Intershop, Kantine oder Kulturhaus - kurzer Bastelbericht über einen DDR-Zweckbau in 1:87

  • Wenn auch kein wirklicher Treffer, aber manches versteckt sich in den Katalogen der Kombinate, wie zum Beispiel hier: https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…1-a5-1-2-01.pdf

    oder https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/a…b5-1-3-4-03.pdf

    Bei Berlin besteht das Problem darin, dass dort alle möglichen Kombinate quer durch die Republik gebaut haben.


    Ach Wahnsinn, was für tolle Bau-Dokumente Ihr hier ausgrabt bzw. findet:thumbup:Und was für eine Vielfalt!

    Bin gespannt, ob irgendwann das TGL-Gebäudekürzel "meines" Intershop-Eingeschossers gefunden wird.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Teil 2 der Bastelei am "DDR-Versorgungswürfel"

    Kaum zu glauben, was für ein Aufwand solch ein kubisches Ding machen kann. Durch die schnurgeraden Linien und rechtwinkligen Formen muss man wahnsinnig akkurat arbeiten. Jede Grosszügigkeit wird im weiteren Verlauf bestraft.

    Karton und meine Wenigkeit werden im Gebäudemodellbau auch keine Freunde mehr. Da reicht schon die Verdunstungsfeuchtigkeit eines geöffneten Bieres, da verzieht und verbiegt sich alles - je schlimmer, desto grösser und ebener die Flächen des Bauwerks sind. Hat alles seinen Grund, dass man früher mal von Pappe zum entspannteren Plastik gewechselt ist.


    Bin nun halbwegs zufrieden, unter anderem ist folgendes erledigt:

    • Komplette Verblendung mit den - für diese Bauform so typischen - weißen lamellenartigen Kunststoffplatten. Hatte von Evergreen noch die Artikelnummer 2025 bissel auf Halde.
    • Silberne Fensterbänke, wurden händisch geschnitten aus Resten eines Igra-Bausatzes.
    • Blindfenster-Band in verwitterter Beton-Optik lackiert.
    • Fensterstege aus Mauerwerk (Vollmer Steinkunst) schon mal grob vorbereitet und lose platziert.



    Ein eigenes Kapitel ist die Selbstbau-Konstruktion der hinteren Oberlicht-Fensterreihe. Machte keinen Spass, bissel wie Zahnarzt und Steuererklärung ausfüllen gleichzeitig! Da muss ich auch nochmals ran, in Zusammenhang mit der zukünftigen Dachkonstruktion. Das wird der nächste Arbeitseinsatz.


    Sehr freuen würde ich mich über Vorschläge und Fotos zum grossen Tor/Tür der Warenbelieferung. Da fehlt mir noch jede Idee. Was würdet Ihr dort einbauen? Wie sah solch eine typische Tür eines hinteren Wareneingangs aus?

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Sehr schöner Fortschritt!

    Falls jemand viel Platz auf der Anlage hat und an einer älteren DDR arbeitet, möchte ich anregen, offline in eine Uni- oder Hochschulbibliothek mit Baubezug zu schauen. Damals (1950er) schuf man wohl noch in alter Tradition der Handwerkerbücher der vorangegangenen Jahrhundertwende Bücher mit Anleitungscharakter und Maßangaben. Leider ist das Material aus Gründen oft nicht digital und online verfügbar.

    Mein persönliches Highlight hier - und leider für Intershop off topic, da fiel mir bisher nichts passendes in die Hände - ist das Bauhandbuch für landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (1961). Auch ganz nett: Schulbau in der Deutschen Demokratischen Republik (1955). Wobei das Exemplar, was ich gestern in den Händen hatte, nicht einmal auftaucht. In beiden finden sich auch maßstäbliche Zeichnungen.

    Viele Grüße, Tomek

  • Hallo Christoph,

    ich bin schwer begeistert von deinen Ideen und auch der Umsetzung! Da kommen bei mir Kindheitserinnerungen auf. Gefühlt in jedem Wohngebiet gab es solche Bauten. Ob nun Kaufhalle oder Speisegaststelle. Es gab auch oft Funktionsbauten wie diese Häuschen für die Fernwärme. Oder auch die standardisierten Mülltonnenecken :)

    Auf jeden Fall bitte weiter so!

    LG Lars

  • Hallo Christoph,

    zum Thema Karton und Feuchtigkeit empfehle ich das Tränken der Kartonbauteile mit (Clou) Schnellschleifgrundierung. Ich habe da bei meinen Eigen- und Lasercutbauten gute Erfahrungen gemacht.

    Sieht sehr gut aus, dein Projekt 👍

    Viele Grüße, Pierre

  • Hallo Christoph,

    ich bin schwer begeistert von deinen Ideen und auch der Umsetzung! Da kommen bei mir Kindheitserinnerungen auf. Gefühlt in jedem Wohngebiet gab es solche Bauten. Ob nun Kaufhalle oder Speisegaststelle. Es gab auch oft Funktionsbauten wie diese Häuschen für die Fernwärme. Oder auch die standardisierten Mülltonnenecken :)

    Auf jeden Fall bitte weiter so!

    LG Lars

    Hallo Lars,

    ganz herzlichen Dank für Deine sehr motivierenden Zeilen!

    Bin immer mit mir am Hadern, ob solch ein Baubericht wirklich interessant genug ist. Mein Bastel-Stil ist etwas anachronistisch, wie aus dem letzten Jahrhundert. Der Aufwand ist immer riesig, bei suboptimalen Ergebnissen - das spektakuläre eigene Gefühl, etwas entstehen zu sehen, ist da vielleicht manchmal etwas trügerisch:/

    Denn mit moderneren Methoden (3D-Druck, Lasercut) kann man bei viel weniger Zeiteinsatz deutlich perfektere Resultate erzielen. Tino macht es in seinen beeindruckenden Tutorial-Videos immer wieder vor.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Wie sah solch eine typische Tür eines hinteren Wareneingangs aus?

    Soweit ich mich erinnern kann, waren das meistens zweiflügelige glatte Blechtüren in verschiedenen Farben: Grau, dunkelgrün, schokoladenbraun, blau oder was irgendwie passend schien und vorhanden war.

    Martin

  • Ist schon schwer in Ordnung wie du es machst und durchaus zum Nachmachen geeignet.So etwas lernt man nicht in fünf Minuten.Wenn so ein Bau gefertigt wurde kann man durchaus stolz sein.Es ist ein selbst gefertigtes Unikat und weltweit einmalig.Solche Berichte sollten anderen Mut machen es selbst einmal zu versuchen und vielleicht hier zu berichten.Erfahrungen auszutauschen oder weiter geben sind hier im Forum möglich.

    Gruß
    Harald a.F.

  • Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen von retter750, Pierre Matthes und jmh67.


    Heute habe ich etwas an der Dachkonstruktion und dem Windfang gearbeitet. Demnächst mehr dazu.

    Eine Frage zum Dach: Gab es zu DDR-Zeiten bereits diese Kies-Dächer? Oder ist das eine Erfindung der westlichen Neuzeit?

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • ... Eine Frage zum Dach: Gab es zu DDR-Zeiten bereits diese Kies-Dächer? Oder ist das eine Erfindung der westlichen Neuzeit?

    Vorrangig waren die Dächer "geteert". Auf die Betondecke kamen geschweißte Dachpappenbahnen mit zusätzlichem "Schutzauftrag". Es gab aber auch schon Ende der 1980er Jahre Dächer mit sehr grober Kiesauflage. Jedoch kann ich über die verwendete Körnung keine genauen Angaben machen. Aus der Erinnerung würde ich Kinderfaust groß tippen.

    Ein sehr markantes Detail waren die umlaufenden Blitzableiter. In ziegelsteingroßen Betonsteinaufnahmen wurde der Blitzableiter-draht(?) entlang der Dachkante (auch hinter dem Dachabsatz geführt.

    René