Bahnhof Brüssow - Dornröschen in der Uckermark

  • Hallo,

    über diesen Beitrag von Tobias, über den Museumsbetrieb auf den ehem. Prenzlauer Kreisbahnen u. der Kleinbahn Schönermark - Damme von Gramzow aus, kam die Rede auch zum Bahnhof Brüssow. Für mich war es der schönste Bahnhof an der Prenzlauer Kreisbahn.
    Er wurde am 17.02.1898 mit der Eröffnung der Strecke Löcknitz - Brüssow durch die Uckermärkische Lokalbahn AG in Betrieb genommen. Am 02.12.1902 eröffnete die Prenzlauer Kreisbahn u. a. die Strecke Prenzlau - Damme - Brüssow. Damit hörte die Uckermärkische Lokalbahn AG auf zu existieren, u. die Prenzlauer Kreisbahn fuhr über Brüssow hinaus, bis nach Löcknitz.
    Finanzierung, Bau u. Betrieb der Strecke Löcknitz - Brüssow erfolgten durch Lenz & Co. , Stettin.

    Nach der Wende wurden zwischen Damme, Brüssow u. Löcknitz zahlreiche überzählige Güterwagen abgestellt. seit 27. Mai 1995 ist die Strecke stillgelegt.

    Am 08.09. diesen Jahres kam ich in Brüssow vorbei, u. meine kleine Knipse hatte ich auch dabei.


    Bahnhof Brüssow, Straßenseite


    Bahnhof Brüssow, Gleisseite

    Man beachte die schöne Wetterfahne...


    Die Triebwagen hielten genau vor dem Gebäude. Hier wurde immer eine kleine Pause eingelegt. Der Zugführer setzte seine Meldung ab. In der Tür der kleinen Bahnhofsgaststätte stand die Wirtin zu einem Plausch. Das Zugpersonal nahm sich Zeit für einen Kaffee u. eine Zigarette. Der Triebwagen tuckerte im Stand, u. die Fahrgäste beobachteten die Szene ...
    Mitte der achtziger Jahre erhielt das Gebäude noch etwas frische Farbe.

    Auch heute wird das EG erhalten, wie frische Farbe an Türen u. Fenster zeigen. Allerdings ist der Bahnhof heute sehr eingewachsen, u. von der Straße kaum noch zu sehen. Ich wäre fast vorbei gefahren.
    Ob die Aktivitäten dort mit dem Eigentümer aus Schwaneberg stehen, weiß ich nicht.

    Viele Grüße aus dem herbstlich-trüben Mahlsdorf a. d. Ostbahn,

    Holger

  • Hallo Holger,

    trotz des nicht so schönen Fotowetter, zeigst du uns hier sehr schöne Bilder. Das Bahnhofsgebäude gefällt mir sehr gut, aber das ganze Unkraut... . Vielleicht kommen eines Tages bessere Zeiten, und ein Triebwagen hält wieder vor der Wirtsstube ;) . Ist die Kö im Hintergrund eigentlich Einsatzfähig? Sieht zwar nicht so aus, aber man soll ja nie vom Aussehen Urteilen.

    Viele Grüße aus Dessau nach Mahlsdorf

    Markus

  • Hallo
    Wir waren Anfang Mai mit unserem Modellbahnverein auf Exkursion in der Gegend, da war auch der Eigentümer da, er sagte uns, daß er die Lok Stück für Stück wieder fahrfähig machen will. Wie lange das dauert, konnte er nicht sagen.

    Micha

  • Hallo Markus,

    das Wetter war an diesem Vormittag eigentlich garnicht schlecht. Auf der Fahrt nach Brüssow schien noch die Sonne, u. auf der Rückfahrt auch die ganze Zeit. Nur die entscheidenden zehn Minuten ...
    Aber das kennt man ja. :-/
    Ich mag diese EG mit dem quer zur Gleisachse stehenden Hauptgebäude sehr. Sie zeigen einen Baustil aus der Frühzeit vieler Kleinbahnen wie er in ähnlicher Form bei einigen ehem. Klein- u. Privatbahnen u. a. in Vorpommern noch heute zu finden ist. Auch die Fachwerkelemente u. zahlreiche Details, wie die verzierten Windbretter u. a. tragen zu dem angenehmen Erscheinungsbild bei.

    @ Micha: habt ihr Fotos gemacht? Wohin will er denn mit der Kö fahren? Leider ist ja auch der Bahnübergang unmittelbar südlich vom Bahnhof überteert worden. Damit entfallen auch Fahrten in Richtung Damme.
    Außerdem stand da noch so eine vierachsige Rostlaube ...

    Viele Grüße,

    Holger

  • Hallo Holger,

    diese Gebäude sind tatsächlich absolut typisch für die Kleinbahnen in Pommern.
    Das Gebäude in Brüssow erinnert mich sofort an Franzburg und Grimmen Schützenplatz, obwohl ich beide Gebäude ( noch ) nie gesehen habe. Auch Dargezin, Gützkow und natürlich Lubmin Seebad gehören in diese Epoche, womit wir ganz elegant bei Deiner Lieblingsbahn angelangt sind. Ich kann gut verstehen, warum Dir das alles so gut gefällt, denn in der Rückschau erscheinen uns Fotos, Berichte und Anekdoten aus der Zeit vor etwa 80 Jahren viel gemütlicher, nicht so stressig wie heute.
    Aber die Menschen haben damals sicher auch viel größere Sorgen gehabt. Das vergessen wir mit unserer verklärten Erinnerung an Zeiten, die wir auch nie erlebt haben, nur zu leicht.

    Aber es ist ja ein altbekanntes Phänomen, dass man sich an unangenehme Sachen nur ungern erinnert.

    Die Köf passt sehr gut zu diesem Bahnhof, aber was soll mit ihr geschehen?

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    ich weiß nicht, ob es nur "Verklärung" einer vergangenen Zeit ist, warum vieles "Alte" heute so beliebt ist. Sicher weiß ich noch, wie eine Zuckerfabrik im Spätherbst um Mitternacht "duftet". ;)
    Aber wer möchte dort heute noch zwölf ... vierzehn Stunden für ein paar Pfennige schuften? Sicher, die Kampagne war eine überschaubare Zeit, u. danach wurde es wieder ruhiger. Wer danach nicht mehr gebraucht wurde, konnte sich aber auch schnell nach einem anderen Broterwerb umsehen. Das ist schon alles klar.

    Aber auf der anderen Seite steht die Bewunderung für die Leistung unserer Vorväter.
    Ihr Sinn für Funktionalität UND Ästhetik!
    Warum flanieren die Touristen durch die historischen Innenstädte, u. nicht durch die Neubauviertel am Stadtrand?
    Warum hat man sich beim neuen EG in Sellin-Ost an historische Vorbilder gehalten, u. nicht eine moderne Glaswartehalle aufgestellt?
    Warum stehst Du heute immer noch auf einer "ollen" Dampflok, u. sitzt nicht im modernen Triebwagen?
    Alles nur verklärte Sicht auf die alte Zeit?
    Es ist auf jeden Fall auch Respekt u. Bewunderung vor der Leistung unserer Ahnen.
    Das "olle Zeug" gefällt uns eben.

    Wem die Kö oder Köf gehört, u. was mit ihr geschehen soll, weiß ich nicht. Außerdem war da noch so ein eigenartiger, verrosteter, vierachsiger Niederbordwagen.
    Aber da war ich schon auf der Flucht vor einem großen, vierbeinigen Tier.
    Das man bei der Ausübung seines Hobbys aufgefressen wird, ist ja auch nicht im Sinne des Erfinders.

    :cheers:

    Viele Grüße nach Rügen,

    Holger

  • Hallo Holger
    Ein par Fotos sind da schon entstanden, aber mehr zur Dokumentation. Soviel ich aus der Unterhaltung mit dem guten Mann rausgehört habe, hat er keinerlei Ambitionen zu Streckenfahrten, das alles ist für ihn nur ein schöner Zeitvertreib. Das Hin- und Herfahren auf seinen Bahnhofsgleisen reicht ihm. Er will da keinerlei Museum oder sowas. Das alles ist nur Privatvergnügen.
    Micha aus Biesdorf

  • Hallo Micha,

    irgendwie verstehe ich das nicht. Wenn der Herr Olearius auf Schwaneberg die Strecke von Schmölln bis zur B 104 vor Löcknitz erworben hat, wieso kann dann jemand auf dem Brüssower Bahnhof sein Privatvergnügen machen? Wurde der Bahnhof Brüssow ausgespart? Welchen Sinn soll das machen? :confused:

    Gruß aus Mahlsdorf,

    Holger

  • Zitat

    Original von Polloschaffner
    Tut mir Leid, Holger, dazu kann ich ach nichts sagen.
    Micha


    Hallo in die Runde,

    erstmal vielen Dank für die schönen Bilder aus Brüssow.
    Ich versuch mal ein paar Fragen zu beantworten!
    Die Bahnsteigkante ist hier Grundstücksgrenze!
    Das EG gehört den Berlinern, das Gleis, den Herrn Olearius aus Schwaneberg!
    Was er mit der Strecke genau vor hat, weiß ich nicht, es gibt aber diverse Gerüchte!
    Die Kö soll fahrbereit sein, aber wie schon erwähnt ist der Bü L26 Löcknitzer Chaussee dicht und in nördlicher Richtung kommt man auch nicht weit, da zwischen Grimme und Bergholz auf mehreren hundert Metern die gesamten Gleise mit Kleinteilen geklaut wurden!
    Nichts desto trotz sind Eurojobber schon seit mehreren Monaten dabei, die Strecke, mehr oder weniger "Fachmännisch" freizulegen. Aktuell dürften sie zwischen Grimme und Bergholz sein.

    @ dampfachim: ja, das stimmt, Brüssow hat große Ähnlichkeit mit Franzburg und Grimmen Schützenplatz, dürften ja auch beides Lenz-Bauten sein.

    @ Holger:
    In Brüssow war schon ein bisschen mehr los als nur zu der Kampagne!
    Es gab dort die größte Kartoffelflockenfabrik Deutschlands, die sogar den Kessel in Stalingrad versorgte, dann einen VEAB Stützpunkt, sowie eine Molkerei und viele andere Firmen die die PK benötigten.
    Das Hauptgeschäft war für die PK immer der Güterverkehr.


    Viele Grüße
    milchbubi

    P.S. Die Firma schreibt sich aber "Uckermärkische Localbahn", also mit "c" nicht mit "k"!
    Soll sich aus dem bayrischen stammen und hier oben eine Seltenheit darstellen.