Die "Fliegende" Anlage, H0, 3,92m x 3,52m

  • Hallo zusammen,

    der eine oder andere kennt vermutlich meine Schmalspuranlage. Parallel dazu habe ich noch einige Normalspurfahrzeuge, die ich bisher leider nicht einsetzen konnte. Um diese Modelle wenigstens vor Standschäden zu bewahren, hatte ich mir ein zweigleisiges RocoLine-Oval mit R2/R3-Radien besorgt. Daraus entstand sehr schnell die Idee für etwas Grösseres. Im Freundeskreis hat es einige Kollegen mit H0-Fahrzeugen ohne funktionstüchtige Anlage. Das Ziel war ein gemeinsamer Fahrtag ohne Vorbildzwang, ohne mühevolle Landschaftsgestaltung, keine Suche nach der eierlegenden Gleisplansau; einfach nur Fahren und Spass haben. Das gab es auf Grund von Familien-, Alltags- & beruflichen Verpflichtungen schon seit über 10 Jahren nicht mehr.

    Unabhängig von dieser Planung hatte ich am 01.09.2023 ein Angebot angenommen, auf der im Umbau befindlichen Vereinsanlage vom MEC Lörrach einige Proberunden zu drehen. Dabei kam es zum ersten gemeinsamen Einsatz meiner sieben 26,4m-Reisezugwgen von Roco & Brawa. Gezogen von einer Roco-114 ergibt das etwa 2,3m Zuglänge. Für mich als Schmalspurbahner sind das schon andere Dimensionen. Immerhin fuhr die Lok nach fast 10 Jahren Stillstand problemlos.

    Ausserdem hatte ich den GlarnerSprinter von Liliput dabei.

    Zurück zur eigenen Anlage. Als Basis hatte ich in der Männerboutique (dem "Dein Projekt-Baumarkt") drei Tapeziertische besorgt. Der Biber wäre zwar näher dran gewesen, dort gab es allerdings nur Tische mit Alurahmen. Ich benötigte allerdings Exemplare aus Holz. Ein Tisch wurde in seine Einzelteile zerlegt. Seine äusseren Enden bilden jeweils einen Teil der Kehre. Die anderen beiden stehen in "L-Form" zueinander. Das verbliebene Teil konnte je nach Platz als Option eingefügt werden. Zusammen mit zwei zusätzlichen Ecken ergibt sich beispielsweise folgende Aufstellvariante.

    Parallel dazu habe ich eine grössere Menge Gleis gekauft und einen Probeaufbau im Wohnzimmer durchgeführt. Es handelt sich hierbei um den linken Anlagenschenkel mit dem zusätzlichen Anbau für die Kehre.

    Gefahren wird mit einer meiner drei W-LAN-Mäuse der Schmalspuranlage, zusammen mit einer z21start, die ich inkl. Router und Freischaltcode bei Ebay gekauft habe. Alle Weichen wurden mit einem Handantrieb ausgerüstet. Die bieten in diesem Fall das besten Kosten/Nutzen-Verhältnis. Die ersten Probleme zeigten sich bereits bei den 119ern von Brawa. Deren Achsen bestehen aus Rädern mit Achsstummeln, die in eine Kunststoffhülse gepresst werden. Diese hält allerdings der Belastung nicht dauerhaft stand und bricht. Bei meinen Loks waren nach 10 Jahren alle 18 Achsen defekt und wurden notgedrungen ausgetauscht. In der Vergangenheit hatte ich bereits das Schlusslicht auf einen separaten Funktionsausgang geklemmt und die Loks mit achtpoliger Schnittstelle auf eine 21MTC-Schnittstelle mit passenden Decoder umgebaut. Einfach so. Aus Spass an der Freude.

    Die V100 hat ebenfalls einen separat schaltbaren Zugschluss. Ausserdem wurden in der Vergangenheit bereits die Schnellzugwagen mit einer Innenbeleuchtung ausgerüstet.

    Meine sächsische VII T gabs mal für wenig Geld bei Ebay, weil das Licht nur bei Vollmond und geraden Kalendertagen funktionierte. Nachdem ich den Kühn- durch einen ESU-Decoder ersetzt hatte, waren die Probleme kein Thema mehr. Nach einigen Proberunden und geputzten Rädern fuhr sie auch wieder einwandfrei.

    Anschliessend wurde alles zusammengepackt und versorgt.

    Am 15.10. wurde die Anlage das erste Mal in der Realität getestet. Die Aufbauzeit betrug etwa 90 Minuten. Mit vier Erwachsenen und zwei Kindern fuhren teilweise bis zu vier Personen gleichzeitig. Dabei wurde dieser Gleisplan verwendet:

    In 30 Minuten war alles wieder abgebaut und einsortiert. Die Erfahrungen waren durchweg positiv. Als Optimierung wurde die Anlage komplett zweigleisig geplant und weiteres Gleismaterial besorgt. Somit wäre dies eine momentan mögliche Ausbaustufe.


    Gruss Andreas

  • Hallo Andreas,

    da habt ihr eine schöne Idee sehr gut umgesetzt. Mal was anderes, wenn nur der Fahrspaß im Mittelpunkt steht.

    Ich denke so geht es vielen von uns. Neben dem Schmalspur Material hat jeder noch genügend Regelspur Fahrzeuge für die nicht genug Zeit bleibt.

    Gruß Lutz

  • Hallo Andreas,

    Deine Schmalspurbahn finde ich schon ein unheimlich tolles Vorbild, aber die fliegende Anlage hat auch was! Respekt!

    Sehe ich das richtig: Die Gleise werden auch fliegend verlegt, also bei jedem Aufbau aufs Neue, oder?

    Wie ist es denn mit der Stabilität? Ich habe diese Tapeziertische immer als ziemlich wackelig in Erinnerung....

    Grüße, Bernd

  • Hallo zusammen,

    die Überlegung mit der Standfestigkeit hatte ich am Anfang auch. Der Tisch ist nicht verwindungssteif. Grundsätzlich muss er auch nur Tapetenrollen tragen können. Demzufolge ist er naturgemäss kein Stabilitätswunder. Der Nachteil der Leichtbauweise wird allerdings durch die Vorteile kompensiert:

    - er wiegt sehr wenig; es waren meines Erachtens um die acht Kilogramm

    - mit rund 32 Euro ist er preiswert in der Anschaffung, hätte ich ihn selbst gebaut, wäre ich teurer gekommen

    - er ist in unter fünf Minuten selbst allein sehr einfach aufzustellen

    - er passt ins Auto

    - die einzelnen MDF-Platten halten mindestens 20kg Belastung stand (mehr hatte ich beim Test nicht zur Hand)

    - beide Tische werden miteinander verschraubt, was die Standfestigkeit zusätzlich erhöht

    Ich habe zur Sicherheit fünf Holzfüsse, die man an die äusseren Ecken schrauben kann, um das Konstrukt insgesamt noch standfester zu machen.

    Die Gleise werden mit jedem Aufbau neu verlegt. Sie werden auch nicht befestigt und liegen nur lose auf. Man sollte allerdings einen vorbereiteten Gleisplan zur Hand haben, ansonsten verliert man zu viel Zeit.

    Gruss Andreas

  • Hallo zusammen,

    wenn man die Möglichkeit hat, die eigenen Fahrzeuge auszufahren, rücken automatisch andere Modelle in den Fokus, die man ohne den vorhandenen Möglichkeiten gar nicht kaufen würde. Ähnlich verhält es sich beim Platz: mehr Schattenbahnhofgleise erzeugen einen Mangel an Fahrzeugen. Mehr Fahrzeuge erzeugen einen Mangel an Schattenbahnhofgleisen, usw ...

    Vor einigen Wochen fand eine V60 (Ost) von Piko den Weg zu mir. Es handelt sich um die 106 794-1 (Piko 59429). Unter dieser Artikelnummer sollte es die Viertbesetzung sein. Davor gab es meines Erachtens noch die 106 999-6, 106 721-4 & 106 883-2. Ich hatte mir als Sparziel eine authentische Lichtschaltung vorgenommen. Ab Werk kann die Lok lediglich Spitzen- & Zugschluss in Abhängigkeit der Fahrtrichtung zeigen. Das war mir zu wenig. Aus diesem Grund wurde die Verkabelung inkl. achtpoliger Digitalschnittstelle ausgebaut. Ich wollte nicht nur das Schlusslicht separat schalten, sondern auch jede einzelne Lampe des Spitzenlichts. Der Hintergrund ist folgender: die V60 (Ost), wie auch die V100 (Ost), können nicht gleichzeitig auf beiden Seiten drei weisse Lichter zeigen, da man dafür im Führerstand nur fünf Kippschalter zur Verfügung hat. Vier davon haben die Stellung WEISS - AUS - ROT. Beim fünften ist es WEISS (langer Vorbau oben) - AUS - WEISS (kurzer Vorbau oben). Aus diesem Grund musste mindestens die obere Lampe getrennt geschalten werden. Ausserdem wollte ich das Rangierlokomotivsignal signalisieren können. Dafür mussten auch die unteren zwei Lampen separiert werden.

    Hier sieht man, wo auf der Lichtplatine die Leiterbahn getrennt werden (Rot) und die zusätzlichen Kabel angelötet werden müssen (Grün).

    Der Rest war leicht von der Hand gehende Programmierarbeit. Hier mit 2x Weiss.

    ... nur 1x Weiss ...

    Der Zeitaufwand dafür betrug etwa eine Stunde.

    Gruss Andreas

  • Hallo zusammen,

    inzwischen ist ein halbes Jahr vergangen und die Anlage hat sich geringfügig weiterentwickelt.

    Am 28.01.2024 wurde wieder ein Layout über Eck aufgebaut. Dabei flossen einige Erkenntnisse der letzten Male mit ein. Die Strecke ist durchgehend zweigleisig und der grössere der beiden Bahnhöfe hat auf beiden Seiten einen doppelten Gleiswechsel.

    Diesmal fielen die beiden doppelten Kreuzungsweichen negativ auf. Das ist allerdings bauartbedingt. Bei einer Fahrt im Bogen beträgt der stromlose Abschnitt etwa 14cm, weshalb nicht umsonst eine Herzstückpolarisierung empfohlen wird. Bei Weichen mit Handantrieben braucht es eine eigene Lösung. Diese sieht folgendermassen aus: ein an die Weichenzunge gelöteter Draht drückt gegen ein Stück Messing und versorgt dadurch das Herzstück. Ich habe zwar parallel dazu einige Lokomotiven mit einem ESU Powerpack ausgerüstet, bei allen Fahrzeugen ist es dann allerdings doch nicht möglich.




    Eine weitere Überlegung war der Einbau einer Kehrschleife. Ausserdem wurde der Bestand an Gleisen und Weichen etwas erhöht und es kam ein vierter Tisch hinzu. Aneinander gereiht ergibt das eine Länge von 9,80 Meter. Um den ausgetüftelten Gleisplan auch aufbauen zu können, wichen wir ins Büro unseres Arbeitgebers aus. Dank täglicher 24h-Besetzung ist immer jemand vor Ort und sonntags ist es eher ruhig. Am 10.03.2024 wurde dies das erste Mal genutzt. Man muss allerdings schon zugeben, dass sich die Anlage im Flur etwas verliert.


    Hier der Gleisplan:


    Dazu etwas Rollmaterial: Roco 43024, der Sulgener Pendel


    Skl25 von M&M, dazu die EuroDual von Sudexpress


    Kran von Roco, Wagen von NME, Lok von PMT und Busse von Rietze.


    V100 von Roco, Schmalspurwagen von Herr, dazu Transportwagen von Tillig (ohne Bühne) und Sachsenmodelle (mit Bühne)


    Auch hier ergaben sich neue Erkenntnisse: Durch die Unebenheiten kommt es hier und da zu Zugtrennungen. Da man die Qualität der Tische so nehmen muss, wie sie ist, haben wir uns für andere Kupplungen entschieden und die Mischung aus Bügelkupplung, Fleischmann-Profikupplung und Roco Kurzkupplung komplett auf die Roco Universalkupplung getauscht. Seitdem sind Zugtrennungen kein Thema mehr. Ausserdem vermeiden wir spitz befahrene Bogenweichen in der Hauptfahrtrichtung, was die Anschaffung weiterer einfacher Weichen nötig machte. Zusätzlich kam noch ein fünfter Tisch hinzu, um mehr Möglichkeiten bei den Gleislängen zu haben. Am 05.05.2024 wurde das nächste Mal aufgebaut. Dabei wurde auch fast der komplette Gleisbestand verbraucht. Das wären u.a. 40x G4-Geraden, 68x G1-Geraden, 32x einfache Weichen, 3x doppelte Kreuzungsweichen, 3x Dreiwegeweichen. Gesamt sind es 298 Elemente mit einer Länge von 97,91 Meter.


    Vorm Aufbau:


    Nach zwei Stunden Aufbauzeit kann gefahren werden. Zuerst musste aber noch ein Gruppenfoto meiner Altbau-E-Loks sein.


    Züge mit über zwei Meter Länge sind problemlos möglich.


    Der Güterbahnhofteil. Damit uns die Wagen auf der Berg- & Talbahn nicht wegrollen, nutzen wir Hemmschuhe aus dem 3D-Drucker.



    Gruss Andreas

  • Hallo zusammen,

    der nächste Aufbau war wieder ein kleines "L" und fand am 16.06.2024 statt. Mehr Gleise und Weichen sind auf dieser Fläche kaum möglich.


    Da meine Altbau-E-Lok-Sammlung inzwischen wieder gewachsen war, wurde das Gruppenfoto erneuert.


    Von Links: E04 und E91 (Piko), E75, E77 und zwei E95 (Brawa), sowie die beiden ET87 (Trix).


    Ich hatte mir vor einiger Zeit den Messwagen von Piko zugelegt, um meine Fahrzeuge besser einstellen zu können. 82km hat er an diesem Tag zurückgelegt. Das wäre auch was für H0e. Leider gibt es ihn bisher nicht in Spurweite N und die Platine im Wagen ist für einen Umbau viel zu gross.


    Bei den Schmalspurwagen durfte diesmal der Radebeuler Clubwagen mit.


    Um die Fahrzeuge effektiver transportieren zu können, habe ich mir zwei Boxen von Feldherr gekauft.


    Die Stromversorgung hat einen eigenen Koffer. Unter der z21 befindet sich der W-LAN-Router. Auf der rechten Seite befinden sich das Kehrschleifenmodul, ein Trafo für dessen Stromversorgung, sowie eine Verteilerdose, um nur eine Steckdose zu benötigen. Die steckbare Lüsterklemme versorgt die Gleise des Kehrschleifenmoduls. Neben dem Trafo hat es sechs Stecker, womit zwölf Einspeiseabschnitte angeschlossen werden können. Das W-LAN-Passwort habe ich vorsichtshalber gelöscht, nicht dass jemand zufällig bei mir am Haus vorbeiläuft. ;)


    Die farbigen Markierungen dienen der Orientierung beim Auf- & Abbau.


    Hier das Kehrschleifenmodul in voller Länge. Man kann beim zweigleisigen Oval aus jeder Richtung in jede Richtung drehen. Die Länge orientiert sich nicht (wie eigentlich gefordert) am längsten Zug, sondern ergibt sich durch den Gleisplan. Lange Personenzüge mit stromführenden Achsen können daher nur mit Einschränkungen gedreht werden.


    Die Kurven haben ebenfalls eine Markierung, um sie effektiver zuordnen zu können.


    Im Idealfall ist eine Gleisanlage mit 300 Elementen durch eine einzelne Person in etwa einer Stunde abgebaut und einsortiert.


    Gruss Andreas

  • Geniale Anlage to go. Eigentlich stehe ich ja nicht so auf - verzeih mir den Ausdruck - Gleiswüsten, aber in deinem Fall ist ds dennoch sehr durchdacht und erlaubt unfangreiche Rangiermanöver oder betriebliche Sonderfälle. Da kommt schon ein bisschen der "Spieltrieb" in einem durch 😁


    VG Marc