Die beiden norddeutschen Brüder von Technomodell und Präzisionsmodellbau Heinrich

  • Hallo Forumsgemeinde,

    durch einen Zufall stiess ich kürzlich auf zwei Kapitel sehr interessanter H0e/H0f-Herstellergeschichte. Gute 30 Jahre her. Und obwohl damals recht aktiv beim H0e-Rollmaterial - meine ungeplante und zwei Jahrzehnte währende Pause hatte noch nicht begonnen - waren mir die beiden Firmennamen heute überhaupt nicht mehr in Erinnerung. Weder vom Eisenbahn-Kurier, modelleisenbahner noch vom Eisenbahn-Journal oder Miba. Auch andere Moba-Freunde zuckten mit den Schultern. Vielleicht habt Ihr zu den beiden norddeutschen Kleinserien-Unternehmen spannende Hintergrund-Informationen und Messe-Begegnungen zu erzählen oder sogar eigene Modelle im Bestand? Es wäre toll, mehr darüber zu erfahren!

    Neulich auf einer grossen Verkaufsplattform wurden zwei H0e-Feldbahn/Kleinbahnloks angeboten. Der Verkäufer bezeichnete den Hersteller mit einem kleinen Schreibfehler als "MEB". Und das Firmenlogo auf den Auktionsfotos war auch für meinen Blick zweideutig interpretierbar:

    Henschel DG39 grün-grau

    Henschel DG39 grün-rot

    Die vorherige Recherche zu den Modellen blieb erfolglos. Mit Mut konnte eine Lok schliesslich ersteigert werden - und die originale Bedienungsanleitung lüftete das Geheimnis und eröffnete eine neue unbekannte Welt: MFB Modell+Funktion Burmester aus Brunsbüttel. Welch' geniales Modell da vor einem lag! Die streng massstäbliche Bauart und der technisch hohe Anspruch (Metallmodell, Fahrwerk mit Dreipunktlagerung, Faulhabermotor, Getriebeuntersetzung etc.) erinnern sehr an die H0e/H0f-Feldbahn von Technomodell. Hier mal ein Vergleichsfoto meiner Henschel DG39 mit einer zu grossen Minitrains-Ns2f im 1:76-Massstab:


    Die Henschel DG39 ist ca. 42mm lang und qualitativ sowie von den Fahreigenschaften absolute ChampionsLeague für die damalige Zeit. Brunsbüttel liegt hoch oben im schleswig-holsteinischen Dithmarschen an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe. Burmester scheint insbesondere in den 90er Jahren produziert zu haben, mit Schwerpunkt auf H0n2, H0f und H0e. Zeitlich hat MFB seine Feldbahn-Modelle also bereits vor Technomodell in den Markt gebracht. Die Preise für motorisierte Fertigmodelle bewegten sich im Rahmen von 700 DM bis knapp 1000 DM. Einen Katalog von Burmester (ca. vor dem Jahr 2000) und weitere Informationen findet man auf der sehr interessanten Homepage von Feldbahn22 hier:

    Burmester und Link zum Katalog

    Ebenfalls durch einen ziellosen Zukauf, fiel mir ein weiteres unbekanntes, norddeutsches H0e-Exponat in die Hände. In einem Konvolut aus 19 Modellen versteckte sich ein Beiwagen von "Schmalspur-König" aus Jever:


    Auch hier war das Erstaunen gross: Ein weiterer Hersteller von der Küste Norddeutschlands kümmerte sich während einiger Jahre rührig um die Nachbildung von lokalen Schmalspur-Modellen. Besonders interessant ist hierbei, dass Präzisionsmodellbau Heinrich im Auftrag für Schmalspur-König einige Fahrzeuge produzierte. Hierbei unter anderem drei motorisierte Triebwagen und eine Diesellok, welche optisch-qualitativ auch einen viel besseren Eindruck machen als der obige Beiwagen. Andreas war hier schon einen Schritt voraus, in seiner genialen H0e-Liste von über 600 Seiten sind die Fahrzeuge aus dem JointVenture zwischen Schleswig-Holstein Niedersachsen und Sachsen bereits länger aufgenommen.

    Beide Kleinserien-Hersteller aus Brunsbüttel und Jever gibt es heute längst nicht mehr.

    Hat jemand eigene Erfahrungen und Geschichten dazu erleben dürfen? Welche schicken Modellchen konntet Ihr ergattern?

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

    Einmal editiert, zuletzt von merane (1. Oktober 2025 um 20:30)

  • Obwohl schon so alt sind die Burmester Modelle auch heute noch immer noch ein Highlight für die Feldbahn Sammlung. Handarbeit vom Feinsten.Ich kann hier auch noch eine schöne Garnitur zeigen.

  • Hallo,

    das war dereinst durchaus in der MIBA beschrieben.

    im Heft MIBA Spezial 39 "Schmalspur- und Feldbahnen" von Februar 1999 beschreibt der Autor Rolf Knipper auf 6 Seiten den Bau einer Ziegeleifeldbahn in Hof mit Burmester Deutz Lok und Burmester Gleismaterial (Loren von Roco).

    Grüße

    Philipp

  • Hallo,

    das war dereinst durchaus in der MIBA beschrieben.

    im Heft MIBA Spezial 39 "Schmalspur- und Feldbahnen" von Februar 1999 beschreibt der Autor Rolf Knipper auf 6 Seiten den Bau einer Ziegeleifeldbahn in Hof mit Burmester Deutz Lok und Burmester Gleismaterial (Loren von Roco).

    Grüße

    Philipp


    Ja, diesen Miba-Beitrag hatte ich in meinem grossen Ausgangsbeitrag von gestern bereits verlinkt. Er ist auf der Homepage von Feldbahn22 erwähnt, mit einem Foto aus der Miba. Hier nochmals der entsprechende Link:

    Link zu Burmester und Katalog

    Sicherlich wurde in einigen Publikationen über Burmester berichtet - gerne weitere, neue Hinweise. Man kaufte früher einfach nicht jedes Heft, darauf bezog sich mein Erwähnen des damaligen Nichtwahrnehmens von Burmester. Und auch die Erinnerung spielt nach fast 30 Jahren nicht immer mit.

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

    3 Mal editiert, zuletzt von merane (1. Oktober 2025 um 11:46)


  • Hallo Hansen,

    wow, danke für's Teilen der schönen Aufnahmen von Deiner Deutz OMZ 122f und den Torfloren!

    Die Deutz gab es damals als Fertigmodell für beeindruckende 695 DM. Den Aufbau konnte man in 7 verschiedenen Farben wählen, darunter auch Dein fetziges Gelb.

    Hast Du damals direkt bei MFB bestellt und noch persönlichen Kontakt mit Herrn Burmester haben dürfen?


    Im Segment der Feldbahn-Diesel fertigte Modell+Funktion Burmester wohl vier verschiedene Loks: Die Schöma CHL20, die Diema DS 28, Deine Deutz OMZ 122f und "meine" Henschel DG 39:

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • ...Fahrzeuge aus dem JointVenture zwischen Schleswig-Holstein und Sachsen bereits länger aufgenommen.

    Moin,

    Jever ist immer noch die Kreisstadt des LK Friesland und somit in Niedersachsen. Und wer sich nicht in die Nesseln setzen will, der spricht die Stadt auch richtig aus. Die Stadt wird "Jefer" gesprochen, Und das Bier aus der Stadt wird "Jewer" ausgesprochen. (Nur als Tipp, falls man(n) mal vor Ort ist).

    Udo Königs LAW verkehrte ja auch in Friesland. Im Vorruhestand lebte er seine Leidenschaft für die LAW aus. Neben den Heinrich-Modellen entstanden auch Modelle auf Basis von Serienmodellen bzw. deren Teilen in der heimischen Werkstatt.

    Er scheint auch noch unter uns zu sein. Erst letztes Jahr gab es bei der DGzRS (eine andere gemeinsame Leidenschaft - auch wenn wir uns nicht persönlich kennen) einen Beitrag über seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Seenotretter.


    Jens-Peter Burmester hat auch Beiträge über das Original in Fachzeitschriften veröffentlicht. Mir ist ein Bericht über die Aabenraa Amts Jernbaner (Kleinbahn des Kreises Apenrade) bekannt. Dort liefen 7 O&K-Kastenloks, die ihm wohl als Anregung für sein Modell dienten.

    Gruß

    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von V10C (1. Oktober 2025 um 23:47)


  • Mea culpa: Das Bundesland ist im Startbeitrag nun korrigiert - autsch! Danke für den Hinweis, meine DDR-Geographie-Lehrerin würde sich im Grabe umdrehen:saint:


    P. S. Das Bier aus Jever trinke ich sehr gerne und spreche es glücklichweise auch seit vielen Jahren richtig aus:S:cheers:

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

    Einmal editiert, zuletzt von merane (1. Oktober 2025 um 20:37) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von merane mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Ich müsste als ernsthafter "Neueinsteiger" in H0f die altgedienten Experten etwas zur Thematik der Spurweite fragen.

    Auch Hansen und Andreas habe ich schon ausgefragt, aber wir sind uns unsicher.

    Im Katalog von Burmester werden zwei Spurweiten genannt: Einmal H0f mit 6,5 mm. Und ausserdem H0n2 mit 7 mm.

    Technomodell hingegen gab bei seinem H0f-Programm stets 6,7 mm an.


    Genau umgerechnet wären die 600mm des Vorbilds ja 6,9 mm in 1:87.


    Wie haben sich diese drei verschiedenen produzierten Milimeter-Angaben in der Modellbahngeschichte ergeben? Bei den 6,5 mm tippe ich auf die damalige einfache Verfügbarkeit des Z-Gleises von Märklin Mini Club? Busch scheint sich bei seiner Feldbahn auch auf die 6,5 mm festgelegt zu haben, oder?

    Bei den 7 mm und 6,7 mm würde ich mich sehr über Hinweise freuen. Wie kam's dazu? Und sind die Modelle, aufgrund der geringen Zehntel-Abweichungen, auf den drei verschiedenen Gleisweiten dennoch bunt gemixt fahrbar?

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • ... interessante Beiträge hier...

    in den NEM-Normen ist die Spurweite H0i mit 6,5mm angegeben. InDeutschland hat sich die Bezeichnung H0f durchgesetzt. Der Ursprung ist sicherlich die Z-Spurweite.

    Allerdings hätte es schon seltsam ausgesehen, wenn die MFB-Modelle mit ihren dünnen Rädern und RP25 Spurkränzen auf den Z-Gleisen mit 1,6mm Schienenprofil und kurzen engen Schwellen gestanden hätten. Ein eigenes Gleis musste also her, dann kann man aber auch gleich auf H0n2 machen. Die Schienenprofile von 1,0 mm (Code 40) oder 1,4 mm (Code 55) wurden auf Holzschwellen geklebt. Für die Spurweite H0e war nur Code 55 erhältlich.

    Die Spurweite H0n2 kommt aus dem englischen oder amerikanischen Raum. Ähnlich wie bei H0n2,5 (H0e) wird sich auf die Maßeinheit Foot bezogen (304,8mm). Die englischen Feldbahnen sind 610mm - also 2 Foot. H0n2, 7mm. Damit war man schon deutlich dichter an den hier üblichen 600mm. Wobei das natürlich Auslegungssache ist. Es gab 450/500/530/600/630/700/710/750/760/785mm usw.usw. Manchmal gab es in einem Dorf Feldbahnen mit 2 oder mehr Spurweiten. Je nachdem, bei welchem Händler oder Schrotthändler die Gutsherren einen günstigen Posten ergattern konnten...

    Tja, technomodell oder pmt mit 2,1mm hohen Schienenprofilen und 6,7mm Spurweite. Da kann ich eigentlich nix konkretes zu sagen. Es hält sich das Gerücht, dass technomodell aus wirtschaftlichen oder pragmatischen Gründen einfach eine Schiene vom Dreischienengleis weggelassen hat. Wie gesagt: unbestätigte Gerüchte! Vielleicht kann einer von den Insidern und Technomodell-Kennern da was konkretes zu sagen.

    Schöma CHL 20 mit Burmester Flachlore und (neben dem Gleis) Roco/Egger - Lore zum Vergleich. Eine Streichholzschachtel zum Größenvergleich und der MFB-Katalog im Hintergrund (identisch mit dem oben verlinkten).