Intershop, Kantine oder Kulturhaus - kurzer Bastelbericht über einen DDR-Zweckbau in 1:87

  • Teil 3 der Bastelei am "DDR-Dienstleistungswürfel"

    In der letzten Zeit blieben nicht viele Gelegenheiten für's Hobby, beruflich derzeit ein bissel Land unter.

    So ist nicht viel Neues am DDR-Zweckbau entstanden, aber zumindest drei Baustellen sind etwas vorangekommen:

    • Windfang
    • Dachkonstruktion
    • vordere Fensterreihe

    Für das Mauerwerk vom Windfang und auch von den Fenstersäulen arbeite ich, wie schon geschrieben, mit der Steinkunst von Vollmer (Artikel-Nummer 48223). Das Naturmaterial ist ein tolles Zeugs, kann aber richtig nerven. In der Konsistenz erinnert es an einen trocken gewordenen Stachelbeer-Streuselkuchen. Es lässt sich mit scharfem Tortenmesser passabel schneiden, bröckelt aber gerne und kleine Kieselsteinchen brechen aus. Wird die Steinkunst feucht, beispielsweise beim Lackieren, wird aus dem mürben Mistding ein flüssiger Pudding. Auch die unterschiedliche Materialstärke der Matte macht das Zuschneiden zum Jenga.

    Das linksseitige Mauerwerk des Windfangs und deren dreiseitige Verblendung machte richtig Arbeit.

    Viele Stuuuuuuuuunden und einige Pudding-Erfahrungen (bloss nicht fallen lassen!) später sah das Ganze mit Acryllack so aus:


    Zum Vergleich hier nochmals das Foto vom Vorbild:

    Bundesarchiv - Bilddatenbank


    Und hier der aktuelle Gesamtstand des 1:87-Modells:


    Die Fenster selbst entstanden aus der bekannten Folie. Händisch bearbeitet mit Cutter, silbernem und schwarzem Edding. Nur ganze 1,6 cm ist das Fensterband hoch. Das Foto täuscht, alles sieht riesig aus. Ist aber eine unheimlich kleine Friemelarbeit.


    Bei der Dachkonstruktion musste ich zur Krücke von drei Hilfssäulen greifen. Nun habe ich die Problematik halbwegs im Griff, dass die oberen Längsstege der Oberlichtfenster nach oben wegtreiben. Zwischendach, Stützen und einige Nute drücken diese nun nach unten. Beim nächsten Mal werde ich den Tipp von Pierre Matthes mit der Vorbehandlung des Kartons beherzigen. Wenn es denn ein nächstes Mal gibt bei dem Zeitfraß:cursing:

    Ihr seht, Pfusch am Bau gibt's zu Westzeiten und auch schon vor der Wende:S

    Apropos Zeit: Auf die Aluminium-Türfront des Windfangs habe ich irgendwie kein Bock in der eigenen Herstellung. Das sind wieder Tage, wenn man seinen Perfektionismus nicht abstellen kann. Glücklicher- und altruistischerweise hat Andreas einen Kontakt zu einem Moba-Kumpel hergestellt. Da probieren wir/ich erstmals einen 3D-Druck aus. Ohne IT-Hilfe habe ich da keine Chance, ich bin der Typ Stahllineal8)

    Es fehlen noch ein paar Details, aber der erste Entwurf schaut nach Mehr aus:


    Nun demnächst erstmal Urlaub.... Bei Interesse würde ich über den weiteren Fortgang berichten. Wie schon gesagt: Es ist keine spektakuläre Bastelei, sondern ein bissel anachronistisch mit unsinnig hohem Aufwand.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Hallo,

    Bei Berlin besteht das Problem darin, dass dort alle möglichen Kombinate quer durch die Republik gebaut haben.

    Welche Kombinate aus den Bezirken wo gebaut haben lässt sich noch heute nachvollziehen. Das wurde dann mit den dort vergebenen Straßenname nach Orten aus dem jeweiligen Bezirk zum Ausdruck gebracht. So habe ich es mir mal vor Ewigkeiten sagen lassen.

    Gruß, Thomas

  • Einen weiteren interessanten Artikel mit einem tollen Foto zum Thema gefunden:

    Welch' grosse Variantenvielfalt in kleinen, architektonischen Details diese Zweckbauten trotz der Standardisierung zeigen! Im Vergleich dazu wird in den heutigen Zeiten schnöder, ideenloser Einheitsbrei hochgezogen.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Ein guter Selbst-Trick, um unangenehme Arbeiten aufzuschieben, ist die vorgezogene Beschäftigung mit einer freudvollen Aufgabe, welche eigentlich zum Schluss anstehen würde.:weg:

    Unter Zuhilfenahme eines kühlenden Getränkes musste ich mich also uuuuuunbedingt um das Öffnungszeiten-Schild kümmern. Welches einmal zwischen Gardine und Fenster des Kulturhauses/Kantine gesetzt werden soll. Zum jetzigen Bau-Zustand eine total wichtige Arbeit:S8)

    Aus einer originalen Vorlage....

    ... entstand mit PowerPoint und etwas PC-Arbeit diese angepasste Version. Ich musste als zukünftiger Objektleiter des Kulturhauses ganz schön grübeln, welche passenden Öffnungszeiten festgelegt werden:). Am Samstag wird regelmässig der Tanzabend stattfinden:

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Teil 4 der Bastelei am "DDR-Dienstleistungswürfel"

    Der Urlaub ist mal wieder zu kurz. Und im September ist’s beruflich so streng, da wird auch nicht viel werden.

    So gab es im bald scheidenden August nur ein, zwei kleine Baueinsätze. Das Öffnungszeiten-Schild, die Gardinen und eine partielle Innenraumgestaltung sind realisiert worden. Die Gardinen stammen aus einem echten Stoff-Laden. Für 0,97 Euro gab es einen 10cm-Streifen von der Balle:


    Im Copy-Shop hat es gelohnt, einmal nachzufragen. So wurden die Entwürfe auf dem besten Drucker geprintet. Denn feinste Pixel bekommen die modernen Dinger im Normalfall kaum hin. Da ist man oft enttäuscht, wie grobkörnig die Druckergebnisse sind. Mit dem aktuellen Resultat kann man zufrieden sein. Dennoch musste ich mich für das ein bissel zu grosse Schild (Länge 5,5 mm) entscheiden. Die ansatzweise Lesbarkeit sollte auf Fotos unbedingt gegeben sein.


    Bei den Gardinen wollte ich ein bisschen Abwechslung reinbringen. Eine Ecke wurde "verwurschtelt" dargestellt, da hat der Objektleiter nicht auf die Ordnung geachtet. So gibt es einen kleinen Einblick auf die Bauweise und ins Innere mit PVC-Boden sowie gestrichenen Wänden.


    In der sozialistischen Zusammenarbeit mit dem Bau- und Montagekombinat, VEB Asel, Betriebsteil „Andreas Schweizer“ gibt es leichte Verzögerungen bei der Lieferbarkeit der Türen für den Windfang und die Waren-Rückseite. Hier scheint man den Brigadeausflug mit den sommerlichen Betriebsferien kombiniert zu haben. Daher auch der Begriff „Kombinat“ ;) Da geht es wilder zu als während der Nachwendezeit! Sollte es nach Weihnachten werden, braucht es wohl eine gestrenge Meldekarte an Christa Luft!


    Man glaubt gar nicht, was mit langer Übung alles in PowerPoint möglich ist. Auf den Eis-Schild-Aufsteller aus der Wendezeit freue ich mich schon sehr. Der wurde durch einzelne Graphik-Elemente komplett selbst erstellt. Die anderen Schilder sind durch Vorlagen entstanden.


    ... Fortsetzung bei weiterem Interesse dann wahrscheinlich im Herbst.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Noch ein kleiner August-Nachtrag als Seitensprung.

    Auf eine richtig tolle Idee brachte mich V10C in einem anderen Thread. Er schlug den Umbau meines doppelt vorhandenen ZiL 130 auf eine Variante als Dreiseitkipper vor. So wie zu DDR-Zeiten der Fuhrunternehmer Neumann einige der russischen Lkw in Burg (Spreewald) nutzte:

    bimmelbahn-forum.de/forum/inde…&postID=221132#post221132

    So traute ich mich (nach quasi fast einem eigenen halben Moba-Jahrhundert;)), an meinen allerersten Fahrzeug-Umbau. Aus der Fleisch-Variante wurde ein DSK mit Spreewälder Anleihe:


    Das Auseinandernehmen ging relativ einfach. Danach wurde es ein ordentliches Gemetzel. Was anderseits zum Thema Fleisch recht passend ist ;)


    Radhäuser, Schmutzfänger, Zwischenrahmen - alles musste einzeln herausgeschnitten, zugesäbelt und wieder zusammengesetzt werden. Zumindest nach hinten kann die Mulde auch tatsächlich voll funktionell kippen.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane