Winterreise 2025 ins Erzgebirge ... ohne Winter

  • Hallo zusammen,

    letzte Woche verbrachte ich mal wieder ein paar Tage in meiner Heimat. Eigentlich hatte ich mich auf eine schöne Winterlandschaft mit reichlich Schnee gefreut, was man Anfang-Mitte Februar wohl eigentlich auch erwarten konnte. Abgesehen von ein paar Schneeresten war von der weißen Pracht nicht viel zu sehen. Ein kleiner Ausflug führte ich mich auch zur Fichtelbergbahn. Während ich als Kind und Jugendlicher schon fast auf dem Bahnhof Cranzahl zuhause war, ist mein letzter Besuch nun schon ein paar Jahre her.

    Meinen Fotobericht möchte ich in Leipzig beginnen. Die Fahrt am 9. Februar dorthin ging mit Regionalzügen über Berlin Ostkreuz und Dessau.


    ER20-015 mit dem RE nach Chemnitz bei der Bereitstellung in Leipzig. Die schönen Abteilwagen sind leider Geschichte, die Doppelstockwagen ist aber ganz angenehm. Auf der Rückfahrt hingegen hatte ich einen klapprigen Lint-Triebwagen mit schlagender Antriebswelle und von der Vibration fast abfallenden Deckenverkleidung ... einfach nur eine Zumutung für die Reisenden.


    In Chemnitz stand dann auf dem Nachbarbahnsteig die Erzgebirgbahn nach Olbernhau mit passender Gruß-Beschilderung. Da es am Wochenende leider keinen Stundentakt mit der Erzgebirgsbahn nach Annaberg-Buchholz Süd gibt, mußte ich mit dem Bus 210 nach Annaberg und von dort mit dem Bus 417 nach Walthersdorf fahren ... über 7 Stunden Fahrzeit liegen nun hinter mir.

    Am Montag, den 10. Februar besuchte ich zunächst das Räuchermann-Museum in Cranzahl:

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    Anschließend ging es zum Bahnhof, den ich schon einige Jahre nicht mehr besucht habe.


    99 1785 kam mit dem Personenzug 1002 von Oberwiesenthal.


    Anschließend fuhr die Lok zum Wassernehmen.


    Zwei mal Gruppenbild 99 1785 mit Schwester 99 1786.


    Nach der Kurzwende von nur 13 Minuten ist 99 1785 wieder startklar für die nächste Fahrt als P1003 nach Oberwiesenthal. Leider fahren nur noch 4 Zugpaare in einem nahezu unbrauchbaren Fahrplan. Demzufolge war der Mittagszug auch fast menschenleer und beförderte viel warme Luft. Wenn ich an frühere Zeiten zurück denke, wirkt heute doch alles sehr verlassen und trostlos.


    Zwischen Unterneudorf und Neudorf konnte ich den Zug dann noch mal erwischen. Interessant auch der alte Bagger, der ein rumänischer TIH 445 aus dem Landmaschinenwerk "7. Oktober" in Craiova sein müßte, Nachfolger des T159 aus Döbeln.

    Auf dem Güterbahnhof in Cranzahl habe ich mich ebenfalls mal umgeschaut und einige abgestellte Wagen fotografiert.


    OO 97-29-33


    HHw 97-25-55


    Ein gänzlich unbeschrifteter GGw


    Ganz besonders habe ich mich über die mit E-Wagen beladenen Rollwagen gefreut. Wie oft habe ich als Kind und Jugendlicher beim Ab- und Aufrollen der Güterzüge für Hammerunterwiesenthal zugeschaut ... da werden Erinnerungen wach.


    GGwhEl 97-15-05


    GGwh 97-14-26


    Bistrowagen KB 970-453


    Rf 97-02-80 auf Transportwagen


    KD 974-372 auf Transportwagen

    Fortsetzung folgt ...

    Viele Grüße
    Toralf

    2 Mal editiert, zuletzt von Toralf750 (17. Februar 2025 um 20:59)

  • Vielen Dank für diesen schönen Beitrag.

    Ich war am 30.12.2024 mal bei der Fichtelbergbahn und muss sagen das die Züge recht voll waren. Und das wobei Zweizugbetrieb war. Es scheint als wäre dort nur noch in den Ferien richtig was los und sonst nur Leerfahrten. Trotzdem schafft es die Fichtelbergbahn immer wieder, viele Kinder- und Familienaugen zum strahlen zu bringen.

    LG.

  • Es scheint als wäre dort nur noch in den Ferien richtig was los und sonst nur Leerfahrten.

    Glück Auf,

    Aus sicherer Quelle kann ich guten Gewissens sagen, das dem nicht so ist.

    Die "sichere Quelle" ist mein Küchenfenster ;)

    Natürlich ist nicht jeder Zug brechend voll, aber "nur Leerfahrten" sind es keinesfalls.

    Grüße Mike

    Eisenbahntechnische Schauanlage Neudorf

  • Hallo Adrian,

    ich weiß natürlich nicht wie alt du bist. Aber als "alter weißer Mann" kenne ich die Bahn noch in wesentlich besserer Verfassung. Eigentlich war der 2-Zug-Betrieb mal viele Jahre der Regelbetrieb, bis man diesen aus (ich nenne es mal) vorgeschobenen Gründen reduzierte. Auch nachdem diese Gründe gar nicht mehr galten, blieb man beim unattraktiven Fahrplan mit einem Zug. Gar nicht vergleichen möchte ich die jetzige Situation mit meiner Jugendzeit, als täglich mindestens 5 Loks unter Dampf standen.

    Ich habe aber auch sonst in meiner alten Heimat festgestellt, daß sich dort überall eine gewisse Lethargie, Trost- und Hoffnungslosigkeit breitmacht, die auch sehr aufs eh schon schwerfällige Gemüt der Erzgebirger wirkt. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Erzgebirgsbahn, der Glanz vergangener Jahre ist längst verblasst. Auch hier gab es Fahrplanausdünnungen und deutlich sichtbare Fahrgastverluste. Bei der korrupten sächsischen Verkehrspolitik und ihrer Verkehrsverbünde aber alles kein großes Wunder. Ganz schlimm habe ich auch die mehrfach genutzten Busverkehre der RVE erlebt. Eine derartig miesepetrige Null-Bock-Mentalität habe ich schon lange nicht mehr gesehen ... Details gerne auf Nachfrage.

    Viele Grüße
    Toralf

  • Ich bin leider nicht so oft dort und kann es deswegen nicht so gut beurteilen. Umso besser wenn du sagst dass es nicht so ist. Zu den Ferien hat man ja auch kaum eine Alternative zur Fichtelbergbahn. Ich wollte von Kretscham nach Othal mit dem Bus fahren, doch zur Ferienzeit fährt kein einziger. Ich kann mir nur so erklären dass das so gemacht wurde um die Fichtelbergbahn zu fördern, weil ein derart schlechtes Bussystem wie dort (vor allem zur ferienzeit) habe ich selten gesehen. Aber ich will ja nicht nur mekkern: Er war pünktlich. Die Anekdoten von Toralf750 mit dem RVE würden mich auch mal interessieren.

  • Hallo Toralf,

    hat Deine Stimmung und die angeblich so miese Laune evtl. was mit dem Wetter und dem fehlenden Schnee zu tun?

    Vielleicht fallen mir als rgelmäßiger Anwesendem die von Dir empfundenen Veränderungen weniger auf als dies mit großem Abstand der Fall ist? Oder verschieben sich Erinnerungen in ein positiveres Gefühl, als es angemssen wäre?

    Bezüglich der Schmalspurbahn kann ich Dir ja noch einigermaßen folgen, aber zur Erzgebirgsbahn bzw. deren Fahrplänen nicht. Da sehe ich außerhalb des Umstandes, daß zu viele Triebwagen abgegeben werden mußten und deshalb fast permanent Not herrscht, eigentlich wenige Veränderungen. Schon gar nicht bei den Fahrplänen, die sind seit vielen Jahren fast ohne jede Veränderung. Es gab noch nie einen vollständigen Stundentakt auf der Zschopautalbahn, das ist nun ganz bestimmt nichts Neues. Am Wochenende gibt es mehr Lücken im Stundentakt als an Werktagen, aber auch das hat sich schon viele Jahre nicht verändert.

    Beim Busverkehr sehe ich eigentlich auch weniger Veränderungen, aber das grundsätzliche Personalproblem wird es auch dort geben - und die Einnahmen sind mit dem Deutschland-Abo eben nicht mehr so einigermaßen kalkulierbar, da alle Ausgleichszahlungen erst sehr viel später eingehen (wenn überhaupt). Da kann es schon sein, daß die Lage nicht so rosig ist. Ich benutze allerdings auch öfter mal die Busse im Raum Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg und habe auch da keine signifikanten Veränderungen wahrgenommen. Gute Fahrpläne würden allerdings auch verbreitet anders aussehen, beschränkt sich doch die Nutzbarkeit vieler Linien gerade mal auf die Beförderung in die Kreisstadt und zurück. Verknüpfungen sind da eher zufällig oder nur selten am Tag gegeben.

    Gruuß

    217 055

  • Hallo,

    Viele Aussagen von Torralf sind in meinen Augen nicht richtig und rücken die Bahn und Region in das falsche Licht.Die Strecke Chemnitz Leipzig ist ein Problem Fall den ich hier nicht näher beschreiben will.Es war Wunsch der meisten Fahrgäste endlich mit vernünftigen der Zeit entsprechenden behinderten gerechten Wagen nach Leipzig zu fahren.Das Ergebnis ist nicht gerade sehr erfolgreich.Der Lindt Triebwagen ist ein Reserve Fahrzeug im Dauereinsatz um den Betrieb überhaupt halbwegs zuverlässig zu gestalten.Diie Aussage zur Zschopautalbahn stimmt nicht.Die Strecke wird sowohl an Werktagen wie Wochenende im Stundentakt bedient.Mittags kurzzeitig im Zweistunden Takt.Davon war zu DDR Zeiten nur zu träumen.Da fuhr teilweise 3 h lang kein Zug.Die Anschlüsse in Cranzahl sind weitestgehend angepasst .Die Züge sind je nach Saison etwas voller oder etwas leerer.Der 10 Uhr Zug am Wochenenden ist in der Regel so voll das Wagen beigestellt werden müssen und diese dann mit zwei Lokomotiven Diesel und Dampflok an den Berg befördert werden müssen.Das selbe gilt für Wochentage in den Ferien.Trostlos ist was anderes.Der Fahrplan für 4 Zugpaaren optimiert. Inzwischenn liegt auch wieder Schnee.Der Zweizeugbetrieb mit 6 Zugpaaren würde wegen der inzwischen sündhaft teuren Steinkohlen eingestellt.Immehin fahren jetzt immer noch 4 Zugpaare.Die Steinkohlen kommt inzwischen aus Südamerika, weil Polen nicht mehr liefert, da Polen diese selbst braucht.5 Loks waren nie auf der Fichtelbergbahn gleichzeitig in Betrieb maximal 3.Bei Vorspannbetrieb in absoluten Ausnahmefällen 4..VG Tobi

  • Wir hatten immer nur 3 Loks im Planeinsatz, Plan 67 war die mit Cranzahler Personal besetzte Lok. Plan 68 war die Oberwiesenthaler Lok und Plan 69 war halb O'thal und halb Cranzahl besetzt. Toralf kennt vielleicht noch den Brigadelokführer Plan 69, ich schreibe dir per WhatsApp. In den Ferien im Winter hatten wir meist eine 4. Lok unter Dampf für Vorspann der langen Züge. Der Hauptteil des Güterverkehrs wurde nachts abgewickelt, es gab vormittags einen Güterzug talwärts und nachmittags ein Zugpaar von Cranzahl nach Hammerunterwiesenthal und zurück, alles andere war nachts. Nach der Kehre (Wende) ging es mit dem Güterverkehr schnell abwärts und es gab nur noch ein Lok Personal in der Nachtschicht. Meine letzte Schicht war die Nachtschicht Pfingsten 1998, wo ab Mitternacht die BVO Bahn GmbH der Betreiber wurde. Am frühen Morgen habe ich meinen Spind ausgeräumt, ich blieb ja erstmal bei der DB.

    Gruß Uwe aus dem Urwald.

  • 217 055
    Mag durchaus sein, daß das triste Wetter zum tristen Gesamteindruck beigetragen hat. Ich hab aber den Bahnhof Cranzahl sowie die Züge der Fichtelberg- und Erzgebirgsbahn noch nie so leer empfunden. Regelrecht ausgestorben war der Busbahnhof Annaberg. Das hab ich alles irgendwie anders in Erinnerung. Dabei spreche ich bewußt nicht von "früher", sondern meine da durchaus die letzten Jahre. Da ich dort aufgewachsen bin und die Heimat in regelmäßigen unregelmäßigen Abständen besuche, denke ich schon, daß meine Einschätzung nicht ganz falsch ist.

    In einem hast du natürlich recht, einen sauberen Stundentakt gab es auf der Zschopautalbahn natürlich nie. Wenn mich meine Erinnerung nicht völlig im Stich läßt, wurden aber tatsächlich vor ein paar Jahren einzelne Züge wegen "Finanznöten des VMS" gestrichen und dadurch die Taktlücken mehr. Oder wurde das nur angedroht? Abbestellt wurde aber tatsächlich der Verkehr der Erzgebirgsbahn zwischen Cranzahl und Weipert und zwischen Annaberg-Buchholz Süd und Cranzahl in den letzten Jahren erheblich ausgedünnt. Der Verkehr findet dort nur noch zu touristischen Zeiten statt, der werktätigen Bevölkerung nützt der Fahrplan gar nichts.

    Die gedämpfte Grundstimmung in der Bevölkerung spürt man ja auch am Wahlverhalten der Sachsen und ganz speziell der Erzgebirger. Ich hatte erst kürzlich eine Diskussion mit einem Bekannten. Meiner Meinung ist ein geringerer Takt als Stundentakt einfach nicht mehr zeitgemäß. Er entgegnete mir, daß in den Zügen eh nur die "Goldstücke" kostenlos fahren würden und die normale Bevölkerung die Züge deswegen eh nicht mehr nutzt. An dieser Stelle brach ich das Gespräch dann ab. Warum muß mittlerweile alles auf dieses eine Thema runtergebrochen werden?

    Uweloreto
    Danke für die Richtigstellung, du mußt es ja wissen. Da hat mich meine Erinnerung wohl im Stich gelassen. Ich dachte, es wären planmäßig 4 Loks und in den Winterferien zusätzlich eine weitere gewesen. Aber selbst zu DB AG-Zeiten waren in den Weihnachts- und Winterferien meiner Erinnerung nach bis zu 4 Loks im Einsatz, wenn die langen Züge mit Vorspann gefahren wurden. Später fuhr man dann erst ab Neudorf mit Vorspann und noch später kam die L45H. Aber korrigiert mich bitte, wenn ich da falsch liege.

    chemtobi
    Zunächst einmal, nichts liegt mir ferner, als meine Heimat und ihre Bahnen in ein schlechtes Licht zu rücken. Dafür gibt es auch keinen Grund. Ich bin stolz auf meine Heimat, sehe aber "aus der Ferne" die Entwicklung der letzten Jahre mit gemischten Gefühlen. Wenn du mit der gegenwärtigen Situation glücklich bist, dann freue ich mich natürlich für dich. Ich bin es nicht.
    Einen Punkt möchte ich allerdings noch richtig stellen und das betrifft das Thema Steinkohle. Richtig ist, der Preis schoß mit Ausbruch des Ukrainekrieges tatsächlich durch die Decke und Polen verhängte ein Exportverbot für polnische Steinkohle. Der Preis ist aber längst wieder gesunken, wenn auch noch nicht auf das ursprünglich Niveau. Und auch das Exportverbot Polens wurde danach wieder aufgehoben. Die Zeche Wesoła bietet auch wieder Lokkohle an.
    Ich denke, über die sächsische Verkehrspolitik, den 5 kleinstaaterischen Verkehrsverbünden mit riesigen Verwaltungsapparaten und der Zweckentfremdung von Regionalisierungsmitteln muß ich hier keine weiteren Worte verlieren. Falls doch, können wir das gerne in einer privaten Konversation machen.

    Und bevor hier auch noch eine miese Stimmung aufkommt, verfasse ich jetzt noch den zweiten Teil, in dem es um ein Relikt vergangener Zeiten geht.

    Viele Grüße
    Toralf

    Einmal editiert, zuletzt von Toralf750 (18. Februar 2025 um 17:41)