Intershop, Kantine oder Kulturhaus - kurzer Bastelbericht über einen DDR-Zweckbau in 1:87

  • Schon länger gab es den Gedanken, sich im Eigenbau nochmals an einen typischen DDR-Zweckbau zu wagen.

    Eigentlich sollte es eine Kaufhalle werden - viele andere Modellbahner zeigten da in der Vergangenheit bereits ihre tollen Bauten. Dadurch zwar inspirativ aktiviert, fehlte mir aber die kreative Motivation, mir ein ähnliches Vorbild vorzunehmen und damit eigentlich nur zu kopieren.

    Der Zufall spülte mir im Internet dann das Wendezeit-Foto eines Intershops in Stolpe/Berlin-Heiligensee in die Hände:

    Bundesarchiv - Bilddatenbank

    Herrlich hässlich! Heureka - das ist's!

    Dann zeige ich Euch mal den ersten Bau-Fortschritt. Gebastelt wird händisch (Stahllineal, Cuttermesser, Schere, Bleistift) und zu 99% mit Teilen aus der Restekiste.


    Das Foto aus dem Bundesarchiv gibt nicht wahnsinnig viel her.

    Die Maße sind mit der Lineal-Anlege-Technik abgenommen, perspektivisch skaliert und einfach hochgerechnet worden. Nach einigen Papiermodellen, zur besseren Einschätzung der Proportionen, entstand des Grundgerüst aus Architekturkarton. So sind's 19 cm x 19 cm geworden, bei einer Höhe von bissel über 5 cm.

    Zwei Drittel des Gebäudes wurden frei interpretiert. In Beobachtung und Erinnerung an diese typischen Zweckbauten der DDR-Zeit.

    Der papierne Vorbau ist nur ein Rest von der erwähnten Hilfe zur Visualisierung. Da wird noch was Richtiges gebaut. Bei der metallenen, feinen Türfront hole ich mir eventuell Unterstützung von einem befreundeten Moba-Kollegen.

    Kennt jemand den Namen/Begriff dieses DDR-Zweckbaus von der Stange?

    In der finalen Gestaltung wird's wohl eher ein Kulturhaus werden, als ein Intershop.

    Das Ganze zieht sich sicherlich noch über Monate hin. Bei Interesse würde ich gelegentlich über den weiteren Fortgang berichten.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • merane 30. Juli 2024 um 12:00

    Hat den Titel des Themas von „Händischer Eigenbau eines Intershop oder DDR-Kulturhauses in 1:87“ zu „Händischer Eigenbau eines Intershops oder DDR-Kulturhauses in 1:87“ geändert.
  • Für ein Kulturhaus wäre das Gebäude etwas klein, aber eine Gaststätte, Betriebskantine oder "Mampfe" (= Schulspeisung) könnte man anstatt eines Ladens auch darin unterbringen.

    Martin

  • Hallo Merane,

    Ich würde auch eher auf gastronomische Versorgung als Ausgangsbasis für dieses Gebäude tippen. Eine zweistöckige "Kaufhalle" oder HO ist mir nicht bekannt.

    Ob nun dieser Bau eine spezielle "Norm"-Bezeichnung hatte kann ich Dir nicht sagen. Jedoch konnten die Stadtplaner/Bauingenieur auf ein umfangreiches, hoch standardisiertes Betonfertigteile-System zugreifen. (Ähnlich LEGO) In verschiedenen TGL's https://www.projekt-baudenkmal.de/anhang/tgl-verzeichnis/ (Gegenstück zur DIN) wurde alles (Abmaße, Gewichte, etc., sogar Eingangsbereiche) festgeschrieben. Darauf aufbauend entstanden dann abwandelbare "Normbauten" welche hoch effizient - immer mit den gleichen Arbeitsschritten gebaut werden konnten. Dies ging sogar soweit, dass man den Bau von Wohnblöcken bis auf wenige Stunden genau vorher berechnen konnte. ( Der Plan war gut, jedoch musste natürlich der Materialantransport passen) In den in der ganzen DDR verteilten Plattenwerken wurden die verschiedensten Platten aus Beton gegossen und mittels speziellen Transportgestellen per Bahn, teilweise sogar in Ganzzügen, z.B. nach Berlin gebracht. Von der Bahn zur Baustelle erfolgte dann der Transport mittels Tieflader. Meist waren da KraZ oder Tatra- Zugmaschinen oder Sattelschlepper im Einsatz.

    René

  • Hallo Merane,

    Ich würde auch eher auf gastronomische Versorgung als Ausgangsbasis für dieses Gebäude tippen. Eine zweistöckige "Kaufhalle" oder HO ist mir nicht bekannt.

    Ob nun dieser Bau eine spezielle "Norm"-Bezeichnung hatte kann ich Dir nicht sagen. Jedoch konnten die Stadtplaner/Bauingenieur auf ein umfangreiches, hoch standardisiertes Betonfertigteile-System zugreifen. (Ähnlich LEGO) In verschiedenen TGL's https://www.projekt-baudenkmal.de/anhang/tgl-verzeichnis/ (Gegenstück zur DIN) wurde alles (Abmaße, Gewichte, etc., sogar Eingangsbereiche) festgeschrieben. Darauf aufbauend entstanden dann abwandelbare "Normbauten" welche hoch effizient - immer mit den gleichen Arbeitsschritten gebaut werden konnten. Dies ging sogar soweit, dass man den Bau von Wohnblöcken bis auf wenige Stunden genau vorher berechnen konnte. ( Der Plan war gut, jedoch musste natürlich der Materialantransport passen) In den in der ganzen DDR verteilten Plattenwerken wurden die verschiedensten Platten aus Beton gegossen und mittels speziellen Transportgestellen per Bahn, teilweise sogar in Ganzzügen, z.B. nach Berlin gebracht. Von der Bahn zur Baustelle erfolgte dann der Transport mittels Tieflader. Meist waren da KraZ oder Tatra- Zugmaschinen oder Sattelschlepper im Einsatz.

    René

    Hallo René,

    vielen herzlichen Dank für Deine ausführlichen und sehr interessanten Erläuterungen. Dieser ganze Bereich ist wahnsinnig spannend. Weisst Du zufällig, ob neben dem Fertigteile-System aus Betonplatten auch ein vergleichbares System für Gebäude im Leichtbau existierte? Mein Zweckbau ist grossflächig mit diesen weissen, lamellenartigen Kunststoffplatten verkleidet. So dass ich mich frage, ob das Gebäude wirklich ein "echter" Plattenbau ist.

    Mehr zur Verkleidung dann im nächsten Teil vom Baubericht.


    P. S.

    In meiner Einleitung habe ich mich vielleicht ein bisschen umständlich ausgedrückt. Der Zweckbau soll keine Kaufhalle werden. Er ist auch nicht zweistöckig. Das mag auf dem Vorbildfoto so wirken, es ist aber nur die weissen Kunststoff-Blenden, welche so hoch aufbauen.


    Für ein Kulturhaus wäre das Gebäude etwas klein, aber eine Gaststätte, Betriebskantine oder "Mampfe" (= Schulspeisung) könnte man anstatt eines Ladens auch darin unterbringen.

    Martin


    Hallo Martin,


    auch Dir danke ich vielmals für Deine Rückmeldung und die klasse Ideen. Ich hatte die gleichen Gedanken, ob die Grösse für ein Kulturhaus vielleicht etwas klein wäre. Ich muss mal sehen. Modelle sind manchmal ja auch ein Kompromiss in vielen Dimensionen. Und es soll eher ein freierer Nachbau werden.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

    Einmal editiert, zuletzt von merane (30. Juli 2024 um 22:28) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von merane mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • merane 31. Juli 2024 um 00:13

    Hat den Titel des Themas von „Händischer Eigenbau eines Intershops oder DDR-Kulturhauses in 1:87“ zu „Intershop, Kantine oder Kulturhaus - kurzer Bastelbericht über einen DDR-Zweckbau in 1:87“ geändert.
  • Hallo Merane, Freunde und Genossen,

    hab auch mal gegoogelt. Unter DDR Zweckbau kam - wie kann es anders sein- dieser Bimmelbahn-Beitrag als Erstes. Dann hab ich noch das hier gefunden:

    Suche in Findbüchern

    Bunte Bilder sucht man hier wohl vergebens, aber dafür unendlich viele Scans von TGL-Vorschriften oder Verweise auf diese, technische Zeichungen...

    Wie groß muß ein Waschbeckenstöpsel sein? https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…96-dez-1963.pdf

    Die Hauptkennwerke von Dieselloks kann man hier nachlesen: https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…12-jul-1982.pdf

    Achja, die Kaufhalle, guggst du hier: https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…-850-plaene.pdf

    oder hier: https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…lle-typ-esk.pdf

    Ob die noch gültig ist? https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…8-baugleise.pdf

    Viel Spaß wünscht Jens

  • hab auch mal gegoogelt. Unter DDR Zweckbau kam - wie kann es anders sein- dieser Bimmelbahn-Beitrag als Erstes.

    Hallo,

    Zweckbau schien mir auch die richtige Richtung, ich landete aber bei meiner Suche (mit Perplexity) beim Versorgungszentrum ("Fresswürfel"). Wenn ich das richtig verstehe, gab es da zwar eine "Grundkonfiguration", war aber letztlich frei in Größe und Form planbar - auf Grundlage der genormten Fertigbauteile.

    Gruß Jens

  • Sogenannte Dienstleistungsgebäude(meist ein- oder zweigeschossig) in „Würfel“-Form - wie bereits schon einiges genannt, gab es in vielen Varianten einzelne Nutzung oder in vielen Kombinationen: Restaurant, Intershop, NVA, LPG, Stadion / Sport, Bahnhof oder Nebengebäude, Büros / Verwaltung / Fimengebäude, Ärtztehaus, Jugendclubs, Bäckerei, Volkssolidarität, ABV Büro, Post, Blumenladen, Friseur, Sparkasse, Reparaturannahme, Bücherei, Wäscherei, Eiskaffee, Zeitungsladen, Schulspeisung und Disco, Gemüseladen, Drogerie… und vieles mehr - so mal schnell aus meinen Kindheitserinnerungen. Die Bauform war ja nach Jahrzent auch etwas anders.

    An eine zweigeschossige Fertigteil-Kauhalle kann ich mich auch erinnern, aber das ist ja hier nicht das Thema.

  • Vielen Dank Jens_Marlow, Johannsen und Spreewald1 für die weiteren Hinweise, Erklärungen und Links. Super, wieder etwas gelernt! Für knapp 14 Jahre konnte ich die DDR noch kennenlernen, die genauen Begriffe wie "Dienstleistungswürfel" und "Versorgungszentrum" hatte ich jedoch nicht in Erinnerung. Danke für's Schreiben:thumbup:

    Ein bissel Glück, Stichwort Würfel, hatte ich in der Vorbereitungsphase, dass ich mich rein gefühlsmässig für eine quadratische Form (19 cm x 19 cm) tatsächlich richtig entschied.

    Werde dann versuchen, am Wochenende über den weiteren Bastelfortgang kurz zu berichten.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Wie gesagt, gab es in den Jahren verschiedene Formen und Varianten, schön konnte man das am besten an den Neubausiedlungen / Stadtteilen sehen, wo es diese Dienstleistungszentren(teils mehrfach) gab. Je jünger, um so mehr wurde vorgefertigt, keine Putzfassade vor Ort u.s.w.

    Eingefallen ist mir noch Kindertagesstätte(da war ich selbst drin, Foto weiter unten: http://www.brandenburger-in.de/tob/Stadt/BRB_Nord.htm 😅), Getränkemarkt / Flaschenannahme, Schulen kann man dazu auch zählen, …

    Hier noch ein Bild der Kaufhalle in der Straße der Aktivisten, war da nicht so oft, weil nicht mein Stadtteil.

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    Bild 3: zur Schule gehörte auch solch eine Schulspeisung und Disco Beimler…, kannte jeder in Brandenburg.

  • Wenn auch kein wirklicher Treffer, aber manches versteckt sich in den Katalogen der Kombinate, wie zum Beispiel hier: https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…1-a5-1-2-01.pdf

    oder https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…b5-1-3-4-03.pdf

    Bei Berlin besteht das Problem darin, dass dort alle möglichen Kombinate quer durch die Republik gebaut haben.