49 Jahre Werners Gartenbahn in Löbau - Ein Abschied von Manfred Werner

  • Hallo Leute,

    eigentlich sollte dieser Bericht schon vor einigen Tagen erscheinen, aber wie so vieles blieb auch dass erstmal liegen und nun muss ich diesen mit einem ganz anderen Hintergedanken schreiben, denn manchmal überholen einen doch die Ereignisse der Zeit.
    Im Jahr 1976, also vor 49 Jahren, gründete Manfred Werner in Löbau mit dem Kauf der Krauss Dampflok 7790/1924 "Werners Gartenbahn". Obwohl er in der DDR nicht der erste war der privat Feldbahnen gesammelt hat, gilt er doch damit heute als "Urvater" der ostdeutschen Feldbahnszene. Dieses Jubiläum wurde mit einem Fahrtag am 10. und 11. Mai würdig gefeiert, wobei durch die Mithilfe durch Freunde und Unterstützer ein Fahrbetrieb mit allen betriebsfähigen Loks durchgeführt werden konnte. Sehr spontan hat es mich am 11. Mai nach langer Zeit auch mal wieder nach Löbau verschlagen, eine sehr gute Entscheidung wie sich nun im nachhinein zeigt.

    Unzählige male drehte der Feldbahnzug seine Runden über dass ca. 200 m lange Gleisoval. Zum Einsatz kam dabei unter anderem die neueste Lok auf der Anlage, die DIEMA DL8 2217/1959, welche sich erst seit letztem Jahr hier befindet.

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    Parallel zur 600 mm Strecke verläuft auf dem Gelände auch noch eine 7 1/4″ Bahn, welche ebenso im Einsatz war. Die mehrspurig ausgeführte Drehscheibe im Vordergrund ist genau so dimensioniert dass die Dampflok darauf zu drehen geht.

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    Parallelbetrieb zwischen der "großen" Feldbahn und der Minibahn.

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    Weiterhin waren in Betrieb zu sehen der Spoorijzer RT10 147/1953...

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    ...die Jung EL105 5762/1934...

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    ...und der Strüver Schienenkuli der Sammlung.

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    Auf den wenigen Metern Streckenlänge herrschte dadurch ein ziemlich dichter Fahrbetrieb.

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    Große und kleine Jung EL105. :D

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    Passender Vergleich. ;)

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    Herausragendste Diesellok der Sammlung bzw. besser gesagt Benzinlok ist sicherlich die in den 20er Jahren bei Smoschewer in Breslau gebaut Austro-Daimlerlok, welche allerdings leider nicht betriebsfähig ist.

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    Die 10/12 PS Gmeinder 2488/1939 ist dagegen derzeit wegen einer Motorreparatur abgestellt.

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    Und so verging ein schöner Tag, auf dieser sehr gepflegten Anlage, leider viel zu schnell zu ende.

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    Es hat mich sehr gefreut zu sehen dass die Zukunft von Werners Gartenbahn erfolgreich in die Hände der übernächsten Generation gelegt werden konnte, welche dieses Kleinod weiterhin erhalten und betreiben wird. Manfred Werner war an diesem Fahrtag auch zugegen und erlebte nochmals den erfolgreichen Betrieb auf seiner Gartenbahn. Wenige Tage später konnte er noch seinen 90. Geburtstag feiern, doch am 31. Mai trat er dann seine letzte Feldbahnfahrt an. Machs gut Manni, wir werden dich und deine Leistung nie vergessen und in ehren halten :(

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    Viele Grüße
    Felix

  • Mahlzeit!

    Mich hat die Nachricht von Manfreds Tod zu tiefst erschüttert, als ich sie am Samstag erhielt.

    Manfred war eine einzigartige Persönlichkeit in der Feldbahnszene. Er hat es verstanden, seine Träume mit Beharrlichkeit und dem ihm eigenen Humor entgegen allen Widerständen umzusetzen. Er war in vielerlei Hinsicht ein Vorbild für mich. Sein handwerkliches Geschick als Feinmechaniker und sein Einfallsreichtum haben mich immer wieder zum Staunen gebracht und inspiriert. Unvergessen sein trockener Humor, ein Original, wie kein Zweites.


    Fast vergessen ist heute, das er 1986 den ersten Dampfbetrieb seit der Einstellung der Waldeisenbahn Muskau 8 Jahre zuvor ermöglichte. Mein Vater hatte diese Sonderfahrt mitgemacht und mich mit den Bildern von Kindesbeinen an begeistert. Seit 1986 war er regelmäßig mit seiner Krauss 7790 zu Gast.


    Kennengelernt habe ich ihn vor 26 Jahren bei der Waldeisenbahn Muskau, bei einem Wochenendausflug mit der Jugendgruppe des VSE Schwarzenberg. Ich erinnere mich noch, das er das Mikrofon meines Kassettenrekorders bei der Bergfahrt am Indianerdorf vor Kromlau in die offene Feuertür hielt, damit man auch ordentlich was mitkriegt von der schwer arbeitende Maschine.


    Ein Jahr später habe ich am Karfreitag meinen ersten Anheizdienst mit ihm auf der Krauss machen können. Um 6 Uhr morgens begannen wir gemeinsam die Lok vorzubereiten. Er zeigte mir seine Methode des Einstapelns der Holzscheite im Führerstand, erklärte mir die Geschichte der Lok und wie er sie im Tausch gegen 10 t Schrott im Steinbruch Bernbruch 1976 eintauschte. Gewissenhaft und ruhig wurde die Feuerbüchse beschickt und als nach einer reichlichen Stunde leise rauschend die ersten Dampfblasen aufstiegen, sagte er zu mir mit ernster Mine: "Nun ist die Krauss aufgewacht! Wenn Du genau hinhörst, dann erzählt sie Dir von früher... Er kannte jedes einzelne Geräusch der Lok und gab mir so viel von seiner Hingabe für seine Maschine mit auf den Weg für meinen späteren Weg als Lokschlosser, Heizer und Lokführer

    Wir sprachen immer wieder über die verschiedenen Reparaturen an einer Dampflokomotive, die man allein mit einer Drehmaschine machen kann, übers Drehen von Passungen und Gewinden usw. Aber auch über die Jung 8293, die er 1976 auch hätte haben können, die ihm damals aber zu groß gewesen ist. Er hatte mich mit seiner Geschichte und der seiner Maschine regelrecht gezündet. Sein nicht ganz ernst gemeinter Zweifel an den Erfolgsaussichten einer betriebsfähigen Aufarbeitung haben mich nur noch mehr angespornt.

    Er hat es schließlich vorgemacht! Und das unter viel schwierigeren Bedingungen Anfang der 1980er Jahre eine eigene Dampflok im eigenen Garten in Betrieb zu nehmen. Seine gelegentlich vorgetragenen Geschichten über die schwierige Anfangszeit seiner Bahn, der Kampf gegen die Behörden und Authoritäten der DDR haben ganze Abende gefüllt. Bei den Besuchen auf seinem Grundstück in Löbau gab es immer wieder etwas neues zu entdecken. Immer wieder neue Fahrzeugprojekte auf 600 und 184 mm, der Bau von Vorrichtungen und schließlich auch das 1:3 Modell seiner Krauss haben mich besonders fasziniert. Auch der begonnene Nachbau der fehlenden Mortorenteile für seine Austro-Daimler-Lok waren gandios.


    Immer wieder begegneten wir uns auch bei Gasteinsätzen, nachdem er mit der Krauss bei der WEM nicht mehr fahren konnte. So wie hier in der Herrenleite, aber auch in Chemnitz und Cottbus und bei der HF-Übung in Seeligstadt.

    Beim letzten Einsatz seiner Krauss in Löbau sah man ihm an, das es ein schmerzhafter Abschied war. 43 Jahre hatte er sich um die Maschine gekümmert und sie immer wieder zu neuem Leben erweckt. Er machte sich immer Gedanken um seine Krauss...

    Eigentlich wollte ich Manfred Anfang April zur Einweihung der Jung nach Weißwasser einladen und ihm voller Stolz sagen: "Siehste, hat doch geklappt ;-)" Doch die Veranstaltung wurde verschoben und zu seinem Geburtstag konnte ich ihn nicht besuchen.

    Nun ist er nicht mehr unter uns. Sein Enkel wird Werners Gartenbahn weiterführen und es wird doch nicht dasselbe sein.

    Ruhe in Frieden, Manfred! Und danke für alles, was Du mir auf den Weg gegeben hast!

    In stiller Trauer

  • ... Ich möchte auch eine kleine, jetzt sicherlich 25 Jahre alte, Anekdote über Manfred erzählen.

    Im Löbauer Garten stand die Krauss unter Dampf. Manfred stand davor und betrachtete seine Lok. Ein Gast und Vater dozierte über die Technik der Dampflok und erzählte dabei ziemlich viel Mist. Manfred hörte zu, korrigierte oder versuchte es zumindest. Jedenfalls wurde es ihm zu bunt und wollte wieder auf seine Maschine. Der Vater wollte das jedoch verhindern und meine es dürfte nicht jeder einfach so auf die Dampflok... Vermutlich hat der väterliche Gast nie verstanden, wen er da vor sich hatte...

    Schmunzelde Grüße

    André

  • Eine sehr traurige Nachricht.

    Sicher baut er da oben schon an der nächsten Feldbahnstrecke. Möge er in Frieden ruhen.

    Ich selbst habe ihn und seine vor einigen Jahren zufällig, während ich bei den den Maschinenhaustagen war kennengerlent. Ich war sofort begeistert, von dem was er da geleistet und aufgebaut hat. Die Dampflok hat er wohl zu dieser Zeit gerade aufgearbeitet, zumindest kann ich mich an größere Teile auf dem Gelände verteilt erinnern.

    Seine Dampflok ist doch inzwischen in der Herrenleite oder?