Liebe Freunde,
ich habe ja schon einiges über meine "Haus- und Hofstrecke" geschrieben. Hier verbinden sich Kindheitserinnerungen bis hin zum Bemühen des Erhalts des Bahnverkehrs mittels Bürgerinitiative. Nun hat die Heidebahn einen runden Geburtstag.
Im Februar 1895 wurde der Abschnitt Eilenburg - Bad Düben fertiggestellt. Auffällig waren die preußischen Bahnhofsgebäude in Mörtitz, Laußig und Bad Düben, welche aus roten Klinker bestehen, die Ziegel kamen aus Eilenburger Ziegeleien mit roten Lehmvorkommen. Ansonsten haben die alten Preußen schon damals die Baukastenbauweise erfunden. Die Gebäude waren im Grundaufbau gleich, konnten aber je nach Bedarf und Bedeutung angepasst werden. Ab Bad Düben ging es im Oktober 1895 weiter bis Pretzsch, ab hier waren alle Bahnhofsgebäude mit gelben Klinkern gebaut wurden und bis Pretzsch haben alle Gebäude Walmdächer.
In Pretzsch traf man auf die Bahnstrecke Torgau - Pretzsch - Wittenberg, welche schon 5 Jahre zuvor erreichtet wurde. Hier war der betriebliche Mittelpunkt und sogar ein kleines Bahnbetriebswerk mit Ringschuppen wurde errichtet.
Somit war die Region der Dübener Heide sehr gut erschlossen und bis 1990 waren stabile Fahrgastzahlen alltäglich und auch der Güterverkehr konnte sich sehen lassen. Meine Verwandtschaft wohnte in dieser Region und in den Ferien wurde ich in den Zug oder LVT gesetzt und fuhr schon früh (ab 6. Lebensjahr) allein bis zum Bahnhof, wo ich empfangen wurde. Schon früh wurde in den 70ern hier der Verkehr verdieselt. Vor allem die LVT blieben mir in Erinnerung und ich war stolz neben dem TFZ Führer sitzen zu dürfen. Allerdings waren die LVT oft zu klein. Denn vor allem der Ausflugsverkehr an den Wochenenden füllte die Züge, ja es gab sogar den "Heidelbeerzug" aus Leipzig nach Pretzsch, welche an den Wochenenden die Sammler in den Wald lockte. Diese Beeren waren gute Tauschware...
1995 wurde die 100 Jahrfeier mit Sonderzügen gefeiert. Gleichzeitig war man fast fertig mit Bauarbeiten, von 1994 bis 1996 wurde diese Strecke bis aufwändig saniert, alle Halte bekamen neue Bahnsteige und die Strecke vollsaniert. Aber schon 1997 zeichnete sich ab, dass Sachsen wenig Sinn für die Schiene hatte und stellte eine große Abbestellungsliste vor. Gern wurden Strecken abbestellt, welche über Landesgrenzen gingen. Eine landeseigene Verkehrsgesellschaft sorgte hier für Streichpläne bzw. die Übertragung der Verantwortung in die Regionen. Oftmals waren die Regionen überfordert oder waren von einer Geldprämie für Busersatzverkehr euphorisch.
Eine Bürgerinitiative bemühte sich, Fachleute und Politik an einen Tisch zu bekommen. Der Wille in Sachsen-Anhalt war da, aber nicht in Sachsen. Somit Endete der Verkehr zwischen Eilenburg und Bad Düben - in Bad Düben, aber aus Richtung Sachsen-Anhalt. Der Bus sollte die Lücke bis Bad Düben schließen, Selbstversuche zeigten, dass funktionierte nicht. Das zeigten dann auch die Fahrgastzahlen und letztlich zog man den Bahnverkehr im September 2002 bis auf Bad Schmiedeberg zurück. Das lief aber nur bis 2007, dann wurde auch der restliche Verkehr abbestellt. Es folgte nun eine wilde Zeit mit Versuchen, wie "Schmiedeberger Modell" - Busunternehmer versuchten sich als EVU, es gab das Bürgerbahn Modell - auch das war nicht der erhoffte Erfolg und letztlich blieben Sonderzüge zu besonderen Anlässen, direkt ab Leipzig. Ab 2019 wurden Streckenabschnitte wegen Oberbaumängel gesperrt. Der Sanierungsstau war beträchtlich und die DRE war kaum in der Lage hier große aufwändige Sanierungen durchzuführen. Im Jahr 2023 wurde schließlich der Abschnitt Bad Düben - Pretzsch durch die DRE zur Abgabe ausgeschrieben.
Seitdem gibt es immer wieder Politiker, Verbände und Vereine, welche lautstark den Erhalt der Heidebahn fordern, aber so richtig kommt hier nichts mehr in Fahrt. Lassen wir uns mal überraschen, doch wenn das wichtigste fehlt - Geld und Wille - dann schaut es schlecht aus.
Bahnhof Pretzsch, der Betriebsmittelpunkt der Strecke. Das EG wurde mehrere male erweitert, die Einsatzstelle wurde schon in den 30ern geschlossen.
Interessant noch diese nicht genormte Abfahrtstafel. Die Züge nach Torgau fehlten schon, da wurde 1997 der Verkehr eingestellt. Das Angebot war gar nicht so schlecht.
Anfang der 90er konnte man mehrere male Plandampf in der Dübener Heide erleben. Hier hält 52 8154 in Trebitz, noch ist hier nichts saniert, aber das Material liegt bereit.
Auch Rackith war hatte ein gelbes Klinker EG. 52 8154 dampft Richtung Lutherstadt Wittenberg - bei uns nur "LuWi" genannt.
Rückfahrt in Richtung Eilenburg - mit Halt in Söllichau. Diese Betonstraße im Vordergrund führte zur Munitionsfabrik "Buche", welche direkt im Wald lag und später durch die NVA genutzt wurde.
1995 gab es in Bad Schmiedeberg eine kleine Lokausstellung, hier war auch die Wittenberger 52 8041 und V100 003 zu Gast. Nagelneu - die modernen Bahnsteige.
In Laußig war dann das rote Klinkermodell der Bahnhofsgebäude. Hier sorgten die Betonwerke und das ACZ für Güteraufkommen. Die Bahnsteige waren saniert und sauber und man meinte, diese sind ICE tauglich
Das Tor zur Dübener Heide war kurz vor Laußig zu finden, aber hier begann die großflächige Heidelandschaft. 202 645 verließ das Tor mit dem solo Bom und hatte damit wenig Mühe.
In Bad Düben raucht gerade 232 093 rein, bis 1998 gab es noch Holztransporte von Söllichau, bis 1999 Güterverkehr von und zum Tonwerk Bad Schmiedeberg. Ein wenig mehr gab es zwischen Laußig und Eilenburg für die Lastentiere zu tun, hier sorgte neben Laußig noch das Kieswerk in Eilenburg Ost, die Getreide AG und das Werkzeugmaschinenwerk für Gütertransporte.
Ein Getreide Sonderzug vom Getreidelager Eilenburg Ost. Der Streckenabschnitt Eilenburg Ost - Awschl. Kieswerk wurde schon zu DDR Zeiten elektrifiziert.
Das Ende naht - Im Frühjahr 1998 begann der Abgesang, noch verkehrten 202 mit Bom, seltener mit zwei Bom.
Am 23. Mai 1998 war Schluss, aber dieses Ende war nicht zu übersehen, die Züge waren gut besetzt, Personale und Bevölkerung nahmen Abschied. Meine Bürgerinitiative ein Erfolg.
Dann kam die Abbestellung und damit auf einmal moderne 628,. welche hier die laufenden Kosten senkten. Allerdings entstand eine betriebliche Besonderheit, denn die VT gehörten zum Bestand Leipzig Süd und müssten so zwei bis dreimal täglich über den abbestellten Abschnitt Bad Düben - Eilenburg - nach Leipzig verkehren. Natürlich ohne Fahrgäste. Zuerst kamen ältere 628.2 zum Einsatz, welche durch neuere 628.4 unterstützt wurden.
Die die Überführung nach Leipzig, bei der Durchfahrt Eilenburg. Über Sinn und Verstand der Abbestellung und der anschließenden Durchbindung von VT Leistungen möchte ich hier gar nicht nachdenken...
Söllichau wird zum Stillleben, nun ohne Verkehr.
Im Jahr 2000 kamen die Filmleute nach Trebsen und diese brauchten auch Eisenbahnfahrzeuge in ihren Szenen, welche ich vermittelte. Hier bei der Anfahrt - kurzer Halt in "Moschwich" nach 1945 Schmiedeberg West.
Nach dem Ende des Regelverkehrs folgten viele Versuche mit wenig Erfolg. 2007 traf ich hier in Pretzsch RegioSprinter als Leihfahrzeuge an.
Noch einmal gab es Filmaufnahmen, 2008 kam Hollywood und Hellen Mirren und es gab einen "Russischen Sommer" in Pretzsch....
Mit Landesförderung wurde in Bad Schmiedeberg - nahe den Kurkliniken - ein neuer Haltepunkt geschaffen, langer hatte er ja nicht genützt.
So läuft es aktuell, ab Laußig gibt es Kiesverkehr und von den Werken Leonardt Moll Betonschwellen.
Hoffen wir auf bessere Zeiten.....