Besuch im Bahnhof Asbach/Westerwald

  • Von 1892 bis 1956 (oder 1959 ?) war der kleine Ort im Westerwald mit der 785-mm-spurigen Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) erreichbar. Das Bahnhofsgebäude und der Lokschuppen blieben auch nach der Stillegung der Bahn erhalten und wurden als Bauhof und Wohngebäude genutzt.

    Im Jahre 2000 konnten die Eisenbahnfreunde Wolfgang Clössner und Carsten Gußmann in Asbach mit dem Aufbau eines kleinen Eisenbahnmuseums beginnen. Dazu wurde mit Hilfe der Ortsgemeinde der Lokschuppen restauriert. Mit der mächtigen von Jung 1944 gebauten Lok 53 (1'D1'h2t) zog eine authentische Lok der RSE wieder in den Lokschuppen ein. Dazu gesellte sich als Rangierlok eine 1957 von LKM gebaute Diesellok vom Typ Ns3.

    Im Laufe der Jahre wurde eine kurze 785-mm-spurige Gleisanlage aufgebaut. Für die notwendige "Bespielung" des Geländes sorgt eine Mini-Dampfbahn, die bei den sonntäglichen Betriebstagen gerade die Kinder anzieht.

    Nach langen Verhandlungen konnte die Ortsgemeinde im Jahre 2011 auch das Bahnhofsgebäude erwerben, dass aktuell umgebaut wird. Es soll im Erdgeschoß ein Museum zur Geschichte der RSE beherbergen. Die erste Etage wurde behindertengerecht ausgebaut und dient jetzt Wolfgang Clössner als Wohnung.

    Im Rahmen der Möglichkeiten soll die 785-mm-spurige Gleisanlage noch etwas ausgebaut werden, dabei soll auch der alte Güterschuppen integriert werden.

    Die ganze Anlage dürfte in dieser Form für die westlichen Bundesländer einmalig sein. In Sachsen fällt mir als vergleichbare Anlage nur das Schmalspurbahnmuseum in Rittersgrün ein. Wobei es da doch gewaltige Unterschiede gibt. Vielleicht passt auch Carlsfeld.

    Kommen wir jetzt zu den Fotos:


    Dieses Bild zeigt sehr schön die komplette Gleisanlage plus die beiden Triebfahrzeuge. Die Gleisanlagen der Mini-Dampfbahn sind ebenfalls sehr gut erkennbar.


    Die 1944 von Jung gebaute Lok 53 ist sehr beeindruckend.


    Dieses Foto zeigt das in der Restaurierung befindliche Bahnhofsgebäude. Der Güterwagen stammt von einer Zuckerfabrik aus Polen, passt aber sehr gut zum Thema RSE.


    So sieht der Lokschuppen von innen aus. An den Wänden gibt es eine provisorische Bildausstellung zur Geschichte der RSE.


    Eine Rarität in Deutschland dürfte diese 785-mm-spurige Weiche sein. Sie wurde recht mühsam aus einer 1435-mm-spurigen Weiche umgebaut. Rechts im Hintergrund sieht man übrigens den Güterschuppen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Joerg Seidel (17. April 2013 um 18:11)

  • Besten Dank für diesen sehr lesenswerten Beitrag. Genau so stelle ich mir ein empfehlenswertes Schmalspurforum vor. Kurz, informativ und abwechslungsreich.
    Da bedarf es keiner ewig langen Beiträge um ein und die selbe Strecke mit den immer wieder gleichen Fahrzeugen oder einer Fotosammlung regelspuriger Loks "hinterm Tellerrand"...

  • Admin: Der Beitragsinhalt wurde vom Autor gelöscht

    Einmal editiert, zuletzt von Björn Bollmann (10. Januar 2015 um 15:53)

  • Das Gelände würde sicherlich noch Platz für interessante Gleisanlagen bieten. Die Ausfahrt zur alten Strecke nach Bennau Berg ist allerdings überbaut worden. Es führt aber ein sehr breites, unbebautes Bachstück genau an diesem Bereich vorbei. Die "Überlandtrasse" Richtung Bennau Berg existiert noch als Rad- und Fußweg, darunter befindet sich aber ein Kanal. D.h. hier müsste eine Lösung für die Gleise gefunden werden.

    Die Frage ist nur, ob die beiden Initiatoren (und die Gemeinde) überhaupt Interesse an so einer Erweiterung haben. Aktuell wollen sie sich in Polen um eine weitere 785 mm-spurige Weiche bemühen, um den Güterschuppen anzubinden.

    Das Hauptinteresse gilt m.E. der Mini-Dampfbahn. Diese Bahn kommt auch bei der örtlichen Bevölkerung sehr gut an.

  • Hallo,

    eine sehr interessante Lok!

    Gibt es noch Wagenkästen als Gartenlauben, die noch zu bergen sind?

    Grüße

    Stromabnehmer

    ...die Thüringerwaldbahn - die besondere Bahn auf schmaler Spur!

  • Zunächst einmal vielen Dank für das große Interesse an diesem Beitrag.

    Kurz noch ein paar Infos zur RSE. Sie gilt als die älteste öffentliche Schmalspurbahn Deutschlands. 1863 wurde die Lokbetrieb eröffnet. Die Bahn würde dieses Jahr 150 Jahre alt.

    Die Spurweite von 785 mm entspricht 2 1/2 rheinischen Fuß.

    Das 785-mm-spurige Pendant gab es im damals ebenfalls preußischen Oberschlesien. Das ist die heute polnische Bahn in Beuthen.

    Die RSE gehörte später der Basalt AG in Linz/Rhein und war hauptsächlich mit der Abfuhr von Basaltsteinen an den Rhein beschäftigt. Sie war zum Schluss m.E. eine Art Werkbahn, wobei der Personenverkehr eigentlich schon vor dem Krieg mit Bussen abgewickelt wurde.

    Von den Dampfloks hat m.W. nur die Lok 53 überlebt. Drei O&K-Dieselloks gingen nach der Stillegung im Jahre 1967 nach Österreich und wurden dort auf 760-mm-Spur umgespurt. Diese Loks existieren noch bei der Zillertalbahn und Murtalbahn. Eine weitere Diesellok, eine umgebaute Diema-Lok, steht heute in St. Augustin als Denkmal.

    Zwei Trieb- und zwei Beiwagen gelangten zur Jagsttalbahn und sind dort noch irgendwie erhalten. Sie können auch nicht nach Asbach umgesetzt werden, da sie in Baden-Württemberg unter Denkmalschutz stehen. Möglich wäre, so wurde es mir von Jagsttalbahnern erzählt, höchstens ein halbjährlicher Gastaufenthalt. Dann muss alles wieder zurück hinter der Landesgrenze von Baden-Württemberg sein.

    An die Zillertalbahn gingen auch die Rollwagen der RSE. Der in Asbach befindliche Rollwagen stammt von der Zillertalbahn, aber nicht von der RSE. Ob es bei der Zillertalbahn noch RSE-Rollwagen gibt entzieht sich meiner Kenntnis.

    Bei der Mansfelder Bergwerksbahn müsste es eigentlich noch vierachsige Selbstentladewagen von O&K geben, die mit Wagen der RSE zumindest optisch identisch sind. Solche Wagen hingen bis zum Schluss auch hinter der Lok 53.