Grünes Licht für die Darßbahn

  • Hallo allerseits,

    das ist auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Wenn man allerdings schaut, wie lange es diesen Fred schon gibt... Naja.

    Natürlich ist da ein kompletter Neubau von Barth bis Prerow fällig. Die Meiningen-Brücke ist Jahrzehnten marode und muss sehr wahrscheinlich ersetzt werden. Ähnlich sieht es sehr wahrscheinlich mit den Brückenbauwerken aus, die durch die Schilfstreifen des Boddens gehen - da gibt es zumindest ganz sicher Probleme mit dem Naturschutz.

    Allein der alte Bahndamm von der Meiningenbrücke über Zingst nach Prerow entspricht garantiert nicht mehr den aktuellen Anforderungen und ist vielfach als Radweg genutzt, an einigen Stellen auch überbaut. Die Bahnhofsgebäude von Zingst und Prerow sind schon seit DDR-Zeiten Ferienheime. Von Barth bis Prerow müssten innerorts und außenorts zahlreiche neue Bahnübergänge entstehen, sofern diese heutzutage überhaupt noch zulässig sind.

    Abgesehen von den Kosten sind zusätzliche Staus in der Saison und unendlich viele Konfliktpotentiale mit Kommunen, Straßen- und anderen Verwaltungen, Anliegern, Naturschutzverbänden usw. vorprogrammiert.

    Neben den immensen Kosten stellt sich natürlich die Frage nach der Auslastung einer solchen Bahnstrecke. Es wäre schön, unbestritten. Aber ein derart aufwendiges Projekt ausgerechnet im "Pegelnotstandsgebiet"?

    Viele liebe Grüße von der Ostseeküste
    und von Peter

  • Habe mir mal Luftbilder angeschaut, und ja, da wird das Ausmaß sichtbar.

    Um die Auslastung mache ich mir wenig Sorgen. Wenn Fahrzeugkonzept, Fahrzeiten, Anschlüsse usw. stimmen, dann wird das ein krachender Erfolg, vor allem in der Saison. Wer den täglichen Verkehrswahnsinn da mal mitgemacht hat, wird mir vermutlich zustimmen.

    Ich sehe das als große Chance da viele Dinge von Anfang an richtig zu machen (Stichworte: Brennstoffzellen-Triebwagen, 'saubere' Energie, Durchbindung nach Stralsund usw.).

    Sicher ist der Aufwand erst einmal immens, dennoch sehe ich da einen langfristig sehr großen volkswirtschaftlichen Nutzen.

    Gruß,

    Rafael

  • Hallo Peter, Hallo Rafael und alle anderen Leser,

    zunächst plant man nur bis Zingst, erst in einem späteren Schritt dann bis Prerow. In Zingst soll ein Kopfbahnhof mit zwei Stumpfgleisen entstehen, ähnlich Swinemünde. Die Lage des Bahnhofes ist nicht identisch mit dem historischen Bahnhof, sondern man will ihn möglichst nahe an die Seebrücke und damit an das touristische Zentrum des größten Badeorts auf der Halbinsel heranbringen. In einem späteren Schritt soll die Strecke nach Prerow dann in einem Bogen an den Kopfbahnhof herangeführt werden, so dass zukünftig in Zingst umgestiegen werden muss, oder wahrscheinlicher Kopf gemacht wird.

    Zunächst ist erst einmal zu sagen, dass nicht nur das noch bestehende Gleis bis Bresewitz gewidmete Eisenbahninfrastruktur ist, sondern nach meinen Informationen die gesamte Strecke bis Prerow nie entwidmet wurde. Damit wurden auch nie feste Bauten auf dem Streckenverlauf angelegt. Das vereinfacht natürlich auch den Prozess der Planung, der noch immer kompliziert genug ist. Man sieht es ja schon im Falle Pruchten, wo die Klage jetzt gescheitert ist. Das nun vorliegende und glücklicherweise auch rechtskräftige Urteil, wird seine positive Wirkung auf weitere potentielle Konflikte wohl auch entfalten.

    Größte Kunstbauten sind bekanntlich die Meiningenbrücke, gefolgt von der Kloerbrücke (im Schilfgürtel zwischen Pruchten und Bresewitz) und der kleinen Barthebrücke am Stadtrand von Barth, kurz vor dem Bahnhof Tannenheim.

    Natürlich wird dies auch der größte Kostenfaktor.

    Schon vor einigen Jahren war das Projekt Darßbahn faktisch gescheitert, weil die Baukosten für die Meiningenbrücke aus dem Ruder zu laufen drohten. Die UBB plante damals einen Brückenneubau, ähnlich der neuen Peenebrücke in Wolgast.

    Das war der öffentlichen Hand dann deutlich zu teuer und die UBB ließ die vorhandene Brücke begutachten und stellte zur Überraschung aller fest, dass die Meiningenbrücke (wie auch die anderen Brücken) durchaus sanierungsfähig ist. Damit verschwand die Idee der Darßbahn nicht in der Schublade und erhielt wieder neuen Schwung.

    Machen wir uns nichts vor. Der Bau der Darßbahn wird ein finanzielles Großprojekt, aber im Verbund mit einem nachhaltigen Verkehrskonzept für die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist sie in der Lage, einen Verkehrskollaps dort zu verhindern. Natürlich mit Schwerpunkt in der Sommersaison, aber der Ostseeurlaub, oder die Rehamaßnahme, beschert der Küste heute auch außerhalb der Saison zunehmend Gäste.

    Außerdem ist die Darßbahn die Bestandsgarantie für die Strecke Velgast - Barth, die gerade wieder einmal zur Disposition steht.

    Seien wir also optimistisch und hoffen, dass der Wiederaufbau bzw. die Sanierung der Strecke Barth - Zingst - (Prerow) einen zukunftsfähigen Verkehr in die Region tragen kann.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo,

    Ich schließe mich Achim an.

    Die Planungsunterlagen von Bresewitz bis Zingst waren vor einigen Jahren im Rahmen der Auslegung öffentlich Sichtbar, auch in Dateiform. Ausgedruckt wären das um die 14 Aktenordner... .

    Mit Ausnahme der Meiningenbrücke ist die Strecke Bresewitz - Zingst fertig geplant, vom verlegten Radweg bis zur Einschaltstreckenberechnung der BÜ. Das alles liegt auch schon dem EBA vor, wobei es für den Abschnitt Barth - Bresewitz ja auch schon den Planfeststellungsbeschluss gibt.

    Gruß Mike

  • Hallo Mike,

    wie sah da die Planung des Bahnkörpers in Zingst an der Wiesenstraße aus?

    Dort haben ja einige Hausbesitzer ihre Grundstückszugänge vom alten Bahndamm aus!

    Grüße

    Viele Grüße Ronny :huhu:

  • Hallo,

    Innerhalb von Zingst kann auf Grund der Bebauung der alte Bankkörper nicht mehr genutzt werden. Er ist zwar als Bahnanlage gewidmet, allerdings - den Zeitumständen geschuldet - anderweitig bebaut.

    Man schwenkt also kurz vor Beginn der Bebauung auf dem Bahnkörper in Streckenrichtung nach links in das Waldgebiet "Freesenbruch" und umfährt Zingst. Das ist dann natürlich eine Neubautrasse, die nicht unter den "Schutz" der bestehenden Widmung fällt. Auf Grund der dortigen geologischen Verhältnisse wird dieser Abschnitt äußerst anspruchsvoll. Man muss vsl. mit sog. Rüttelstopfsäulen arbeiten, um halbwegs stabile Bodenverhältnisse zu erreichen.

    Wie aufwendig das ist, sehe ich selber jeden Tag fast vor meiner Haustür beim Bau der A 72 im Bereich Rötha - Böhlen. Dort kommt dieses Verfahren auch zum Einsatz.

    Gruß Mike

  • Hallo Achim,

    danke für Deinen klärenden Beitrag! Dann scheinen die Dinge ja dann doch nicht so fragwürdig zu stehen, wie man es hätte meinen können.

    Als einen wirklich guten "Stern" sehe ich, dass die UBB sich damit befassen.

    Hoffen wir mal, dass das Projekt nun endlich umgesetzt wird!

    Viele liebe Grüße von der Ostseeküste
    und von Peter