stürzte 2004 der linke Ofen teilweise ein. Das Objekt wurde zum Technischen Denkmal erklärt und 2018 aufwendig gesichert und restauriert.

    Historische Aufnahme auf einer Schautafel.

    Das Technische Denkmal Kalkwerk Schmiedeberg, hinten rechts das ehemalige Forsthaus.

    Fortsetzung folgt ...

    Viele Grüße

    Toralf

  • Hallo Bergbau-Freunde,

    nachdem die gestern vorgestellte Objekte ausnahmsweise grubenbahnfrei waren, gibts heute die volle Dröhnung. Gleichzeitig stelle ich das wohl bekannteste Besucherbergwerk des (mittleren) Erzgebirges vor.

    Besucherbergwerk "Markus-Röhling-Stolln" Frohnau

    Die Geschichte des Stollens geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden hier große Menge Silber- und Kobald-Erz (nicht Kobold :zwink: ) gefördert. Nach dem 2. Weltkrieg suchte die Wismut hier nach Uranerz. Nach der Wende wurden Teile des Stollensystems für Besucher zugänglich gemacht, die Einfahrt erfolgt stilecht mit der Grubenbahn.

    Für weitere Informationen empfehle ich die offizielle Webseite: https://www.roehling-stolln.de/aktuelles/

    Vor dem Hauptgebäude, das die Kasse und Umkleideräume beherbergt, stehen mehrere Loks und Wagen, hier ein EL09 von LEW Hennigsdorf.

    Eine Metallist (Urmodell der BBA B360) mit Mannschaftswagen.

    Der Besucherzug mit 2 Loks B360 von BBA Aue, mit dem in das Bergwerk eingefahren wird. Die Strecke ist ungefähr 600m lang.

    Durch dieses "Loch" gehts rein. Da ich in den letzten Jahren bereits mehrfach mit Familie und Freunden drin war, habe ich diesmal auf einen Besuch verzichtet.

    Neben dem Besucherbergwerk gibt es eine große Ausstellung von Grubenbahnfahrzeugen, wie diese interessante BBA B660 als Schneefräse.

    Dutzende verschiedene Loren und Hunte bereichern die Sammlung.

    Fortsetzung folgt ...

    Viele Grüße

    Toralf

  • Hallo Toralf,

    weißt du zufällig was es mit dem Schnefräsenartigen Anbau an der BBA B 660 auf sich hat, für Schnee wird das ja nicht gerade da sein?

    Grüße

    Sven

  • Hallo Sven,

    warum nicht für Schnee? Grubenbahn heißt ja nicht zwangsläufig unterirdisch. Bei vielen Bergbaubetrieben gab es teils umfangreiche Gleise in den Tagesanlagen zu z.B. Lagerplätzen oder Halde. Und im Winter kann es diese ordentlich zuschneien, so daß eine Schneefräße durchaus sinnvoll ist.

    Viele Grüße

    Toralf