52 8135 und die Lokomotivfabrik Wildau

  • Hallo zusammen,

    heute mal wieder etwas brandenburgische Industriegeschichte. Ich lade euch zu einem kleinen Rundgang durch die ehemalige Lokomotivfabrik in Wildau ein. Den geschichtlichen Teil fasse ich heute mal kurz, am Ende meines Beitrags gibt es dafür einen Link mit viel Lesestoff für Wissbegierige.

    Die Berliner Maschinenbau A.G. vormals L. Schwartzkopff in Wildau

    Die Entwicklung des an der Görlitzer Bahn gelegenen Industriestandorts geht auf das Jahr 1890 zurück. Die Berliner Maschinenfabrik A.G. vormals Louis Schwarzkopff errichtete dort ab 1897 eine Lokomotivfabrik, die stetig erweitert wurde. Bereit 1913 konnte die 5000. Lok abgeliefert werden. Das Werk gehörte damals zu den größten Lokomotivfabriken Europas. Im November 1945 verließ die letzte Lokomotive das Werk.

    Zu DDR-Zeiten kam der Standort zunächst zu LOWA und es wurden hauptsächlich Waggons repariert. Auf Anordnung der SMAD mußte der Schienenfahrzeugbau jedoch eingestellt werden, das Werk sollte sich zukünftig auf den Schwermaschinenbau spezialisieren. Im VEB Schwermaschinenbau "Heinrich Rau" arbeiteten bis zur Wende etwa 3.500 Beschäftigte.

    Die Zeit nach der Wende war wie fast überall gepägt von Treuhandverwaltung, Produktionsstillegungen, Massenentlassungen und Insolvenzen von Investoren. Heute produziert am Standort noch die Wildauer Schmiede- und Kurbelwellentechnik GmbH mit etwa 200 Mitarbeitern. Ein Teil der ehemaligen Lokfabrik nutzt heute die Technische Hochschule Wildau mit weit über 3000 Studenten.


    Lageplan der Lokomotivfabrik Wildau an der Görlitzer Bahn und der gegenüberliegenden Werkssiedlung.
    (Quelle: Firmenchronik Schwarzkopff-Wildau)


    Blick in die Schwarzkopffstraße, links die Halle XIX, dahinter das Verwaltungsgebäude mit der Nummer XXXIII. Ein Blick lohnt sich auch in die als Restaurants oder Cafes genutzten Hallen, hier sind teilweise alte Portalkräne erhalten und dienen restauriert als Blickfang.


    Das Verwaltungsgebäude XXXIII, dahinter Halle XXII, rechts die Hallen VIII - V.


    Blick in die Gegenrichtung. Auf der linken Seite v.v.n.h. Hallen VII - XI, rechts Hallen XX und XIX.


    Blick durch den Zaun ins Fabrikgelände der Wildauer Schmiede- und Kurbelwellentechnik GmbH. Vorn rechts beginnend mit Halle VI (angeschnitten) und Halle V.


    An der Halle XVI (Lackierhalle) ist die ursprüngliche Verwendung anhand der 5 Torbögen noch zu erkennen.


    Auf der Drehscheibe vor den heute nicht mehr existierenden Produktionshallen XXXI und XXXII steht 52 8135 als Denkmal.


    Die Lok wurde hier 1943 mit der Fabriknummer 15571 als 52 474 gebaut. Nach der Rekonstruktion 1965 erhielt sie die Nummer 52 8135. Bei der optischen Aufarbeitung 2021 wurde leider auch das Fahrwerk schwarz lackiert. Im Hintergrund das Hauptverwaltungsgebäude XXVII.


    Die Lok befindet sich dennoch in sehr gutem und gepflegten Zustand. Im Hintergrund die Schwarzkopff-Siedlung.


    S46 nach Königs Wusterhausen, rechts die Schwarzkopff-Siedlung. Der Turm gehört zum werkseigenen Kulturhaus.

    Alle Fotos vom 27.03.2025.

    Wer mehr über die interessante Geschichte erfahren möchte, dem empfehle ich diese Seite: http://www.schwartzkopff-wildau.de/

    Viele Grüße
    Toralf

  • Moin toralf,

    interessant. Ich wusste nicht einmal dass man da einfach hinein gehen kann. An der Lok bin ich so oft vorbei gefahren und habe versucht ein einigermaßen vorzeigbares Bild zu machen, aber es hat nie geklappt. :)

    Am 18.07.1991 stand sie noch ausgemustert im Bw Brandenbug Altstadt.


    Ansonsten diente mir das Werk Wildau nur als Kulisse für Fotos von Zügen. So wie am 14.09.1991 für eine Sonderfahrt mit der 52 6666 nach Töpchin, die Lok lief bis Mittenwalde Ost Tv.


    Oder am 27.05.2006 mit 03 2204 und RE 78947.


    120 113 mit IC 241 am 09.06.2006.


    Am 10.09.2024 war ich auch wieder mal dort, inzwischen wurde der ehemalige Vorortzugbahnsteig für die S-Bahn ausgebaut, so dass nun dort gekreuzt werden kann. 189 003 mit Autos als Umleiter zur Oderbrücke.


    Dann werde ich mir das demnächst vielleicht auch ansehen.

    Gruß

    Carsten

  • Ich wusste nicht einmal dass man da einfach hinein gehen kann.

    Doch, doch, der überwiegende Teil ist öffentlich frei zugänglich. Einfach bei der S-Bahn den Tunnelausgang auf der Westseite benutzen. Das ist das Uni-Gelände mit Mensa, Restaurants, Cafes, Clubs ... da kann man auch überall rein. Im "Lok21" ist z.B. eine uralte Kranbahn zu sehen. Andere Teile des Geländes sind von diversen Kleinfirmen besiedelt, auf den alten Werksstraßen kann man sich das alles anschauen. Nur irgendwann steht man dann vor einem Eisenzaun mit "Personenvereinzelungsanlagen" am Eingang, das ist dann das aktive Fabrikgelände der Wildauer Schmiede- und Kurbelwellentechnik GmbH. Dort ist fotografieren dann auch unerwünscht, wie die Schilder mit dem durchgestrichenen Fotoapparat am Zaun zeigen ... :knips::weg:

    Auf deinem Foto mit der 120 und dem IC ist übrigens das Tor zur Halle VII mit innenliegender Schiebbühne zu sehen.


  • Die Lok wurde hier 1943 mit der Fabriknummer 15571 als 52 474 gebaut. Nach der Rekonstruktion 1965 erhielt sie die Nummer 52 8135. Bei der optischen Aufarbeitung 2021 wurde leider auch das Fahrwerk schwarz lackiert. Im Hintergrund das Hauptverwaltungsgebäude XXVII.


    Viele Grüße
    Toralf

    Das stimmt leider nicht, die Lok wurde bei den Borsig Lokomotivwerken in Hennigsdorf gebaut. Trotzdem sehr netter Bericht.

    Viele Grüße

    Falk