Schmalspurdampf in Bosnien (m23B)

  • In der letzten Oktoberwoche besuchte ich mit einer Reisegruppe eine Bimmelbahn ganz besonderer Art. Bimmelbahn ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck, denn es handelt sich um eine zweigleisige Schmalspurbahn zur Kohleabfuhr. Die Bahn liegt in Bosnien und verbindet den Tagebau von Banovici mit der Verladestation in Oskava.

    Ein Termin Ende Oktober ist für Dampftouren immer irgendwie ein Spagat. Auf der einen Seite hat die Laubfärbung ihren Höhepunkt, die schon kühlere Luft begünstigt die Dampfentwicklung und lässt ausdrucksstarke Bilder erwarten, auf der anderen Seite besteht ein erhebliches Nebelrisiko, gerade in Flusstälern.

    Zwei Sonderzugpaare mit Dampf waren angesagt, eines am Vormittag, eines am Nachmittag.
    Immerhin konnten wir ausschlafen und ausgiebig frühstücken, da es erst um 9.00 los gehen sollte. 83 159 rangierte vor einen leeren Kohlezug und die Fahrt begann. Für unsere Reisegruppe wurde ein geschlossener Güterwagen mitgeführt.

    Die ersten Aufnahmen fanden im Nebel statt, hatten im bunten Laub aber durchaus ihren Reiz.

    In der Hoffnung auf Lichtung des Nebels wurde an der Werkstatt in Banovici ein einstündiger Halt eingelegt.

    Es konnte die dortige Werkstatt besichtigt werden und die für den morgigen Tag vorgesehene Lok 5599, die hier für das Waldbahnprojekt schon aufgearbeitet wurde.

    Nur sehr zäh begann sich der Nebel aufzulösen. Bei Grivinitze lag immer noch Dunst im Tal

    Erst am Endpunkt der Strecke, an der Verladeanlage hatte sich die Sonne durchgesetzt. Oberhalb von 83-159 sehen wir den großen Kipplaster, der die Kohle aus dem Tagebau zur Verladeanlage bringt.

    83-159 setzt vor zur Verladung.

    Paradoxerweise nehmen wir den leeren Zug wieder mit zurück nach Oskava. Dass liegt daran, dass die Kohle in fest zusammen gekuppelten Zugeinheiten abgefahren wird.

    In Oskava hat die Minengesellschaft für uns die Kantine zur Verfügung gestellt. Hier wird ein üppiges Mittagessen eingenommen, ehe uns ein doppelbespannter Zug hinauf zum Endpunkt bringen wird.

    83-159 aalt sich noch in der Mittagssonne

    Die Skoda Lok 25-30 fährt heute nachmittag auch mit


    Nun das Ganze noch mal mit Sonne. 83-159 vor 25-30 und dem Leerzug

    kurz vor Banovici

    An der Verladung in Banovici

    Mit Blick auf die Moschee

    vor Grivinice

    An der Verladeanlage in Grivinice

    Am Endpunkt setzen die Loks in herrlichem Abendlicht wieder um

    Die Rückfahrt erfolgt ohne Halt

    Am Abend werden alle 3 Loks unter Dampf für Nachtaufnahmen in Positur rangiert.

    Der nächste Tag sollte uns eine Fahrt mit dem schon aufgearbeiteten Waldbahnzug bringen.

    bis dahin

    Euer Pängelanton

    Einmal editiert, zuletzt von Pängelanton (14. November 2012 um 21:48)

  • Hallo Ulrich,

    ganz toll und hochinteressant. Ich hoffe doch stark, daß Du uns die weiteren Fotos auch nicht vorenthältst. Auch die etwas nebligen Fotos am Anfang haben für mich eine ganz hervorragende Aussage, die wunderschön zur etwas grauen Industriebahn paßt.

    Eine Frage habe ich aber schon zu diesen Fotos.
    Du zeigst die Lok 55-99. Das scheint ein D-Kuppler zu sein. Ist diese Lok mit den rumänischen Resita D-Kupplern verwandt? Abgesehen von den höheren Domen scheint die Lok den rumänischen Waldbahnloks sehr ähnlich.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Zitat

    [i]

    Eine Frage habe ich aber schon zu diesen Fotos.
    Du zeigst die Lok 55-99. Das scheint ein D-Kuppler zu sein. Ist diese Lok mit den rumänischen Resita D-Kupplern verwandt? Abgesehen von den höheren Domen scheint die Lok den rumänischen Waldbahnloks sehr ähnlich.

    Hallo,

    Ulrich hat den Beitrag auch bei DSO gepostet. Dort entwickelt sich eine kleine Diskussion zur "Waldbahnlok".
    http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?30,6149393

    Hier gibt es Informationen:
    http://www.erlebnisbahn.at/erben/mav490.htm

    Gruß Frank

  • Tach Achim,

    55-99 = Resita ? Spannende Frage! ... nein, nicht ganz, aber genau genommen ja.

    55-99 ist eine ungarische Lok vom Typ 70 Baujahr 1947.
    Die erste Lok dieser Serie entstand bereits 1906 bei der Maschinenfabrik der Königlichen Ungarischen Staatseisenbahnen. 55-99 ist aus der letzten Serie dieser Type, die bis 1950 bei der Maschinenfabrik der Ungarischen Staatsbahnen gebaut wurde.
    In den 44 Jahren entstanden 158 Loks vom Typ 70

    Da Rumänien aber weitere dieser zuverlässigen Schmalspurloks mit wenig Achslast brauchte, baute das Stahlwerk in Resita ab 1951 in Rumänien die Maschinen vom Typ 70 nach. Bis 1958 entstanden dort noch einmal 120 Loks dieser Baureihe.
    Das sind eigentlich nur die Resita-Loks.

    Ab 1984 wurden in Rumänischen Wäldern noch einmal neue Dampfloks gebraucht. Jetzt war es die "Treckerfabrik" Reghin in Rumänien, die noch einmal 12 Loks nach gleichen Plänen baute, die letzte Lok erst 1988.

    In der Leistungsklasse ist die Loktype etwa vergleichbar mit der 99 4644.

    Gruß Heiko

    2 Mal editiert, zuletzt von 470.60 (15. November 2012 um 11:08)

  • Hallo Heiko,

    die Ähnlichkeit war schon fast unverkennbar.
    Weil der Link bei Frank auch nur zu den ungarischen Exemplaren führt, habe ich inzwischen auch schon mal nach den Resita 764 gegoogelt. Eine steht ja sogar in Putbus.

    Ist es richtig, daß Ludger Guttwein zwei Reghin nach Deutschland geholt hat?

    Einen großen Unterschied zwischen der 764 und der 99 4644 gibt es aber. Die 99 4644 hat eine Zulassung in Deutschland und das hat Hermann Schöntag im Falle seiner 764-431 nicht bedacht, denn die Loks dieses Typs haben bis heute in Deutschland keine Bauartzulassung.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Zitat

    Original von dampfachim

    Einen großen Unterschied zwischen der 764 und der 99 4644 gibt es aber. Die 99 4644 hat eine Zulassung in Deutschland und das hat Hermann Schöntag im Falle seiner 764-431 nicht bedacht, denn die Loks dieses Typs haben bis heute in Deutschland keine Bauartzulassung.

    ... was man nicht unbedingt verstehen muss., schließlich gab es schon eine Bauartzulassung.
    Mit 99 2563 war schließlich bis 1955 in Mügeln bei Oschatz eine dieser (originalen) Lokomotiven in Deutschland beheimatet und in Betrieb. ...

    Es grüßt Heiko

  • Hallo,

    also grundprinzipiell halte ich beim Herrn Guttwein ja alles für möglich, grade nachdem Auftauchen der beiden russischen AM-1 Triebwagen, aber an sich sind nur die folgenden 3 "Resitas" in Deutschland bekannt:

    -764.376 im Feldbahn Museum 500 e.V. Nürnberg

    -764.431 auf Rügen

    -764.449 im Bahnpark Augsburg

    Ich lass mich da aber gerne belehren wenn ich eine vergessen hab.

  • Zitat

    Original von 470.60

    ... was man nicht unbedingt verstehen muss., schließlich gab es schon eine Bauartzulassung.
    Mit 99 2563 war schließlich bis 1955 in Mügeln bei Oschatz eine dieser (originalen) Lokomotiven in Deutschland beheimatet und in Betrieb. ...

    Es grüßt Heiko

    Hallo Heiko,

    diese Lok sagt mir gar nichts. War das eine ungarische? Die Rumänen haben doch sicherlich nicht nach Deutschland geliefert. In sofern mag es da durchaus Unterschiede geben.

    Ist ja inzwischen auch egal. Hermann Schöntag hat sich nie um sein Hab und Gut gekümmert und sicher auch aktuell etwas anderes zu tun.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • 99 2563 ist eine von den Fremdloks die nach 1945 in Mügeln vor sich hin rosteten. Also laut dem alten hellgrünen Bufe-Heft hiess sie wohl mal 490-956 und ein Einsatz ist wohl mehr als fraglich. Keine Ahnung in wie fern das noch der aktuelle Stand der Forschung ist.