Unschönes aus dem Thüringer Wald

  • Hallo Bimmelbahner :wink:

    wie ich sehe gab es schon einige Beiträge zur 95 027, die ja jetzt endlich wieder dampfen kann. Aber heute möchte ich euch mal einen Beitrag zur letzten Stammstrecke der 95er zeigen, Bilder aus dem Jahre 2008 von der Strecke Probstzella - Ernstthal a.Rstg. Mit guten Bilder aus der Glanzzeit dieser Strecke kann ich mich leider nicht rühmen, 2008 war dort schon seit 10 Jahren nichts mehr los, und rosig sieht die Zukunft für diesen Streckenabschnitt auch nicht aus, leider. :( Sie ist landschaftlich sehr reizvoll und hat für Diesel- und Dampffans wohl einige eisenbahntechnische Besonderheiten auf Lager. Ein Eisenbahnfreund aus Sonneberg erzählte mir einiges über die Strecke im Voraus, danach fuhren wir zu einigen Halten entlang der Strecke. Seht einfach selbst ;)

    Das Wetter passte übrigens hervorragend zur Stimmung...


    Einen Tag zuvor, bei schönem Wetter, ergab sich dieser Blick von der Thüringer Warte Richtung Probstzella. Zu sehen ist das dortige Gleisdreieck, die gut aussehende Strecke ist die Hauptbahn Richtung Süden. Links nur schwach zu erkennen der Abzweig der Hauptstrecke Richtung Probstzella Haltepunkt, der sich an der zu uns zeigenden Spitze befand. Diese direkte Verbindung wurde Anfang der 1960er Jahre gebaut, um nicht erst in den Grenzbahnhof Probstzella einfahren zu müssen sondern von Saalfeld aus direkt ins Tal einbiegen zu können. Demnach befindet sich rechts die Verbindung in den Bahnhof Probstzella

    Am nächsten Tag dann schauten wir uns das von der Nähe an. Im Bahnhof Probstzella war das fotografieren gefährlich, die Hauptbahn ist eine Fernverkehrsstrecke und somit herrscht dort viel Zugbetrieb. Ein Überschreiten der Gleise lässt man als Unbefugter demnach sein. Wir fuhren also ein stückweit Richtung Gräfenthal, in das Tal, wo die Bahn einmündet.


    Blick vom ersten Bahnübergang Richtung Probstzella Haltepunkt. Der Zustand der Schienen spricht für sich, vermoderte Holzschwellen inmitten von Grasbüscheln und Sträuchern lassen erkennen, warum die Bahn dem Tod preisgegeben wurde


    Verwaist liegt der erste Bahnübergang Richtung Gräfenthal, zu Lebzeiten erhielt er noch eine Halbschrankenanlage

    Die Strecke führte weiter über den Haltepunkt Zopten, der im 500 m Grenzstreifen lag, nach Gräfenthal. Wir fuhren aber direkt weiter nach Gräfenthal.


    Dort wo die kleinen Birken wachsen, befand bzw befindet sich das frühere Kreuzungsgleis, die Sträucher im Vordergrund wachsen auf den Bahnsteigplatten


    Der Blick Richtung Probstzella lässt die Länge des Bahnhofs erkennen. Im Hintergrund die Lichtsignale


    Die Ausfahrt aus Gräfenthal Richtung Gebersdorf. Auch hier befand bzw befindet sich eine Lichtsignalanlage und eine Vollschranke. Interessant ist die Geschwindigkeitsbegrenzung links im Bild

    Über den Dächern von Gräfenthal ging die Strecke nun weiter, um in einem großen Rechtsbogen über einen Viadukt dieses Tal zu verlassen. Der Viadukt befindet sich aber mitten in der Stadt, sodass eine Aufnahme von ihm sinnlos gewesen wäre. Weiterhin dicht am Talhang Richtung Norden verlaufend, überquerte die Strecke ein paar Kilometer weiter das Seitental nach Sommersdorf - auch wieder mithilfe eines Viadukts. Dann folgte der Haltepunkt Gebersdorf. In einem Linksbogen wieder Richtung Westen wendend, durchquerte die Strecke ein Waldgebiet, einen kurzen Einschnitt und begann dann mit einem Tunnel, dem Froschbergtunnel, die große 180° Kurve Richtung Osten, wobei das ganze Tal ausgefahren wurde. Das westliche Tunnelende zeigt Richtung Lippelsdorf, was unsere nächste Station war. Davor überquerte die Strecke das Tal abermals mit einem Viadukt.


    Das überdachte Lippelsdorfer Talviadukt, darunter verläuft die Talstraße Richtung Gräfenthal. Im Hintergrund (nicht sichtbar) verließ die Stecke den Froschbergtunnel, in welchem die 180° Kurve begann um das Tal auszufahren und an Höhe zu gewinnen.


    Der Haltepunkt Lippelsdorf zeigte schon in Richtung Osten, wo in einer gewaltigen Steigung die Bahn Richtung Schmiedefeld (b. Probstzella) weiterführte. Viele Bilder von dieser kleinen Haltestelle sind bekannt, jedoch vom Berghang. Weil dort alles zugewachsen war fotografierte ich also diesen Haltepunkt von der anderen Seite aus

    Nach Schmiedefeld ging es wegen des Wetters aber nicht, es begann kurz zu regnen. Der nächste Halt nach Schmiedefeld war Lichte Ost mit dem großen Viadukt, unser nächstes Ziel. Die Bahnhofsauffahrt war sehr schwer zu finden. In Schmiedefeld sieht es ungefähr so aus wie in Gräfenthal.


    Der große Stampfbetonviadukt in Lichte, auf welchem vor der Stillegung ein Zug entgleist ist. Wie man sehen kann, wachsen auf dem abgesperrten Bauwerk Birken zu Hauf


    Das abgebrannte Empfangsgebäude von Lichte Ost. Lichte Ost war zu Dampflokzeiten ein wichtiger Punkt, hier fanden Zugkreuzungen statt und die Loks konnten Wasser fassen. Den Wasserkran gibt es hier aber schon lange nicht mehr.


    Ein Blick über das Bahnhofsgelände, in Bildmitte am Ende des Bahnsteigs befand sich der Wasserkran für die Bergköniginnen

    Keine 100 m weiter begann die Linkskurve, um auf dem mächtigen Viadukt die Talseite zu wechseln.


    Die Absperrung des Viadukts, der hier das Tal überspannte. Dahinter begann die Steigung Richtung Lichte, dem zweiten Bahnhof in Lichte, der aber um den Berg herum liegt


    Beim Zurückgehen in den Bahnhof Lichte Ost fiel ich beinahe über die Weichenzunge. Kleines Rätsel: Wer sieht die Weiche?

    Immer höher wandt sich nun also die Bahn am Talhang, weiter ging die Strecke nach Lichte in ein Seitental, in welchem auch wieder Höhe gewonnen wurde. In mehreren S-Kurven kam die Strecke Ernstthal immer näher, über eine dieser Kurven führte der Viadukt im Finsteren Grund, der in einem Rechtsbogen die Bahn um fast 180° auf die andere Talseite schwenken ließ. Mein Freund aus Sonneberg erzählte mir, man käme nur noch mit Wanderschuhen zu dem eh schon von Tannen zugewachsenen Viadukt, also fiel das flach. Wir fuhren zum Endpunkt meiner Fotoreise, nach Ernstthal a.Rstg.


    Ein schönes Wandgemälde empfängt den Besucher des Bahnhofs Ernstthal a.Rstg. Schon zu DDR-Zeiten wurde es gemalt und vor einigen Jahren restauriert, das Graffiti darunter bringt den Hauch der neuen Zeit mit sich :-/


    Die Bahnhofseinfahrt aus Richtung Lichte. 100 m weiter in der Rechtskurve steht der Prellbock. Bis hierhin betreibt die Südthüringenbahn die Strecke von Sonneberg über Lauscha nach Ernstthal und weiter nach Neuhaus am Rennweg, ein Geschäft, das sich zu lohnen scheint.


    Ein Triebwagen der Südthüringenbahn ist soeben aus Lauscha eingefahren und wird gleich nach Neuhaus am Rennweg weiterfahren. Wenigstens diese Strecke wurde gerettet :)

    Das weitere Schicksal der Strecke von Probstzella nach Ernstthal bleibt ungewiss, um diese Strecke wurde schon so viel Theater gemacht... Fest steht, in Betrieb genommen wird sie wahrscheinlich nicht wieder. Allerdings meldeten Touristikvereine Interesse an, man plant wohl (laut Anwohnern), eine Draisinenbahn einzurichten. Inwieweit diese Pläne noch verfolgt werden, ist mir nicht bekannt, die ersten Draisinen sind aber schon 2008 gefahren :cheers:

    Das war ein kleiner Blick nach Thüringen, ich hoffe ihr habt ihn euch auch gut angeschaut :zwink:

    Einmal editiert, zuletzt von 99 221 (24. August 2011 um 16:31)

  • Hallo, jaja so sehen nun mal blühende Eisenbahnlandschaften aus, man kann es sich ja leisten. :hot: :hot: :hot:

  • Hallo!

    Danke für deinen sehr interessanten Bericht.

    Na das ist ja fast, das was man uns vor 20 Jahren versprochen hatte: "blühende (Eisenbahn-)Landschaften" :(

    LG Mirko

  • Guten abend, danke für die Links bei der Drehscheibe, Wenn ich das richtig deuten konnte, war die Strecke sogar mit der Indusi ausgestattet und das bestimmt auch unter 100 km/h. :confused: Ich kann eins nicht verstehen und zwar folgendes. Was 100 Jahre alles ok war und auch benötigt wurde , wurde in den letzsten 20 Jahren abgeschafft oder aus "Modernisierungsgründen, Kostengründen" abgeschafft, wieso eigentlich. Das ist doch ein Zeichen, daß wir in Deutschland nicht mehr wirtschaften können oder sich besondere Gauner die Taschen vollhauen ( Mehdorn z.B.) . Wie haben doch alle mal mit Mathematik angefangen und 1 + 1 = 2 gelernt, jetzt stimmt das wohl scheinbar auch nicht mehr. Dem Herrn Sarazzin sollte man doch wohl etwas mehr Glauben schenken als angedacht war. "Deutschland schafft sich ab....". Es tut einfach weh, wenn man so eine Idylle sieht :hot: :hot: :hot: und es wird wohl nicht die letzte Strecke sein die wir zu beklagen haben.
    Gruß aus Berlin

  • Hallo zusammen, schön dass ihr euren Kommentar darunter gegeben habt :)

    Thomas: Ja, einen deftigen Wehmutstropfen "zaubern" solche Bilder glaube ich bei jedem vor, aber wenn man an solche Niedergänge wohl nicht erinnert, vergisst man allzu leicht, wie die Bahn und letztenendes auch der Staat gegen solche Bahnen gerichtet ist. Als Beispiel will ich jetzt mal den Wilden Robert instrumentalisieren, bei ihm soll es niemals so aussehen. Der hat mit der DB zwar jetzt nichts zutun, aber wenn Eisenbahnfreunde traurie Bilder wie diese nicht sehen, gäbe es bestimmt weniger Zusammenhalt und Kampfgeist, um restliche Bahnen wie den Wilden Robert am Leben zu erhalten. So leg ich solche Bildberichte jetzt mal aus. Und mit einem lachenden Auge kann man an die Planzeiten ja auch zurückdenken ;) Ich z.B. habe die Planzeiten nie erlebt, habe aber dennoch Spaß an Aufnahmen aus diesen Zeiten

    @Michael: Danke für die Verlinkung. Im DSO bin ich nie unterwegs, das Forum ist mir zu umfangreich und wenn man die Beiträge der User gegeneinander liest, bekommt man Augenkrebs. Ich konzentrier mich aufs Bimmelbahnforum :wink:

    @SchmalspurbahnBln: Auf keinen Fall wird das die letzte Strecke sein. 1+1=2 zählt schon lange nicht mehr, seit es den korrupten Herren ums Geld geht (wie immer eigentlich) -.-
    Ich frage mich selber auch, wo diese Rückentwicklung des Schienennetzes noch hinführen soll, wenn man daran denkt, dass vo 150 Jahren die ersten Hauptbahnen gebaut wurden und unzählige Nebenbahnen folgten. Wie sehr hat sich jede Stadt und jedes Dorf damals eine Anbindung an die große weite Welt gewünscht?!?!?! Und heute? Heute baut man dieses Netz wieder ab, Dörfer sind nur noch per "Schienenersatzverkehr" zu erreichen und außerdem meckern die Leute rum, das fahren mit Bus und Bahn ist teuer, zeitaufwendig und nervenintensiv! Also kehren wir mit dem Stilllegungskurs genau dahin zurück, wo wir vor 150 Jahren angefangen haben. Insofern schafft sich Deutschland wirklich ab

    Einmal editiert, zuletzt von 99 221 (30. April 2011 um 13:15)

  • Hallo Leute,

    in Euren Antworten steckt Wahrheit, aber auch viel Unsinn.
    Was 100 Jahre okay war, wurde natürlich längst nicht nur in den letzten 20 Jahren abgeschafft.
    Oder habt Ihr von 1960 - 1975 nichts mitbekommen? Etwa Mitte der siebziger Jahre setzte aus den bekannten Gründen eine gewisse Konsolidierung beim Streckennetz der DR ein, was aber z. B. die spätere Stilllegung der Preßnitztalbahn auch nicht verhindert hat.
    Bedingt durch die Grenzziehung hatte die Strecke Saalfeld - Sonneberg eine gewisse Bedeutung für Wirtschaft u. Bevölkerung in diesem Zipfel.
    Wenn ich mich recht erinnere, dann verließ gegen 16.20 ein Personenzug Nordhausen, um gegen Mitternacht in Sonneberg einzutreffen!

    Viele Grüße,

    Holger

  • Hallo 99 221

    Schöner aber leider trauriger Bericht von dieser einstmals schönen Strecke. Kenne diese Strecke selber noch, als es dort noch kräftig Dampfte. Ein guter Freund und Lokführer der auch heute noch aktiv ist war auf dieser Strecke einmal zuhause
    ( hat übrigens das neue Lokpersonal auf 95 027 mit geschult und eingewiesen, auch auf der Rübelandbahn),deshalb auch für mich unverständlich der immer weiter schreitende Stillegungswansinn der DB.
    Das was Holger Dietz schreibt zu diesem Bericht ist für mich absoluter Unsinn !!
    Zitat: Oder habt Ihr von 1960-1975 nichts mitbekommen !!!!
    Ich weiß nicht was diese glaube ich "etwas Dumme Bemerkung von ihm soll"!!!!
    Genau wie 16.20 Uhr ab Nordhausen und dann um Mitternacht in Sonneberg zu sein !!!
    Wo fährt heute ein IC ode ICE pünktlich und das bei ganz anderen Geschwindigkeiten,die ganzen anderen Pannenserie mal weggelassen. Da geht doch schon fast nix mehr.!!!

    Neue Talent Triebwageneinheiten stehen auf Halde nur weil sie nicht zugelassen werden und werden von Vandalen beschmiert und Demoliert ohne auch nur einen KM zufahren. :frust:

    Also was von 1960 - 1975 bei der DR passierte und dann auch bis zum bitteren Ende da glaube ich mehr zu wissen !!! ??? und ich glaube auch da habe ich mehr mitbekommen als wie ein Holger Dietz.
    Ich komme aus einer Reichsbahnerfamilie und die Bahn war immer das Thema, egal wann und wo, ist auch gut so gewesen man war immer informiert.
    Heute spricht man von Börse, baut sinnlose Trassen,Brücken über die nie ein Zug fahren wird weil alles wieder ganz anders ist und das alles wird abgesegnet von Bahnleuten oder Politikern die davon Ahnung haben wie ein ein
    Kohlkopf-Mehlwurm oder auch der neue Kasper vom Dampflok fahren oder vom Bahnbetriebsdiest insgesammt !!! :) :cheers:
    Hier bei mir wurden auch alle Gütergleise im Bahnhof abgerissen bedingt durch den Neubau der Schmalspurstrecke Gernrode - Quedlinburg,aber hätte man nicht einen Teil des Güterbahnhofes lassen können es war genügend Platz ???,nein erstmal weg, auch die ehemaligen neuen Anschlußgleise eines Kohleverladeplatzes, zwei jahre später ist dort ein neuer Schotterverladeplatz entstanden, nur etwas anders :D :frust:
    Heute sieht man dort Interessante Ganzzüge aber Privater Bahnbetreiber. :D
    Es ist ein absolutes Trauerspiel was die DB in diesem Land macht, Fachwissen in Punkto Eisenbahn ist bei den Bossen ein Fremdwort, Geld auf dem eigenen Konto dagen ein Fachbegriff besonders Schmiergelder sind beliebt !!!! :frust:

    ( Wenn ich nur an den Citytunnel in Leipzig denke,oder an einige ICE Neubaustrecken, da wird mir schlecht :frust:)


    52 8017-7 Rbd Berlin Bw Schöneweide als Denkmallok in Kirchmöser bei Brandenburg

    Mit freundlichem Gruß

    Dampf-Didi :wink: :wink: :wink: :wink::smokey: :smokey: :smokey: :smokey: :smokey:

  • Hallo Dampf-Didi,

    ist Dein Name Programm?
    Außer dumme Bemerkungen zu machen, empfehle ich Dir mal alte Fahrpläne zu lesen, falls Du welche besitzt.
    Du scheinst zwischen 1960 u. 1975 wirklich nichts mitbekommen zu haben. Dabei könnte man bei Deinem Alter wirklich davon ausgehen.
    Und das mit dem Zug Nordhausen - Sonneberg habe ich mir nicht ausgedacht.
    Kannst Du Fahrpläne lesen?
    Welcher Parteisekretär hat Dich denn noch in Umlauf gebracht? Ich fasse es ja nicht.

    Bereite Dich das nächste Mal besser vor, wenn Du schon stänkern willst!

    Holger

    Didi, schreib doch mal, wieviele Km Eisenbahnstrecke zwischen 1960 u. 1975 in der DDR stillgelegt wurden. Das kannst Du doch.

    Einmal editiert, zuletzt von Holger Dietz (13. Mai 2011 um 03:48)

  • Hallo Dampf-Didi,

    selbst im Jahresfahrplan 1989/90 findest Du noch den P6923: Nordhausen ab 16.49, Sonneberg an 24.00Uhr.
    Soll ich Dir ein Kursbuch zuschicken? Oder eine Brille?
    Sei bitte in Zukunft vorsichtig mit solche Anfeindungen!!!