Hallo an die Mutigen,
Hallo all denen, die sich getrauen auch mal über den Tellerrand zu schauen . . .
Am Samstag den 03.06.2023 haben wir eine Rundreise der ganz besonderen Art durchgeführt. Per Bahn ging es über drei Grenzen die heute keine Grenzen mehr sind. Um diesen Gedanken zu verfestigen wurde das EURO-NEISSE-Ticket (zvon.de - EURO-NEISSE-REGION) am 01. Mai 2004 vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) ins Leben gerufen, mit dem es möglich ist eine Vielzahl von Bahn- oder Buslinien zu bereisen. In der Grenzregion Deutschland, Polen und Tschechien, gibt es neben dem Zittauer Gebirge, das nahe Isergebirge auch das Riesengebirge und hier die bekannten Urlaubsorte Szklarska Poręba und Harrachov. Beide Orte werden seit 2010 wieder durch einen durchgängig befahrbaren Schienenweg verbunden, deren Ursprung um die Jahrhundertwende lag, in den zwanziger Jahren seinen Höhepunkt hatte, später nicht mehr benutzt werden durfte und heute schöner denn je ist. Eine Zugreise die ich nur jeden empfehlen kann. Die Reiseerlebnisse bringen mich in meine Kindheit zurück. Die spürbaren Schienenstöße, die weiten Wiesen mit den Störchen und den kleinen beschaulichen Dörfern. Sie ist landschaftlich reizvoll mit der beeindruckenden Kulisse des nahen Riesengebirges aber auch die umfangreichen Bahnanlagen die hier einst vorhanden waren und tlw. noch immer sind. Davon erzählen die zahlreichen Güterwagen in den Zwischenstationen oder die industriellen Verladeeinrichtungen.
Ausgangspunkt unsere Reise ist Görlitz. Ab hier kann man in nicht ganz zwei Stunden direkt mit der KD (Koleje Dolnośląskie; deutsche Übersetzung: Niederschlesische Eisenbahnen) bis nach Jelenia Gora fahren.
Der Gegenzug nach Breslau
Hier hat man die Umsteigemöglichkeit in dem aus Breslau kommenden Zug der die Reisenden bis nach Szklarska Poręba bringt. Der Zug umfährt Jelenia Gora das frühere Hirschberg großräumig mit zahlreichen Zwischenstationen und fährt anschließend, immer das Riesengebirge im Blick, nach Szklarska Poręba. Die Umsteigestation heißt für uns Szklarska Poręba Gorna - was soviel heißt wie oberer Bahnhof. Was auch berechtigt ist, liegt Jelenia Gora noch auf ca. 353 m, haben wir in Szklarska Poręba Gorna eine Höhe schon von ca. 750 m.
Umsteigebahnhof Szklarska Poręba Gorna
Der Zug bringt aus Breslau fünf Minuten Verspätung mit, was er auch bis Szklarska Poręba Gorna nicht aufholt. In Szklarska Poręba hat man direkten Anschluss an den Zug der CS (České dráhy zu Deutsch: Tschechische Bahnen) der die Reisenden ohne umzusteigen bis in die tschechische Metropole Liberec bringt. Die zahlreichen Umsteiger rennen die zweihundert Meter zum Anschlusszug, was aber überhaupt nicht notwendig ist. Die Ruhe die das tschechische Zugpersonal gegenüber den Reisenden ausstrahlt, entspricht der reizvollen Landschaft hier mitten im Riesengebirge.
Als alle Reisenden einen Platz gefunden haben, darunter zahlreiche Wanderer aber auch Mountainbiker mit Ihren Rädern, geht die gemütliche Fuhre los. Der Zug verlässt Szklarska Poręba in Richtung Jakuszyce (https://deref-web.de/mail/client/Ob…ycka.pl%2Fde%2F), eine polnische Ski- und Biathlonmetropole die man hier nicht vermutet. Aber das Isargebirge mit seiner Hochebene auf ca. 1.000 m Seehöhe, hat derartig gute klimatische Bedingungen, das dass gut passt. Ich nutze den kurzen Halt um ein, zwei Fotos nur von der Tür aus zu machen, was die nette tschechische Zugbegleiterin gern toleriert.
Zwischenhalt in Jakuszyce
Unsere Reise führt uns weiter nach Harrachov. Ein kurzer Augenkontakt mit unserer tschechischen Zugbegleiterin reichte um mir zu signalisieren, hier findet eine Zugkreuzung statt. Den Moment nutzte ich natürlich gern für Fotos. Der nächste Bahnhof heißt Korenov (mit einem Häkchen über dem "r") und was uns hier erwartete, überstieg meine Vorstellungen von unserer kleinen Dreiländer-Reise über alles. Der gesamte Ort veranstaltete auf dem Bahnsteig eine Art Volkfest - aber warum? Den Grund sollten wir schnelle erfahren. Wieder war es unsere nette tschechische Zugbegleiterin, die mir unmissverständlich mitteilte, dass wir jetzt mindestens vier Minuten Aufenthalt haben, weil wir einen historischen Zug erwarten. Das war natürlich wie Musik in meinen Ohren und so verließ ich den Triebwagen um dem Treiben besser folgen zu können. Und tatsächlich da kam er schon. Die Bahnlinie zwischen Tanvald und Korenov ist eine der steilsten Strecken und weißt zahlreichen Zahnradbahnabschnitte auf. Dazu setzt die CS moderne Triebwagen der Firma Stadler ein, die die Strecke im täglichen Zugbetrieb im Adhäsionsbetrieb fahren. Aber in Tanvald gibt es einen rührigen Traditionsverein (http://www.zubacka.cz), der sich dem Erhalt der historischen Fahrzeuge verschrieben hat und sie immer mal wieder zum Einsatz bringt. Und genau am 03.06.2023 war die diesjährige Saisoneröffnung - welch ein Glück für uns.
Unsere Reise ging weiter über Jablonec nad Nisou bis nach Liberec. Vom Zugfenster aus konnte man erkennen, das die Überlandstraßenbahn von Liberec nach Jablonec nad Nisou neue Gleise erhält und auch die gesamten elektrischen Anlagen erneuert werden. Auf vielen Teilabschnitten kommen Y-Schwellen zum Einsatz.
Unser Zwischenziel Liberec (über 100.000 Einwohner) und Verwaltungssitz für Nordböhmen, hat einen großen Bahnhof mit vielen Nebenanlagen und eine Straßenbahn. Im Bahnhof finden Gleisbauarbeiten statt. Überall stehen noch die Schneeräumfahrzeuge der CS.
Ab Liberec geht die Fahrt ins sächsische Zittau und ab da dann mit dem letzten Zug unser heutigen Reise zurück nach Görlitz.
Viel Spaß all denen die die Reise wiederholen.
Viele Grüße
Daniel