Glück Auf,
Eigentlich wirkte ja bereits in der DDR der Name Deutsche Reichsbahn wie ein Fremdkörper, aber nach dem 3. Oktober 1990 setzte man noch eins oben drauf: Aus der einstigen Staatsbahn der DDR wurde gemäß Einigungsvertrag ein Sondervermögen des Bundes und gleichzeitig eine Bundesbehörde. Nun führte also auch das wiedervereingte Deutschland den Namen Deutsche Reichsbahn weiter, zumindest im Beitrittsgebiet.
Das führte zu interessanten Stilblüten, wie zum Beispiel die Wiedereinführung des aus der Weimarer Zeit bekannten Reichsadlers im Dienstsiegel. Freilich nutzte auch die Deutsche Bundesbahn das nun Bundesadler genannte Wappentier von Anfang an in den Siegeln, die Reichsbahn aber verwendete diese Form des Adlers zuletzt 1937. Und nun ab 3. Oktober 1990 also erneut.
Dienstsiegel der Rbd Dresden aus dem Jahre 1992, hier auf einem Schreiben an die Stadtverwaltung Kirchberg.
Doch man schaute nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Im Vorgriff auf die Vereinigung der beiden bundeseigenen Sondervermögen DR und DB wurden die Triebfahrzeuge der DR in das EDV-Nummernschema der Bundesbahn eingegliedert. Während bei den regelspurigen Triebfahrzeugen nur geringfügige Eingriffe nötig waren, erhielten die verbliebenen schmalspurigen Lokomotiven zum 1. Januar 1992 vollständig neue Nummern. Warum? Sicherlich aus den ureigenen Gründen der elektronischen Datenverarbeitung, um etwaige Dopplungen zu vermeiden. Mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch nicht, um Eisenbahnfreunden den Mittelfinger zu zeigen. Bei dem ein oder anderen Eisenbahner und Eisenbahnfreund rief das dennoch mitunter Unverständnis hervor - aber in weiser Voraussicht haben die Pressestelle der DR-Hauptverwaltung sowie diverse Fachzeitschriften den kompletten Umzeichnungsplan vorab oder kurz danach veröffentlicht. So konnte jeder Eisenbahner und Eisenbahnfreund mit ernsthaftem Interesse die alten mit den neuen Nummern ins Benehmen setzen und so einfach nachvollziehen, um welche Schmalspurlok es sich ursprünglich handelte. Knapp 2 Jahre präsentierten sich schmalspurige Dampflokomotiven dann so:
099 757-7 auf der Fahrt durch Neudorf.
Die neue Betriebsnummer war für 85 schmalspurige Dampflokomotiven der DR vorgesehen, aber nicht alle sind damit auch tatsächlich gefahren. Die "7" als erste Ziffer der neuen Ordungsnummer für die 750 mm-Lokomotiven erhielten dabei 56 Maschinen.
Die "9" für 900 mm trugen fünf und die "1" für die Meterspur bekamen 24 Lokomotiven aufgenietet. Es wurde jeweils fortlaufend nummeriert, allerdings mit Lücken.
Die im Januar 1994 gegründete Deutschen Bahn AG führte das Nummernystem bis in die 2000er Jahre hinein fort. Die "099-Nummern" haben dadurch leider noch mehr an Image eingebüßt, stehen die 1990er Jahre doch eher für eine Zeit der Ungewissheit hinsichtlich der Zukunft der unter DB-Regie betriebenen Strecken. Dennoch verdient es auch diese Epoche, nicht vergessen zu werden. Mit diesen Jahren beschäftigt sich dieser Beitrag 😉.
Alle Bilder (c) Mike Robeck-Jokisch, entstanden in den Jahren 2018, 2022 und 2025 😉
Viele Grüße
Mike