sozialistische Führungspersönlichkeiten in Leipziger Bahnhofsnamen

  • Hi Thomas!

    Einfach nur genial. Ich finde die Loks, vor allem die Taigatrommel, mit dem Dienstschmutz schön und stimmig. Eben ein Schnappschuss aus dem damals alltäglichen Leben.

    LG Mirko

    PS: Beim letzten Bild - ist das ne Gasflasche von einem Formsignal an der DKW-Laterne?

  • Super!
    Als Leipziger freue ich mich über solche geschichtsträchtigen Fotos!
    Ich habe mich heute Vormittag im ehemaligen Bahnbetriebswerk Leipzig Wahren herumgetrieben und da ein wenig gefilmt, ehe alles verschwunden ist. Da gibts demnächst auch einen Beitrag drüber.

    Freue mich auf weitere Bilder aus Leipzig!
    Bidone

  • Hallo Thomas,

    mit der "Nina", wie die Trommeln bei uns im Bw Leipzig-Wahren genannt wurden, hast Du mir eine große Freude gemacht - vielen Dank dafür! :spos:
    Gestatte mir als "altem" Plagwitzer bitte meinen Anhang an Deinen Beitrag,
    denn an fast gleicher Stelle konnte ich am 02.08.1990 meine damalige Planlok 106 236-3 neben der Engelsdorfer 254 040-9 aufnehmen (Scan vom Papierbild):

    Die V60 trägt das Schild "Rispe 17" und mit ihr hatte ich besetzte Begleiterwagen vom Ablaufberg zum Stellwerk W2 gebracht. Der Bereich um die Stellwerke B1, W2 und B3 in Höhe der Personenbahnsteige war eigentlich das Revier der "Rispe 12", diese stand aber in der Regel andersrum. Neben der V60 steht mein Rangierleiter Erwin und vom Stellwerk grüßt der "Zarte", dessen Namen ich leider nicht mehr kenne. Nachts gab es bei ihm sehr häufig Unmengen von Spaghetti...
    Vier Rangierloks standen zum Aufnahmezeitpunkt noch rund um die Uhr in Plagwitz im Einsatz (Rispe 12, 13, 15 und 17), eine fünfte hatte nur im Früh- und Spätdienst zu tun (Rispe 14):
    Rispe 12 in Höhe des Personenbahnhofes
    Rispe 13 und 14 bedienten die reichlich vorhandenen Anschlüsse und
    Rispe 15 und 17 waren mit dem Auflösen und dem Bilden von Zügen beschäftigt.
    Alle 4 Wochen wechselten wir mitsamt unserer Loks die Rangiergruppen, nur die "14" blieb (zu meiner Zeit) immer die "14".
    Zum Personalwechsel fuhr die "12" immer ins Haus, die "13 & 14" fuhren auf die "Schwarze-Brücke" und die "15 & 17" auf den Berg gegenüber des Plagwitzer Lokschuppens.
    Plagwitzer Planloks aus dieser Zeit waren u.a.: 106 228, 106 235, 106 236, 106 403, 120 041, 120 046, 120 227...
    Gibt es vielleicht bei jemandem noch ein Bild der 106 236-3 mit dem "Jugendlok" Schild, welches sie ein Jahr früher noch trug?
    Ich wäre begeistert... :hot:

    Plagwitz-Bilder sind mir hier im "Tellerrand" immer willkommen!

    Grüße aus Leipzig

    Thorsten Reichelt

  • Hallo!

    Als ehemaliger Plagwitzer kann ich mich "Exil-Hallenser" nur anschließen.

    Da ich Jahrgang 1952 bin, konnte ich den ersten Einsatz der V 200 (später Taigatrommel) live mit erleben. Die hatte man schon in Großzschocher gehört, da sie noch keinen Schalldämpfer hatte. Ein richtiges kleines Erdbeben. Später wurde es dann besser.

    Exil-Hallenser
    Wie lange wurde eigentlich der Ablaufberg an der Schwartzen Straße (Friedhof) benutzt? Bin 1978 weggezogen, daher ist mir das Ende entgangen. Das war immer ein Erlebnis, wenn die Bremser ihre Hemmschuhe (ich hoffe das ist korrekt) unter die Wagen schoben und die Funken flogen. Insgeheim hatten wir immer darauf gewartet, das der Wagen nicht bremst oder zu spät, dass gab dann einen mordsmäßigen Krawall, wenn der Wagen ungebremst auf die stehenden aufprallte.

    Bin immer auf der Suche nach Fotos von den Industriebahnen, Plagwitz-Lindenau-Hafen und Plagwitz-Kleinzschocher-Connewitz!

    MfG Thomas!

    Einmal editiert, zuletzt von smb (22. November 2010 um 08:59)

  • Hallo nochmal,

    @ Thomas Schwarze:
    Freue mich auf Deinen Plagwitz-Beitrag!
    Schon seit Ewigkeiten wartet ein H0 Modell von Piko/Gützold auf einige kleinere Umbauten und neue Schilder, die sie zur 106 236-3 machen - da gehören aber die Jugendlok-Schilder mit dran... Na ja, vielleicht taucht ja doch noch mal ein Foto auf...

    @ Thomas/smb:
    Wann genau der letzte Zug am Berg in Plagwitz aufgelöst wurde, kann ich Dir leider auch nicht sagen, werde mich aber mal im Kollegenkreis umhören.
    Interessant war in Plagwitz der Umstand, dass am Ablaufberg die Wagen nicht einfach nur abliefen, sondern abgestoßen wurden. Am Beispiel einer Übergabe von Leipzig-Wahren möchte ich das kurz erläutern:
    Der Zug fuhr in der Regel nach Gleis 4b ein. Nachdem die Zuglok vom Zug verschwunden war, fuhr die V60 an die Wagen, wurde angekuppelt und die Hauptluftleitung verbunden.
    Der oder die Rangierer liefen nun am Zug entlang ans Zugende. Dabei wurden die Kupplungen "langgedreht" um das Entkuppeln am Berg zu erleichtern und eine Aufschreibung über die Ziele der einzelnen Wagen erstellt. Je nach Zuglänge und -gewicht wurde nach dem 4. oder 5. Wagen der Hahn der Hauptluftleitung geschlossen, so dass mit dem Führerbremsventil der Lokomotive auch nur diese paar Wagen gebremst werden konnten. Die restlichen Wagen wurden entlüftet. Wenn die Rangierer mit ihrer Arbeit fertig waren, boten wir uns beim Stellwerk "B5" und bei "W6" zur Fahrt auf den Berg an. So eine Übergabe von Wahren war mitunter sehr lang und sehr schwer...
    Nach dem Anhalten auf dem Berg musste man höllisch aufpassen, dass man das Wendegetriebe nicht sofort umschaltete. Die ungebremsten Wagen, die durch ihre "langgedrehten" Kupplungen reichlich Bewegungsfreiheit hatten, schoben und zogen abwechselnd an der Lok - auch bei 4 Bar im Bremszylinder.
    Nachdem der Wärter auf "W6" eine Aufschreibung über die Wagenreihung erhielt, auf der ersichtlich war, welcher Wagen in welches Gleis laufen sollte, welche Weiche demzufolge wann in welche Stellung zu bringen ist, wurde am Fuße des Berges der erste Wagen abgestoßen. Vorher wurden natürlich per Rangierfunk die Hemmschuhleger darüber informiert. Einen 500 Meter langen Zug, der mit langen Kupplungen "über dem Berg" steht, so aufzudrücken, dass der Rangierer mit einem langen Aluminiumrohr (auf meinem Bild auf der 106 zu erkennen) die Kupplung aushängen konnte und anschließend mit den paar zur Verfügung stehenden Bremsen wieder anzuhalten, war schon für alle Beteiligten sehr anspruchsvoll... Mehr als ein abgerissener Zughaken lag an der "Bergweiche" herum...
    Hemmschuhleger war und ist ein Knochen-Job mit immenser Verantwortung!
    Der erste abgestoßene Wagen brachte für die Hemmschuhleger eine Durchschrift der oben erwähnten Aufschreibung mit. So konnten diese auf den benötigten Gleisen ihre Hemmschuhe bereit- bzw. auslegen. Handweichen waren gegebenenfalls auch noch zu bedienen. Von Zeit zu Zeit kam es vor, dass ein Hemmschuh seinen Zweck nicht ganz erfüllte, zu kurz vor den stehenden Wagen abgelegt wurde, vom auflaufenden Wagenrad weggeschleudert wurde oder oder oder ... Das gab dann in der Tat einen großen Bums.
    Wenn ich mir das Biotop in Plagwitz aber heute so anschaue, dann waren die ungezählten Säuretöpfe, die im Laufe der Zeit zu Bruch gingen und ihren Inhalt in das Erdreich abgaben gar nicht so schlimm...
    Das ungebremste Auflaufen bewirkte bei Minustemperaturen auch, das sich festgefrorene Brikett in den offenen Wagen lösten und die verschiedensten Öfen in Rangiererbuden ect. eine wohlige Wärme verbreiten konnten.

    Ich hoffe ich war hier nicht zu sehr im "Tellerrand" versunken, aber es war eine schöne Zeit, damals vor 20 Jahren in Plagwitz...
    Bilder sind noch einige vorhanden, gibt es bei Gelegenheit!

    Grüße aus Leipzig

    Thorsten Reichelt

  • Salü,

    ach waren das noch Zeiten :winner:... Klasse Bilder und die ganzen Geschichten drumherum - Großes Lob an alle Beteiligten richtet ein Lokführer des Bw Lpz Hbf Süd aus!!!

    Euer Saarsachse

    P.S.: Sorry Thorsten das mit den Bilder funzt nicht... Brauch dann doch mal mehr Hilfe von Dir.

    IV K - Fan

  • Hallo Thorsten!

    Mann, was für ein Bericht, vielen, vielen Dank! Das kriegt man nicht alle Tage. Ein wunderbarer Einblick in die Arbeit am Ablaufberg. Was Du mit der V 60 beschrieben hast, haben wir mit der 55er und der 94er (pr.) erlebt. Wenn mich nicht alles täuscht, hatte der Bremser einen Holzknüppel, aber ganz genau weiß ich das auch nicht mehr. An Funk kann ich mich auch nicht erinnern. Wir haben die Bremser immer bewundert. Da gehört wahrscheinlich viel Erfahrung und viel, viel Fingerspitzengefühl dazu.
    Einmal haben wir erlebt, wie unter einen ablaufenden Wagen die Weiche, die vor dem Stellwerk war, gestellt wurde. Da war was los! Dann hat ein Bremser den Hemmschuh zu zeitig draufgelegt, so daß der zum stehen kam. Er hat dann wahrhaftig versucht den Wagen mit der Hand zu schieben, was natürlich nicht gelang. Die Leute auf dem Stellwerk haben ihn dabei lautstark per Lausprecher angefeuert. Ja, am Ablaufberg war immer was los. Heute weiß das keiner mehr! Wenn man bedenkt,dass bald die Regelzüge über die Stelle wo der Ablaufberg war, fahren werden!

    Nochmals vielen Dank für den ausführlichen Bericht!

    MfG Thomas!

  • Hallo allerseits!

    Aus meiner Zeit im Rangierdienst kenne ich sowohl Holzstangen zum Aushängen (kantig gefräste als auch "kleine Baumstämme") als auch Rohre aus Dur-Aluminium (wie man mir sagte).
    Im Rangieraufgebot auf dem Bf. Pkr (Pankow) in der Zugbildung habe ich auch mal damit beim Aussetzen von Schadwagen hantiert...


    Ansonsten schöne Fotos und Berichte! Weiter so!!!

    Danke sagt Thomas