[CZ] Historische Straßenbahnen in Prag – 30.08.2025

  • Ich war auch gerade erst zu einem Lehrgangs in der Nähe und daher einmal kurz in Prag. Natürlich dürfen da auch die Tatras in den verschiendenen Ausführung und Modernisierungen nicht fehlen.

    Deutlich ist am 8754 zu sehen, dass es sich hier um eine Neubaukarosse handelt an die mehr oder weniger die alten Köpfe der Spenderfahrzeuge nur angeklebt wurden. Rein technisch gesehen ist das zu 95% daher ein Neubau.

    Für mich war gerade der wenigen noch vorhandenen T2 als Urvater der heutigen T3 wichtig im Einsatz auf der historischen Linie 23 zu erwischen. Deutlich ist hier die unterschiedliche Kopfform zu sehen, die deutlich auf den damaligen amerikanisch angehauchten Zeitgeist hinweist.

    Neben den sonstigen Doppeltriebwagen verkehren dann in auslastungsschwachen Abendstunden auch einzelne Kurse als Solotriebwagen.

    Also eine Reise nach Prag ist auch außerhalb der touristischen Hotspots wie Karlsbrücke und Wenzelsplatz immer eine Empfehlung.

    Grüße aus dem Bremer Exil

    Jan

  • Moin. Ich zeige mal drei Bilder von Original-Wagen, aufgenommen im letzten Sommer in San Francisco, wo die Fahrzeuge stramm Linie fahren. Sogar die Geräuche sind gleich. Viele Grüße Matthias


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    Neben den sonstigen Doppeltriebwagen verkehren dann in auslastungsschwachen Abendstunden auch einzelne Kurse als Solotriebwagen.
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    Also eine Reise nach Prag ist auch außerhalb der touristischen Hotspots wie Karlsbrücke und Wenzelsplatz immer eine Empfehlung.


    Zu den abendlichen Solokursen auf bestimmten Linien ist noch zu ergänzen, daß damit auch und besonders die Fahrzeuge für die Nachtlinien in Position gebracht werden. Die Fahrzeuge rücken nach 20:00 Uhr auf einige Tageslinien aus (ersetzen dort größere Kapazitäten und auch viele Niederflurwagen) und wechseln nach 22:30 Uhr (mit teils verlängerten Linienwegen) an die Startpunkte der Nachtlinien. Dadurch rücken zwar die letzten Tageskurse noch zwischen 23 und 1 Uhr in die Depots ein, die getauschten Tageskurse und die Nachtlinienkurse sind dann aber schon weg und verringern die Belastung auf den Strecken und an den Toren der Depots.

    Der zweite zitierte Satz gilt unbedingt - und ich behaupte sogar: besonders auch außerhalb der touristischen Hotspots. In denen kann man inzwischen fast über das gesamte Jahr nicht mehr ruhig verweilen und genießen. Nur Gewühle und Geschubste und eindeutig zu viele Menschen. Ausnahmen gibt es fast nur am wirklich frühen Morgen.

    Gruuß

    217 055

    Einmal editiert, zuletzt von 217 055 (14. September 2025 um 20:57)

  • Moin zusammen,

    vielen Dank für Eure Beiträge in diesem Baum - zuallererst an Paweł für die weiteren sensationell schönen Bilderbögen zur Prager Straßenbahn und an 217 055 für den buchreifen, sehr interessanten Überblick zur Entwicklungsgeschichte der Prager Tatrafahrzeuge. Zwar war mir hierzu auch schon das eine oder andere bekannt, aber Du hast in meinem Wissen über die Prager Tatras einige relevante Lücken geschlossen. Aber auch danke an alle für die weiteren interessanten Ergänzungen.

    Matthias, wenn Du in Deinem Beitrag von „Originalwagen“ in San Francisco schreibst, meinst Du hiermit natürlich die PCC-Wagen als technisches Vorbild der Tatras, denn original sind die Tatras freilich genauso wie die PCCs. 😉 Tatsächlich ist dem tschechischen T2 die Verwandtschaft zum PCC-Wagen auch optisch noch sehr gut anzumerken, und darauf hattest Du wohl angespielt, während sich der T3 bei sehr ähnlicher Technik in einem davon losgelösten, eigenen Design präsentiert - und zwar in äußerst gefälliger, zeitloser Form, da teile ich die hier vorherrschende Meinung. Die Linie F in San Francisco ist in ihrem Charakter als Heritage Tram (Nostalgielinie) recht gut mit der Prager Linie 23 vergleichbar. Die dort eingesetzten PCC-Wagen stammen übrigens aus verschiedenen amerikanischen Städten. Über den Vorteil Deiner Erfahrung, die amerikanischen PCC-Wagen schon einmal selbst erlebt zu haben, verfüge ich leider nicht.

    Zurück nach Prag:
    Was mich etwas überrascht, ist, dass die T3M2-DVC als Splittergattung noch immer im Regelbestand sind, während mittlerweile die Aussonderung der technisch „jüngeren“ Großserie T3R.P läuft. Kennt jemand die Gründe dafür?

    Außerdem bin ich überrascht, hier auf der Linie 23 nur noch Solowagen zu sehen - was möglicherweise zu dem 7/8-min-Takt am Wochenende passt. Anno 2017 fuhren auf dieser Linie noch durchweg Doppeltraktionen. Liegt das am Hinzukommen von Einzelgängern (wie dem K2), die nicht in Doppeltraktion eingesetzt werden können?

    Wer sich für die Prager Straßenbahn interessiert, findet übrigens viele interessante und nützliche Informationen auf dieser Website:
    prag-straba.de

    Viele Grüße
    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)

  • Hallo Stefan. Danke für Deine Antwort. Ich bin da nicht abschließend sicher, aber nach meinem Verständnis und Wissen handelt es sich bei den entsprechenden CKD-Fahrzeugen um eine Lizenz der PCC-Wagen. Ich denke, dass dann in Amerika die Entwicklung der Wagen nicht weiter geführt wurde (weil Schienenverkehr (erst mal) aus dem Focus rückte), während die Prager Fahrzeuge weiterentwickelt und auch zu den bemerkenswerten Lieferstückzahlen (und Untertypen) geführt wurden. Als ich in San Francisco bei Cable Car anstand, hörte ich den ersten Wagen PCC angefahren kommen und erinnerte sofort an die mir auch sehr aus der Kindheit / Jugend bekannten Töne der Tatra-Fahrzeuge. Da in SF fahren die Fahrzeuge sehr munter und lebendig auf der Linie F „herum“ und ich dachte, so ein Prager Fahrzeug würde eigentlich auch ganz gut in die Reihe der Fahrzeuge von SF passen. Viele Grüße Matthias

  • Hallo Matthias,

    mein Urlaub gibt mir die Gelegenheit, Dir zum Thema PCC etwas ausführlicher zu antworten. Ja, ČKD in Prag erwarb nach dem Zweiten Weltkrieg (ebenso wie einige weitere Hersteller in Europa und Australien) von der US-amerikanischen TRC die Lizenzen, um Wagen nach dem Konzept des PCC-Wagens bauen zu dürfen. Die Lizenzen bezogen sich nach meiner Kenntnis aber nicht auf das Fahrzeug als Ganzes, sondern auf dessen wesentliche Komponenten (und Innovationen gegenüber älteren Fahrzeugbauarten), wie beispielsweise die Fahr- und Bremssteuerung, die Drehgestelle und einiges mehr. Keiner der europäischen Lizenznehmer baute den US-amerikanischen PCC 1:1 nach, was wegen dessen Abmessungen und der hier abweichenden Einsatzbedingungen auch nicht sinnvoll gewesen wäre. Im Übrigen gab es auch nicht den amerikanischen PCC-Wagen, auch die dortigen Wagen wiesen eine Fülle von Variationen auf: beispielsweise Ein- und Zweirichtungswagen, mit Druckluftanlage oder als „All Electric Car“, teilweise Doppeltraktionsfähigkeit, unterschiedliche Frontpartien und die erst später hinzugekommenen „Standee Windows“, wie man sie auch von amerikanischen Bussen kennt.

    Die europäischen Hersteller verwendeten jeweils die charakteristischen Komponenten (teils aus einheimischer, teils aus amerikanischer Produktion, sogar gebrauchte Teile aus vergleichsweise jung ausgemusterten amerikanischen Wagen fanden in Belgien Verwendung), entwickelten aber für den hiesigen Markt passende Fahrzeuge, die in ihrem Grundkonzept freilich dem Aufbau der amerikanischen PCC-Wagen ähneln. Die in großen Teilen gleichartige technische Ausstattung führt dann eben auch zur unverkennbaren Fahrdynamik und Geräuschkulisse dieser Typen. Bei ČKD ist bemerkenswert, dass der T2 als zweite PCC-Generation den amerikanischen Vorbildern optisch deutlich mehr ähnelt als sein Vorgänger T1. Technisch nahm ČKD zwar im Laufe der Jahre auch Weiterentwicklungen vor, die aber bis zur Einführung der Thyristorsteuerung recht überschaubar blieben - im Gegensatz beispielsweise zu ACEC und La Brugeoise in Belgien, denen es gelang, mit einem weiterentwickelten Beschleuniger die Serien-/Parallelschaltung wie bei klassischen Fahrschaltern und den Verzicht auf die PCC-typische Vorbremsung im Auslauf zu realisieren und damit den Energieverbrauch deutlich zu reduzieren.

    Ob man die US-Wagen nun als Original oder als Vorbild bezeichnen mag, bleibt letztlich jedem selbst überlassen; eine „Kopie“ sind die Tatras und andere europäische PCC-Wagen jedenfalls nicht.

    Und ja, ein Tatra T3 oder auch ein belgischer PCC würde sicher gut zum Fahrzeugpark der Linie F in San Francisco passen. Immerhin hat es schon ein Ventotto (Peter-Witt-Wagen) aus Milano nach San Francisco geschafft.

    Viele Grüße
    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)