Erbe gesucht,... oder wie betreibt man Erben-Vorsorge?

  • Das abgeschlossene Thema "Erben gesucht", hat mich dazu gebracht mal meine alten gescannten Bilder anzugucken. In letzter Zeit müssen, auch in unserem Umfeld, Witwen u. Kinder verstorbener Modellbahner, das Erbe "verschenken".

    Hobbys der Bereiche Modellbahn/Modellbau sterben auch aus. Der Versandhandel minimiert sein Warenangebot u. Fachgeschäfte muss man suchen. Es folgen Bilder aus den "guten alten Zeiten" (1979-1986), als man noch die Jugend zu Erben erziehen konnte. Die "Geschäftsführung" unserer Modellbahn hat nun unser Sohn übernommen.

    Rolf-Uwe

  • Zitat

    Hobbys der Bereiche Modellbahn/Modellbau sterben auch aus

    Das ist genau auch mein Eindruck! Früher gab es im Bereich der Frankfurter Haupt-Einkaufsstraße Zeil gleich mehrere Fachgeschäfte die zumindest auch oder sogar ausschließlich Modellbahn und Modellbauartikel führten. Dazu hatte noch jedes größere Kaufhaus zumindest eine Modellbahn Abteilung. Inzwischen gibt es in der gesamten Innenstadt kein Geschäft mehr, welches Modellbahnartikel führt!
    Im gesamten Rhein Main Gebiet sieht es sehr mau aus. Das Hobby stirbt schon sehr lange so langsam vor sich hin ...
    Man sieht es auch am Verfall der Preise - zumindest bei den gebrauchten Sachen: Eine alte Märklinlok galt früher mal als "Geldanlage" - das trifft aber sicher nur noch auf sehr wenige Rariäten zu. Ansonsten bekommt man - zumindest in H0 und aus der Vor-Digitalzeit - die Sachen zunehmend hinterher geschmissen. Immer mehr alte Sammler sterben - und diese Sammlungen will kaum noch jemand haben.

  • Dies ist generell auch mein Eindruck. Ich bin gerade dabei mit meinen Brüdern die unergründlichen Tiefen diverser Keller meines im Sommer 93 Jahre alt werdenden Vaters zu entsorgen. Gott sei Dank ist da nichts eisenbahnartiges dabei.

    Aber - ich hatte es schon einmal auf einem anderen Thread beschreiben - gilt es für uns alle entsprechende Vorsorge zu betreiben. Unsere engsten Angehörigen und vielleicht noch einige andere mehr wissen um unser Hobby. Aber was passiert mit unseren Sachen wenn es denn passiert?

    Wissen diese um dieses Foren oder andere Möglichkeiten den Nachlass nicht im Müll landen zu lassen oder u.U. windigen Händlern für einen Spotpreis mögliche Raritäten zu übergeben? Das gilt für fahrbares Material oder auch Bücher und sonstige Devotionalien. Informiert rechtzeitig Euer Umfeld. Ich habe dies getan und meine umfangreiche Büchersammlung einem Eisenbahn-Verein angetragen. Dieser kann - je nach Bedarf - behalten oder verkaufen. So landet - erst einmal - nicht auf dem Müll und es findet noch Verwendung, sei es als Eigenlektüre oder zum Aufbessern der Vereinskasse.

    Das meint dazu

    der TOM

  • Hi,

    sind "irgendwie" 2 Themen.

    1.)

    Spielwaren und Modellbahn Läden gab es hier in "Nord" mal 4 oder 5 Stück. Aktuell ist es noch einer, Mätrix- und Uhlenbrock Händler und der auch noch Schreibwaren, Tabak, Lotto hat. Dazu ein Modellbau Laden der auch etwas Modelbahn hat. Wie es in der "Innenstadt" ist, kann ich nicht sagen, da war ich ewig nicht.


    2.)

    Was soll "nach mir" mit der Modellbahn passieren ? Hmm. ?

    Kinder sind nicht, Neffe hat (aktuell) "Zero Interesse" dran. Wäre aber mit der Kamera, den berühmten Briefmarken wohl auch so.

    Also, dann ! nach mir die Sintflut !!

    ICH habe aktuell Spaß und Freude dran, warum soll ich mir das mit "Herumgrübeln" verderben ??

    Wird sich schon einer finden, wenn nicht, kann es mir in meiner Holzkiste dann ja auch egal sein....


    So sehe ICH das....mag jeder anders sehen. Ist sein gutes Recht, und seine Modellbahn !!


    Es grüßt

    Grainger

    Schaue auf niemanden herab, es sei denn du hilfst ihm auf......

  • Hi Grainger,

    hast Recht - sind 2 Themen aber gehören irgendwie doch zusammen: wenn es mehr Interesse gäbe, wäre es auch einfacher jemanden evtl in der eigenen Verwandtschaft zu finden. D.h. auch wenn man selber Kinder hat oder Nichten/Neffen usw - es ist ja nicht unbedingt so, dass die sich für den Kram interessieren. So wird es bei mir auch ähnlich gehen mit "nach mir die Sintflut". Wobei ich auch nicht so viel besitze was potenziell wertvoll ist (oder mal war). Keine teuren Handarbeitsmodelle - um sowas täte es einem dann schon leid.

    VG, Matthias


    PS: ich vermute dass der immer kleiner werdende Markt mehr und mehr mit immer schwerer verkäuflichen Sammlungen geflutet wird. Der Trend ist ja jetzt schon bei Großserie seit Jahren so zu beobachten und wird sich wahrscheinlich in die anderen Bereichen fortsetzen. Gibt einfach insgesamt viel zu wenig Nachwuchs und wir Alten sterben nach und nach weg oder verkleinern die Sammlungen schon vorher (man kann ja nicht viel in eine kleinere Wohnung oder ins Pflegeheim mitnehmen).

  • Dass es kein Interesse bei den jüngeren gibt, ist m.E. nach selbst verschuldetes Elend der Großserienhersteller. Die letzten 30 Jahre hat man nur danach geschielt, Modelle immer detaillierter und hochpreisiger zu machen, wohl wissend dass das nur "Alte" zahlen können und wollen - ein Einsteiger aber auf keinen Fall.

    Im Bereich H0e gibt es im Prinzip nur Minitrains/Roco Feldbahn im "vernunftbegabten" Preissegment, bei 0e nur die asbach-uralten Magic Train - Modelle. Sobald man auch nur ein bisschen was hübscheres will, bewegen sich die Preise schnell im Bereich von halben (H0e) oder ganzen (0e) Monatsgehältern. Das macht kein Elternteil für ein möglicherweise interessantes Hobby für die Kinder.

    Wenn der Nachwuchs die Möglichkeit hat, dann spielt er m.E. nach immer noch gern mit der kleinen Bahn (machen zumindest meine Zwerge).

    Kurzum: vielleicht sollte man die (noch) vorhandenen Vereine mit Jugendabteilung nicht ganz vergessen, wenn man überlegt, seine Sammlung gut unterzubringen. Und ansonsten sehe ich es wie Grainger: Ist mir doch Latte, wenn ich tot bin :D Den Kelch, das alles loszuwerden, haben dann meine Töchter. Dafür bin ich schließlich auch nachts halb drei aufgestanden zum wickeln und wieder in den Schlaf tüddeln :P

  • Ich halte es da ehrlich gesagt wie Grainger: Ich betreibe das Hobby Modellbau für mich. Was nach mir mit den Sachen passiert, ist mir ehrlich gesagt wurscht. Meine Frau weiß dass das kein billiges Hobby ist, meine Tochter bekommt das auch so langsam mit. Wenn dann doch was gedankenlos entsorgt werden sollte - Pech gehabt. Ich habe im Verwandtenkreis auch schon Wohnungen aufgelöst und wenn ich von einem Thema keine Ahnung habe, informiere ich mich eben, das geht heute 1000 mal einfacher als vor 25 Jahren. Wer dazu keine Lust hat, wirft halt Geld weg. Jemand anders freut sich vielleicht. Ein entfernter Bekannter hat vor einigen Jahren mal originalverpackte zeitgenössische Tuningteile für den VW Golf 2 auf dem Sperrmüll gefunden, vermutlich auch aus einer Haushalts- bzw. Garagenauflösung. Gesamtwert irgendwas um die 2500-3000 Euro. Wer solche Sachen entsorgt ohne sich zu informieren, kann wohl auf die Taler verzichten.

    Ansonsten wird der fehlende Nachwuchs auch was mit der Qualität der Spielsachen zu tun haben: Meine Tochter findet meine LGB-Sachen klasse, spielt aber eher mit Playmobil. Also wurde eine Playmobil-Startpackung mit kleiner Dampflok mit RC-Steuerung angeschafft. Gelinde gesagt ist das Teil ab Werk leider totaler Müll. Die Fernbedienung hat andauern Aussetzer, die Lok ruckelt dadurch extrem, außerdem ist der Akku nach einer Dreiviertelstunde platt. Sorry, aber welches Kind hat denn da noch Lust mit dem Elektroschrott zu spielen? Und wir reden von Playmobil, das ist definitiv für Kinder, und somit technische Laien gedacht.
    Nach dem Rausschmiss der originalen Technik und dem Einbau von halbwegs vernünftigen Komponenten läuft die Lok übrigens problemlos. Aber Playmobil musste ja unbedingt den Chinakracher für ein paar Cent verbauen.

    Wenn ich da an meine Kindheit und die damalige Modellbahn zurückdenke, die funktionierte einfach. Ich hatte Märklin, mein bester Kumpel Fleischmann. Vielleicht stotterten die Loks mal an einer Weiche, aber im großen und ganzen fuhren sie immer wenn wir wollten.

    Viele Grüße aus Castrop-Rauxel

    Matthias

  • Hallo,

    das ist sicher ein vielschichtiges Thema. Über die Ursachen kann man philosophieren, das Resultat ist aber ziemlich eindeutig: Bei gebrauchter Modellbahn liegt das Angebot deutlich über der Nachfrage. Ich habe mir für einen "schmalen Taler" die Modelle aus den Fleischmann- Katalogen der 1970/80er Jahre in die Vitrine geholt, die ich damals nur sehnsüchtig bestaunen konnte, weil das Sparschwein dafür viel zu klein war.

    Grüße,
    Rolf

  • Die Option einer konkreten Person "Irgendwann wird alles Dir gehören" ist schwierig. Wenn das tiefe Interesse besteht, wird diese in den folgenden 5, 10 20, 30(?) Jahren sich auch eine gewisse Sammlung aufbauen. Eine große Anlage am Tag X einfach mal ohne das zugehörige Haus voller Freude zu übernehmen, halte ich für eine Illusion.

    Bücher hat man sich irgendwann angeschafft und von ein paar eher nicht zu ergatternden und absurd überteuerten vergriffenen Exemplaren abgesehen, ist es dann doch ein Standardsatz, der sich so ansammelt, wie die Transpress-Bücher der späten DDR-Jahre.

    Lokale Büchereien sind leider keine Erhalter. Die Bestände folgen dem Trend und der Nachfrage. Bei Bahn ist das überschaubar geworden. Manches dort mal ausgeliehen Buch habe ich inzwischen selbst, teils sind die in den Bibliotheken nicht mehr vorhanden, weil irgendwann für 1 Euro verramscht oder gleich in der Papiertonne entsorgt.

    Dann bleiben noch die eigenen Aufnahmen. Diese gut sortiert und beschriftet in eine digitale Freiheit zu geben, ist eine sinnvolle Möglichkeit. Von "ich habe das Original" abgesehen, hilft anderen das Wissen, welches sie enthalten. Das ist aber ein gutes Stück Aufwand. Materiell wandern sie oft nur von einer Ablage zur nächsten, aber man hat.

    Auch digital hilft nur Streuung, man kann auf archive.org hoffen, aber ich habe auch schon Digitalarchive angetroffen, die über ein halbes Jahr offline waren. Ich weiß zwar wieder welche Bibliothek das war, habe aber keine Ahnung mehr, welche Open-Access-Publikation ich dort über unseren Katalog gefunden hatte.

    Es gibt Vereine mit sehr guter Jugendarbeit, da stimme ich Paul_flatlandrail zu, eine gute Möglichkeit, wir dürfen die aber auch nicht überfordern. Über das Thema (Schmalspurbahn)modelle und Preise könnte ich noch lange schreiben ...

  • Une momento...

    ...oben fiel das Stichwort "Verein" und "Jugendarbeit"... und meiner Meinung nach liegt hier der Hase im Pfeffer. Es gibt Vereine, die betreiben eine gute Nachwuchsförderung und Jugendarbeit. Hier ist mir beispielsweise ein Verein bekannt- der eine recht aktive Jugendgruppe mit eigenen Anlagen betreibt. Hier gibt es auch eine gewisse Fluktuation- in die "große Gruppe".

    Aber ich kenne es auch anders- da werden Anlagen über ...zig Jahre mit immer den gleichen Zügen ausgestellt. Und die Ausstellung ist noch nicht zu Ende, da wird bereits darüber diskutiert, ob man nicht vielleicht... und zur nächsten Austellung... ist alles wieder das Gleiche.

    Der eventuelle Nachwuchs wird dann durch-warum was ändern, haben wir schon immer so gemacht- vergrätzt. Das "Mitspielen" an den Anlagen findet so gut wie nie statt- und bei Ausstellungen werden die "Neuen" zum Karten- und Kaffeeverkauf verpflichtet.

    Ich habe es auch schon erlebt- daß vorgestellte Eigenbaumodelle verrissen werden- weil man selbst nur in der Lage ist- eine Lok unfallfrei aufzugleisen.

    Und dann wundert man sich überfehlenden Nachwuchs! Es ist übrigens nicht die Industrie- die für den fehlenden Nachwuchs führt. Es wurden doch immer feiner detaillierte Modelle gefordert. Daß die dann auch kosten, ist folgerichtig. Die heutige Generation fordert doch immer noch Modelle der Epoche III. Hier schließe ich mich ein- einen "kanadischen Einbaum" oder ein "Vectron" ist an mich nicht zu verkaufen. Eine Brawa- 44 schon. Auch die Einfachserie der Güterwagen bleibt ebenso im Laden, wie der "komische Ladungsverkehr". Bausatz eines Länderbahnviehwagens kann mich dann schon eher begeistern. Die Einfachgüterwagen habe ich- aber sie werden sukzessive verbessert.

    Aber viel wichtiger- die Eisenbahn spielt für die uns nachfolgenden Generationen keine Rolle mehr. In die Schule geht es mit dem MIV, verreist wird überwiegend mit Auto und Flugzeug. Der Zug wird nur genutzt- wenn es unbedingt nötig ist.

    Zudem liegen die Interessen völlig anders- Computer mit Internetzugang sind verfügbar und bald in jeder Tasche zu finden.

    Den ganzen Kram nachher zu vererben- möglichst noch an Vereine- ist nicht so einfach. Abgesehen davon- die Vereine werden sich freuen... Der Verkauf scheitert an den absurden Preisvorstellungen der Eigentümer oder Erben. Oftmals ist der Abbau nur mit mehr oder weniger großen Schäden zu bewerkstelligen. Oder es hat sich schon jemand die Rosinen rausgepickt... Eigentlich ist der Trödel dann nur noch für die Tonne.

    Etwas anders sieht es bei den Fahrzeugen aus- wobei, alles vor 1980 (mit Ausnahme der Güterwagen von Piko, Dietzel (wenn sie ordentlich gebaut sind)) kann im wesentlichen unter gleichmäßigen Rühren weggelassen werden. Davon ist derart viel vorhanden... manche Modelle kann man nur veräußern, wenn man sie in grüne Geldscheine einwickelt.

    Ähnlich sieht es bei Büchern usw aus- hier ist die Interessenlage so speziell- daß eigentlich kein Außenstehender etwas damit anfangen kann. Die Stationierungsübersivhten in den blauen Büchern sind nur interessant- weil sie von Fotos unterbrochen werden. Mir ist eine Bibliothek bekannt- die überhaupt keinen Bestand an Eisenbahnbüchern im Bestand hat. Im Gegenteil- die zu DDR-Zeiten gesuchten Bücher wurden makuliert und für einen symbolischen Preis veräußert.

    Also auch hier wird man sich keine Freunde machen, wenn man den Lesehallen das Zeug vor die Tür stellt. Genauso sieht es mit Bildarchiven aus- wenn sie gepflegt sind- haben die Archive (Eisenbahnstiftung u.ä.) gegebenenfalls Interesse. Ist das Zeug- wie bei mir- nur nach Baureihen sortiert- so ist es, trotz einiger seltener Bilder- nur für die Restmülltonne. Ich benötige die Bilder für den Umbau- und dafür reichts.

    Lediglich bei meinen Modellen bin ich gründlicher. Hier gibt es zu jedem Modell eine Karte mit Artikelnummern, Preisen, Umbauten und DCC- Einstellungen. Bei den Umbauten sind dann noch die Adressen mit den Forenbeiträgen... Was aus dem Krempel wird, wenn der große Fahrdienstleiter den letzten Befehl geschrieben hat, kann ich nicht beeinflussen. Ich hoffe nur, daß es jemanden gibt, der sich der Sachen annimmt.

    Was ich eigentlich sagen will- man sollte sich bei Zeiten um die Weitergabe kümmern. Wenn der Zettel an den Zeh gebunden wird, sollte alles geregelt sein, und die Erben bescheid wissen... Es folgt noch genügend Stress mit Testament/Erbschein und dem ganzen Trödel.

    Jetzt nehmt mir meine flapsige Art nicht übel- nach Reanimationen sieht man einiges anders.

    Also kümmert Euch um Eure Erbsachen...

    Viele Grüße Christian