Die Feldbahn des Gutshofs Gottesgabe

  • Die Feldbahn des Gutshofs Gottesgabe

    Gottesgabe ist Teil von Friedland, heute Ortsteil von Neuhardenberg. Friedland erhielt 1845 den Namen Altfriedland, weil 1802 im benachbarten Oderbruch die Kolonie Neufriedland gegründet wurde. Gottesgabe wurde 1304 von den Zisterzienserinnen des Klosters Friedland als Vorwerk für die Rinder- und Schafzucht gegründet. Heute leben etwa 70 Einwohner im Dorf.

    Um das Einbringen der Ernte auf den teils feuchten und morastigen Böden zu erleichtern, ließ die Herrschaft Friedland Ende des 19. Jahrhunderts eine Feldbahn errichten, die mit Pferden betrieben wurde. Der Betrieb der Bahn wurde vermutlich Ende des 2. Weltkrieges oder kurz danach eingestellt. Das Gutshaus selbst wurde im Krieg zerstört und die Reste danach abgetragen. Die anderen Gebäude wurden bis 1990 von der LPG genutzt und verfallen seitdem.

    Vom ehemaligen Vorwerk sind heute noch eine lange Scheune und mehrere Wirtschaftsgebäude in teils baufälligem Zustand vorhanden. Von der Feldbahn findet man im Feldsteinpflaster der Dorfstraße noch einige Gleisreste, sogar eine Kastenweiche ist nahezu vollständig erhalten.

    Alle Fotos vom 07.04.2024:


    Der Eingang des Gutshofs Gottesgabe mit den erhaltenen Wirtschaftsgebäuden.


    Im Gutshof trifft man dann auf das erhaltene Feldbahngleis.


    Neben dem Gleis ist auch eine gut erhaltene Kastenweiche vorhanden.


    Dorfidylle pur


    Das gute Stück nochmal in ihrer ganzen Schönheit.


    Das Gleis führt dann weiter zur erhaltenen Scheune. Zusammenhängend sind etwa 100m Gleis erhalten.


    Die Scheune des Vorwerks. Auf dem Streifen davor lag das Gleis.


    Blick zurück. Leider sind die Gleise an manchen Stellen mit Dreck und Gras bedeckt.


    Neben der Kastenweiche deutet auch der Bahnübergang mit 6 Schienen auf den Einsatz von Wagen mit Doppelspurkranz hin.


    Auch ein Feldbahnfahrzeug ist im Gutshof vorhanden. Die Zement-Lore stammt jedoch von der Baufeldbahn des Flugplatzes Neuhardenberg, der 1934 errichtet wurde. Die Lore wurde von einem Anwohner im Wald bei Neuhardenberg gefunden und geborgen.


    Und wären die alten Gebäude des Vorwerks und die Feldbahngleise um den Dorfteich nicht Idylle genug, so wird die ganze Szene noch von einem Storchenpärchen ergänzt.


    Noch ein Blick über den Tellerrand zu im Eingangstext erwähnten Orten: Klosterkirche und Klosterruine (Alt)Friedland ...


    ... herrlich gelegen am Klostersee.


    Schloß Neuhardenberg, erbaut um das Jahr 1763. Zu DDR-Zeiten hieß Neuhardenberg übrigens Marxwalde.


    Unmittelbar neben dem Schloß befindet sich die von Karl Friedrich Schinkel entworfene und 1814-1817 erbaute Kirche.

    Viele Grüße
    Toralf

    Einmal editiert, zuletzt von Toralf750 (10. April 2024 um 23:11) aus folgendem Grund: Schleppweiche in Kastenweiche nach Hinweis von EM295 geändert.

  • Hallo Toralf,

    Danke für deinen interessanten Beitrag. Das ist mal wieder quasi vor meiner Haustür und erst durch dich habe ich davon erfahren. Spannend spannend.

    Ich nehme an die Strecke hat eine Spurweite von 600 mm, ist das richtig?

    Grüße, Philipp

    MfG, Philipp

  • Glück Auf Toralf,

    sehr interessant was alles noch existiert! Danke für deinen Bericht. Die Weiche welche du zeigst ist aber keine Schleppweiche, sondern eine sogenannte Kastenweiche. Diese für Doppelspurkränze ausgelegte Bauart hat dort wo bei normalen Weichen die Zungen sind namensgebende Führungskästen. In einem davon befindet sich ein umstellbares Führungsstück.

    Beste Grüße Kay

  • Hallo Toralf,

    vielen Dank für den interessanten Tipp. Unsere gestrige Fahrradtour führt deshalb rein "zufällig" dort vorbei.

    Ich habe nachgemessen, die Spurweite beträgt 600 mm.


    Grüße, Martin