Frage zur Harzer Schmalspurbahn in den 80er Jahren

  • Moin alle miteinander,

    jetzt sind alle Harzbahnkenner gefragt!

    vor einiger Zeit hatte ich mit einem Eisenbahnfreund eine Diskussion über eine Betriebssituation auf dem Bahnhof Benneckenstein der Harzquerbahn in den 80er Jahren. Es geht dabei um folgendes:
    Zu DDR-Zeiten waren meine Eltern mit mir in den Sommerferien für 2 Wochen in Benneckenstein im Urlaub. Ich weiß nicht mehr genau in welchem Jahr das gewesen ist, aber ich grenze den Zeitraum auf die Jahre 1985-87 ein. Für unsere Wanderungen durch den Harz nutzten wir fast täglich die Schmalspurbahn. Mein Vater arbeitete seinerzeit bei der DR und somit hatten wir alle Freifahrtscheine. Auf dem Bahnhof Benneckenstein, der ja täglich unser Start/Zielbahnhof war, beobachtete ich manchmal dieses:
    Der Zug kam aus Wernigerode und fuhr nach Nordhausen. Am Zugschluss lief ein Rollwagen beladen mit einem regelspurigen E-Wagen. Da wir für unsere Ausflüge meist diesen Zug nutzten, stellte ich mich immer auf die letzte Plattform und konnte beobachten, wie ein Bahnmitarbeiter die Bremsleitung zum Rollwagen trennte und den Kuppelbolzen aus der Kupplung nahm. Bei der Abfahrt des Zuges knallte dann immer der Kuppelbaum auf die Schwellen. Der Wagen blieb auf Bahnsteiggleis zurück. Wenn wir nachmittags/abends mit dem Zug zurück kamen, war der Wagen weg, was ja auch logisch erscheint, nur konnte ich nie feststellen, wo er war. Dieses Phänomen gab es nur bei den Zügen aus Wernigerode in Richtung Nordhausen, meiner Meinung nach einmal am Tag und das wohl auch nicht täglich, denn ich kann mich daran erinnern, dass es auch Züge gab, die keinen Rollwagen am Schluss hatten. Der Ablauf war ja im Urlaub meist immer gleich: morgens frühstücken, dann zum Bahnhof. Daher meine ich heute, dass wir meist immer mit dem gleichen Zug in Richtung Nordhausen gefahren sind.

    Nun meine Fragen dazu:
    1. War das alles nur ein Produkt meiner Fantasie oder gab es diesen Personenzug mit einem angehängten beladenen Rollwagen der in Benneckenstein abgekuppelt wurde wirklich? Mein Eisenbahnfreund ist nämlich der Meinung, dass es das nicht gab.

    2. Welche Lok rangierte diesen Wagen vom Bahnsteiggleis weg? Unsere Lok war es nicht, denn der Zug fuhr ja nach einem kurzem Aufenthalt nach Nordhausen weiter.

    3. Wurde der Bahnhof Benneckenstein im Güterverkehr von Wernigerode oder von Nordhausen bedient? Wie viele Güterzugfahrten gab es am Tag nach/von Benneckenstein?

    4. Wer bekam diesen Wagen? Gab es eigentlich Anschlussgleise hinter Benneckenstein in Richtung Nordhausen?

    Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass in diesem Zug der letzte Personenwagen immer ein Wagen mit Holzdach gewesen ist, während die anderen Personenwagen ein Stahldach hatten.

    Wer kann meine Erinnerungen bestätigen bzw. weiß etwas darüber?

    Gruß von der Küste

    Robert D.

  • Hallo Robert,
    ich möchte gern versuchen auf einige Sachen einzugehen. Leider sind meine ganzen Buchfahrpläne eingemottet, aber vielleicht klappt es ja ein kleines bischen mit dem Gedächtnis.
    Also es gab mehrere Zugpaare die in erster Linie dafür genutzt wurden Rollwagen zwischen Nordhausen und Wernigerode und retour zu überführen. So gab es mehrere Personenwagen die einen "Schlitzpuffer" besaßen. So fallen mir auf Anhieb der 900-501, 900-479 und 900-453 ein. Als Schutzwagen (Bremse der Rollwagen ausgeschaltet) liefen in der Regel 99-03-20 und 99-03-27 als letzter Wagen, aber es konnte auch mal vorkommen, dass einer der 2-achser Rekopackwagen als letzter Wagen lief. Weiterhin waren alle 4-achsigen Packwagen bis auf 902-201 und 902-306 und 902-305 mit dem "Schlitzpuffer" ausgerüstet.
    In der Regel erfolgte der Austausch über die Leistungen 14403 von Wernigerode und 14404 von Nordhausen.
    Das was Du beobachtet hast war m.W. nach eine große Ausnahme, denn es gab eine Güterzugleistung (Nummer müsste ich schauen) von Wernigerode nach Benneckenstein und zurück um hauptsächlich Kohle in den Harz für die Kohlenhandlung zu bringen.
    Für Fotos müsste ich natürlich nachschauen aber da ist was auf jeden Fall da.
    Ich hoffe mein Gedächtnis hat mir kein Schnippchen geschlagen dann korrigiert mich.

  • Ja Robert deine Erinnerung Täuscht dich da nicht, hast du gut beobachtet.
    Bei hohen Frachtaufkommen nach Benneckenstein (Bek) wurde dem Zug PmG 14407 am Schluß ein Rollwagen mitgegeben. Rangiert wurde mit der Zuglok des Güterzuges welche zu dieser Zeit normalerweise im oder vor dem Lokschuppen stand nach Abfahrt des Zuges 14407 der auch noch dort mit 14404 kreuzte. In Richtung EisfelderTalmühle gab es nach ca. 1,2 km den Anschluß Harzer Kommpressorenwerk wo dieser Wagen dann durchaus mit 75711 oder 75712 hingelangt sein könnte. Abends kam dann noch der GmP 69755 von Wernigerode der auch bei Bedarf einen Güterwagen mitbekam. Dann machte das aber die Zuglok da dieser Zug ja da endete.
    Der Güterverkehr wurde über Wernigerode abgewickelt. Dazu gab es eine Regeltrasse 67771 und in Gegenrichtung 67772 sowie eine Bedarfstrasse 67773 abends wo die Lok dann Lzv nach Wernigerode fuhr. Bei hohen Frachtaufkommen wurde der 67771 mit Vorspann bis Drei Annen Hohne oder Elend gefahren. Von dort oder Elend ging die Vorspannlok wieder zurück meist als Gelegenheitsvorspann bei 14402 da sie für 14403 gebraucht wurde. Der Gz nach Bek konnte ab Drw bis Eld 200 tonnen nehmen so das eine Lok reichte. Von Elend nach Benneckenstein wurde auf 140 Tonnen abgelastet und der Rest in einer Bedafstrasse Lzz 75721und 75721 durch die Güterzuglok nachgeholt. Da die Frachtrichtung nach Bek war lief die Gegenrichtung meist leer so das dann eine Lok in den meisten Fällen reichte.

    Gruß von ganz oben, der Bergmensch. 🙋‍♂️

    5 Mal editiert, zuletzt von Bergmensch (7. September 2010 um 19:23)

  • Hallo Robert und allgemein in die Runde!

    Im Buchfahrplanheft 1988/1989 sind die Züge 14401 und 14403 als Gattung "P" geführt, also eigentlich ohne Güterbeförderung. Der erste Zug war von 08:05 Uhr bis 08:09 Uhr in Benneckenstein, der zweite von 11:30 Uhr bis 11:34 Uhr.
    Erst der 14407 ist der Gattung "PmG" zugeordnet, hielt aber erst um 13:40 Uhr in Benneckenstein, so daß er für die beschriebene Situation eigentlich nicht in Betracht kommt.
    Natürlich könnte der Rollwagen auch mit den P-Zügen befördert worden sein.
    Oder die beschriebenen P-Züge verkehrten in einem früheren Fahrplanabschnitt noch als "PmG" - das kann ich nicht ausschließen. Leider stehen mir frühere Buchfahrplanhefte nicht zur Verfügung.
    Übrigens: Nur beim PmG 14404 (Nordhausen-Nord - Wernigerode) ist unten der Hinweis "Rollwagenbeförderung" zu finden.
    Rangiert wurde der Rollwagen vermutlich durch die Güterzuglok.
    Es gibt ja noch die beiden Güterzugpaare N 67071 / 67072 und N 67073 Mo-Fr / 67098 Mo-Fr (B) bzw.Lzv 67073 Mo-Fr (B) Wernigerode - Benneckenstein und zurück, die den Kohlehändler und das Sägewerk im Bahnhofsbereich (km 29,8 ) sowie das Kompressorenwerk (km 28,6 ) mit Gütern versorgten. Der Anschluß "VEB Kompressorenwerk" wurde dabei mit den Üa 75711 (10:30-10:35/10:45-10:50) und Üa 75712 (13:20-13:25/13:35-13:40) jeweils bei Bedarf bedient.
    Leider habe ich diese Anschlußbedienung nie fotografiert, lediglich ein Bild aus dem Bf.Benneckenstein kann ich hier bieten:


    Am (damals noch existierenden) Sägewerk steht übrigens 199 006-8.

    VG ANDREAS

  • Hier mal noch ein paar Dokumente als Auszug.

    Den Zug 69755 Wd-Bek gab es nur bis ca.1983, das war also noch eher.
    Die Benneckensteiner Lok kam Abends nunmehr mit 14418 von Hasselfelde.

    Die Züge mit der Zuggattung P wurden in der Regel nicht für Rollwagen(Güter)verkehr genutzt da sie hierfür nicht zugelassen waren. Aber bei großer Not wurde schon mal eine Ausnahme gemacht.

    In der Regel war die Güterzuglok von ca 10 bis 14 Uhr in Benneckenstein präsent, wobei sie je nach Fahrplanperiode auch mal getauscht wurde. (Je nach Dienstplan)

    Gruß von ganz oben, der Bergmensch. 🙋‍♂️

    3 Mal editiert, zuletzt von Bergmensch (7. September 2010 um 13:51)

  • Zitat

    Original von Stromabnehmer
    Ein feines Foto!

    War die V10 C zu diesen Zeiten regelmäßig dort?

    Grüße

    Euer

    Stromabnehmer

    Keine Ahnung; bin leider nur einmal dort gewesen.
    Ich gehe aber davon aus, daß die V10C dort stationiert war, seit die "Harzkamele" (zu diesem Zeitpunkt waren es gerade vier: 863, 871, 872 und 861) den Güterverkehr übernommen haben. Denn sowohl am Sägewerk als auch an der Laderampe stand das Schild "Halt für BR 199.8".

    VG ANDREAS

  • Hallo,

    da ich zu Dampfzeiten öfters in Benneckenstein auf Urlaub war, kann ich dazu sagen, dass es keine V10c dort gab. Es wurde immer mit der Dampflok rangiert. Als alte Benneckensteiner Planlok kann ich mich zu Ölzeiten an die 99 0247 erinnern. Habe dazu auch Dias, aber keine Zeit zum Scannen.

    Aber ich schließe mich der Meinung von Andreas an, dass die V10c erst mit den Kamelen dort stationiert wurde, weil diese nicht an die Laderampe durften.

    :wink: Wieland

  • Mit dem Fahrplanwechsel im Frühjahr 1990 wurde meines Wissens Bek nicht mehr von Wernigerode sondern von Nordhausen aus mit Rollwagenzügen bedient. Ob dann noch mal eine Dampflok vor einem Güterzug dorthin aus Nordhausen im Einsatz war, weiß ich nicht. Ich schätze, es fuhren nur noch Kamele.

    Volker

  • Hallo an alle,

    danke für eure Bemühungen und Erklärungen! Also war es doch keine Einbildung von mir, dass einige Personenzüge einen Rollwagen am Zugschluss hatten und diesen dann in Benneckenstein stehen gelassen haben. Hat von euch jemand zufällig das Anschlussgleis Kompressorenwerk am km 28,6 fotografiert? Gibt es das Werk heute noch? Falls nein, gibt es das (somit ungenutzte) Anschlussgleis noch oder ist alles restlos abgebaut?

    Gruß von der Ostsee

    Robert D.