Hallo Zusammen,
heute entführe ich euch etwas weiter weg. Dieser Faden wird mehrere Beiträge von mir haben, da ich nicht alles Erlebte in einem Beitrag unter bekomme. Aus Zeitgründen wird sich das vermutlich auch etwas strecken.
Wie der Titel bereits verrät, reisen wir an einen Ort, der dem geneigten Schmalspurfreund durchaus geläufig sein dürfte, denn nach Sandstone verirren sich ja immer wieder mal Reisegruppen, auch aus Deutschland. Auch in deutschen Fachzeitschriften finden sich immer mal wieder Fotoberichte (z.B. im EK)
Südafrika! Ein fernes Land voller Mythen und für uns Mitteleuropäer fremden Kultur. Für mich alles sehr aufregend und interessant. Alleine die schiere Größe des Landes und die unglaublichen Weiten, durch die man sich bewegt sind äußerst beeindruckend. Und an manche Anblicke muss man sich auch erstmal gewöhnen..
Für diejenigen, die von diesem Zipfel der Welt das erste Mal hören, ein kurzer Abriss.
1994 erwarb der Unternehmer Wilfred Mole in Süafrika an der Grenze zu Lesotho den Landwirtschaftsbetrieb Sandstone Estates und baute den Standort, neben dem regulären Farmbetrieb, über die Jahre zu einem der größten Standorte weltweit für historische Technik aus. Verwaltet wird die Sammlung vom Sandstone Heritage Trust.
Einen Schwerpunkt bildet, neben der 2ft (610 mm) Schmalspur die beeindruckende Sammlung an historischem landwirtschaftlichen Gerät aus dem südlichen afrikanischen Raum (darunter etwa 700 Traktoren), Kapspur-Fahrzeuge, Lastwagen, Stationärmotoren und dampfbetriebenes Gerät aller Art. Zudem hat auch das nationale Armeemuseum einen Standort auf dem Gelände. Ein erheblicher Teil der Exponate ist betriebsfähig und vorführbar. Wer Videos der vergangenen Großveranstaltungen, wie den Stars of Sandstone, kennt, hat eine Ahnung was dort unten alles betriebsfähig erlebbar ist.
Neben aller Begeisterung und Euphorie waren bei unserem Besuch aber auch die massiven Probleme Südafrikas und die sich verdüsternden Wolken über dieser einzigartigen Sammlung sichtbar. So wird es die Stars of Sandstone vorläufig nicht mehr geben und auch alle weitere Großveranstaltungen für 2024 sind abgesagt worden.
Vielleicht waren wir, angesichts der momentan ungewissen Zukunft, nun umso glücklicher solch ein Spektakel noch einmal erleben zu dürfen, auch wenn das nur ein Schatten vergangener Veranstaltungen gewesen sein dürfte.
Den Entschluss und die Planungen zu dieser Reise nahm im Sommer 2023 Gestalt an. Es war keine reine Vergnügungsreise und wir hatten dort auch einen Job zu erledigen, dazu aber später mehr. Die Reisegruppe bestand aus sechs Mitgliedern des Frankfurter Feldbahnmuseums, inklusive meiner Wenigkeit.
Aber genug geschwafelt nun. Auf und um die Farm befinden sich umfangreiche Gleisanlagen, die zu Glanzzeiten einmal 18,8 km Länge in 610 mm Spurweite umfassten. Zu unserer Überraschung stellten wir vor Ort fest, dass der berühmte Vailima-Loop nicht mehr existiert. Dieser Streckenteil wurde vor ca. 2 Jahren nach Unwetterschäden und massiven Problemen mit Kleineisendiebstahl abgebaut. heute reicht die Nordstrecke noch bis Vailima Siding, wo sich quasi ein 'Übergabebahnhof für die ebenfalls an der Farm vorbeiführenden Kapspurstrecke Bloemfontein–Bethlehem befindet.
Dieser sehr interessante Streckenteil bis Vailima Siding wird jedoch nur noch wenig befahren, das Brot- und Buttergeschäft wird auf der 2,3 km langen Südstrecke sowie der ca. 3km langen 'Kindereisenbahn' abgewickelt. Die Züge starten jeweils im Bahnhof Hoekfontein.
Hier ein Überblick über die Gleisanlagen (Quelle: OpenRailwayMaps)
Nachdem wir uns aber nun grob orientiert haben zum eigentlichen Bericht.
Am 16.11. hob abends in Frankfurt unser Lufthansa-Flieger zu dem ca. 11 stündigen Flug nach Johannesburg ab, wo wir den Mietwagen übernahmen und die ca. 4-stündige Fahrt nach Fouriesburg antraten um (das erstklassige) Quartier zu beziehen. Anschließend ging es zur ersten Tour zur Farm, wo bereits die Vorbereitungen für das Summer Steam Festival im Gange waren. zeitgleich mit uns traf gerade die Fliegerstaffel mit historischen Flugzeugen aus Johannesburg ein, sie wir auch noch hier sehen werden. Es ist durchaus beeindruckend, wenn drei Doppeldecker im Formationsflug über einen hinwegdonnern.
Am Eingang zur Farm erwartet einen dieses Kapspur-Ensemble.
Hinter dem Gebäude, welches die Bar beherbergt wurden gerade die Lokomobile angeheizt.
Auch die NGG16 Garrat No.113 ist bereits unter Dampf. Wir befinden uns am Bahnhof Hoekfontein.
Auch die zweite Dampflok (Avonside No.8 'Xanthe') für das Festwochenende war bereits angeheizt.
Nach dem Sackenlassen des ersten Eindrucks steuerten wir das BW und die Halle mit den betriebsfähigen Dampfloks an. Ca. 25 Loks befinden sich in dieser Halle, darunter 6 Garrets. Absolut beeindruckend. Fotografieren war wegen Platz und Lichtverhältnissen nur eingeschränkt möglich.
Ja, diese Loks fahren beide auf der selben Spurweite. Links die massive Class 91 No.10 neben der kleinen Jung B'1, von der wir noch lesen werden.
O&K No.2 'Montana'
Eine weitere 91er versteckte sich weiter hinten in der Halle. Spannend was alles auf 610 mm geht.
Brigadelok Sena No.2 (Henschel, ex Mosambique) & O&K No. 2510
Garratt No. 88. Cockerill 'Joanne'
NG 10 No.61, Baldwin 'Ouma'
Blix führt schon mal vor, wie man auf einer NG15 standesgemäß Dampflok fährt. Könnt ich mich auch dran gewöhnen.
Noch ein Blick in die Wagenhalle..
..wo wir dieses eigentümliche Dieselgefährt vorfanden.
Avonside No. 2046, 1930
Draußen trafen wir dann die NGG16 No.113 wieder an, die sich auf der Ausschlackgrube zum restaurieren befand. So ne üppige Grube hätt ich auch gern mal..
Auf dem Rückweg begegnete uns noch dieser massive Dampfkran. Der war leider dieses Wochenende nicht in Betrieb, ist aber wohl bis auf eine kleinere notwendige Reparatur betriebsfähig, wie man uns sagte.
To be continued..
Grüße,
Rafael