[TG] Vielleicht ein Projekt für ein Verkehrsmuseum? Dies und andere Neuigkeiten aus Togo.

  • Hallo liebe Freunde!

    Lange ist es her, aber ich mnöchte mal ein paar interessante Neuigkeiten mitteilen! Ich bin gerade in Togo und habe gestern einen originalen deutschen Personenwagen aus der Zeit der Jahrhundertwende entdeckt. Dieser steht im Bahnhof Notse an der Inlandsbahn nach Blitta, errichtet unter der deutschen Schutzmacht und (vorläufig) stillgelegt 1999. Wäre das nicht ein würdiges Exemplar in einem deutschen Verkehrsmuseum?? Aber seht selbst die Bilder:



    Weiterhin eine Sichtungsmeldung:


    Die Güterstrecke zum Hafen ist als spärlicher Restbetrieb nach wie vor in Betrieb,


    Die Dampfloks in Lome sind nach wie vor schrottreif abgestellt. Die letzte Sichtungsmeldung liegt viele Jahre zurück. Bei Bedarf erfolgt später ein umfangreicherer Beitrag.


    Wir haben es dank der Voodoogeister geschafft innerhalb weniger Stunden eine offizielle Genehmigung zum Besuch aller Eisenbahnanlagen zu bekommen, vom dem Verkehrsminister direkt unterstellten Staatssekretär. Der Bahnhof Lome beherbergt eine Polizeistation und es ist dringend abzuraten dort ohne Genehmigung Bilder zu machen. Wir konnten viele Bilder machen und sind noch unterwegs. Heute geht es nach Kamina zur alten kaiserlichen Funkstation.


    Mein zweites, wenn nicht sogar erstrangiges Hauptziel ist es aber Kontakte zu knüpfen zu den Vodungläubigen in Togo um ein internationales Projekt aufzubauen, was alle animistischen und paganen Kulturen an einen Tisch bringen soll. So habe ich einen bekannten Voodoopriester hier getroffen und ein einstündiges Interview geführt, daß bald veröffentlicht wird.

    Die Menschen hier sind anders als vielfach in Afrika, sie haben eine innewohnende Freundlichkeit und man kann sich wirklich frei bewegen. Und außerdem wird sich Lome in den kommenden Jahren fundamental verändern, der 60er/70er Jahre Charme wird dabei, neben einigen deutschen Gebväuden mit Sicherheit verschwinden.

    Liebe Grüße, G. Holst.

  • Hallo,

    danke für die Meldung. Ich bitte unbedingt um einen ausführlichen Bericht zu den Bahnen in Togo! Ein hochinteressantes Thema, zu dem man nie etwas liest.


    Viele Grüße

    Philipp

  • Eckhard 24. Januar 2025 um 21:52

    Hat den Titel des Themas von „Vielleicht ein Projekt für ein Verkehrsmusum? ;) Dies und andere Neuigkeiten aus Togo.“ zu „[TG] Vielleicht ein Projekt für ein Verkehrsmuseum? Dies und andere Neuigkeiten aus Togo.“ geändert.
  • So, ich bin wieder in Deutschland zurück und möchte mal einiges zu den Eisenbahnen in Togo berichten. Auch andere Themen werde ich am Rande beleuchten. Viele wundervolle Kontakte und Erlebnisse haben mein Bild des Landes geprägt, die man ausführlich erörtern kann, doch das ist eine andere Geschichte.
    Im Prinzip ist das Eisenbahnnetz wie bei Wikipedia beschrieben, es läuft ein kleines Reststück zum Hafen im Güterverkehr und eine neuere, private Industriebahn außerhalb von Lome, die wir aber nicht besucht haben.

    Die beiden indischen Dampfloks sind privat hinterstellt und im betriebsfähigen Zustand angestellt worden und eigentlich nie in Togo gelaufen. Die im freien abgestellte Haine St. Pierre Lok von ca. 1931

    Steam Locomotive Information

    steht ebenfalls seit Jahrzehnten unverändert da. Wünschenswert wäre mit Sicherheit eine Erhaltung vor Ort!

    Etwas allgemein zum Land:
    Die Deutschen sind als ehemalige Schutzmacht in Togo sehr beliebt, die Franzosen in dieser ehemaligen Rolle überhaupt nicht! Ich habe mich gefragt, warum das so ist? Ich vermute, daß es mit der kurzen Zeit zu tun hat, in der das Deutsche Reich eine komplette Infrastruktur errichtete, einen globalen Handel startete und als Höhepunkt eine große und für damalige Verhältnisse Hi-Tec Funkstation aufbaute, die für die lokale Bevölkerung wie aus einer anderen Welt gewirkt haben muß. Das Leben wurde so von einer mittelalterlichen Lebensweise, ohne jeden Zugang zu modernen Lebensweisen, ins 20. Jahrhundert gebracht. In wiefern diese Beliebtheit heute sein würde, wenn die Deutschen länger in Togo geblieben werden, bleibt Spekulationen vorbehalten. Außerdem spricht man vor Ort von den Deutschen als die, miteiner harten Hand und einem weichen Herz. Das ist wirklich ein Kompliment.

    Alle europäischen Nationen haben versucht den Togolesen einen fremden Glauben und eine fremde Kultur aufzuzwingen, Sie haben Kinder aus ihren Familien gerissen und in christliche Waisenhäuser gesteckt, Fetische zerstört und ähnliches. Glücklicherweise hat das nicht wie anderswo in Afrika zu einer Ausrottung althergebrachter Glaubensformen geführt, aber auch das ist ein anderes Thema.

    Über das derzeitige politische System möchte ich an dieser Stelle auch nicht reden, zumal wir gerade hier in Deutschland (derzeit noch) genug eigene Probleme mit der permanenten Unterdrückung der politischen Opposition haben, inkl. Kontosperrungen, Diffamierung, Berufsverboten etc. und genug vor unserer eigenen Tür zu kehren haben.

    Positiv in Togo ist die relativ geringe Kriminalität und die große Freundlichkeit der Bevölkerung.
    Der Präsident in Togo regiert das Land streng, aber dadurch hält er auch das Land zusammen.

    Die Zukunft der Eisenbahn in Togo und die Bitte um internationale Unterstützung:
    Ich habe es dem Staatssekretär Dr. Tindano versprochen etwas Werbung für die Erneuerung der Bahnanlagen in Togo zu machen und dem möchte ich auch gerne nachkommen. Falls jemand Kontakte zu Entwicklungshilfeprojekten hat, wäre es für das Land ein großer Fortschritt die Bemühungen zu unterstützen. Alleine ist es nahezu unmöglich so ein Projekt zu stemmen.
    Das Blue Line Projekt, daß die Elfenbeinküste, Burkina Faso, Niger, Benin und Togo miteinander verbindet ist ohne finanzielle Unterstützung nicht machbar, aber notwendig für die Entwicklung der Wirtschaft vor Ort. Dr. Tindano betonte vor allem die Wichtigkeit einer internationalen Anbindung des Hafens an den Schienenverkehr. Das lässt auch u.a. einen regelspurigen Ausbau sinnvoll erscheinen. Europa täte gut daran, sich zu engagieren um wirtschaftlich sozusagen einen Fuß in der Tür zu haben und nicht nur chinesisches Kapital einzubringen. Dr. Tindano merkte auch an, daß es genug Arbeitskräfte gäbe, aber zu wenig Ingenieure die dafür erforderlich wären.


    Allgemein zu einem Aufenthalt, generell in in afrikanischen Ländern, bitte unbedingt beachten, daß Bilder von politischen, militärischen oder polizeilichen Einrichtungen nur nach Rücksprache mit lokalen Guides bzw. Genehmigungen gemacht werden sollten! Auch wenn dadurch das eine oder andere Bild fehlt, dient es der eigenen Sicherheit! Das ist in Tansania u.a. nicht anders. Weiterhin empfielt es sich neben einem Fahrer für die Tour in jeder größeren Stadt oder in jedem Ort vor Ort einen lokalen Guide zu nehmen, damit man auch unbeschwert Bilder machen kann. Loakale Guides kennen die örtlichen Gegebenheiten und die Chefs in den Dörfern. Ein einzelner Guide für ein ganzes Land reicht dafür nicht aus!

    Die große Hamburger Straße mit dem Woermann Haus einst

    ..und jetzt! Das Woermann Haus ist umgebaut noch erhalten. Alle anderen sichtbaren deutschen Bauten aber verschwunden. Es gibt abernoch eine Menge Gebäude aus deutscher Zeit, die hier vorzustellen sprengt aber den Rahmen.

    Hier begann alles, die Landungsbrücke aus deutscher Zeit in Lome.


    In den 20er Jahren wurde sie durch eine französische Brücke ersetzt. Auch diese rostet ihrem Ende entgegen.

    Ein wirklich kleiner Einblick in erhaltene deutsche Baukunst in Lome:


    Auch dieses Gebäude ist kirchlichen Ursprungs, aber eben sehr gut erhalten.


    Noch ein sehr schönes Bild eines der wenigen Güterzüge in Lome. Über eine Spitzkehre in der Nähe des Bahnhofes setzt der Zug wenige hundrt Meter weiter zu einem Umschlagplatz am Hafen um.

    Der sehenswerte deutsche Teil des Friedhofes in Lome.


    Weiter im nächsten Teil..

  • Ein paar Eindrücke von der in den 80er Jahren eingestellten Strecke nach Klein Popo (Aneho):

    Größtenteils istz die Strecke noch vorhanden. Leider sind in allen Unterwegsbahnhöfen die wir besuchten entweder Militärobjekte in Sichtweite untergebracht oder Polizeidienststellen. Wir waren dort vor der Genehmigung und haben uns umgesehen.


    Der Endbahnhof wird gerade saniert und ein riesiger Markt errichtet. Das Gebäude ist eine Ruine und ein Rankommen war nicht möglich, die Gleise wurden entfernt, hier der Bereich der Bahnhofseinfahrt.

    Dafür ist das Nachtigalkrankenhaus in Aneho ist (heute als Schule) erhalten und, wie ein Wunder, auch das in Berlin gefertigte Denkmal zu Ehren des Oberstabsarztes Wicke!


    Bahnhof Lome:

    Aus deutscher Zeit ist das Bahnhofsgebäude erhalten.


    Der Neubau wird als Polizeistation genutzt. Es ist wirklich ein Wunder, daß wir hier Zutritt bekamen, ich kann es nur betonen. Die (Schweizer?) Wagen wurden 2015 für das Blue Line Projekt hingestellt, seither gibt es aber leider noch keine baulichen Aktivitäten.



    Ein paar Bahndienstwagen aus den 40er Jahren. Hatte sie für älter gehalten.

    Ein Wagen ohne Räder, wohl aus deutscher Zeit?!

    weiter im nächsten Teil ...

  • Hallo,

    der Wagen ohne Räder ist ein Beuchelt Personenwagen aus deutscher Kolonialzeit. Er war 2010 noch frisch lackiert auf Rädern und als Bereisungswagen der MM Mining in Nutzung.

    Standen die zwei Gmeinder Dieselloks V12-16 Nummern H7 und H8 noch im Depot? Stand 2019 sollen sie noch dort gewesen sein, aber nicht mehr aktiv. Die hübschen Henschel Drehgestellloks sind wohl verschrottet worden.

    Bolloré Logistik hat auch aus Afrika und auch aus Togo zurück gezogen.

    Es gab in Togo erst vor wenigen Jahren eine Neubaustrecke über die Grenze nach Ghana zu Aflao Cement.

    Wird noch nach Tagbligbo gefahren?

    Habt ihr auch die Bahn in Kpémé besichtigt, sie ist nicht deutschen Ursprungs, kreuzt nur die Aneho Linie.

    Grüße

    Philipp