Berlin Westhafen damals und heute

  • Hallo zusammen,

    der Westhafen ist neben dem Spandauer Südhafen (wobei Spandauer ja nicht zu Berlin gehören ... Insider) der letzte richtige Frachthafen Berlins. Die rot-rote Regierung unter Klaus Wowereit sorgte damals dafür, daß alles industrielle, alles schmutzige weitesgehend aus Berlin verbannt wird. Berlin wollte cool und sexy sein. Umschlaghäfen, Rangierbahnhöfe und Schwerindustrie passten da nicht ins Bild.

    Geschichte des Westhafens

    Der Bau des Westhafens begann 1914, zog sich aber kriegsbedingt bis 1923 hin, als die Berliner Hafen und Lagerhaus AG (BEHALA) das erste Hafenbecken in Betrieb nehmen konnte. In den Jahren 1924 bis 1927 kam ein zweites Hafenbecken und 1939 bis 1943 ein drittes Hafenbecken hinzu. Das jüngste der drei Hafenbecken wurde jedoch 2001 wieder zugeschüttet. Ein Teil der Speichergebäude, Hafenkräne und das Verwaltungsgebäude stehen heute unter Denkmalschutz.

    Mein Besuch 2009

    von 2001 bis 2014 wohnte ich in Berlin, anfangs in Oberschöneweide, später in der Nähe des Tierparks. Nur ein einziges mal besuchte ich damals den Westhafen am winterlichen 5. Januar 2009. (Scans vom KB-Dia)


    Eine EL4 der Industriebahn Oberschöneweide steht mit zwei Güterwagen als Denkmal am Lokschuppen. Auch diese Bahn wurde in den letzten Betriebsjahren von der BEHALA betrieben.


    Am Container-Terminal am Hafenbecken 1 rangierte die Krauss-Maffei-Lok Nr. 10 (Baujahr 1966) vorbei an beeindruckenden Speicherbauten ...


    ... in Richtung Verwaltungsgebäude mit dem markanten Turm, im Hintergrund das Kohlekraftwerk Moabit.


    Das Hafenbecken 2 wird im Winter auch zum Abstellen der ungenutzten Fahrgastschiffe genutzt.


    Blick von der Putlitzbrücke auf den Güterbahnhof Westhafen mit dem Lokschuppen der Hafenbahn und dem Verwaltungsgebäude der BEHALA.

    Mein Besuch 2024

    Erst reichlich 15 Jahre später sollten mich mein Wege wieder in diese Ecke Berlins führen, da ich dort in der Nähe zwei Facharzttermine hatte.


    Die EL4 der Industriebahn Oberschöneweide steht immer noch an ihrem Platz, hat aber mittlerweile einen Wagen verloren.


    Die G1700BB der BEHALA stand am 08.07.2024 leider nur untätig im Hafen rum.


    Das Hafenbecken 2 wird immer noch zum Abstellen überzähliger Fahrgastschiffe genutzt. Die Speichergebäude mit den alten Hafenkränen sind schon wahrlich beeindruckend.


    Meh Glück hatte ich bei meinem zweiten Termin am gestrigen 24.07.2024, als die G1700BB einen Kesselwagenzug aus dem Tanklager zog, das sich auf dem Areal des zugeschütteten Hafenbecken 3 befindet.


    Über eine Spitzkehrenfahrt vorbei am Kohlekraftwerk Moabit ...


    ... wird der Zug dann in den Güterbahnhof Westhafen zurückgedrückt. Das Gleis ganz rechts kommt vom Tanklager. Der Lokschuppen der Hafenbahn ist mittlerweile einem Neubau gewichen.

    Demnächst lade ich euch auf eine Spurensuche bei der ehemaligen Hafenbahn Tempelhof ein.

    Viele Grüße
    Toralf

  • Toralf,
    Das letzte Mal waren wir am Westhafen, als wir die EL4 fuer mein H0-Projekt vermessen haben. Die Lok sieht leider inzwischen recht heruntergekommen aus.
    Interessant ist auch, dass in diesem Hafen ein Elektroschubboot (Elektra) beheimatet ist.

    Gruss
    Henner

  • Grüß Dich,

    danke für den Beitrag. Ich biete mal noch den Blick von der Beusselbrücke (August 2015, sieht aber noch ziemlich genau so aus, inkl. der Lok):

    Grüße LSWQ

  • Moin Toralf,

    danke für Deinen interessanten Bilderbogen. Eine schöne Idee, hier mal den Westhafen vorzustellen.

    Kleine Ergänzung: Die dort liegenden Fahrgastschiffe würde ich nicht direkt als überzählig bezeichnen. Mehrere Reedereien haben dort schlicht die Liegeplätze ihrer Flotte, und es sind natürlich nicht immer alle Schiffe gleichzeitig im Einsatz. Du hast übrigens durchaus interessante Schiffe fotografiert: Die Phantasia der Reederei Grimm & Lindecke ist unter den insgesamt acht zwischen 1970 und 1980 in Mukrena gebauten Schiffen der zweiten Stadtbezirksklasse eines der beiden, die ursprünglich nicht in Berlin, sondern auf der Müritz fuhren. Während die Fontane dort immer noch fährt, gelangte die Wossidlo vor zehn Jahren nach Berlin und trifft hier nun regelmäßig ihre Schwesterschiffe der Stern und Kreisschiffahrt. Die Viktoria wurde 1935 auf der Werft Ernst in Berlin-Köpenick unter dem Namen Scharnhorst gebaut und fährt inzwischen auch schon seit mindestens einem Jahrzehnt unter ihrem jetzigen Namen für die Reederei Eddyline, deren inzwischen leider verstorbener Gründer ein großer Fan des 1.FC Union war - deshalb die ungewöhnliche Farbgebung. Neben dem Stadtrundfahrteneinsatz befördert sie regelmäßig Fußballfans aus der Innenstadt zu den Heimspielen des 1.FC Union. Trotz einiger Umbauten und Modernisierungen hat sich das Schiff durchaus viel von seinem ursprünglichen Charme bewahrt. U.N.V.E.U. 😉

    Werde mal schauen, ob ich auch noch ein paar ergänzende Bilder zum Thema Westhafen raussuchen kann.

    Viele Grüße
    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)

    Einmal editiert, zuletzt von ex-Dresdner (28. Juli 2024 um 22:27) aus folgendem Grund: Baujahr und Bauwerft der Viktoria korrigiert. Da hatte das Gedächtnis des alten Mannes offenbar zwei Schiffe durcheinander gebracht. 🙈

  • Moin Toralf,

    am 14.02.2006 war ich auch mal auf der Brücke und konnte die Werklok 10 vor dem imposanten Gebäude ablichten.


    Am 22.08.2006 konnte man noch die schicken alten Rangierdiesel betrachten. Rechts steht ein V100-Pärchen von D&D und wartet auf die nächste Zugleistung.


    Gruß

    Carsten