Die Gartetalbahn (Göttinger Kleinbahn AG) in einem Spielfilmausschnitt von 1957

  • https://youtube.com/watch/?v=cNUCsaspts0

    Endlich die Erklärung, warum Lok 5 (eine HF110 C) der Gartetalbahn (Göttinger Kleinbahn AG) auf den Farbfotos von Detlev Luckmann immer grüne Farbspuren aufgewiesen hat. Die Lok wurde samt Tender für die Dreharbeiten zum Hans-Albers-Spielfilm "Der tolle Bomberg" provisorisch mit einem grünen Anstrich versehen. Außerdem sind noch reizvolle Streckenszenen und ein paar auch für Modellbahner intressante Details zu sehen.

    Zudem wurde in dem Film sogar ein "Weltrekord" aufgestellt...

    2 Mal editiert, zuletzt von Xango (24. April 2012 um 11:41)

  • Zitat

    Original von Xango

    Endlich die Erklärung, warum Lok 5 (eine HF110 C) der Gartetalbahn (Göttinger Kleinbahn AG) auf den Farbfotos von Detlev Luckmann immer grüne Farbspuren aufgewiesen hat. Die Lok wurde samt Tender für die Dreharbeiten zum Hans-Albers-Spielfilm "Der tolle Bomberg" provisorisch mit einem grünen Anstrich versehen. Außerdem sind noch reizvolle Streckenszenen und ein paar auch für Modellbahner intressante Details zu sehen.

    Zudem wurde in dem Film sogar ein "Weltrekord" aufgestellt...


    Hallo Xango,

    zu genau sollte man als Modellbahner aber nicht hinschauen. Da haben die Kulissenbauer aber ein schönes Wolkenkukuksheim erschaffen.
    Und der "Lokführer" liest die Geschwindigkeit offenbar ab, indem er den Wasserstandsanzeiger öffnet und absperrt. Ob da die Wünschelrute ausschlägt. Mit der HF 110 C 38 km/h, Respekt!!!

    Ich hab mich aber köstlich unterhalten gefühlt.

    @Mansfelder: Den Link schaue ich mir in Ruhe an. Dafür habe ich jetzt leider nicht genug Zeit. Das geht ja über 30 Minuten.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Xango,

    vielen Dank für diesen Filmausschnitt! Bisher wusste ich gar nichts von der Existenz dieser Bahn, geschweige denn der Lok 5. Und dann solche schönen Farb- und Tonaufnahmen!

    Am besten ist die Szene ab 3:35, wo man in den Genuss des unverfälschten HF-110-C-Klanges kommt. Zwar holpert der Takt schon ein bisschen, aber offenbar war die Lok damals noch gut in Schuss (zugegeben, sie war ja gerade mal im Teenager-Alter). Auch auf den Bildern unter dem anderen Link macht sie zumindest äußerlich was her.

    Interessant finde ich, dass die Pufferbohle ähnlich wie bei 99 4651 und 4653 zugeschnitten wurde. Nicht nur, dass die Loks dadurch viel gefälliger wirken - ich nehme an, Vorteile bei Reparaturen an den Zylindern waren der eigentliche Grund dafür. Auch schick ist die Ausrüstung mit Saugluftbremse; ein dezentes Zischen ist doch netter als das ständige Paffen der Luftpumpe, die zudem die Optik der kleinen Maschinen doch arg beeinträchtigt. Aber man kann sich sein Bremssystem eben nicht mehr aussuchen...

    Viele Grüße & vielen Dank fürs Zeigen
    Hendrik

  • Danke für das Interesse! Freut mich, wenn Euch der Filmausschnitt gefällt!

    der Mansfelder
    Als Gartetalbahnfan kenne ich den fantastischen Film von Detlev Luckmann natürlich auch und natürlich ist der sensationel. Auf den tollen Bomberg bin ich nur gekommen, weil gerade auf den Luckmannbildern die Lok 5 immer so einen leichten grünen Schimmer hatte. Und da ich die Lok im Modell in 0e nachbauen will, habe ich mich gefragt woher das denn kommt. Ich habe an Wasserkasten und Tender übrigens sogar schon an Vermoosung geglaubt. :B Bloß dann auch noch am Dampfdom? Der Film ist auf jeden Fall die Lösung des Rätsels.

    Dampfachim
    Ja, der Film ist schon irre. Und natürlich sollte man als Modellbahner nicht unbedingt die Tütenschornstein oder das Kulissensignal nachbilden. 40 Kilometer Stundengeschwindigkeit bei dem Zustand des Oberbaus der Gartetalbahn so kurz vor Torschluß ist wahrlich nicht übel. Zumal die auch noch bergauf gefahren sind. Denn der Tender Zeit immer Richtung Göttingen.
    Herrlich ist auch, daß der Lokführer mal auf der Heizerseite, mal auf der richtigen Seite stand.
    Ich überlege aber, auf der Wöllmarshäuser Holzunterführung nicht ein Preiserlein zu Pferde als tollen Bomberg zu postieren.

    @ 99 4652
    Ja, der Sound ist klasse. Das die HF 110 Cs so verschieden sind, war mir gar nicht bewußt. Ich muß da mal die einzelnen Loks vergleichen. Der Kleinserienhersteller des 0e-Bausatzes Henke stellt aber den Bausatz soweit möglich nach dem tatsächlichen Vorbild mit den richtigen Details zusammen.

    Das die Gartetalbahn mit Saufluftbremsen ausgestattet war, war mir zwar bewußt. Aber das sich die Lok damit von anderen unterscheidet war mir noch gar nicht klar. Ich fürchte da hat dann auch der "Brüllwürfel" vom Zimo (wohl nach österreichischen Vorbildaufnahmen) bestimmt den falschen Sound. Wobei das Paffen der Luftpumpe persönlich mein liebstes Dampflokgeräusch ist. :spos:

    Ich finde es überraschend, daß Du die Lok in einem guten Zustand siehst. Ich habe ja keinen Vergleich. Finde die Lok aber schon etwas heruntergekommen. Vom Puffer vorne fehlt die untere Hälfte. Der Kuhfänger ist verbogen, die Zylinder weisen Rostspuren auf und dann halt die grünen Farbreste.

    Xango

  • Moin Xango!

    Dass da die Hälfte vom Puffer fehlt, würde ich nicht als Schaden betrachten.

    Andere HF110c oder ähnliche Schmalspurdampfloks haben auch solche oder ähnlich verschnittene Puffer gehabt. Kann gerade kein gescheites Beispiel nennen...

    Ich würde es darauf zurückführen, dass die Bahn, wie sie von Lenz erschaffen wurde, viele Waggons der Görlitzer Wagenschmiede unterhielt. Diese haben ja einen bekanntlich recht kleinen und "hochsitzenden" Puffer gehabt. Bevor der Lokpuffer also von einem höhersitzenden Puffer "umgeknickt" wird, sägt man die Hälfte einfach ab.
    http://img33.imageshack.us/img33/1159/eb082.jpg

    Ich selber möchte die Lok in H0e nachbauen. Dann aber gleich mit Verdampfer und Sound im Tender. Ein etwa gleichschweres Unterfangen, wwelches aber möglich sein sollte.

    Neben einer zweiten HF110c gab es auch noch eine En2t+t-Maschine, für welche die AQUARIUS C den Prototyp darstellte. (Kommt auch in H0e...irgendwann)

    Beachtlich ist auch, dass die beiden 110c´s angeblich Heißdampf gewesen sein sollen.
    Ich kann dies anhand der Bilder nicht festestellen, da mir entfallen ist, woran man das erkennt :frust:.

    Aber der für mich schönste Aspekt ist, dass es somit eine Gegenüberstellung von einer Kombination aus HF110c und görlitzer Personenwagen im Osten (Rügen) sowie bei der Gartetalbahn gab.


    Liebe Grüße, Konstantin.

  • Hallo Xango,

    nun ja, dass die Lok wie fabrikneu aussieht (wie bei vielen Schmalspurbahnen heute üblich, siehe z. B. RüBB), kann man nun wirklich nicht erwarten. Mit dem Puffer hat Konstantin sicher recht, denn ein Foto vom Himmelfahrtstag 1957 zeigt, dass auch am Tender "nur" solch ein halber Puffer angebracht war. Der verbogene "Kuhfänger" (das ist für mich eher dieses hässliche amerikanische Teil, bleiben wir mal lieber beim Bahnräumer ;) ) ist in meinen Augen auch kein gravierender Fehler. Entscheidend ist er ja über den Schienen, und dort reicht er ausreichend tief hinunter. Vielleicht wollte man Kleintieren eine Überlebenschance einräumen und hat ihn deshalb in der Mitte etwas nach oben gebogen... :B Und das bisschen Rost an den Zylindern ist bei einer Bahn, die kurz vor der Betriebseinstellung steht, auch nicht verwerflich. Wie gesagt, so ganz rund läuft die Lok ja auch nicht mehr.

    Sagen wir also, der Zustand der Lok 5 war unter Berücksichtigung der Umstände gut. Zumindest die Pufferbohle, das "Aushängeschild" der Lok, wurde schön geputzt und auch beim Anfahren scheint die Lok noch gut in Schuss. Andererseits wurden angeblich im Jahre 1958 nach fast einjähriger Standzeit an ihr Schäden in Höhe von 20.000 DM festgestellt, die ihr das jähe Ende bescherten.

    Ein Wort noch zur Saugluftbremse: Der Körting-Luftsauger, der auf dem Bild unter Konstantins Link an der Führerhausvorderwand zu erkennen ist, gibt nur ein beruhigendes, hauchendes Zischen von sich. Ursprünglich waren die Loks ja nur mit Wurfhebel- und Dampfbremse ausgerüstet; ich glaube, so sind sie auch in Österreich im Einsatz gewesen (so war es bis zum Ende auch auf Rügen). Allerdings hatte die "Nicki-S" bei ihren späteren Österreich-Einsätzen schon eine Druckluftbremse. Wenn die Aufnahmen aus Österreich stammen, so vermutlich von dieser Lok.

    @Konstantin: Das mit dem Heißdampf hat mich auch gewundert. Ich wüsste nicht, woran man das ohne Weiteres von außen erkennen könnte. Auch die En2t+T soll ja eine Heißdampflok gewesen sein, ich halte das allerdings für unwahrscheinlich. Lohnt sich so ein Umbau überhaupt?

    Ich finde auch, HF 110 C und Görlitzer Personenwagen passen sehr gut zueinander. Beide sind jeweils eher zierliche Vertreter ihrer Gattungen. :)


    Viele Grüße
    Hendrik

  • Hallo an alle,

    da die HF 110 C Kolbenschieber schon ab Werk besitzt, ist von außen eigentlich überhaupt nicht zu erkennen, ob es sich um eine Naß- oder Heißdampflok handelt.

    Einzig der Umstand, daß eine ( andere ) Lok Flachschieber hat, schließt den Einsatz als Heißdampflok nahezu aus, weil die Flachschieber auf die höheren Dampftemperaturen mit Verbiegungen und damit mit Undichtigkeiten quittieren würden. Das ist bekanntlich im Falle der HF 110 C nicht von Belang.

    Die Bauteile, auf die es ankommt, befinden sich allesamt im Inneren der Rauchkammer und im Kessel. Da die originale Rauchkammer der HF 110 C für einen Dampfsammelkasten aber ziemlich eng ist, müsste man die Rauchkammer verlängern und den Schornstein nach vorn versetzen. Das ist leider nicht so gut zu erkennen. Ich müsste mir die mir zugänglichen Aufnahmen ( auch aus früheren Seidensticker - Publikationen ) mal etwas genauer anschauen.

    Rost am Zylinder ist nicht weiter ungewöhnlich und tritt schon mal auf. Das kann sogar bei allen Loks vorkommen und deutet nicht auf eine baldige Abstellung hin. Es kommt eben immer darauf an, wie gut die Pflege ist.
    Einen brauen Schimmer kann die Zylinderpartie aber auch bekommen, wenn eine Lok einige Tage kalt gestanden hat und Flugrost im Inneren der Zylinder und Einströmrohre beim ersten Anfahren ausgeblasen werden. Die braune Brühe trocknet dann irgendwo fest und sieht auf den ersten Blick aus, wie frischer Oberflächenrost. Schlechte Schiebereinstellungen sind ebenso kein Hinweis auf eine Abstellung. Die Dinger können sich sehr leicht verstellen und die Regulierung verändert sich auch in Folge des Betriebsverschleißes. Das lässt sich bei den planmäßigen Instandhaltungszyklen problemlos wieder in Ordnung bringen.

    Die Pufferbohle entspricht der Originalausführung. Alle HF 110 C wurden ab Werk mit der breiten Schürze geliefert, die dann kleine Deckel zum Ausbau der Schieber hatte. Das hatte im HF-Einsatz den Vorteil, daß die Loks bei den sicher häufiger vorkemmenden Entgleisungen nicht umkippten.
    Außerdem wurden die Zylinder besser geschützt.
    99 4651 und 99 4653 behielten diese Originalausführung bis zu ihrer Ausmusterung und auch Nicki S. ( ÖBB 798-101 ) kam so nach Deutschland.

    Das Raw Görlitz schnitt aber die Schürzen der 99 4652 schon frühzeitig schmal, um die Zugänglichkeit zu Zylindern und Schiebern zu verbessern. So kam die Lok dann auch auf Rügen zum Einsatz und gelangte 1974 so zur DKBM.
    Walter Seidensticker ließ die Pufferbohle dann auch bei der Nicki S. so zuschneiden, so daß sie 1984 in dieser Ausführung ins Jagsttal kam, mit Druckluftbremse!

    Auch die Francesca S. ( ex Bielefeld ) wurde so verändert.


    Die E-Kuppler wurden bekanntlich als Naßdampflok geliefert. Aquarius C ist es ja heute noch.
    Ein Umbau der Gartetalbahnlok auf Heißdampf ist aber auch hier möglich.

    Der Umbau einer Naßdampf- in eine Heißdampflok ist in diesen Fällen gar nicht so kompliziert, weil die Zylinder natürlich unverändert bleiben können.
    Zwei neue Rohrwände, ein neuer Rohrsatz, Überhitzersatz, Dampfsammelkasten und veränderte Einströhmrohre, Dann ein Ring zwischen Rauchkammertürring und Rauchkammermantel zur Verlängerung derselben eingeschweißt, die Schornsteinöffnung verschlossen und neu eingebracht und natürlich auch die Veränderung der Ausströhmrohre und des Blasrohrs im Hinblick auf den nach vorn gerutschten Schornstein.
    Das ist alles kein Hexenwerk und von einer Fachwerkstätte ohne weiteres zu überschaubaren Konditionen machbar.

    Im Hinblick auf die verminderten Ausgaben für Kohle und Wasser und den dadurch sicher auch geringeren Anfall von Schlacke und Asche ( Entsorgungskosten ) , dürfte sich dieser Umbau bei nahezu täglich eingesetzten Dampfloks in relativ kurzer Zeit amortisiert haben.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    danke für Deine lehrreichen Ausführungen zu Nass- und Heißdampfloks. Das wäre ja wirklich interessant, wenn die Loks tatsächlich umgebaut wurden. Zumindest einen neuen Schornstein hat die Lok 5 offenbar erhalten. Vielleicht war's auch vorher einfach nur ein Kobelschornstein.

    In einem Punkt muss ich Dich allerdings korrigieren:

    Zitat

    Original von dampfachim
    Die Pufferbohle entspricht der Originalausführung. [...]
    99 4651 und 99 4653 behielten diese Originalausführung bis zu ihrer Ausmusterung und auch Nicki S. ( ÖBB 798-101 ) kam so nach Deutschland.


    Das stimmt so nicht. Wie man sieht, wurde die Bohle der Lok 5 im Bereich der Zylinder zugeschnitten. Die Originalausführung ist ja ein reines, leicht abgerundetes Rechteck, wie tatsächlich anfangs bei der "Nicki-S" und auch heute noch z. B. an den HF 110 C des Frankfurter Feldbahnmuseums.

    Doch auch die Pufferbohlen von 99 4651 und 4653 wurden später zugeschnitten, und zwar ziemlich ähnlich wie bei Lok 5, nur dass die Deckel für den Schieberausbau ebenfalls wegfielen. Das muss schon recht früh in ihrer Rügener Zeit geschehen sein. Ein anschaulicher Beweis findet sich in *diesem Beitrag* von Ludger Kenning auf DSO.

    Viele Grüße
    Hendrik