Quadruplex und Hexaplex

  • Hallo zusammen,

    während ich eben im ICE die Geislinger Steige erklomm und mich mich daher über zugstarke Lokomotiven informierte, stieß ich auf ein absolute Kuriosität aus dem belgischen Lokomotivbau, die "in Teilen" tatsächlich für kurze Zeit in Deutschland ihren Dienst verrichtet hat.

    Viel Spaß beim schmökern:

    NMBS/SNCB 2096 – Wikipedia

    Viele Grüße,

    Lenni

  • Diese Monsterloks litten offenbar alle unter Dampfmangel. In den USA wurde nach einer erfolglosen Triplex eine Quadruplex entworfen, die aber nur auf dem Reissbrett existierte. Mein Freund Bill Allen hat das Unikum in Nenngroesse 1 in Echtdampf nachgebaut. Im Gegensatz zum Vorbild macht seine Lok Dampf ohne Ende.



    Gruss
    Henner

  • Ja, Wahnsinn, zumindest aus heutiger Sicht. Technisch und naturwissenschaftlich gesehen, einfach faszinierend. Eine Art Götterdämmerung der Dampflok, wenn man so will. Damals wollten die Konstrukteure wohl zeigen, dass König Dampf noch nicht ausregiert hatte, und ein bißchen Angeberei war sicher auch dabei, ist ja nur menschlich. Schätze aber, diese Riesenlokomotiven waren weder einfach zu fahren (selbst Duplexe neigten zum Schleudern) noch zu unterhalten, so das ich am betrieblichen Nutzen Zweifel anmelde. Sehe ich da gar ein Gelenk im Kessel bei der Quadruplex?

    Martin

  • Guten Abend,

    ... Sehe ich da gar ein Gelenk im Kessel bei der Quadruplex?

    Franco-Crosti bedeutet Rauchgas-Vorwärmer. D.h. das Rauchgas soll nach dem "Kontakt" mit dem Wasser- bzw. Dampfraum des Kessels weiterhin Wärme abgeben. In diesem herkömmlichen Bereich ist ja die sinnvolle Wärmeabgabe begrenzt durch die von der Dampftafel für den Nassdampf-Druck vorgegebene Temperatur (bei 16 bar 203,4 °C). Damit die weitere Wärmeausnutzung Sinn macht, ist eine bauliche Trennung des Rauchgasvorwärmers vom Dampfkessel erforderlich.

    Damit wird erklärlich, dass der Teil, wo Du das große Gelenk siehst, einerseits gegenüber dem atmosphärischen Druck nahezu drucklos ist, andererseits nur die Temperatur aushalten muss, die in der Rauchkammer herrscht. Im Vorwärmer bewegt sich auf der anderen Seite das Speisewasser Richtung Speiseventil, um durch die ggf. vor dem normalem Vorwärmer angeordnete Speisepumpe in den Kessel befördert zu werden. Es gibt also keine ständige Verbindung der Wasserräume des Vorwärmers und des Kessels - und damit könnten Gelenke in der Speiseleitung ebenso beherrschbar sein - benötigen aber zweifellos Aufmerksamkeit.

    Die Rauchgasvorwärmung bringt die Dampflok ans theoretische Ende des möglichen Wirkungsgradbereiches von etwa 10 % Ausnutzung der dem Brennstoff innewohnenden Wärmeenergie - aber mehr ist eben auch nicht drin und seinerzeit schon von Diesel und Strom deutlich übertroffen.

    Problem bei FC ist die dann starke Abkühlung der Rauchgase, die in Verbindung mit der resultierenden Feuchtigkeit des Abdampfes im Saugzugapparat zu Säureniederschlag führt und mindestens die Vorwärnmer "anfrisst" (das ist dann vergleichbar dem "sauren Regen"). Das machte dem FC-Prinzip zu schaffen.

    Ein bißchen was, aber nicht grundsätzlich mehr, steht zu der belgischen Lok im Eisenbahnmagazin 2/98 und natürlich im Ebel/Gänsfuß zu den FC-Loks, evtl. auch im Ostendorf "Ungewöhnliche Dampflokomotiven" bzw. Lehmann "Dampflok-Sonderbauarten", da habe ich jetzt aber nicht nachgesehen.

    Herzliche Grüße und schöne Feiertage!

    Klaus