N'abend zusammen,
meinen Beitrag Nummer 1.000 möchte ich einen kleinen fotografischen Rückblick widmen. Fast zufällig vor genau 19 Jahren habe ich hier im Bimmelbahn-Forum meinen ersten Beitrag, bzw. eher Frage gepostet. Damals ging es um die Übernahme der beiden Schmalspurbahnen im Dresdner Dunstkreis durch die BVO. Seit dem ist viel passiert im Bereich der Schmalspurbahnen - anderseits ist auch vieles gleich geblieben und bietet somit eine Konstante in der doch so schnelllebigen Zeit. Irgendwie kommt mir da gerade der Titel des SSB-Medien Buches "Sehnsucht nach Idylle" in den Sinn - das paßt irgendwie. So ein Rückblick ins eigene Archiv läßt einen schon etwas sentimental werden...
Beginnen möchte ich mit dem Jahr 2004, dem Auslöser meiner ersten Frage hier:
Am 10.06.2004 war es dann soweit - der letzte Tag der Radebeuler Schmalspurbahn im Dienste der Staatsbahn. Ab 11.06.2004 übernahm dann die BVO (heute SDG) erfolgreich die Betriebsführung. Zu Ehren des letzten Tages wurde u.a. die VI K 99 1713 und die IV K 99 1608 im Planverkehr mit eingesetzt.
2005 fuhr ich das erste Mal ins Baltikum. Schmalspurbahn war da eigentlich nur ein Nebenthema. Aber wenn man schon mal vor Ort ist, sollte man auch in Lettland die letzte planmäßig beriebene Schmalspurbahn von Gulbene nach Aluksne besuchen.
2006 ging es zu einer Fototour nach Rumänien. Auf dem Weg dahin kamen wir an der Schmalspurbahn in Kesckement vorbei. Leider mein letzter Besuch dieser im Dezember 2009 eingestellten Schmalspurbahn. Aber ganz habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dort eines Tages wieder auf einem Teilstück mit einem Mk48 geführten Personenzug langzufahren.
2007 war ein interessantes Jahr. Nach einem privaten Beziehungsstorno hatte ich plötzlich ganz viel Zeit zum Reisen. So ergab sich u.a. die Möglichkeit, einige russische Wald- und Torfbahnen zu besuchen. Ein Beitrag hierzu schwebt mir schon seit Jahren im Kopf - aber auf Grund der aktuellen Situtaion habe ich das Thema wieder auf Eis gelegt.
2008 begann eher mit einem traurigen Ereignis auf den polnischen Schmalspurbahnen. Am 31.03.2008 stellte die SKPL endgültig den Betrieb auf dem Schmalspurbahnnetz Krosniewice ein. Somit war auch die Zeit der urigen MBxd1 im Planverkehr vorbei. Aber auch hier liegen die Gleise noch. Es gibt einen rührigen Verein, der versucht mit wenigen Mitteln die Strecke frei zu halten. Somit habe ich auch hier die Hoffnung, eines Tages mal wieder eine Teilstrecke befahren zu können.
2009 reduzierte sich meine Freizeit plötzlich wieder und ich war öfters in Weißwasser zu Besuch (Quasi Spätfolgen einer Sonderfahrt vom Oktober 2007). So ergab es sich zufällig bei einem Spaziergang nach Kromlau, dass ich am Abzweig plötzlich ein Tuten vernahm, welches nicht von der Dampflok kam. Nach kurzem Warten kam dann ein Loren-ZUg mit der V10C aus Richtung Halbendorf. Wie ich später erfahren habe, war es keine Sonderfahrt, sondern es wurde Sand für diverse Baumaßnahmen in Weißwasser Teichstraße herangefahren. Das war also quasi echter Güterverkehr
Eigentlich wollte ich im Rückblick keine Bahn doppelt zeigen. Aber 2010 waren die einzigen Aufnahmen wieder von der Waldeisenbahn Bad Muskau - diesmal wieder bei einer Abschiedssonderfahrt. Dieser Streckenabschnitt musste dem Tagebau weichen.
2011 hatte ich dann wieder die Möglichkeit, für eine Fototour etwas weiter zu reisen. Eine Woche individuelle Rundreise in der Slowakei stand auf dem Programm. Nach dem wir in der Vergangenheit am Kindertag (1.Juni) schon bei anderen Schmalspurbahnen im Ostblock das Glück hatten, dass Sonderfahrten für Kinder durchgeführt wurden, wollten wir auch bei der Waldbahn Hronec unser Glück versuchen. Immerhin pendelte der Triebwagen M21.004 ein paar Mal hin und her.
Jahreswechsel 2012/13 ging es dann zum zweiten Mal nach Kuba. Die große Zeit der Zuckerbahnen und des Dampfbetriebes waren da schon längst vorbei. Bei der Touristenbahn in Trinidad sollte eigentlich ein Dampfzug ins Tal Valle de los Ingenios fahren. Nachdem beim ersten Besuch 2008 gar kein Zug fuhr, hatten wir jetzt wenigstens das Glück, dass ein Dieselzug fuhr. Nachdem man uns als Eisenbahnfreunde erkannt hatte, durfen wir den Zug auch streckenweise selbst durch das Tal steuern.
2013 ging es dann gleich weiter mit den Highlights - der Besuch der Rodophenbahn in Bulgarien, der ausgiebig mit Mitfahren und Fotografieren genossen wurde.
2014 verzichteten wir es aus familiären Gründen auf entferntere Touren, so dass wir quasi nur beim Tschechen blieben. "Nur" ist dabei nicht negativ zu sehen - Tschechien geht irgendwie immer, das ist schon fast wie eine zweite Heimat. Mittlerweile ist das Bild ja auch doppelt historisch. 705 921 war die letzte noch einsatzfähige Lok im originalen CSD-Look. Ein Jahr später wurde die Lok an das Schmalspurbahnmuseum Jekaterinburg in Rußland verkauft. Aber immerhin wurde sie dort wieder mustergültig aufgearbeitet. Und zur JHMD muss ich ja leider nichts mehr sagen - auch hier habe ich die Hoffnung, wieder mitfahren zu können. Übrigens war das auch die Zeit, als erste Testfahrten mit den neu umgebauten MBxd2-Triebwagen durchgeführt wurden.
Im Jahre 2015 hatte die Px38-805 im Sommer einen Gasteinsatz beim Klützer Kaffeebrenner und wir waren zufällig im benachbarten Boltenhagen im Urlaub. Da war eine Mitfahrt natürlich Pflicht. Ich fand, die Lok und die Wagen passten so ganz gut zusammen. Weiß jemand, wo die Wagen hierfür herkommen? Sind das vielleicht ehemalige polnische Schmalspurwagen? Oder sind das völlige Eigenbauten? Von der Reichsbahn dürften sie ja nicht gewesen sein. Leider finde ich auf der Homepage hierzu keine genaueren Angaben.
2016 ging es dann wieder in weitere Ferne - wir wollten mal wieder einen Blick nach Rumänien werfen um zu schauen, was sich so verändert hat. Dabei hatte die Kalkbahn Govora wie immer sehr viel Güterverkehr aufzuweisen. Die FAUR-Loks vom Typ L45H waren mittlerweile allesamt mit neuen Motoren modernisiert worden. Auch der Streckenzustand war recht gut, so dass mit höheren Geschwindigkeiten gefahren werden konnte. Zugverfolgung war eigentlich nur möglich, weil die Züge auf Grund von Zugkreuzungen zwischendurch längere Aufenthalte hatten. Damals hätten wir nicht gedacht, dass auch hier paar Jahre später der Betrieb eingestellt wird. Die Einstellung sollte zwar nur vorübergehend sein - aber eine planmäßige Wiederaufnahme ist mir bisher nicht bekannt.
Seit der Einstellung der Schmalspurbahn Krosniewice bin ich nicht mehr in Polen gewesen - Grund genug für eine kleine Rundereise im Jahre 2017. Viele Schmalspurbahnen gab ja nicht mehr - aber immerhin fuhren in Gryfice wieder Züge. Allerdings schwebt(e) über den interessanteren Streckenabschnitt - die Zuführungsbahn vom Bw Gryfice zur Küstenbahn - das Damoklesschwert der Einstellung. Aber auch heute - 6 Jahre später ist die Strecke noch in Betrieb. Vom geplanten Ersatzneubau einer Werkstatt in Pogorzelica liest man auch nichts mehr.
Getreu dem Motto - Tschechien geht immer - waren wir 2018 wieder im Land. Zu dem Zeitpunkt war die Zukunft der Hotzenplotzer Bahn schon sehr ungewiss - wochenlanger Ausfall der Züge waren damals leider schon aktuell. Aber sie fährt immernoch - und aktuell sieht die Perspektive auch wieder besser aus.
2019 dann Familienurlaub im Zillertal - auch das ist Schmalspurbahn. Moderner Nahverkehr in traumhafter Landschaft. Aktuell wird die Bahn ja weiter ausgebaut und modernisiert - auch Güterverkehr findet wieder statt. Und es muss auch nicht immer Dampfbetrieb sein. Wobei ja auch mehrmals pro Woche ein Dampfzug durchs Tal fährt. Damals fand ich es sehr gut, dass es einen Kinderspielwagen gab - genau das, was jetzt bei der SDG auch umgesetzt wird (auch wenn meine Kinder jetzt aus dem Alter raus sind). Im Vergleich zu den deutschen Schmalspurbahnen muss man aber auch sagen, dass hier ein echtes Verkehrsbedürfnis besteht. Die Bahn fährt nicht nur für Touristen und bietet eine sinnvolle Alternative zur übervollen Bundesstraße in der Saison.
2020 - sollte wieder das Jahr des Reisens werden. Geplant war eine Tour nach Serbien zur bekannten Schmalspurbahn Sargan 8 . Die Tour war geplant, die Flugtickets gekauft. Bekanntermaßen kam es anders - ein chinesischer Virus hatte Europa erreicht und voll im Griff und wir mußten die Reise absagen. Im Herbst hatten wir dann ein Ersatzprogramm im Harz geplant - 4 Tage Auszeit. Selbst das wurde noch einmal spannend, da mein Mitreisender aus Hamm kommt und das kurzzeitig zum Hotspot erklärt wurde - mit der Folge, dass wir in Sachsen-Anhalt keine Unterkunft offiziell beziehen konnten. Glücklicherweise liegt der Harz ja in mehreren Bundesländern, so dass wir in Ilfeld unterkamen. Eigentlich hatten wir auf mehr Herbstfärbung gehofft - aber das waren wir noch 2 Wochen zu zeitig. Dafür entschädigte uns der Einsatz der V100 mit den 4 Schotterwagen, die uns immer mal wieder ungeplant begegneten.
2021 machten das Reisen nicht wirklich planbarer. Aber immerhin fuhren die Sonderzüge in meiner Umgebung wieder. Eigentlich hätte ich fast einen Rückblick nur mit Döllnitzbahnbildern machen können. Auf Grund der Nähe war bzw. ist dann doch jedes Jahr ein Besuch dabei.
2022 - Das Jahr des 9€-Tickets. Was hätte man da nicht alles machen können. Man brauchte nur Zeit und die Nerven, um das Leben in vollen Zügen zu genießen. Den einzigen Schmalspurbahnausflug, den ich gemacht hatte, war ein Besuch der Straßenbahn in Naumburg. Eigentlich wollte ich da schon immer mal hin. Also habe ich einfach mal etwas eher Feierabend gemacht und habe die nette Bahn besucht. Meine Erkenntnis - wirklich nett, die Bahn und das Städtchen. Ich werde auf jeden Fall mal wiederkommen. In diesem Sinne hat sich das 9€-Ticket schon bezahlt gemacht. Denn ohne dem wäre ich wahrscheinlich heute noch nicht dort gewesen.
Und zum Ende wie es begann - mit dem Planeinsatz der VI K 99 713 auf der Radebeuler Schmalspurbahn. Wer hätte damals gedacht, das man das auch fast 20 Jahre später immernoch erleben kann.
Vielen Dank alle an hier im Forum, die es in den letzten 19 1/2 Jahren so informativ und spannend mitgestaltet haben. Und vor allem auch vielen Dank an die Admins für ihre ehrenamtlichen Mühen, das Forum am Laufen zu halten - technisch wie emotional.
Viele Grüße aus dem Leipziger Umland,
Tilo