EL4 der Bullenbahn in H0

  • Hi,
    dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum, also seid gnädig mit mir. Ich hatte mich nach einem 20 jährigen Aufenthalt in den USA (dort Bau von Waldbahn-Echtdampfloks) in Deutschland wieder meinem ursprünglichen Hobby, dem Bau von H0-Fahrzeugen zugewandt. Speziell hatte ich angefangene H0m Loks/Triebwagen wieder in Angriff genommen, da durch die modernen Verfahren wie 3D-Druck und CNC- Fräsen sich Möglichkeiten auftaten, die es vor ca. 30 Jahren noch nicht gab. Weil ich nicht zu weit von den ehemaligen Stralauer Glaswerken entfernt wohne, wollte ich ein Modell der dort werkelnden EL4 bauen. Diesmal entstand das Fahrzeug nicht in Messing, sondern als 3D Konstruktion (Alibre-Design). Gedruckt hat es ein Freund, da ich mit Resin-Druck praktisch keine Erfahrung habe. Hier der augenblickliche Stand. Die fleckige Oberfläche ist ein Artefakt des Fokus-Stacking, das ich verwendet habe, um die Tiefenschärfe zu erhöhen. In Wirklichkeit sind alle Details sehr gut herausgekommen, sogar die einzelnen Federn sind aufgelöst. Es fehlen noch Einstiegsleitern, Griffstangen, Tritte und weitere Einzelheiten:

    EL4Small.jpg

    Das Fahrgestell ist aus Messing CNC - gefräst mit 3-Punktlagerung, Glockenankermotor, ZIMO-Dekoder und Puffer mit "Goldcap":

    EL4_3.jpg

    Da ich ein "Geizhals" bin, verwende ich als Digitalzentrale meine 10€-Zentrale (https://www.stummiforum.de/t222155f7-Anal…-A-Ausgang.html).
    Um 1972 habe ich Super8 Filme mehrerer Schmalspurbahnen in der früheren BRD gedreht. Darunter Brohltalbahn, Jagsttalbahn, Öchsle, Amstetten/Laichingen und MEG mit V29. Die Filme waren 30 Jahre lang verschollen und sind vor 4 Wochen wieder aufgetaucht. Z.Zt. werden sie digitalisiert und dann nach Youtube hochgeladen.

    Gruss

    Henner

    Einmal editiert, zuletzt von md95129 (9. Juni 2024 um 15:16)

  • Vielen Dank für die "Likes", aber kein einziger Kommentar? Ich habe inzwischen ein kurzes Video gedreht, das die Fahreigenschaften der kleinen Lok zeigt. Ich bin nach Jahrzehnten (Ich baue Eisenbahnmodelle seit ca. 50 Jahren) von Schwungmassen abgekommen, da sie die Regeleigenschaften kleiner Motoren verschlechtern und bei Kriechgeschwindigkeit kaum wirksam sind. Meine bevorzugte Konstellation ist Digitaldekoder mit Puffer. Auch preislich ist das heutzutage nicht teurer als Analog (DCC-Zentrale <10€, Dekoder etwa 22€, Puffer im Eigenbau ca. 10€):


    In einem parallelen Faden wird eine Feldbahnlok von Technomodell besprochen und gesagt, "Die Feldbahnen von Herrn Walter sind feinmechanische Meisterwerke, die ihresgleichen suchen." Ich will meine Lok nicht damit vergleichen, obwohl der Getriebeblock auf 1/100mm genau gefräst ist. Auch ist das Lager der Vorderachse leicht V- förmig ausgefräst, um eine 3-Punkt Lagerung zu erzielen. Dies ist nur mit einer CNC- Fräse vernünftig machbar. Mein (unerreichtes) Vorbild sind die Loks dieses Meisters:
    https://www.stummiforum.de/t166473f50-Zwe…CH-Gleisen.html .
    Diese H0f Loks haben Sounddekoder (wer's mag), Pufferschaltung und sind mechanisch sowie von der Detaillierung/Farbgebung/Fahreigenschaften makellos...
    Übrigens: Auch Minitrains Loks lassen sich mit relativ geringem Aufwand zu exzellenten Fahreigenschaften bringen. Beweis auf Anfrage.

    Gruss
    Henner

  • Hallo Henner,

    zunächst ein herzliches Willkommen hier im Bimmelbahn-Forum. :wink:

    Dein modellbauerischen Ergebnisse finde ich echt beeidruckend, auch wenn ich mangels Erfahrung mir keinerlei Urteil anmaße. Bemerkenswert finde ich aber, daß du dich einer Bahn annimmst, die wohl kaum jemand kennt. Hier sei mir eine kleiner Hinweis erlaubt: Die Werkbahn des Glaswerks Stralau gehörte meines Wissens nicht zur Bullenbahn. Das wäre auch sehr abenteuerlich, denn der Bulle begann am Rangierbahnhof Rummelsburg, also "unten". Die Werkbahn des Glaswerks hingegen fuhr in Ostkreuz "oben" und führte auf die Halbinsel Stralau.

    Ich selbst kann mich noch ganz schwach auf das in Ostkreuz auf der Straße nach unten führende Gleis und die Fahrleitungsanlagen erinnern. Auch an das längst abgerissene (und mit Luxusimmobilien überbaute) Glaswerk erinnere ich mich noch. Selbst erlebt habe ich die Bahn leider nie. Auch Fotos vom Original sind eher selten.

    Hier mal für alle Vorbildinteressierten ein Link zu einem Artikel mit zwei Fotos dieser interessanten Bahn:
    Stralau-Blog — Schöner sterben am Wasser » Blog Archive » Die Stralauer Glaswerksbahn

    Daher umso schöner, daß du mit deinem Modell die Erinnerung an diese Werkbahn wach hältst.

    Viele Grüße
    Toralf

    Einmal editiert, zuletzt von Toralf750 (11. Juni 2024 um 10:20)

  • Hallo Henner

    Der Film zeigt ein richtig tolles Produkt und an den gezeigten Fahreigenschaften müssen sich einige Serienprodukte messen lassen. Die Lok braucht sich nicht zu verstecken und mit den nötigen Details wie Griffstangen , Lampen , Tritte und auch Figuren kommt da ein Schmuckstück aufs Gleis. Würde auch gerne so ein Maschinchen haben wollen , ist das überhaupt denkbar?


    Glück auf

    Armin Ahlsdorf

  • Hallo Toralf,
    Danke für die netten Worte. Ich habe mich wahrscheinlich ein wenig ungenau ausgedrückt. Es gab offenbar vier EL4 im Berliner Raum. Die erste war die Lok der Glaswerke Stralau. Sie ist allerdings nie auf der "Bullenbahn" gefahren, sondern gelangte über die Strausberger Eisenbahn an die Buckower Kleinbahn, wo sie heute noch existiert. 2 Loks diesen Typs waren aber tatsächlich auf der "Bullenbahn" tätig. Fotos über diesen Einsatz gibt es. Leider kann ich sie aus urheberrechtlichen Gründen nicht zeigen. Eine dieser Loks steht in ziemlich heruntergekommenen Zustand als Denkmal im Westhafen Berlin und ist öffentlich zugänglich. Wir haben diese Lok besucht, um Masse zu bestätigen und Details zu fotografieren.
    Armin,
    Ich werde die Druckdaten der Lok freigeben, da ich keinerlei kommerzielle Interessen habe. Für mich ist das strikt ein Hobby, wobei ich Kooperationen nicht abgeneigt bin. In den USA hatten wir eine tolle Gruppe von Selbstbauern, die sich gegenseitig geholfen haben
    (https://docs.google.com/presentation/d…edit#slide=id.p).
    Übrigens werde ich gelegentlich die Lok noch auf TT skalieren.
    Gruss
    Henner

  • Hallo zusammen,

    Es gab offenbar vier EL4 im Berliner Raum.

    Das ist richtig.

    - 1x an Glaswerk Stralau. Nach Einstellung des elektrischen Betriebes zur Strausberger Eisenbahn.

    - 1x an Strausberger Eisenbahn.

    - 2x an Bahnpostamt am Ostbahnhof. Nach Einstellung des elektrischen Betriebes beide zur Bullenbahn.

    Dann noch eine Lok bei der Werkbahn des Zement- und Mineralwollewerkes Bad Berka. Mehr EL4 gab es in der DDR nicht. Von den 37 gebauten Lokomotiven wurden die andere alle exportiert.

    Gruß, Thomas

  • Hallo Henner,

    hab mir eben Dein Video angeschaut! Allergrößter Respekt!!! Dein Gehäuse sieht vollkommen glatt und verzugsfrei aus - ein perfektes Druckergebnis, auch ein großes Kompliment an Deinen Freund, der das gedruckt hat.
    Hast Du das Getriebe selbst gefräst oder fräsen lassen? Das Thema steckt mir auch noch in der Nase. Oder wahlweise der Bau eines Getriebes als Sandwich mithilfe gelaserter oder gefräster Bleche.

    Viele Grüße, Matthias

  • Matthias,
    Ja, das Getriebe habe ich selbst gefräst. Ich besitze eine kleine, aber sehr genaue CNC - Fräse von https://www.emc-webline.de/ (Arbeitsgenauigkeit ca. 1/100mm). Die Schlitze für die sich drehenden Achsen sind mit einem Halbrundfräser erzeugt worden, während die meisten stationären Achsen für Zwischenzahnräder mit einem normalen Fräser herausgearbeitet worden sind:
    EL4_5.jpg

    Die vordere Nut hat wie gesagt ein leichtes Höhenprofil in Form eines umgekehrten "V", um das begrenzte Kippen dieser Achse zu ermöglichen. Das Bild zeigt ein Probestück, das aus einem uralten angelaufenen Stück Messing entstanden ist. Abgedeckt wird das Ganze mit einer Pertinaxplatte, die gleichzeitig die Stromabnehmerschleifer trägt.
    EL4_2.jpg

    Gruss
    Henner

  • Genau, aber mit der hochwertigen Spindel. Hatte ich nach Empfehlung von Joachim (Feldbahn-Freak - siehe Link in meinem ersten Beitrag) gekauft.
    Gruss
    Henner