Große Kilometer auf schmaler Spur

  • Hallo Bimmelbahner

    Inspiriert durch die recht hohen Werte auf den Kilometersteinen der rund 25 km langen Strecke des "Rasenden Rolands" öffne ich eigenen Beitragspfad zum Thema. Vielleicht lassen sich auf diese Weise ein paar besondere Stellen ermitteln, nicht nur auf Rügen, die direkt vom Bau durchgehend langer Schmalspurstrecken oder anderweitig von viel Schmalspurbahn (-kilometern) zeugen.

    Allgemein wurde doch die erste Schwelle mit dem Kilometer 0,0 versehen und dann weitergebaut und kilometriert!?

    Gruß Ballberg

    PS: Weil mein Fotovorrat noch recht klein ist fange ich einfach mal so an und bin schon ganz gespannt auf das erste Bild.

  • Hallo Ballberg,

    Zitat

    Allgemein wurde doch die erste Schwelle mit dem Kilometer 0,0 versehen und dann weitergebaut und kilometriert!?

    Manchmal machte sich aber auch eine negative Kilometrierung notwendig.
    Bsp: die WCd- Linie, in Wilkau-Haßlau wurde nach dem dem Bahnhofsneubau um 1890??? die Strecke vor
    den "Nullpunkt" verlängert und so ergab sich eine negative Kilometrierung um ca. 300m.
    Die Linie nach Carlsfeld hatte in Sachsen den Stein mit der wohl höchsten Zahl, da sie die längste war.
    Immerhin knapp 42km betrug die Ausdehnung zu ihren besten Zeiten.

    VG
    Norman


  • Hallo Norman,

    ich muss Dir leider widersprechen.

    Der Hektometerstein mit dem höchsten jemals bei einer sächsischen Schmalspurbahn gesetzten Wert dürfte sich in Gärtitz (später Döbeln-Gärtitz) befunden haben. Schließlich ist die WG-Linie Wilsdruff - Gärtitz mit 51,8 km die tatsächlich längste jemals gebaute sächsische Schmalspurbahn.

    Wer mir nicht glauben mag, der kann einmal die noch vorhandene Rampe vor der Gärtitzer Kreuzungsbrücke (Kreuzung mit Linie RC, Riesa - Chemnitz) auf eventuell noch vorhandene Hektometersteine untersuchen. Ggf. findet man mit viel Glück noch einen Stein im Bereich der Gärtitzer Straßenüberführung.

    Viele Grüße
    Alex

  • Hallo,

    ich biete km 60,5 bei der HSB im Bahnhof Wernigerode Hauptbahnhof. Die Zählung der Kilometer beginnt übrigens genau genommen bereits unter dem Bahnhofsgebäude in Nordhausen Nord, die NWE hatte da seinerzeit etwas getrickst.

    Erst hatte ich noch vorsichtig die OEG im Verdacht, dort scheint aber unterwegs öfter die Zählung neu zu beginnen.

    Gruß Michael

    26305-signatur-def-jpg

  • Glück auf,

    wenn ich mich nicht irre, war es bei der NWE damals Absicht, um auf eine "runde" km-Zahl zu kommen.

    Grüße,
    die Aufsicht

  • Zitat

    Original von Ballberg

    Allgemein wurde doch die erste Schwelle mit dem Kilometer 0,0 versehen und dann weitergebaut und kilometriert!?


    Hallo Ballberg,

    genau das trifft ja auch auf die diese Diskussion auslösende Strecke Altefähr - Putbus - Göhren nicht zu.

    Die erste Schwelle, von der aus dann sozusagen weitergebaut und kilometriert wurde, liegt in Putbus, also so ungefähr am heutigen Kilometer 35,3. Ich sage ganz bewusst ungefähr, weil ja wohl kaum noch nachvollziehbar ist, wo damals tatsächlich die erste Schwelle lag. ;)

    Der erste Streckenabschnitt der Rü.K.B. war die Strecke Putbus - Binz, eröffnet am 21.7.1895. Alle weiteren Abschnitte folgten dann bis 13.10.1899 (Sellin - Göhren)

    Somit müssten wir den Nullpunkt nach Deiner Theorie also in Putbus finden und jeweils in Richtung Altefähr und Göhren eine eigene Kilometrierung haben. Das wäre sicher logisch gewesen, aber so wurde es eben nicht gemacht.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo in die Runde,

    zwischenzeitlich sind nun schon einige aufschlussreiche Antworten zusammen gekommen!

    Negative Kilometer erscheinen selten, selbst bei Hauptbahnen. Gibt es diese Herangehensweise also auch auf schmaler Spur. Gewisse Gefahren bergen doppelte Kilometrierungen, weil ein falscher Bezugspunkt schnell zu Fehlern führt. Vermutlich birgt ein Minusstrich schon ein gewisses Potenzial bei seinem Erblassen und wird eben entsprechend selten genutzt.

    Die genannten 60,5 km auf der Harzquerbahn stellen jetzt den Höchstwert der Kilometer dar, weil die Selketalbahn ein eigenes Netz mit eigenen Kilometersteinen besitzt. Die 60,5 werden vom Rasenden Roland aber letztendlich nur um einen Kilometer verfehlt.

    In Putbus handelt es sich wohl um eine gewisse Ausnahme von der "Regel". Man hat vermutlich schon vorher die Strecke geplant und den, sagen wir mal, Planungskilometer konsequenterweise an den Anfang der Strecke gelegt. Im Prinzip ähnlich dem Bau langer Tunnel heutzutage, bei denen auch von der Mitte aus gearbeitet wird und die Kilometrierung aber am Anfang der Strecke beginnt.

    Auf der Homepage der RüBB kann die Baugeschichte gut nachvollzogen werden, so wie sie Dampachim bereits beschrieben hat.

    Aber das ist das Schöne am gemeinsamen diskutieren, man erfährt neue Aspekte. Und da war das gesamte Eisenbahnwesen bisher stets sehr ergiebig, was bei 175 Entwicklungsgeschichte kein Wunder ist.
    :)

    Gruß Ballberg

  • Ein eigenes Bild habe ich nicht, aber der zahlenwertig höchste Kilometerstein einer deutschen Schmalspurstrecke dürfte der Stein der bis 1914 eröffneten meterspurigen Tanganjikabahn im Bahnhof Kigoma mit 1254,4km sein.

  • Hallo zusammen,
    Da ja hier nicht explizit nach Deutscher Kilometrierung gefragt wurde habe ich schnell zwei "Kilometersteine" von andern Kontinenten hervorgesucht.

    Das erste Bild zeigt das Stationsschild von Avontuur in Südafrika. Rechts ist theoretisch die Kilometerangabe von umgerechnet 285km (von Port Elizabeth) zu lesen.
    Und das alles auf 610mm Spur!


    Das zweite Bild zeigt (wahrscheinlich) den Milepost 332 (Kilometer 515 ab Denver) an der Cumbres & Toltec Scenic Rairoad. Weiter westlich gibt es sicher auch noch solche Mileposts, ich habe aber auf meinen Bildern keine gefunden - auch nicht bei der Durango & Silverton.

    Viele Grüsse,
    Urias

  • Hallo,

    international findet man sicher enorme Längen von Schmalspurstrecken. Ich denke z. B. an das Meterspurnetz von Bolivien, Chile, Argentinien, Brasilien oder an Südost-Asien. An Hanoi - Saigon in Vietnam, oder Bangkok - Singapur usw.

    Das würde, nach meinem Empfinden, hier den Rahmen sprengen. In der Betrachtung, der uns naheliegenden Strecken, sollten wir uns in diesem Thread auf Schmalspurstrecken im heutigen Deutschland, oder im Deutschen Reich in den Grenzen von 1914, als ja die meisten Schmalspurbahnen gebaut wurden, beschränken.

    Eine gesonderte Diskussion, über die weltweit längsten Schmalspurstrecken, wäre natürlich auch mal interessant.

    Da hier die Kilometersteine auf Rügen Auslöser der Diskussion waren:
    Mit der Eröffnung des Rügendammes 1936, wurde der Bhf. Altefähr verlegt. Dadurch wurde auch die Strecke Altefähr - Putbus ca. 200m kürzer.
    Beziehen sich die heutigen Kilometersteine auf diese Veränderung? Wurde die Kilometrierung überhaupt jemals korrigiert?
    Befindet sich der Nullpunkt der heutigen Kilometrierung vor dem "neuen" EG Altefähr?
    Aber wenn Putbus der Nullpunkt war, dann war es sicher unerheblich, wenn der "Westzweig" plötzlich 200m kürzer war.

    Viele Grüße aus Mahlsdorf a. d. Ostbahn

    Holger

    Einmal editiert, zuletzt von Holger Dietz (30. August 2014 um 21:20)