Eine Ära auf der Staudenbahn ist zu Ende gegangen

  • Als Staudenbahn wird die Bahnstrecke von Gessertshausen nach Türkheim (Bay) Bahnhof bezeichnet. Die Strecke verbindet dabei die Hauptstrecken Augsburg - Ulm und Buchloe - Memmingen. Das das durchfahren Gebiet wird als die Stauden bezeichnet, woher sich der Namen für die Strecke ableitet. In den 80iger Jahren begann der Niedergang der Strecke. Der Verkehr auf dem Abschnitt Markt Wald - Ettringen wurde wegen des schlechten Oberbauzustandes 1982 eingestellt. Die Gleise liegen noch Großteils und wurden teilweise wieder in einer Aktion (in den letzen zwei Jahren) freigelegt. Bis Anfang der 90ziger Jahren wurde der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt. Ein Weinhändler in Fischach wurde noch bis Anfang der 2000er Jahr beliefert. Die Entladung fand auf dem Streckengleis statt. Als es um einen Neubau des Anschlussgleise ging, wurde der Verkehr aufgegeben. Im Jahr 2000 wurde die gesamte Strecke von der DB an die BBG Stauden verkauft, wobei der nördliche Abschnitt (Markt Wald - Gessertshausen) in den Eigentum der örtlichen Gemeinde (Staudenbahn Schienenweg Trägerverein) gegangen ist. Die BBG Stauden hat damals die Strecke wieder bis Markt Wald ertüchtig und einen Ausflugsverkehr auf der Strecke angeboten (Betrieb durch die Stauden Verkehrsgesellschaft SVG). Auf dem südlichen Abschnitt findet heute nach wie vor Güterverkehr statt, da in Ettringen ein große Papierwerk angesiedelt ist. Für das Papierwerk gibt es nördlich der Gemeinde Ettringen ein eigenen Übergabebahnhof. In dem Bereich fehlt auch ein Teil der Strecke nach Markt Wald, welcher aber nicht entwidmet ist.

    Seit der Einstellung des Personenverkehres gibt es Bemühungen, diesen auf der Strecke Gessertshausen - Markt Wald (bzw. nur bis Langenneufnach) wieder zu reaktivieren. Die Bemühungen waren erfolgreich, so wurde die Reaktivierung im Jahr 2017 beschlossen und die Verkehrsleistungen wurden ausgeschrieben. Da die abgegeben Bestellgarantie der BEG als Sicherheit für die Finanzierung der Ertüchtigung nicht ausreichte, konnte die BBG Stauden als privates Unternehmen diese nicht beginnen. Der Landkreis Augsburg und die örtlichen Gemeinden wollten dafür kein Geld ausgeben bzw. mögliche Ausfälle übernehmen. Durch die Probleme mit der Reaktivierung der Strecke ist es jetzt zu einem Wechsel beim EIU gekommen. Die BBG Stauden hat zum 01.09.2023 die Strecke (Gessertshausen - Markt Wald) an die Stadtwerke Ulm übergeben. Der Landkreis und die Gemeinden wollen mit dem kommunalen Unternehmen die Reaktivierung angreifen. Als kommunales Unternehmen kann einfacher bzw. man bekommt vom Land/Bund eine Förderung der Reaktivierung. Durch die Verzögerung, ist jetzt auch eine Elektrifizierung der Strecke geplant. Eigentlich sollte die Bayerische Regiobahn seit Dezember 2022 bis nach Langenneufnach fahren (Aktuell nur bis Gessertshausen). Dafür stehen in Augsburg die entsprechenden Dieseltriebwagen bereit. Mal schauen wie sich das ganze entwickelt.

    Mit der Änderung der Verantwortlichkeit bei der Infrastruktur hat die Staudenbahn (SVG / BBG Stauden) auch den Ausflugsverkehr auf der Strecke aufgegeben, welcher durch Corona 2020 schon zum erliegen gekommen ist. In den letzten 20 Jahren wurde einige verschiede Garnituren durch die SVG eingesetzt.

    Im Vorfeld der Ausschreibungen der Verkehrsleistung in der Region Augsburg, hat die SVG eine Präsentationsfahrt mit 3 ÖBB Dostos und einem ER20 durchgeführt. Die Dostos wurden damals aus dem Vorarlberg geholt. Die SVG kam damals bei den Ausschreibungen nicht zum Zug. An einem Tag ist der Zug für die Öffentlichkeit zwischen Augsburg und Walktershofen gependelt. Hier steht die Garnitur in Augsburg abfahrtsbereit.

    2008 war eine 2143 mit zwei Schlieren im Ausflugsverkehr unterwegs. Der Zug kommt aus Markt Wald und erreicht gleich den Ort Fischach.

    Zum 1. Mai 2011 wurden die Ausflugsfahrten um zusätzliche Leistungen ergänzt. Dazu wurde eine LINT der BRB eingesetzt. Es war der VT 216, welcher heute bei Leo Express im Einsatz ist. Beide Züge befinden sich im Bahnhof von Fischach.

    Im Jahr 2013 war die ehemalige V126 der BOB im Ausflugsverkehr im Einsatz. Für Testfahrten wurden damals zwei 245 nach Fischach überführt. Der Zug ist kurz vor Fischach und kommt gerade aus Augsburg.

    Auch 2009 war die V126 bei der SVG im Einsatz. Gerade hat der Zug den Ort Walkertshofen verlassen.

    2007 hat der Abendszug zusätzlich noch einen Schiebewandwagen mit dabei. Dieser wurde damals beim Landhandel in Markt Wald abgeholt. Der Zug ist hier kurz vor Walkertshofen.

    2011 war eine Doppeltraktion von BRB LINTen bei der Staudenbahn im Ausflugsverkehr im Einsatz. Der Zug hat gerade den Oberneufnach verlassen und ist auf dem Weg nach Augsburg.


    In den 2010er Jahren wurden die NE81 der Regentalbahn übernommen. Der VT02 hat noch das Farbkleid des Vorbesitzers. Die Triebwagen bestritten dann die Leistungen im Ausflugsverkehr. Hier kommt der Triebwagen gerade zurück, aus Markt Wald und reicht den Ort Oberneufnach.

    Am 27.08.2023 verabschiedet sich die Staudenbahn von der Strecke. Dafür wurden nochmals zwei Fahrten auf der Strecke. Der Zug steht für die letzte Fahrt in Augsburg bereit. In Markt Wald fand noch eine Abschiedsveranstaltung statt. Natürlich bin ich mit dem Zug mit gefahren.

    Bedingt durch den bunten Fahrzeugeinsatz, ist das ein oder andere Modell in meine Sammlung gewandert.

    Grüße

    Franz

  • Hallo Franz,

    hab Dank für Deinen Bilderbogen zur Erinnerung.

    Zwar sind mir die grundsätzlichen Datenlagen und die immer wieder herbeigeredeten (aber eben nicht herbeigeführten) Maßnahmen zur Reaktivierung des Alltagsverkehrs im nördlichen Abschnitt bekannt, aber mit den dort abgewickelten Sonderfahrten habe ich mich nie beschäftigt - genausowenig wie den Gesellschaften als solchen. Es wird sicher so sein, daß da viel Herzblut ohne direkt erfolgreiche Wirkung vergossen wurde. Trotzdem bleibt hoffentlich, daß durch die Stadtwerke Ulm nun das erreicht wird, was als Ziel ja auch die Staudenbahn-Gesellschaften erreichen wollten.


    Gruß

    217 055

    Gruuß

    217 055

  • Hallo 217 055,

    man kann es schon als Erfolg werten, dass man die Strecke bis heute erhalten hat. Die Strecken nach Welden/ Tannhausen und Isny sind in der zwischen Zeit Geschichte. Was ich nicht erwähnte habe, nördlich von Fischach wurde in den 2000ern ein neues Ladegleis gebaut. Hier wurde damals der Holzverlad aus dem Ort Fischach verlagert. Das Ladegleis hat nur eine Widmung für den Holzumschlag. Eine Erweiterung der Widmung hat die Politik nicht hingekommen, so hat man keinen Mehrverkehr generieren können.

    Grüße

    Franz

  • Hallo Lupo,

    im Bericht zum Betreiberwechsel auf der Staudenbahn habe ich ein paar interessante Bilder entdeckt. Da möchte ich mal anfragen ob man die Fotos mit den LINT-Triebwagen bekommen könnte. Ich arbeite nämlich mit dem früheren Vorstand der "Staudenbahnfreunde" Martin Ruf an einem Buch über die Geschichte der Staudenbahn.

    Herzliche Grüße

    Gerhard

  • Hallo Lupo,

    ich wollte im Rahmen der Konversation wegen meiner Bilderanfrage antworten. Ich scheitere aber regelmäßig am System. Wenn ich die Konversation starte, werde ich aufgefordert einen Teilnehmer einzugeben. Wenn ich dann meinen Text absenden möchte, dann kommt, daß ich bereits Teilnehmer der Konversation bin und oben erscheint: Deine Angaben sind ungültig und eine Übermittlung findet nicht statt. So wird das wohl nichts! Schade!!

    Herzliche Grüße aus den Stauden

    Gerhard

  • Hallo Lupo,

    vielen Dank für diese Würdigung der Staudenbahn und ihrer bisherigen Betreibergesellschaft.

    Eine Anmerkung hierzu:

    Was ich nicht erwähnte habe, nördlich von Fischach wurde in den 2000ern ein neues Ladegleis gebaut. Hier wurde damals der Holzverlad aus dem Ort Fischach verlagert. Das Ladegleis hat nur eine Widmung für den Holzumschlag. Eine Erweiterung der Widmung hat die Politik nicht hingekommen, so hat man keinen Mehrverkehr generieren können.

    Die Holzverladung war das Hauptargument für den Bau der Anlagen, die 2003 eröffnet wurden. Eine Widmungsbeschränkung ist mit aber nicht bekannt.

    Und das Gleis wurde & wird gelegentlich auch für andere Güter genutzt. Sporadisch zum Beispiel für den Kunstdüngerumschlag, wie hier schön dokumentiert https://www.flickr.com/photos/192358970@N02/52742848305/ , oder seit 2021 regelmäßig für Betonfertigteile, wie in https://www.flickr.com/photos/danielpichlik/51529641325/ zu sehen. Auch das Google-Luftbild aus dem Sommer 2023 zeigt die Betonteilentladung (bzw. leere Wagen und entladene Teile).

    Gruß

    ER

  • Hallo ER,

    das auch andere Materialen außer Rohholz dort umgeschlagen, ist mir bekannt. Meine Aussage dazu, basiert auf einem öffentlichen Statement der Staudenbahn (siehe Link). Wie diese Umschläge genehmigt oder behandelt wurden, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Grüße

    Franz