Erster Dampf auf der Kohlebahn Meuselwitz

  • Hallo Ihr alle,

    heute war nun der Tag, dass die über 20 Jahre aufgearbeitete Dampflok vom Typ KDL 10 (Henschel 25091, Baujahr 1944) ihre ersten Einsätze fahren sollte. Klar, da mußte man doch von Leipzig aus hin. 40 km sind für so ein Ereignis kein Hindernis und das Wetter war absolut angemessen, um ein paar schöne Aufnahmen in den Kasten zu bekommen. Alles war gut, leider gab es an der Lok dann doch ein technisches Problem, dass die Zugfahrt abgebrochen wurde und eine Schöma-Diesellok die Leistung übernehmen musste. Schöne Bilder sind trotzdem entstanden und die Freunde der Kohlebahn haben sicherlich richtig gehandelt, um den Schaden an der Lok gering zu halten. Nun meine Bildchen dazu:

    Eigentlich sollte 14:00 Uhr die erste öffentliche Fahrt mit Fahrgästen nach Haselbach stattfinden, aber ein bißchen Enttäuschung konnte man in den Gesichtern schon lesen, als der Zug "nur" mit Diesellok am derzeitigen Behelfsbahnsteig an der Rudolf-Breitscheid-Str. erschien. Zu dem Zeitpunkt wurde bereits gemunkelt, dass die Dampflok am Unterwegshalt in Wintersdorf abgestellt werden musste.

    Der Zug fuhr noch zum Bahnhof Meuselwitz zum Umsetzen der Zuglok, für die Rückfahrt wurde eine V10C als Schlußlok zugesetzt, die letztlich die "kranke" Dampflokschwester nach Hause bringen sollte.

    Also als nächsten Punkt Wintersdorf angesteuert, dort hatte die V10C bereits die KDL10 an den Haken genommen. Es blieb noch genügend Zeit für ein paar schöne Aufnahmen in der tiefstehenden Nachmittagssonne.

    Die Dampflok machte trotz allem einen sehr guten Eindruck, war auch weiterhin unter Dampf. Offensichtlich hatte ein Lager eine Temperatur über Normwert erreicht, weswegen man aus technischer Sicht das nicht weiter beanspruchen wollte. Im Hintergrund schaut im Übrigen der Wasserturm von Wintersdorf heraus, ein markantes Bauwerk an der Kohlebahn.

    In Schrittgeschwindigkeit und mit mehreren Schmierpausen wurde die Lok nach Meuselwitz geschleppt, jetzt wurde es mit der Sonne allerdings schon weniger.

    Die Kohlebahner waren so freundlich, dass man den Transport bis ins Bahnbetriebswerk zu Fuss begleiten durfte. Damit wurden noch ein paar schöne Aufnahmen auf der Drehscheibe möglich. Das Bw Meuselwitz war früher ein normalspuriges Bw, was erst nach Übernahme durch die Kohlebahn gemischtspurig (900mm und Normalspur) umgebaut wurde.

    Nachdem die V10C weggesetzt hatte, wurde die Dampflok gedreht....

    ...danach wurde wieder angekuppelt.

    Ab in den Schuppen, schade, dass der erste offizielle Einsatztag nicht das gewünschte Fahrerlebnis gebracht hat. Aber aus meiner Sicht hat man hier umsichtig gehandelt und der Schaden an der Lok wird wohl in die Kategorie "Kinderkrankheiten" fallen und sich mit eigenen Mitteln beseitigen lassen. Spätestens im neuen Jahr wird es wohl wieder einen neuen Einsatz mit Dampf geben und der fällt dann sicher erfolgreicher aus. Dann trifft man sich wieder an der Kohlebahn in Meuselwitz...

    versichert der Lindenauer

    Micha

    (der mit der Fotoausbeute trotzdem nicht unzufrieden ist und Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht!)

  • Wirklich schön, dass es sie noch gibt und sie eigentlich auch betriebsfähig ist. Ich kenne sie noch als "Spielplatzlok" im hessischen Großkrotzenburg, ich ging damals dort als Bub zur Schule.

    Guten Rutsch euch allen, Oliver

  • Hallo,

    nach meinen Informationen hat sich einer der Treibzapfen gelöst, also muss die Achse raus und aufs Bohr- und Presswerk, nicht ganz einfach. Schön

    gemacht die Lok jedenfalls.

    Schade nur, dass man ihr an den (teils DB-) Lampen Duschschläuche und als Griffstange an der Rauchkammer einen Edelstahl Treppen-Geländergriff aus dem Baumarkt verpasst hat. Die Details sind eben auch wichtig!

    Gruß Rüdiger

  • Schade nur, dass man ihr an den (teils DB-) Lampen Duschschläuche und als Griffstange an der Rauchkammer einen Edelstahl Treppen-Geländergriff aus dem Baumarkt verpasst hat. Die Details sind eben auch wichtig!

    Für eine Industriedampflok sind diese Details mehr als nachrangig, da dort in der Instandhaltung meist alles verwendet wurde, was man bekommen konnte.

    Ich finde es eher bei dieser Art von Lokomotiven fragwürdig, wenn man auf Krampf alles auf Staats- /Reichsbahn trimmt.

    Ich finde die Leistung der Meuselwitzer mehr als Beachtenswert und wünsche trotz des kleinen Rückschlages viel Erfolg mit ihrer Lokomotive.

  • Hallo nochmal von mir,

    bevor das alte Jahr zu Ende geht, habe ich mich hingesetzt und meine Videoschnipsel vom 28.12. in Meuselwitz zusammen gebastelt, damit Ihr hier noch was "Bewegtes" zum Gucken habt. Wie immer habe ich das Filmchen in meinen "Lindenauer Kanal" eingestellt, aber Ihr braucht natürlich auch nur hier direkt aufs Bildchen klicken.

    Außerdem füge ich hier 2 herausgeschnittene Frames aus dem Filmchen mit ein, worauf man ziemlich deutlich den Fehler an der Lok sehen kann:

    Auf der linken Lokseite ist die untere Schwingenstange zwischen Gegenkurbel an der Treibachse und Schwinge abgebaut. Dort scheint es das Lagerproblem gegeben zu haben oder der Treibzapfen hat sich in der Achse verdreht und damit stimmt die Stellung der Gegenkurbel nicht mehr, na irgendsowas. Drücken wir den Jungs die Daumen, dass das zügig zu reparieren geht, 2024 wollen wir dann Dampf in "Echt"-Betrieb sehen....

    hofft (nicht nur) der Lindenauer

    Micha

  • Hallo an alle hier im Forum,

    Ich melde mich als Mitglied des Lokpersonals.

    Danke für den Zuspruch, Lob und auch Kritik zur KDL10.

    Den Tag haben wir uns auch anders vorgestellt. Vorallem da die Lok bereits in mehreren Probefahrten ihre Leistung unter Beweis gestellt hat.

    In der Steigung nach Wintersdorf nahm sie auf einmal keine Leistung mehr auf und konterte auch. Wir ließen uns dann von der mitgeführten Schöma am Zugschluß bis zum Wechsel Wintersdorf nachschieben.

    Weiterer Anfahrversuche in der Ebene scheiterten dann ebenfalls, teilweise wollte die Lok mit vorwärts ausgelegter Steuerung rückwärts fahren.

    Durch das anwesende Fachpublikum wurde zuerst ein Schieberschaden vermutet. Es wurde jedoch nach einer Weile festgestellt, das sich die Lage der Gegenkurbeln auf beiden Seiten unterscheiden. Unsere Maschine hat voreilende Gegenkurbeln. Links war sie jedoch auf Nacheilen verstellt. Da die Verbindung Treibzapfen / Gegenkurbel durch Nut und Keil gesichert ist, konnte sich nur der Treibzapfen in der Radscheibe gelöst haben.

    Die Schöma hat uns dann vom Zug abgesetzt und unsere Leistung übernommen. Der weitere Verlauf wurde vom Lindenauer schön dokumentiert.

    Die vielen Halte auf der Rücktour dienten zur Kontrolle der Lage der Gegenkurbel. Im schlimmsten Fall kann durch weitere Verdrehung diese ins Schotterbett bzw. Anbauteile der Lok einhaken, mit den entsprechenden Schäden.

    Wie sich unterwegs zeigte, waren diese Kontrollen berechtigt. Bis Meuselwitz war die Gegenkurbel wieder voreilend, wie auf dem letztem Bild vom Lindenauer zu erkennen ist.

    Die vermuteten Lagerschäden lagen nicht vor.

    Im nächsten Jahr erfolgt die Reparatur und Ursachenforschung.

    Ich hoffe ich konnte etwas aufklären.

    Gruß Jens

  • Danke für diese detaillierte Info. Ganz schöner Flurschaden. Da wird man den Radsatz ausbauen und in eine Fachwerkstätte schicken müssen.

    Eine Frage dazu habe ich jedoch noch:

    Ist nicht die Winkellage des Treibzapfens auch mittels Passfeder fixiert (zumindest kenne ich Loks bei denen das so ist)? Aber selbst dann ist es natürlich höchst problematisch, wenn der Presssitz versagt.

    Ich wünsche Euch jedenfalls, dass die Reparatur nicht allzu teuer wird und die Lok Euch danach viele Jahre treue Dienste leistet.

    LG und Alles Gute für 2024

    Castor

  • Hallo zusammen,

    trotz des leider aufgetretenen Schadens hat es mich sehr gefreut, dass die Maschine am Beginn eines neues "Lebens" steht. Denn mit ihr verbinden sich einige persönliche Erinnerungen. Ich habe sie seinerzeit als Vorsitzender der Märkischen Museums-Eisenbahn (Sauerländer Kleinbahn) vom Spielplatz in Großkrotzenburg geholt und damit vor der Verschrottung bewahrt. Deshalb mal etwas zum Lebenslauf:

    Geliefert am 9.2.1946 (als sogenannter Verlagerungsbau mit der Henschel F-Nr. 25 091) von der Fa. Krauss-Maffei mit der Fabriknummer 17240/1944 an den Preussen-Elektra Tagebau Borken, dort die Betriebsnummer 2.

    1966 dann als Spielplatzlok in der Werkssiedlung am PREAG-Kraftwerk in Großkrotzenburg am Main aufgestellt.

    1983 hatte wir uns erstmalig vergeblich um die Maschine bemüht

    1991 konnten wir sie durch die Vermittlung der EF Kahlgrund (über Hans Rink aus Karben), denen die Lok angeboten worden war, übernehmen. Die Kahlgrunder hätten nur einige noch vorhandenen Armaturenreste abgebaut, die Lok selbst aber sonst verschrotten lassen.

    1989 haben wir die Maschine an Peter Grützmacher in Emmerthal abgegeben, der sie äußerlich aufarbeiten wollte, nachdem im Verein zuvor die Entscheidung gefällt worden war, wegen der bei uns erforderlichen Umspurung auf 1000 mm, von einer Aufarbeitung Abstand zu nehmen.

    2001 hat Peter Grützmacher sie dann an die Kohlebahn weiterverkauft.

    Im übrigen hatten wir auch noch ein Exemplar des Henschel-Nachfolgtyps B 200 von 1949*, das heute im Bahnhof Witten als Denkmal steht. (* ex Hasper Hütte 1, danach Spielplatzlok in Gevelsberg)

    Ich hoffe, dass die Reparatur bald erfolgreich vorgenommen werden kann und wünsche der Maschine immer die Handbreit Wasser über der Feuerbüchsdecke. Vielleicht sieht man sich dann mal vor Ort an einem der Betriebstage, wenn ich die Termine rechtzeitig erfahren würde

    Euch allen wünsche ich ein glückliches und gesundes Jahr 2024,

    Wolf

    Kopie aus der damaligen Vereinszeitung

    Zwei PREAG-Lokomotiven auf Rollwagen der Industreibahn Halle (ex Hohenlimburger Kleinbahn) im Bahnhof Hüinghausen (Die Krupp-Diesellok - ex RheinBraun - stammt aus dem Tagebau Wölfersheim und ist inzwischen umgespurt und wird im kommenden Jahr hauptsächlich die Museumszüge befördern

    elias

    2 Mal editiert, zuletzt von Otmm36 (31. Dezember 2023 um 22:17)